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Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beiträge über die spielbox und Spiel doch!
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JML | ludosophicus

Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon JML | ludosophicus » 5. Januar 2007, 15:10

Hallo lieber Spielbox-Leser,

immer wieder stellt sich bei mir folgende Beobachtung ein:

Spielebewertungen sind häufig (sehr) hochgegriffen.

Egal, ob ich dabei durch die riesige BGG-Datenbank surfe, enthusiastische Resonanz auf Spieleneuheiten im Forum beobachte oder einfach durch die aktuelle Spielbox-Printausgabe blättere. Überall ist es das Gleiche: Ich stelle fest, dass das Spektrum an Bewertungsmöglichkeiten selten voll ausgeschöpft wird.

Bei einem Notensystem, das von 1 bis 10 reicht, sollte der arithmetische Mittelwert einer Bewertungs-Statistik etwa bei 5,5 liegen. Bei den meisten GeekUsern beobachte ich aber ein "Average Rating", das zwischen 6 und 8 liegt, in der Regel so um die 7 herum. Statistisch sauber und nachvollziehbar fände ich einen Mittelwert von 5,5 bis 6,5. Zumindest gebe ich mir selbst Mühe, mich daran zu halten.

Vergleiche ich nun aber die genannten Werte mit dem Notenschnitt, den die meisten Spielbox-Rezensenten mit ihren Spielreiznoten (1-10) erzielen, komme ich zu noch höheren Durchschnittswerten, als ich bereits sie beim Geek beobachtet habe. Mich beschleicht das Gefühl, das die Skala in der Spielbox deutlich zu lang geraten ist, denn die ersten 4-5 Noten werden eigentlich fast nie genutzt. Eine Spielbox-1 hat fast schon sensationellen Seltenheitswert.

In dieser Beziehung möchte ich mal ausdrücklich Dorothee und Berthold Heß loben, die von der Skala einen recht realistischen Gebrauch machen (wenn ich auch ihren Geschmack nur selten teile). Ebenso hat mich das genutzte Notenspektrum im Falle von "Um Krone und Kragen" überzeugt. Im krassen Gegensatz dazu fällt mir z.B. Mathias Hardel auf, der wohl von seiner Position als Chefredakteur Gebrauch macht und in erster Linie Spiele bewertet, die ihm selbst besonders zusagen. Man schaue nur auf die Noten für Gloria Mundi, Khronos, Taluva und selbst noch Fiji (trotz berechtigter Anmerkung in den Fußnoten) in der aktuellen Spielbox. Dass er auch Verrisse schreiben kann (und dies auch hin und wieder tut), ist mir durchaus bewusst.

Okay - dafür, dass man sich zunächst die vermeintlichen Perlen aus der Neuheitenflut herauspickt und erst später den "durchschnittlichen" Rest rezensiert, habe ich ja noch Verständnis. Nicht aber für die in der Spielbox üblichen (an der sb-Skala gemessen) astronomischen Spielreizbewertungen.

"Ein Spiel, das man gelegentlich mal spielen kann und das [i]auch[/i] Spaß macht", das ist für mich keine 7-8, sondern allenfalls eine 5-6! Sehe ich das so verquer oder gibt es da nicht mal Anlass, ggf. über Veränderungen nachzudenken?

Einen Spielerischen Gruß
sendet Mirko aka ludosophicus

http://www.ludosophicus.de

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Peter Gustav Bartschat

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 5. Januar 2007, 15:23

Lass es mich mal so sagen:

Die meisten Lebensmittel schmecken mir durchschnittlich.

Nehmen wir an, ich würde Lebensmittel auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten, und jeden Tag aufschreiben, wie mir das, was ich gegessen habe, geschmeckt hat.

Würde dann der Durchschnitt bei 5,5 liegen?

Sicherlich nicht, denn wenn ich die Wahl habe, was ich esse, dann bevorzuge ich Dinge, die mir zumindest besser als durchschnittlich schmecken. Es käme also ein Lebensmittel-Notenschnitt heraus, der eindeutig in der oberen Hälfte der Skala liegt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Leute, die öffentlich bewerten, was sie gespielt haben, eine vergleichbare Einstellung dazu haben.

Mit einem lieben Gruß
Gustav

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René P.

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon René P. » 5. Januar 2007, 15:41

Hallo Gustav,

tut mir leid, aber Dein Vergleich hinkt ein wenig.

