Beitragvon CreMo » 28. August 2011, 11:32
Ich mag die Spielbox, ich würde ungern noch mehr zahlen, aber dem Wunsch nach konstruktiver Kritik entsprechend, kann ich nicht mehr an mich halten.
Es ist gang und gäbe im Medienbereich, dass es zu Wechselwirkungen zwischen Anzeigengeschäft und redaktioneller Arbeit kommt. Nicht ohne Grund schreiben Tageszeitungen ungern negative Berichte über Lidl und selbst Giovanni DiLorenzo hat in einem Vortag mal bekundet, dass man auch bei der Zeit ein starkes Rückgrat gegenüber der Geschäftsführung braucht, wenn man einen wichtigen Werbekunden im redaktionellen Teil schlecht aussehen lässt.
Die Welt der Brettspiele bleibt im Zeitschriftenmarkt ein Nischenbereich und ich hatte mich damit abgefunden, dass Titelbild und Titelstory bei der Spielbox keine redaktionelle Entscheidung sind. Es ist nicht journalistisch sauber, aber es ist eben so - der Verkaufspreis an der Schmerzgrenze von 6 Euro kann gehalten werden - was soll's.
Wenn dann aber der Chefredakteur das Ganze im Editorial schönreden möchte, dann ärgert mich das gewaltig. Das Problem sehe ich überhaupt nicht bei tendenziell guten Spielen wie Pantheon, die es vielleicht ohnehin aufs Cover geschafft hätten. Dass die Noten hier nicht beeinflusst wurden, glaube ich sofort!
Entscheidend bleibt die Frage, ob man es schafft, bei einem schlechten Spiel, dem spendablen Kunden einen Verriss vor die Nase zu setzen. Bei Heft 4/07 Origo, Notenschnitt 5,57 ist das wohl noch gelungen.
Was aber ist z.B bei Liebe & Intrige (5/07), Europa-Wissen (4/08), Donna Leon: Gefährliches Spiel (6/09), Cir Kis (7/09) und Loch Ness (6/10) passiert?
Laut Herrn Hardel "liegt das Spiel nicht rechtzeitig vor, um eine fundierte Beurteilung abgeben zu können". Deshalb also z.B. ein Porträt von Grafiker Claus Stephan, statt eines Tests zu Loch Ness. Die Rezension wird dann aber sicher in einem der nächsten Hefte nachgereicht, oder? Habe es jetzt nicht selbst anhand der Hefte überprüft, aber der spielboxfindex liefert mir für alle oben genannten Titel jeweils nur die Coverstory und sonst nichts. Auf die Notengebung wurde sozusagen dauerhaft verzichtet. Dass das auch ohne Buchung der Titelseite passiert wäre, kann ich mir nur schwerlich vorstellen.
Herr Hardel, wenn es die witschaftlichen Umstände nicht anders zulassen, dann kann man es nicht ändern, aber seien Sie doch bitte ehrlich zu sich selbst und Ihrer Leserschaft.