Lost Valley, ein Abenteuer für 3-4 Goldsucher (10 Jahre, 60min.)
Von Roland und Tobias Goslar, Kronberger Spiele
Der Spieletreff in Oberhof bietet immer wieder die tolle Möglichkeit „vordruckfrische“ Spiele in die neuheitengierigen Finger zu bekommen...
Die Goldsucher starten gemeinsam in einem Handelsposten. Schrittweise erkunden sie das unbekannte Tal. Wenn sie Schürfstellen entdecken, errichten sie Kanäle und Mienen um das Gold abbauen zu können. Die Bauten können von allen Spielern genutzt werden. Mit dem geschürften Gold werden Gegenstände gekauft, die den Goldabbau beschleunigen. Sobald das ganze Land erkundet und genügend Gold abgebaut ist, endet das Spiel.
Material
1 Startfeld,
44 Landschafts-Rauten
11 Landschafts-Dreiecke
99 runde Land-Plättchen (Fluss-, Berggold, Tiere, Ereignisse)
79 viereckige Plättchen (Waren und Rohstoffe)
20 Hölzer
4 Inventartableaus und Preisübersichten
Würfel, Eisblock und Goldsucher
Spielvorbereitung
Das wirklich reichhaltige Material wird nach Gruppen getrennt auf dem Tisch ausgebreitet.
Die Warenplättchen offen, denn diese kann man später gezielt kaufen. Die Land-Plättchen verdeckt, sie unterscheiden sich im Wert und werden später verdeckt auf die entsprechenden Land-Rauten/-Dreiecke gelegt.
Inventar
Die Spieler starten auf dem Handelsposten des Startfeldes. Jeder erhält ein Inventartableau mit ein paar Rohstoffen darauf. Das Inventar unterscheidet streng zwischen Rohstoffen (Rucksack und Karren) und Waren (Ausrüstung), d.h. ein wichtiges Element des Spieles ist die bestmögliche Nutzung dieser Tableaufelder. Rohstoffe brauche ich um Bauwerke zu bauen und Ausrüstung zu kaufen (zusätzliche wird für die Ausrüstung Gold benötigt). Die Ausrüstung brauche ich für das schnellere schürfen des Goldes oder sonstigen Erleichterungen, die ich beliebig oft benutzen kann.
Spielzug
Ein Spielzug besteht aus drei Phasen. Die Bewegung und eine Handlung dürfen in beliebiger Reihenfolge ausgeführt werden. Sind alle Land-Rauten aufgedeckt und gelegt kommt der Eisblock auf der Quelle des Flusses ins Spiel und als Abschuss des Zuges wird noch gewürfelt ob sich mit seinem Vorrücken das Spielende nähert.
Bewegung
Die Bewegung der Goldsucher verläuft immer entlang der Kanten der Land/Fluss-Rauten und -Dreiecken. Bewege ich mich auf eine Kreuzung an der noch Landschaften fehlen decke ich sie auf und platziere sie. Der Fluss muss sinnvoll verlängert werden und Dreiecke dürfen nur in Lücken gespielt werden wo keine Rauten mehr hineinpassen. Da es unser erstes Spiel war haben wir hier gleich einen „Zu-brav-gespielt“-Fehler gemacht und immer so „schön“ gebaut, dass keine Dreiecke notwendig geworden sind. Unser Pech, denn unter den Dreiecken liegen durchaus lukrative Fundstellen oder auch ein zweiter Handelsposten und warten auf den neugierigen Goldsucher. Der zweite Handelsposten hätte auch den Vorteil, dass man im Spielverlauf nicht mehr so weite Wege gehen muss um sich mit neuen Werkzeugen (braucht man für die Bauwerke) und Ausrüstung zu versorgen. Da diese Bewegung mit einer Kante im Gelände und zwei Kanten am Fluss sehr mühselig ist versprechen Pferd und Boot Abhilfe. Sie blockieren allerdings 2 der wertvollen 6 Ausrüstungsfelder auf dem Inventar. Das Boot bietet zusätzlich noch die Möglichkeit den Fluss zu überqueren was die anderen nur am Startfeld können (großer Vorteil!). Ein Karren erhöht dagegen nicht die Geschwindigkeit sondern die Anzahl der Rohstofffelder auf dem Inventar (auch großer Vorteil).
Landplättchen
Auf den Landschaften sind Fundstellen markiert auf die dann entsprechend Gold, Tiere und Ereignisse platziert werden, wenn die Rauten/Dreiecke gelegt werden. Diese Land-Plättchen gilt es einzusammeln um Gold, Nahrung und Ausrüstung zu erhalten.
Für den Abbau von Flussgold (1-2 Nuggets pro Plättchen) braucht man Wasser, d.h. man muss eventuell einen Kanal (Holz) bauen, dann kann man das Flussgold für eine Nahrung in seinen Inventar-Goldbeutel legen. Für den Abbau von dem wertvollerem Berggold (3-4 Nuggets) muss ich oder jemand anders auf diesem Feld vorher eine Miene bauen, anschließend kann auf diesem Bergfeld für Nahrung und Holz, Gold eingesammelt werden.