Beim täglichen Essen sollte tatsächlich ein Wert über 5,5 rauskommen. Wenige sind so masochistisch veranlagt, dass sie Dinge essen, die sie nicht mögen. Und wenn doch, dann nur um der Mutter/Chef/Gastgeber zu gefallen.

Als Spieletester sollte/muss man aber auch über Spiele reden/schreiben, die einfach nicht besonders gut sind. Immerhin ist es ja (auch) eine Aufgabe des Autors, vor Fehlkäufen zu warnen. Damit wäre z.B. auch ein "Sieht gut aus, kann man zweimal spielen, verliert dann aber an Reiz" als Fazit angebracht. Damit auch eine Bewertung von 5-6 auf der 1-10 Skala.

Auch Totalausfälle müssten genannt werden dürfen.

Daneben natürlich auch die guten Spiele des Jahrgangs.

In diesem Sinne ... nice dice

René

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peer

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon peer » 5. Januar 2007, 15:54

Hi,
René P. schrieb:
> Als Spieletester sollte/muss man aber auch über Spiele
> reden/schreiben, die einfach nicht besonders gut sind.
> Immerhin ist es ja (auch) eine Aufgabe des Autors, vor
> Fehlkäufen zu warnen. Damit wäre z.B. auch ein "Sieht gut
> aus, kann man zweimal spielen, verliert dann aber an Reiz"
> als Fazit angebracht. Damit auch eine Bewertung von 5-6 auf
> der 1-10 Skala.
>
> Auch Totalausfälle müssten genannt werden dürfen.
>
> Daneben natürlich auch die guten Spiele des Jahrgangs.

Wobei die Totalausfälle nicht so oft vorkommen :-) Und gerade im Vergleich mit den richtigen Gurken kommen "nette" Spiele eben nicht schlecht weg.

Bei Boardgamegeek hinkt Gustavs Vergleich aber keineswegs - Ich z.B. trage da fast nur Spiele ein, die ich besitze. Da hoffe ich doch auf kein allzu niedriges Ergebnis zu kommen - oder ich hab mein Geld falsch angelegt ;-)

ciao
peer

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Jonas Hoffmann

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Jonas Hoffmann » 5. Januar 2007, 16:11

Das Problem ist das Ansetzen der unteren Note. Nachdem man diese für sich selbst gesetzt hat, hat man ab und an ein Problem. Ich selbst finde Thurn & Taxi den letzten Schrott, allerdings kann man das Spiel sicherlich durchaus spielenswert finden, was auf BoardGeek einer 4 bzw. 5 entspricht. So wenn ich dieses Spiel aber schon mit einer 5 werten muss, dann bleibt mir bei anderen Spielen eben nur das sehr hohe Werten übrig.

Jonas

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Werner Bär
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Beiträge: 450

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Werner Bär » 5. Januar 2007, 16:31

> Egal, ob ich dabei durch die riesige BGG-Datenbank surfe,
[...]
> Bei einem Notensystem, das von 1 bis 10 reicht, [...]

Das BBG-Notensystem reicht eigentlich nur von 2 bis 10, denn die 1 steht dort für:
"1 - Defies description of a game. You won't catch me dead playing this. Clearly broken. "

Ok, auch die 10 sollte nur sehr selten vorkommen, denn:
"10 - Outstanding. Always want to play and expect this will never change. "

> sollte der
> arithmetische Mittelwert einer Bewertungs-Statistik etwa bei
> 5,5 liegen.

Meines Wissens liegt der Durchschnittswert insgesamt bei ca. 5.75

> Statistisch sauber und nachvollziehbar fände
> ich einen Mittelwert von 5,5 bis 6,5. Zumindest gebe ich mir
> selbst Mühe, mich daran zu halten.

Mein Mittelwert liegt inzwischen bei 6.07. Eine Zeitlang war er aber bei ca. 6.5. Zwei Gründe:

1. Irgendwann habe ich die Spiele eingetragen, die ich besitze. Da ich selektiv kaufe, gebe ich für diese auch eher überdurchschnittliche Noten.

2. Generell vergebe (oder aktualisiere) ich meine Wertung, wenn ich ein Spiel gespielt habe (und dies in BBG hinterlege). Es gibt viele Spiele, die ich in der Vergangenheit bereits gespielt und für schlecht befunden habe (zu einem Zeitpunkt, als ich BBG noch nicht kannte). Diese Wertungen finden sich also alle nicht in der Datenbank.

