Beitragvon Heike Passarge » 13. Oktober 2005, 22:55
Offener Brief
an die Redaktion
Spielbox
W. Nostheide Verlag GmbH
Bahnhofstr. 22
96117 Memmelsdorf
Ihr Artikel “Normal ist das nicht” in Heft 5/2005, Seite 6/7
Sehr geehrte Damen und Herren,
jetzt weiß ich, warum im Impressum Ihrer Zeitschrift steht:
“Für die mit Namen gekennzeichneten Artikel
zeichnen die einzelnen Autoren verantwortlich”,
denn der mit “Normal ist das nicht” überschriebene Artikel zum
Markenrechtsstreit meines Verlages ist noch desaströser, als ich
befürchtet hatte. Vielleicht kann man auch von einem (nach eigener
Darstellung) “Spiele-Einzelhändler und -Verleger”, der auch mal den
Spielekritiker gibt, keinen mit journalistischer Sorgfaltspflicht
recherchierten Artikel verlangen zu einem für ihn nicht ganz
einfachen Rechtsstreit-Thema. Es macht diesen Artikel auch nicht
fundierter, wenn er mit Stammtischfloskeln “gewürzt” wird:
(“in diesem Bereich der Juristerei gilt der Grundsatz,
zwei Juristen - vier Meinungen”),
zumal selbst das in diesem Fall nicht stimmt. Denn das Urteil des
Landgerichts Hamburg vom 28.6.05 (Az.: 323 0 269/05) wurde durch
Rücknahme der Berufung inzwischen rechtskräftig. Dazu gab es auch
keine “vier Meinungen”, sondern eine: Ich bin im Recht. Insofern
ist die Schlußfolgerung des Autors etwas voreilig, wenn er meint:
“Der Ausgang des Verfahrens ist ungewiss”:
Das war er zu keinem Zeitpunkt, da die Rechtslage eindeutig ist. In
einer zivilisierten Gesellschaft ist das Miteinander nun einmal
durch Gesetze geregelt, an die man sich zu halten hat. Das gilt
auch für das Markenrecht. Wenn der Autor dann die Frage stellt:
“Muß das sein?”, (daß man sich bei einer Verletzung seiner Rechte
zur Wehr setzt), so würde er eine solche Frage sicherlich dann
nicht stellen, wenn man ihm sein Auto klaut oder sein Fahrrad.
Es ist falsch, wenn der Autor ausführt, daß
“ein internationaler Rechtsstreit e x t r e m teuer”
sei. Die Prozeßkosten sind gleich. (Es kommen lediglich die Kosten
für die Übersetzungen hinzu). Die Folgerung des Autors, daß ich
d e s h a l b
“den Vertrieb des italienischen Verlags in Deutschland,
....ins juristische Visier genommen”
habe, ist ebenfalls nicht richtig. Richtig ist, daß ich die Rechte
an meiner Marke DA VINCI nur für Deutschland habe eintragen lassen.
Wenn im Ausland diese Marke genutzt wird, ist mir das egal. Es ist
aber nun mal eine Verletzung meiner Markenrechte, wenn ausländische
Spiele unter meiner Marke in Deutschland vertrieben werden. Insofern
war für mich auch der Importeur und Vertreiber dieser
markenrechtsverletzenden Spiele auch mein Prozeßgegner.
Völlig falsch ist auch der Denkansatz des Autors in seinem Beispiel
“franjos - Es geht auch anders”.
Dort geht es lediglich um den Titel eines Spiels. In meinem Fall
wird aber mein eingetragener Firmenname mißbraucht. Das hat nun mal
eine andere Qualität!
Daß der Autor der Meinung ist, daß ich einen
“selbstverschuldeten Imageschaden für den Verlag”
erleide, (weil ich mein Recht einfordere und es auch bekommen
habe), zeigt den negativen Denkansatz auf, mit dem der Autor an das
Thema herangegangen ist. Dies wird auch dadurch offenkundig, weil
es ihm angeblich “schleierhaft” sei, warum
“ein Spatz mit Kanonen auf andere Spatzen schießt”.
Und weiter
“Gern hätte ich den Schleier gelüftet”.
Wenn er das wirklich gewollt hätte, wäre es ihm leicht möglich
gewesen, denn es wurde ihm dreimal angeboten, ein Gespräch mit dem
von mir beauftragten Rechtsanwalt zu führen. Dann wäre alles
“gelüftet” und auch ihm alles klar gemacht worden. Es hätte auch
der Gepflogenheit sorgfältig recherchierender Journalisten
entsprochen. Das aber hat der Autor abgelehnt und statt dessen ein
Interview mit mir verlangt. Das habe ich natürlich aus gutem Grund
verweigert, um nicht unfair in ein schwebendes Verfahren mit
Interviews einzugreifen.
Das verquere Rechtsverständnis des Autors wird insbesondere dort
deutlich, wo er die markenrechtsverletzenden Anbieter bedauert, da
es ihm “völlig absurd” erscheint,
“wenn kleine und kleinste Spieleversender...mehr
oder minder zeitgleich mit unter Feuer genommen werden”.
(Was erwartet der Autor von mir, Mitleid mit dem Eierdieb, dem
Fahrrad- oder Auto-Klauer?) “Absurd” ist in Wirklichkeit seine
Umkehrung der Täter / Opfer-Situation durch ihn.
Man mag letztendlich mit mitleidiger Nachsicht über diesen
“Bericht” hinwegsehen, da von dieser Seite ja auch nichts anderes
zu erwarten war, wie ich bereits in meinem Schreiben vom 15.9.2005
an Sie befürchtet hatte. Aber es sollte doch wenigstens möglich
sein, daß die “Ludografie” meines Verlages, wenn sie dann
aufgeführt wird, stimmt. Aber auch dort wurde geschludert. Es
fehlen mehr als ein Dutzend Spiele, von denen man in allgemein
zugänglichen Quellen erfahren kann. Selbst die Aufzählung der
vermutlich aus dem Internet aufgelisteten Spiele war nicht
ordentlich abgeschrieben. Ein Spiel heißt “Lacuna” nicht “La r cuna”. Der Titel eines anderen Spiels heißt “Wer Wie Watt” und
nicht “Wer wie watt”. Und schließlich ist es auch falsch, daß das
Spiel “Rapido”
“bereits als Dödel Dumm erschienen”
ist. Ja, Journalist müßte man sein.
Mit freundlichen Grüßen
DA VINCI-Spiele-Verlag*
Heike Passarge
*) der echte mit dem ®
www.davinci-spiele.de