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Äquadukt in der Spielbox - Strategiefehler?

Beiträge über die spielbox und Spiel doch!
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Heinrich Tegethoff

Äquadukt in der Spielbox - Strategiefehler?

Beitragvon Heinrich Tegethoff » 15. April 2006, 19:55

Hallo Wasserbauer,

zugegeben, Äquadukt ist nicht das spielerische Highlight 2006 schlechthin.
Und muß nicht jeden überzeugen, so auch nicht den Rezensenten. Peer's
PEEP http://www.spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=130774&t=130774
sah Äquadukt ja auch als Zocker- denn als Taktikspiel, während die SB-Rezi
gleich "Mehr Glück als Taktik" drüberschrieb.

Aber für mich bemerkenswert ist, dass eine in unseren Spielen wichtige
Spielregel nur am Rande erwähnt wird: Ist eins der 20 Felder durch Hausbau
voll, so wird quasi zwischengewertet und alle nicht versorgten Häuser kommen
aus dem Spiel.

Die SB-Rezi erwähnt dies mit "Auch der gelegentliche Verlust von nicht
versorgten Häusern ist wegen Materialfülle kein Manko". Und die nächsten
zwei Sätze über 1er/2er-Häuser und "etliche Häuser, erst dann ums Wasser
kümmern" sowie weitere Passagen legen mir den Schluß nahe, dass
ausschliesslich nach der durch die "bereits versorgt bauen = kleinstes Haus
nehmen"-Regel eine simple Strategie aufgesetzt wurde: verbaue immer zuerst
die kleinen Plättchen, dann hast Du am Ende die grossen mit Glück am
vorhandenen Wasser und verlierst zwischendurch nur unwesentliches.

Bei uns liefen die Spiele ganz anders:
- Es ist durchaus interessant, 4er oder 3er früh zu legen, um diese dann aber
auch bald mit "eigenem" Wasser zu versorgen. Die bösen Mitspieler sind
dabei noch gar nicht so sehr am Stören interessiert, da ihre eigenen Pläne
noch weit weg liegen oder aber berücksichtigt werden können (Taktik!).
Auch geht dann früher als in der SB der Run auf Quellen los.
- Diese Strategie gewann jeweils gegenüber der "früh kleine Häuser verbauen"
Strategie. Letztere krankte dabei an zwei Problemen:
Es gab ab Halbzeit einige Felder, in denen nur ein Haus fehlte => Haus bauen
=> Wertung => Haus wegwerfen => zB ein 3er gemüllt. Und zweitens gehen
viele 3er dann in absehbare Dürregegenden, an die keine der schon alle
liegenden Quellen herankommt. Ergo: Man verheizt früh die kleinen und kommt
nur mit viel Glück zu wertvollen, gewerteten 3er oder 4er.
- Besser war es, zu zocken und 4er/3er in die Nähe von Quellen zu legen und
taktische Kanäle zu basteln (vor allen Dingen durch doppelter Breite).
- "Materialfülle" ist schon richtig, aber herausgeworfene Plättchen bedeuten
genauso Tempoverlust wie der Verzicht auf den Bau eines "letzten" aber
unversorgten Hauses (und nimmt gelegentlich weitere eigene mit ins Grab).
- Und letztlich war unsere Schlußrunde gar nicht so arg glückslastig, wie
dies in der SB bewiesen wird, da eher jeder mit der Frage "komme ich noch
einmal dran" spekuliert.

Stellt sich mir die Frage: Ist die in der Spielbox angewendete Strategie, auf
anfangs kleine und später dann erzwungene große Plättchen plus Glück zu
setzen, von Hause aus besser als früh auf große zu zocken und selbst die
Mühe der Versorgung zu machen?
In zwei 4-Personen-Spielen war letzteres der Fall, gemäß SB erscheint dies
aber nicht sinnvoll - oder die Zwischenwertungsregel wurde in ihrer Bedeutung
nicht erkannt.
Zudem wendet sich nach der Lesweise der SB-Rezi dann das Spiel zur
argen Glücksabhängigkeit, während wir munter taktierten und zockten.

Was sind Eure Erfahrungen und wie sehen die aus? Funktioniert eine
Form in der Regel besser als die andere? Ganz zu Schweigen von der
lässigen SB-Strategie, nur die anderen sich ums Wasser kümmern zu
lassen und nur Häuser glücklich zu würfeln.
Ja ich weis, dafür müßte man Äquadukt noch viel häufiger spielen,
aber vielleicht habt Ihr das ja schon.

Servus,
Heinz

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peer

Re: Äquadukt in der Spielbox - Strategiefehler?

Beitragvon peer » 15. April 2006, 20:42

Hi,
die von dir angesprochenen Punkte sind mir auch aufgefallen. Aber letztlich war der Hauptfehler von Heß: Er hat es für ein Taktikspiel gehalten (leider ist da die Aufmachung nicht schuldlos dran, hier werden imho die falschen Erwartungen geweckt) und als solches ist es natürlich nicht gedacht. Insofern entspricht Heßs Analyse dem, bei "Cant Stop" zu sagen "Die beste Taktik ist immer auf die 7 zu gehen und wenn die nicht kommt, stürzt man eben ab).