(3. Wenn ich mitbekomme, daß andere Spieler ein Spiel schlecht finden, probiere ich es möglicherweise überhaupt nicht aus. Schon wieder eine schlechte Note weniger)

> "Ein Spiel, das man gelegentlich mal spielen kann und das
> [i]auch[/i] Spaß macht", das ist für mich keine 7-8, sondern
> allenfalls eine 5-6!

Laut BBG-Skala wäre das eine 6:
"6 - Ok game, some fun or challenge at least, will play sporadically if in the right mood."
Eine 5 ist bereits leicht unterdurschnittlich:
"5 - Average game, slightly boring, take it or leave it."

> Sehe ich das so verquer oder gibt es da nicht mal Anlass, ggf.
> über Veränderungen nachzudenken?

Zumindest bei BBG im allgemeinen unnötig. Die Häufung hoher Noten kommt eigentlich nur bei Leuten vor, dei erst wenige Spiele bewertet haben. Wie gesagt, insgesamt ist der Durchschnitt unter 6, obwohl überdurchschnittliche Spiele überproportional häufig bewertet werden.

Werner.

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Roland G. Hülsmann
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Beiträge: 2598

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Roland G. Hülsmann » 5. Januar 2007, 16:32

Jonas Hoffmann schrieb:

> wenn ich dieses Spiel aber schon mit einer 5 werten muss,
> dann bleibt mir bei anderen Spielen eben nur das sehr hohe Werten übrig.

Wenn [b]Du[/b] ein Spiel bewertest, musst Du es doch nicht so bewerten, wie andere es bewerten würden. [b]Deine[/b] Bewertung drückt immer nur [b]Deinen[/b] Spielegeschmack aus. Wenn für Dich ein Spiel eben der "letzte Schrott" ist, dann solltest Du es in Deiner Kritik auch entsprechend werten. (Bezüglich Thurn&Taxis teile ich Deine Meinung im Übrigen nicht, aber das muss Deine Bewertung ja nicht beeinflussen.)

Ich denke mal, daß Spiele, die bei den meisten Testern unterhalb 5 (Spielbox-Scala) landen würden, es erst gar nicht durch die Redaktion eines Verlages zur Veröffentlichung schaffen.
Zum Anderen: Da der Platz in der Spielbox doch recht begrenzt ist, wird man für die Rezensionen eben die vielversprechenderen Spiele auswählen, um dem geneigten Lesern eine Hilfe bei der Kaufentscheidung zu geben. Auch Rezensenten sind in den meisten Fällen keine Masochisten.

Gruß
Roland

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Netlimpopo
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Beiträge: 5

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Netlimpopo » 5. Januar 2007, 17:42

Hallo!

Ich teile die Meinung, dass in der letzten Zeit die Bewertungen höher ausfalllen, als es bis vor einigen Jahren der Fall war, was die Spielbox und BGG betrifft.

Der Annahme, dass sich bei einer Notenskala von 1 bis 10 eine Gaußverteilung um 5.5 ergibt möchte ich aber wiedersprechen.

Allein die Existenz der Redaktionen der Verlage, die dafür sorgen, dass 2000 Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Klone jährlich nicht erscheinen, stellt eine starke Randbedingung dar, die definitiv zu einer asymmetrischen Verteilung führen wird, deren Maximum größer als 5.5 ist.

Das von Peter Gustav Bartschat aufgeführte Argument der Selektion verstärkt die Verschiebung zusätzlich. Ich habe z.B. nie Outburst gespielt, kann aber mit Sicherheit sagen, dass ich es nicht mögen werde. Warum soll ich es schlecht berwerten ohne es zu spielen?

