Beitragvon Michael Maschke » 17. Oktober 2003, 12:06
Hallo,
endlich ist die neue Spielbox da und ich habe sie (wie immer) an einem Tag verschlungen.
Mit großem Interesse habe ich u.a. die Diskussionen um die Notengebung in der Spielbox auf Seite 72 gelesen. Ohne die Diskussion um das Eurogames Spiel Mare Nostrum wieder aufleben zu lassen sind mir doch einige Dinge aufgefallen.
Andreas Kling beschwert sich ja auf eben dieser Seite 72 in der Spielbox über die breite Streuung von Noten bei der Bewertung des gleichen Spiels und rechtfertigt damit seine Abo-Kündigung. So weit würde ich nun ganz und gar nicht gehen, ist es doch gerade die Diskussion um die Notengebung, die das Lesen von Spielezeitungen auch spannend macht.
Auffällig ist indes schon, wie weit die Noten bei einzelnen Spielen auseinandergehen. Vor allem, wenn man dann noch die neue Spielbox mit der aktuellen Fairplay vergleicht. Fallen hier schon die Notendifferenzen auf, so wird es m.E. noch erstaunlicher, wenn man die inhaltlichen Bewertungen einzelner Spiele vergleicht. (Schließlich sind Noten Schall und Rauch, wie wir ja auch aus der Schulzeit wissen!)
Ein Beispiel ist hier das neue Michael Schacht Spiel Inter Urban von Winsome Games. Nach der Lektüre der Fairplay freute ich mich sehr, dass es mir gelungen ist für Essen eines der 60 Winsome-Pakete zu ergattern, war die Besprechung doch sehr positiv: "Ich würde mich aber auch nicht wundern, wenn das Spiel als Winsome-Lizenz in naher Zukunft bei einem anderen Hersteller im Programm erscheint. Leicht, locker, gut und relativ preiswert zu produzieren, sind dafür schlagkräftige Argumente." (Noten: 2- und 2)
In der Spielbox liest sich das Ganze etwas anders: "Am ehesten noch erscheint das Spiel zu viert ausgewogen. Der im Verhältnis zum taktischen Potenzial hohe Glücksfaktor nimmt dem Spiel leider wieder einiges an Reiz. Für diejenigen, die sich daran nicht stoßen, empfiehlt sich das Inter Urban durchaus..." (Noten: 6 und 5 Punkte)
Wie kommen diese unterschiedlichen Beurteilungen zu Stande, die sich durch die ganzen Rezensionen ziehen. Waren die Kollegen der Fairplay zu unkritisch (???) oder die der Spielbox zu nörglerisch. Haben die einen das Spiel einfach öfter gespielt oder nur anders beurteilt?
Der Notenunterschiede würde mich nicht beeindrucken, aber das Ungleichgewicht von Taktik und Glück, welches die Spielbox hier attestiert hat schon sehr viel eher...
Ein weiteres Beispiel aus den aktuellen Heften ist Crazy Chicken (auch Michael Schacht/Ravensburger), welches in der Fairplay eher verissen wird: "...ein eher abstraktes Kartensammel- und Ablegespiel ohne großen Unterhaltungswert." (Noten: 3, 3+, 3, 4+ /also eher Durchschnitt und das bei dem vernichtenden Abschlußsatz in der Besprechung!) und in der Spielbox gelobt wird: "Auf jeden Fall ist Crazy Chicken spannend und eine tolle Mischung aus Glück, Schadenfreude und Taktik." (Noten: 8, 8, 8, 8, 7, 5)
Hmm, hat hier jemand ein anderes Spiel gespielt???
Das gleiche gilt so auch etwas abgeschwächter für Eiszeit von Alea und New England ist in der Fairplay doch besser weggekommen als in der vorletzten (?) Ausgabe der Spielbox.
Erstaunlich auch die Kritik von Netzwerk von Jumbo, dass in der Fairplay sehr schlecht wegkommt, von einem der Kritiker (Harald Schrapers) aber mit einer 3+ genauso gut (oder schlecht) wie Amun Re beurteilt wird!
Und erstaunlich, dass ein Spiel wie Konig Artus in der Spielbox mit 6 Punkten bedacht wird, wenn man bedenkt, welche Diskussionen es hier im Forum darum gab und dass es teilweise bei Versendern (adam spielt) wegen dieser Mängel wieder aus dem Programm geflogen ist. Vermutlich haben die Spielbox Kritiker ein ganz besonders ausgesuchtes Exemplar von Ravensburger erhalten, wenn sie so wenig Probleme hatten...
Mit anderen Worten: Die Lektüre meiner beiden Lieblingsspielezeitungen war, wie (fast) immer, sehr spannend und gibt Raum für Diskussionen - und genau deshalb kündige ich meine Abos nicht!
Michael (der befürchtet bald vor Vorfreude auf Essen nicht mehr schlafen zu können!)