Beitragvon Fluxx » 9. Dezember 2012, 00:44
Ich muss zugeben, dass ich das Editorial auch etwas seltsam fand. Ich kann mich irren aber ich habe in Erinnerung, dass die meisten Editoriale in der Vergangenheit über Ereignisse und Trends in der Spielewelt geredet haben (wo der Trend "kooperative Spiele" ja durchaus reinpasst) aber in einer Arte die wenig wertend ist sondern eher informierend oder als Denkanstoß geeignet. Dem steht dieses Editorial doch etwas entgegen, wo doch recht enseitig die negative Meinung des Schreibers dargestellt wird. Das wäre in Kurzform als Zusatzbox zur Rezension von Legenden von Andor oder etwas ausführlicher und fundierter als eigener Artikel zum Thema "kooperative Spiele" meiner Meinung nach sinnvoller untergebracht worden.
Auch kan ich die Argumentation nicht ganz nachvollziehen.
- "Mitunter ist das Spielziel von derart geringer Bedeutung, dass es gar nicht mehr in den Regeln erklärt wird. Die 4seitige Losspielanleitung von DIE LEGENDEN VON ANDOR (S.8) erklärt lediglich, dass die Helden fantastische Abenteuer erleben, gemeinsam spielen und Aufgaben zu erfüllen haben. Auf Sieg und Niederlage kommt es hier so wenig an, dass diese Begriffe hier gar keinen Eingang gefunden haben."
In dieser 4seitigen Losspielanleitung haben wahrscheinlich ca. 80% der Regeln keinen Eingang gefunden - nicht weil die Regeln unwichtig wären, sondern weil es zu dem neuartigen Regelkonzept gehört. Das kann man mögen oder nicht, aber in dem Zusammenhang zu behaupten, dass das unwichtig sei, weil es nicht in den Regeln stehe halte ich da etwas zu kurz gedacht. Es macht auch wenig Sinn, da mehr zu schreiben, da ja das genaue Ziel in jedem Szenario unterschiedlich ist.
Abgesehen davon finde ich 'Die Helden erleben fantastische Abenteuer' nicht so viel weniger aussagekräftig wie 'wer am Ende am meisten Geld hat gewinnt', was ja auch noch in vielen Spielen zu finden ist. (CC ist hier übrigens noch großzügig - nirgendwo in der Losspielanleitung steht, dass die Spieler gemeinsam spielen.)
-"So bietet ANDOR vor allem viel Story fürs Geld, die ich aber weniger im Spiel, sondern in dafür mir geeigneter erscheinenden Medien wie Buch, Film oder Comic zu goutieren weiß. Das eigentlich spielerische vermisse ich."
Da scheint CC ein anderes Andor gespielt zu haben. Es hat zwar mehr Stoy als viele andere Spiele, aber auch wenn ich auf das Vorlesen der Flavour-Texte verzichten würde, bliebe immer noch ein solides Spiel mit Interessanten Mechanismen und eigenen Entscheidungen übrig. (Ich persönlich finde die Geschichte auch an manchen Stellen etwas dünn und wäre entsetzt so etwas in einem "dafür geeigneteren Medium" vorzufinden - als Zusatz in einem Spiel reicht es jedoch aus, da erwarte ich auch nicht mehr.
- "Statt eigenständig zu spielen und im Rahmen eines Regelgerüstes bedeutsame Entscheidungen zu treffen, neigt das kooperative Spiel oftmals dazu mit simplen Spielmechanismen dazu aufzufordern, eine mehr oder weniger vorgegebene Entwicklung bloß nachzuspielen."
Wenn das Spiel keine "bedeutsamen Entscheidungen" enthält, wie kommt es dann, dass man manche Spiele gewinnt und manche verliert obwohl im Nachhinein betrachtet die Zufallselemente in der Verlustpartie sogar etwas positiver waren? Liegt das nicht an den eigenen Entscheidungen? Und was ist eine "bedeutsame Entscheidung", wenn nicht eine, die zwischen Sieg und Niederlage entscheidet? So etwas wie "kämpfe wir gemiensam gegen den Skral oder lassen wir den in die Burg durchkommen und du tötest den Gor, während ich anfange Runensteine zu sammeln?" ist mMn durchaus eine bedeutsame Entscheidung.
Zum Thema "eine vorgegebene Entwicklung nachspielen" - alle kooperativen Spiele, die ich kenne sind in der Hinsicht deutlich freier als sämtliche Rennspiele und auch das ist ein Genre, dass eine Anhänger hat oder wenn man Wargames nimmt, die z.T. auf historischen Schlachten basieren, dann hat man in kooperativen Spielen eine vergleichsweise freie Entwicklung. Und auch ein Funkenschlag kann man zusamenfassen zu "lege dir bessere Kraftwerke zu und schließe immer mehr Städte an" - auch eine vorgegebene Entwicklung...
- "Damit ist es [das kooperative Spiel] vom (von mir nicht geschätzten) Rollenspiel nicht mehr weit entfernt, bei denen die Mechanik ja auch keine tragende Rolle spielt."
Wenn seine Rollenspielerfahrungen ähnlich wie ANDOR nur ohne bedeutsame Entscheidungen waren und immer nur eine Geschichte nachgespielt wurde, verstehe ich zumindest, warum es von ihm nicht geschätzt wird...
- "Die soziale Aktivität fühlt sich, was mich betrifft ungefähr so an wie ein gemeinsamer Filmabend, an dem jeder ein bisschen am Verlauf der Handlung drehen darf und deren Ausgang offen ist."
Das wichtige ist der letzte Teil: DER AUSGANG IST OFEN! Das ist doch das Wichtige, oder? Das nicht klar ist, was passiert. Das schlechte Entscheidungen das Ergebnis verändern können. Das es also bedeutungsvolle Entscheidungen gibt...
Ich will ja nicht leugnen, dass kooperative Spiele sich anders spielen als kompetitive Spiele und dass das manchen Leuten liegt und anderen nicht. Aber irgendwie bin ich von der Argumentation von CC nicht so überzeugt. Mir ist auch an manchen Stellen nicht ganz klar in wie weit er noch von ANDOR redet und wo er alle kooperativen Spiele meint.