Gruss, Jeannis (müsste sich eigentlich mal ein geeignetes Modell für die Wertungsverteilung überlegen)

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Marten Holst
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Beiträge: 1787

RE: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Marten Holst » 5. Januar 2007, 17:51

Moin,

> Das BBG-Notensystem reicht eigentlich nur von 2 bis 10,
> denn die 1 steht dort für:
> "1 - Defies description of a game. You won't catch me dead
> playing this. Clearly broken. "

wenn ich die Diskussionen da so lese, sind das doch mindestens 50% der Spiele?! ;-)

Tschüß
Marten

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Marten Holst
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Beiträge: 1787

RE: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Marten Holst » 5. Januar 2007, 17:57

Die Frage ist halt, was wir als ein "mittleres Spiel" (also 5,5) sehen wollen - immerhin können wir die Skala ja selber einteilen (also nicht wir, sondern die Spielboxer, aber Südfrucht). Sprich: welche Grundgesamtheit soll abgedeckt werden (können):

1. Alle Spielideen, die bei Redaktionen eingehen?
2. Alle Spiele, die irgendwann auf dem Markt erscheinen?
3. Alle Spiele, die einer irgendwie zu definierenden "Zielgruppe" nahekommen?
4. Alle Spiele, die letztendlich auch getestet werden?

Da kann nun jeder einen anderen Ansatz haben. Ich persönlich wäre schon der Meinung, dass Definition "2" mir am nächsten liegend erscheint.

Die nächste Frage wäre, ob die Notenskala "linear" oder sonstwie gestaltet sein soll. Absolut gesehen ist wohl ein "Zwischendurch" oder ein "RLC" oder jenes komische Treppauf-Treppab-Spiel, das vor ein paar Jahren in der Spielwiese auftauchte, oder ein "Age of Aventinus" oderoderoder weiter weg von einem mäßigen "Normalspiel" als dieses von einem Puerto Rico. Nur nähme man, linear betrachtet, damit wirklich die Noten 2, 3 und 4 ganz raus.

Tschüß
Marten

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Marten Holst
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Beiträge: 1787

RE: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Marten Holst » 5. Januar 2007, 18:01

Ach ja, eine weitere Frage ist: wieso soll überhaupt ein bestimmter Mittelwert angestrebt werden? Ich kenne das von Bewertungen, die mein Vater immer über seine Mitarbeiter ausfüllen durfte (war Laborleiter eines Mineralölkonzerns). Da wollte auch jemand einen "Gauss" sehen. Von den 30 zu bewertenden mussten 3 mit "ungenügend" bewertet werden - was in meinen Augen Komplettquark ist, wenn keiner "ungenügend" gearbeitet hat. Sicherlich gibt es immer ein "schlechtestes" Zehntel, aber das muss nicht in diese Kategorie fallen. Oder es fallen alle darunter. Sprich: wenn man (und sei es nur für sich) mit einer Notenskala absolute Werte verbindet, dann ist nicht mehr gesichert, dass irgend ein Mittelwert überhaupt erreicht werden muss, oder überhaupt alle Werte nennenswert oft auftauchen.

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peer

RE: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon peer » 5. Januar 2007, 18:31

Hi,
Marten Holst schrieb:
>
> Ach ja, eine weitere Frage ist: wieso soll überhaupt ein
> bestimmter Mittelwert angestrebt werden? Ich kenne das von
> Bewertungen, die mein Vater immer über seine Mitarbeiter
> ausfüllen durfte (war Laborleiter eines Mineralölkonzerns).
> Da wollte auch jemand einen "Gauss" sehen. Von den 30 zu
> bewertenden mussten 3 mit "ungenügend" bewertet werden - was
> in meinen Augen Komplettquark ist, wenn keiner "ungenügend"
> gearbeitet hat. Sicherlich gibt es immer ein "schlechtestes"
> Zehntel, aber das muss nicht in diese Kategorie fallen. Oder
> es fallen alle darunter. Sprich: wenn man (und sei es nur für
> sich) mit einer Notenskala absolute Werte verbindet, dann ist
> nicht mehr gesichert, dass irgend ein Mittelwert überhaupt
> erreicht werden muss, oder überhaupt alle Werte nennenswert
> oft auftauchen.

Das sind weise Worte, die ich nur unterstreichen kann! Als Lehrer treffe ich immer wieder Kollegen die Gauss bei Klassenarbeiten erwarten, bzw. künstlich zu erreichen versuchen. Nun gibt es aber schwächere und stärkere Klassen - Wenn ich überall künstlich den Gauß drüberstülpe bedeutet eine "2" in der einen Klasse etwas anderes als in der anderen - und das kann ja nicht der Sinn des ganzen sein.
Insofern ist die Forderung "Es muss immer ein Mittelwert erreicht werden" bereits vom Ansatz her falsch.