Die Ereignis-Plättchen kosten 2 beliebige Rohstoffe und man findet dann entweder Gold, Ausrüstung oder Nahrung.
Rohstoffe
Um an Nahrung zu gelangen, die ich bei fast allen Bauwerken, dem Goldsuchen und dem Kauf von Ausrüstung (Boot, Karren) brauche, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Am Fischsymbol, mit der Angel oder einer Reuse am Fluss kann ich einen Nahrungschip erhalten. Eine andere Möglichkeit ist die Jagd auf die ausliegenden Tiere, dafür muss ich würfeln (höher als das „Nebensitzer“-Tier). Mit einem vorher gekauften Gewehr erhöhe ich meine Trefferchance erheblich.
Für den Abbau von Berggold, die Kanäle des Flussgoldes und für manche Ausrüstungen wird Holz benötigt. Dieses kann von Waldfeldern geholt werden (Axt und Sägewerk verbessern die Ausbringung) und wird dann auf die Rohstofffelder des Inventars gelegt und belegt dort 2 Felder.
Spielende
Das Spiel endet wenn der Eisblock, der flussabwärts schwimmt, auf dem Startfeld angekommen ist oder wenn ein Spieler mit mindestens 10 Goldplättchen das Startfeld erreicht. Es gewinnt derjenige der dann am meisten Nuggets in seinem Goldbeutel hat.
Fazit
Für mich ist der Reiz eines Abenteuerspiel mit einem hohen Identifikationsgrad zu „meinem“ Abenteurer verbunden. Leide ich mit, wenn es beschwerlich wird, will ich mir nützliche Ausrüstung zulegen, schnappe ich den anderen den letzten Goldchip weg oder ärgere mich wenn andere „meine“ Miene benutzen? Wenn ich diese Fragen mit ja beantworte, dann hat mich das Spiel und ich tauche ein wie in die Welt eines guten Buches. Lost Valley hat es sowohl optisch als auch spielerisch geschafft, ich werde zum Goldsucher der sich sehr genau überlegen muss:
- wohin er sich bewegt, denn es geht nur langsam voran (Pferd und Boot helfen!),
- was er kauft, denn die Ausrüstung ist zwar durchgehend nützlich, aber auch teuer,
- wo er Gold sucht, denn ich bin in der Regel nicht alleine in der Nähe der Fundstellen,
- wo er Bauwerke baut, von denen auch die anderen profitieren (Miene, Reuse, Sägewerk etc. machen die Rohstoffbeschaffung deutlich schneller) oder doch lieber für teures Gold Ausrüstung kauft die nur ihm nützt,
- wie er die Fluss-Rauten platziert, denn der Fluss trennt das Spielfeld.
Der Spielablauf ist sehr flüssig, da sich die Interaktion zwischen den Spielern nur auf indirekte Maßnahmen beschränkt (andere die Miene bauen lassen und selber ausbeuten oder den Weg blockieren). Dadurch kommen keine langen Grübelzeiten zustande, denn man kann immer schon während die Mitspieler an der Reihe sind, seine nächsten Schritte planen.
Schon in diesem ersten Spiel waren die verschiedenen Strategien erkennbar für die das Spiel „Ausrüstung“ bietet: sich schneller zu bewegen als die anderen, mehr Rohstoffe laden zu können, flexibel die Flussseite zu wechseln oder die Nahrungschips mit einem Gewehr zu erjagen. Durch das variable einspielen der Landschaft muss man aber auch hier flexibel reagieren und die frühe Festlegung auf eine Strategie kann den Sieg kosten. Der Glücksanteil scheint für ein Goldsucherspiel die richtige Dosierung zu haben. Der Wert der Goldchips variiert jeweils nur um 1 Punkt, die Fundstellen sind unterschiedlich ergiebig (wie im richtigen Leben) und das Jagdglück ist einem auch nicht immer hold. Das Gefühl jedoch seines eigenen Glückes Schmied zu sein und selbst zu handeln überwiegt eindeutig.
Wir sind mit der gut strukturierten Regel prima zurecht gekommen (nachlesbar auf der Kronberger-Seite). Der einzige Kritikpunkt ist die Bezeichnung der Plättchen und ihre Ablage auf dem Inventar. Es gibt Landschaften, Land-Rauten und Landplättchen, hier wäre eine deutlichere Bezeichnung hilfreich gewesen. Werkzeug ist Rohstoff und kommt in den Rucksack, ein Beil ist aber eine Ware und kommt deshalb zur Ausrüstung (nicht in den Rucksack). Dies ist nicht so gaaanz logisch, aber selbst ein durchschnittlich begabter Regelleser wird das Spiel vermitteln können. Dem Spielspaß tun diese Kleinigkeiten keinen Abbruch, denn spannend ist dies alles während des Spiel und auch am Ende ging es mit den Siegnuggets knapp zu. Eine eindeutige Kauf- und Spielempfehlung mit einer Spielbox 8 aus meinem Spieletagebuch.
Bernhard Naegele
Oberhof, April 2004