Beitragvon Steffen S. » 9. März 2004, 21:46
Hallo Robert,
dann mache ich mal mein Premieren-PEEP zu "Oh, Pharao".
Das Spiel ist ein Funspiel, das ich im Anspruch etwas über Spielern wie "Guillotine" oder "Korsar" ansiedeln würde. Wie du der Spielbeschreibung bereits entnommen haben dürftest, geht es ums auslegen von Pyramiden inform von Zahlenkarten - höhere über niedrigere und "spitz zulaufend" (Pyramiden eben). Diese Pyramiden können zu Zugbeginn gewertet werden (Multiplikations-Modus: Addition der Stufenkarten * Stufenanzahl), wodurch man auf einer Spielleiste nach vorne rückt - und dadurch die Möglichkeit eröffnet, zwei Pyramiden bauen zu dürfen, oder nur noch höhere werten zu können.
Man muss sich dabei nicht nur auf seine eigenen Handkarten (7 an der Zahl) verlassen, sondern kann auch per Räuber Karten aus gegnerischen Pyramiden "herausreissen" (und damit einen Teilabbau oder ganzen Abbau erzwingen), mit Steuereintreiberkarte mehrere gegnerische Handkarten ziehen, aber auch mit dem Pharao Klauaktionen abblocken. Jokerkarten, die beliebige Zahlenkarten ersetzen, dürfen gegen passende Zahlenkaren ausgetauscht werden - bei sich selbst, oder (besonders gerne ;)) auch beim Gegner.
Das Spiel ist erheblich vom Kartenglück abhängig. Allerdings dürfen zu Beginn und Ende jedes einzelnen Spielerzuges 1 Karte (aus 3 offenen) aufgenommen bzw. ausgetauscht werden. Außerdem darf, frei nach Siedler-Maier, mit den Handkarten getauscht werden - was die Abhängigkeit vom Nachziehglück etwas mildert.
Auffallend ist die hohe Kartendynamik: Fast in jeder Runde verbaut man locker flockig 3-4 Karten, weitere werden gezogen, getauscht oder geklaut. Meist "schupft" sich die 7-Karten Hand so von einem Zug zum nächsten fast vollständig durch. Man sollte also keine hohen planerischen Ansprüche ans Spiel haben, sondern es als locker-flockiges Spaßspiel begreifen. Als solches funktioniert es allerdings hervorragend. Es lässt dem Spieler gerade so viele Entscheidungs- und Ärgermöglichkeiten, um nicht das Gefühl des "gespielt werdens" zu erwecken, ist aber letztendlich zu dynamisch und unplanbar, um lange Zug- bzw. Ablageentscheidungen zu erfordern.
Ergänzend sei die lustige Illustration gelobt, auch die Selbstbeschränkung auf die optimale Spielerzahl von 3-4 hat mich verblüfft, lässt sich "Oh, Pharao" doch im Prinzip auch zu zweit oder zu fünft noch genauso spielen. Etwas kritisch erscheint mir lediglich die für ein Funspiel etwas zu lange Spieldauer, sowie die davon nicht ganz unabhängige, latente Gefahr der Chancenlosigkeit eines Mitspielers. Wenn ein Spieler hohe Pyramiden aus hohen Karten werten kann, kann u.U. früh eine Punktelücke aufreißen, die nicht so leicht zu schließen ist. Ich betone: KANN, muss nicht.
Ich habe das Spiel für 8 EUR im Versandhandel erstanden, und den Kauf nicht bereut. Für mich ein kleines, aber feines Zwischendurchspiel für Momente, in denen ich keine Lust auf zuviel Denkarbeit habe. Die kleineren Schwächen sind bei dem Preis locker zu verkraften, und zur Not durch kleinere Variantionen leicht zu beseitigen. Wenn du ein Spaßspiel suchst, liegst du hier richtig.
So, jetzt habe ich Depp meinen hall-Rezitext praktisch zweimal getippt... so doof muss man auch erstmal sein.
Gruß,
Steffen