Hinzuzufügen ist noch: In einer Spielezeitschrift interessieren mich vor allem die interessanten Spiele. Ein Verriss kann hilfreich sein, sicher. Aber jetzt extra ne Reihe von Gurken testen, die niemanden interessieren (und da lassen sich bestimmt ein paar finden. Zur Not mit Hilfe der Ideenfinderin ;-) ) um einen Mittelwert zu erreichen ist doch quark.

Ob Noten zu schnell zu hoch vergeben werden ist sicherlich eine interessante Diskussion, hat aber mit dem Mittelwert nix zu tun.

ciao
peer

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Gregor
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Beiträge: 59

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Gregor » 5. Januar 2007, 18:33

JML | ludosophicus schrieb:

> Egal, ob ich dabei durch die riesige BGG-Datenbank surfe,
> enthusiastische Resonanz auf Spieleneuheiten im Forum
> beobachte oder einfach durch die aktuelle
> Spielbox-Printausgabe blättere. Überall ist es das Gleiche:
> Ich stelle fest, dass das Spektrum an Bewertungsmöglichkeiten
> selten voll ausgeschöpft wird.
>
> Bei einem Notensystem, das von 1 bis 10 reicht, sollte der
> arithmetische Mittelwert einer Bewertungs-Statistik etwa bei
> 5,5 liegen. Bei den meisten GeekUsern beobachte ich aber ein
> "Average Rating", das zwischen 6 und 8 liegt, in der Regel so
> um die 7 herum. Statistisch sauber und nachvollziehbar fände
> ich einen Mittelwert von 5,5 bis 6,5. Zumindest gebe ich mir
> selbst Mühe, mich daran zu halten.

Welches konkrete Problem entsteht denn durch "zu hohe" Wertungen ?
Finden die wirklichen Perlen zu wenig Beachtung ? - ich denke nicht.
Mir liegt es auch fern, mich zu einem bestimmten Benotungsstil zu "disziplinieren" / "zwingen", nur um einem statistischen Soll gerecht zu werden.

Im übrigen ist die Motivation für negative Bewertungen oft der Glaube, selbst irgendwo nicht ausreichend belohnt worden zu sein. Wenn ich so Sachen lese wie: "10 Punkte gebe ich kategorisch nicht" (und von denen gibts auch eine Menge auf BGG)... naja. Nur meine Meinung ;)

Gruß,
Gregor

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Jingo

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Jingo » 5. Januar 2007, 18:46

Ich denke, man sollte den Mittelwert schnell aus der Betrachtung und Diskussion nehmen. Dort wo nahezu alle Spiele (oder was auch immer) bewertet werden, ist er schon interessant, bei einem Print-Medium wie der Spielbox (oder in diesem Falle alle Spielemagazine) wird nur ein subjectiv ausgewählter Subset bewertet, so daß der Mittelwert aus diesen oder jenen Gründen auch extrem ausfallen kann.

Grundsätzlich ist das Problem aber eindeutig gegeben. Jemand hier sagte bereits, daß er auch mit Blick auf andere bewerte. Dieses ist natürlich falsch, aber scheinbar das, was in der Breite passiert. Die Heßes sind da eine rühmliche Ausnahme (ich gehe übrigens mit ca. 80 % ihrer (Dorothees) Bewertungen überein, differiere aber beim Rest drastisch und das ist gut so).

Wenn endlich einmal nach echtem Spaß beurteilt werden würde, wäre schon viel gewonnen. Das Hypes trotzdem zu völlig falschen Eindrücken führen, lassen wir dabei mal außen vor....

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Andreas Last

RE: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Andreas Last » 5. Januar 2007, 19:54

> [...] [Mich] interessieren [...] vor allem die interessanten Spiele.

qed kann ich da nur sagen :-D

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Roman Pelek

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Roman Pelek » 6. Januar 2007, 00:53

Hallo Ludosophicus,

JML | ludosophicus schrieb:

> immer wieder stellt sich bei mir folgende Beobachtung ein:
> Spielebewertungen sind häufig (sehr) hochgegriffen.

Hoch ja. Zu hoch: nein.

> Egal, ob ich dabei durch die riesige BGG-Datenbank surfe,
> enthusiastische Resonanz auf Spieleneuheiten im Forum

Das ist Hype - und damit ein anderes Thema.