Aber ganz ehrlich: Da das Heß-Duo alles niedrig wertet, was einen Glücksfaktor hat und sich nicht glasklar durchplanen lassen kann, hätte auch eine korrekte Analyse nichts an der Note geändert...

ciao
peer (hätte eine Spielbox-6 vergeben)

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Attila
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Re: Äquadukt in der Spielbox - Strategiefehler?

Beitragvon Attila » 16. April 2006, 10:58

Hiho,

Also inzwischen sehe ich die begründung "zu Glücksabhängig" in einer Rezi so, das der Rezensent das Spiel schlichtweg nicht vollständig begriffen hat. Sowas ist für mich ein offenbarungseid einer Rezi!

SO nach dem Motto "allen Wahrscheinlichkeiten zum trotz habe ich was gemacht und es hat nicht geklappt - ich hab ja so ein Pech und das Spiel ist ja ein Glücksspiel" ...

Wenn manche Rezensenten genausoviel Energie in die Rezi stecken würden, wie in das darlegen wieso das Spiel ja ein "Glücksspiel" ist (und deswegen ja Mist), dann wären die Rezis um ein vielfaches lesenswerter.

Atti

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peer

Re: Äquadukt in der Spielbox - Strategiefehler?

Beitragvon peer » 16. April 2006, 12:50

Hi,
Attila schrieb:
>
> Hiho,
>
> Also inzwischen sehe ich die begründung "zu Glücksabhängig"
> in einer Rezi so, das der Rezensent das Spiel schlichtweg
> nicht vollständig begriffen hat. Sowas ist für mich ein
> offenbarungseid einer Rezi!

Kommt auf den Zusamenhang an: "Zu Glücksabhängig" kann in einem bestimmten Kontext sinnvoll sein - z.B. wenn das Spiel ansonsten sehr strategisch aufgebaut ist, an einem bestimmten Punkt, die Strategie ad adsurdum geführt wird. Ein Beispiel wäre das alte Kartenspiel "Jolly Roger", bei dem ein schönes Stichspiel gespielt wird (sehr taktisch) und anschließend die Punkte nach dem Losverfahren vergeben wurden. Das Abschneiden im Stichspiel vorher bestimmte nur die Reihenfolge, in dem auf die Punkte zugegriffen werden konnten (die ersten hatten einen kleinen Vorteil, aber nicht selten hatte der letzte mehr Punkte bekommen). Hier ist die Punktevergabe klar "zu glücksabhängig", denn sie führt das voriege Spiel ad adsurdum.
Insofern kann das Urteil durchaus sinnvoll sein. Hängt vom Zusammenhang ab ;-).

Im vorliegenden Fall ist es aber tatsächlich Unsinn, denn Aquädukt IST ja ein Glücksspiel und will auch ein solches sein (siehe auch die Variante, die ich aber eher albern finde). Vorwerfen kann man dem Spiel höchstens, dass es falsche Erwartungen weckt und sein "Zockspiel"-Charakter versteckt.

ciao
peer

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Attila
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Re: Äquadukt in der Spielbox - Strategiefehler?

Beitragvon Attila » 16. April 2006, 20:42

peer schrieb:

> > Also inzwischen sehe ich die begründung "zu Glücksabhängig"
> > in einer Rezi so, das der Rezensent das Spiel schlichtweg
> > nicht vollständig begriffen hat. Sowas ist für mich ein
> > offenbarungseid einer Rezi!
> Kommt auf den Zusamenhang an: "Zu Glücksabhängig" kann in
> einem bestimmten Kontext sinnvoll sein - z.B. wenn das Spiel
> ansonsten sehr strategisch aufgebaut ist, an einem bestimmten
> Punkt, die Strategie ad adsurdum geführt wird.

Das ist richtig - allerdings wird dieses Urteil schneller gefällt als die Leute das Spiel begriffen haben! - Es mag fälle geben wo das vollig richtig ist und ein schwachpunkt. Meistens ist es aber nur ein schnellschuss.

> Im vorliegenden Fall ist es aber tatsächlich Unsinn, denn
> Aquädukt IST ja ein Glücksspiel und will auch ein solches
> sein

Dann ist der Kritikpunkt natürlich an sich ad adsurdum geführt. Tolle Rezi! :-(

> finde). Vorwerfen kann man dem Spiel höchstens, dass es
> falsche Erwartungen weckt und sein "Zockspiel"-Charakter
> versteckt.

Naja, das ist dann aber ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Wenn ich mich nicht richtig informiere und ich aufgrund dessen enttäuscht bin, liegt die Ursache trotzalledem bei mir. Nichsdesdotrotz soll natürlich jeder seine Meinung kundtun sollen - auch in einer Rezi - aber ich für mich erwarte da ein wenig mehr Abstand.

Alo Regeln zusammenfass und dann die eigene Meinung drunterpappen ist was schwach - allerdings auch recht normal - leider.

Atti


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