> beobachte oder einfach durch die aktuelle
> Spielbox-Printausgabe blättere. Überall ist es das Gleiche:
> Ich stelle fest, dass das Spektrum an Bewertungsmöglichkeiten
> selten voll ausgeschöpft wird.

Korrekt.

> Bei einem Notensystem, das von 1 bis 10 reicht, sollte der
> arithmetische Mittelwert einer Bewertungs-Statistik etwa bei
> 5,5 liegen. Bei den meisten GeekUsern beobachte ich aber ein
> "Average Rating", das zwischen 6 und 8 liegt, in der Regel so
> um die 7 herum. Statistisch sauber und nachvollziehbar fände
> ich einen Mittelwert von 5,5 bis 6,5. Zumindest gebe ich mir
> selbst Mühe, mich daran zu halten.

Nonsens. Sich an den arithmethischen Mittelwert zu halten zu wollen, hieße, alle erschienenen Spiele beurteilen zu können.

> Okay - dafür, dass man sich zunächst die vermeintlichen
> Perlen aus der Neuheitenflut herauspickt und erst später den
> "durchschnittlichen" Rest rezensiert, habe ich ja noch

Was bedeutet "zunächst" angesichts einer Neuheitenflut von ca. 500 Spielen pro Jahr? Was nicht "zunächst" lebt, lebt nie. Sondern stirbt.

Ciao,
Roman

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Jonas Hoffmann

RE: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Jonas Hoffmann » 6. Januar 2007, 01:10

Marten Holst schrieb:
>
[snip]
> 2. Alle Spiele, die irgendwann auf dem Markt erscheinen?
[snip]
>
> Da kann nun jeder einen anderen Ansatz haben. Ich persönlich
> wäre schon der Meinung, dass Definition "2" mir am nächsten
> liegend erscheint.
>
Gib sie mir zur Ansicht und ich werde sie bewerten, da ich aber eine Familie habe kann ich nur selektiv kaufen und dadurch auch nur selektiv bewerten. Da ich davon ausgehe, dass es vielen Spielern so geht kaufen sie schonmal bewusst die "oberen 10000". Die Bewertungen die daraus entstehen sind reine Geschmacksache, zum Beispiel kann ich nicht verstehen, dass hier einer sagt dass Caylus overrated ist, aber lassen wir das..... Von daher haben die "besseren", bzw. besser rezensierten Spiele von vorneherein eine bessere Chance.

Jonas

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Grzegorz Kobiela

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Grzegorz Kobiela » 6. Januar 2007, 06:58

Eine Skala von 1-10 bringt nur dann den Durchschnitt 5.5, wenn das Gewicht aller Teilnoten dasselbe ist. Wenn man sich aber für einen bestimmten Bereich mehrere Noten vorbehält, um genauer abzustufen, dann verschiebt sich die Mitte. So kann ein Rezensent, der generell nur gute Spiele bewertet, durchaus den Durchschnitt auf 3-5 runterschrauben, um für die guten Spiele eine feinere Abstufung zu haben. Oder aber er möchte den Durchschnitt bei 6-7 halten, um den guten Charakter des Spiels zu bekräftigen. Es hat ja keiner gesagt, dass die 10 Noten homogen verteilt sein müssen. Sind sie ja nicht einmal in der Schule: da sind von den 6 Noten 4 dabei, die als "bestanden", und 2, die als "verhauen" gelten. Damit liegt die "Mitte" eigentlich bei der 4 statt der 3,5.

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Roman Pelek

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Roman Pelek » 6. Januar 2007, 08:27

Hi Grzegorz,

Grzegorz Kobiela schrieb:

> Es hat ja keiner gesagt,
> dass die 10 Noten homogen verteilt sein müssen. Sind sie ja
> nicht einmal in der Schule:

Die 10er-Skala, so wie sie an diversen Stellen verwendet wird, ist es aber eher als Schulnoten. Letztere haben übrigens nie für sich reklamiert, linear verteilt zu sein und sind es in der Praxis auch nicht.

> da sind von den 6 Noten 4 dabei,
> die als "bestanden", und 2, die als "verhauen" gelten. Damit
> liegt die "Mitte" eigentlich bei der 4 statt der 3,5.

Ja, die Schulnotenskala ist nämlich definitiv nicht linear. Und z. B. auch die daran angelehnte Notenskala einer spieleumfrage.de-Spielerei ist es absichtlich nicht.

"Obenrum" wird nämlich feiner abgestuft. Die meisten Leute auf dieser Welt interessiert nämlich mit Fug und Recht nur das, was dort passiert. "Untenrum" kümmert doch keine Sau. Selbst durch's Dorf getriebene Säue bekennen in Interviews neuerdings freimütig: "Das ist mir doch sowas von egal" ;-)

Und wenn man dann noch Peer und Martens berechtigte Einwände berücksichtigt, dass eine Mittelwertshörigkeit auch in der Schule nicht Sinn der Sache sein kann, geht das Ganze hier argumentativ hoch wie eine Silvesterrakete. Es explodiert allerdings meist nicht ganz so farbenfroh :-))

Ciao,
Roman (Weckt mich bitte, wenn wiederkehrende Diskussionen dieser Art ihre tausendste Wiederauferstehung feiern. Dann kauf' ich mir nämlich 'n Päckchen Wunderkerzen und singe vor'm Rechner "Olé, olé, olé", um es gebührend zu feiern.)

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Attila
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Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Attila » 6. Januar 2007, 09:29

JML | ludosophicus schrieb:
>

> Bei einem Notensystem, das von 1 bis 10 reicht, sollte der
> arithmetische Mittelwert einer Bewertungs-Statistik etwa bei
> 5,5 liegen.

Woher stammt denn diese Weissheit?

> Bei den meisten GeekUsern beobachte ich aber ein
> "Average Rating", das zwischen 6 und 8 liegt, in der Regel so
> um die 7 herum.

Das die Leute sich mit den Üblen Spielen gar nicht auseinander setzen ist doch wohl normal bevor ich ein Spiel spiele wo ich vom Freundeskreis erfahren habe das sie es Müll finden, spiele ich eins was sie gut finden - ist doch wohl logisch!

Da es jedermanns bestreben ist Spiele zu spielen welche "gut" sind, wäre es höchst verwunderlich wenn ein Spieler 5.5 als Notenschnitt hat.

> ich einen Mittelwert von 5,5 bis 6,5. Zumindest gebe ich mir
> selbst Mühe, mich daran zu halten.

Jedem das seine, ich versuche es zu vermeiden kontakt mit den üblen Spielen zu bekommen! Klappt auch ganz gut!

> habe. Mich beschleicht das Gefühl, das die Skala in der
> Spielbox deutlich zu lang geraten ist, denn die ersten 4-5
> Noten werden eigentlich fast nie genutzt. Eine Spielbox-1 hat
> fast schon sensationellen Seltenheitswert.

Und damit willst du was sagen? - Das in der Spielbox mehr 1er vergeben werden müssen? Oder was ?

> von seiner Position als Chefredakteur Gebrauch macht und in
> erster Linie Spiele bewertet, die ihm selbst besonders
> zusagen.

Ist das nicht in der Natur der Dinge? - Spiele die totaler Murks sind will doch keiner bewerten! - Deswegen finde ich es auch ganz richtig das die Spielbox im Schnitt gute Spiele vorstellt und nicht irgendwelchen schunt.

Ein Magazin wo quasi zu jedem 10er Spiel ein 1er Rezensiert wird oder zu jedem 9er ein 2er brauche ich nicht wirklich - mich interessieren die guten Spiele, nicht die schlechten. Deswegen ist eine vorauswahl völlig logisch und richtig!

Atti

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peer

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon peer » 6. Januar 2007, 10:51

Hi,
Roman Pelek schrieb:
>> "Obenrum" wird nämlich feiner abgestuft. Die meisten Leute
> auf dieser Welt interessiert nämlich mit Fug und Recht nur
> das, was dort passiert. "Untenrum" kümmert doch keine Sau.
> Selbst durch's Dorf getriebene Säue bekennen in Interviews
> neuerdings freimütig: "Das ist mir doch sowas von egal" ;-)

Jo, und als ich noch in Boberg mit meiner Spielegruppe bewertet habe, haben wir aus dem Grunde di Notenskala auch geändert. 5 Teilnoten für "Schlecht" machen keinen Sinn. Ein Spiel kann "Naja" sein und "schlecht" - dann noch Abstufungen für "Wirklich schlecht" , "Richtig Schlecht" und "Das ist echt SCHLECHT!" machen nicht viel Sinn :-)

Auch wenn die irgendwie in der Spielbox natürlich schon drin sind - wenn man davon ausgeht, dass "5" Durchschnitt bedeutet.

ciao
peer

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Roman Pelek

A sort of fairytale with you

Beitragvon Roman Pelek » 6. Januar 2007, 11:42

Hi zusammen,

> Jo, und als ich noch in Boberg mit meiner Spielegruppe
> bewertet habe, haben wir aus dem Grunde di Notenskala auch
> geändert. 5 Teilnoten für "Schlecht" machen keinen Sinn. Ein
> Spiel kann "Naja" sein und "schlecht" - dann noch Abstufungen
> für "Wirklich schlecht" , "Richtig Schlecht" und "Das ist
> echt SCHLECHT!" machen nicht viel Sinn :-)

Ich persönlich plädiere ja auch für die Souveränität, Mistspiele, egal ob sie funktionieren oder nicht, in einen Topf zu werfen, um mehr Raum für echte Klasse zu haben.

Ciao,
Roman ("If you're a thought, you will want me to think you / and I did and I invited a guest / Tori Amos)

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JML | ludosophicus

Re: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon JML | ludosophicus » 6. Januar 2007, 12:10

Hallo Gustav,

deine Botschaft ist angekommen. Allerdings bleibt mir dennoch schleierhaft, wie ein Spielemagazin wie die Spielbox an einem Notensystem festhalten kann, das für sie zu 40% irrelevant bzw. überflüssig ist. Wenn es aufgrund redaktioneller Selektion Rezensionen zu Spielen unterhalb der sb-5 praktisch nicht in den Heften zu finden gibt, warum gibt es dann Noten unterhalb der 5? Dies empfinde ich nach wie vor als ausgesprochen unschön und in einem gewissen Maße auch als vollkommen sinnfrei.

Im Übrigen erwarte ich von einem hochwertigen Fachmagazin, dass es zumindest die Intention anstrebt, nach Möglichkeit umfassend über den selbstgegebenen Fachbereich zu berichten. Das impliziert in meinen Augen im Falle von Spielemagazinen auch die Besprechung von weniger attraktiven Spielen, die den jeweils aktuellen Jahrgang ebenso prägen, wie alle übrigen Titel (ob nun beliebt oder nicht).

Spielerische Grüße
sendet Mirko (der gerne isst, was ihm schmeckt)

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Marten Holst
Kennerspieler
Beiträge: 1787

RE: Bewertungen im Allgemeinen - und in der Spielbox

Beitragvon Marten Holst » 6. Januar 2007, 12:16

Moin,

> Gib sie mir zur Ansicht und ich werde sie bewerten,

Touché. :-)

Aber es ging natürlich um die "Skalennormung", nicht um die praktische Umsetzbarkeit.

Zu Caylus empfehle ich erst einmal "abwarten". Es wurde "gehypet", sprich von vielen sehr gut bewertet, das löst immer erst mal (auch in mir) Niedermachreflexe aus, wenn man das nicht nachvollziehen kann. Ich (für mich) denke vom "Qualitätsempfinden" her schon, dass es eines der Top-20-Spiele ist, die ich kenne, ich gebe aber zu, dass ich andere in dieser Gewichtsklasse (Puerto, Fürsten) lieber spiele.

Tschüß
Marten

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Marten Holst
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Beiträge: 1787

RE: A sort of fairytale with you

Beitragvon Marten Holst » 6. Januar 2007, 12:16

Moin,

zwei Abstufungen hätte ich aber immer gerne zwischen "nur schlecht" und "rekordbrechend brechfördernd". Letzteres die absoluten Obergraupen, die für Freunde solcher Erlebnisse durchaus einen Kennenlernreiz haben und über die noch Jahre später geredet wird, weil man sich an die eine abgebrochene Partie genau erinnert.

Es stellt sich die Frage, ob der von mir eigentlich verabscheute Ausdruck "so schlecht, dass es schon wieder gut ist" nicht doch etwas für sich hat - allerdings erst, nachdem man es hinter sich hat. Matrix 2 oder Armageddon liefen als Kinofilme in meinem Umfeld so. Obwohl das Durchleben des Filmes harte unangenehme Arbeit war (und ich die nie nie nie mehr sehen will), war das nachträgliche Geläster ein Stück Lebensqualität.

Tschüß
Marten


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