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[PEEP] Coloretto Amazonas

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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TRH
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[PEEP] Coloretto Amazonas

Beitragvon TRH » 4. Februar 2005, 01:24

Peep "Coloretto Amazonas"

Gespannt allein durch die bewußt gewählte Namensähnlichkeit mit dem bekannten Vorgänger „Coloretto“ schütteln wir 90 bunte Tierkarten aus der ansprechenden Schachtel.
Die Schachtel informiert uns darüber, dass wir als Forscher im Amazonas-Gebiet auf der Suche nach unbekannten Tieren sind. Doch nur für die wirklich seltenen Karten gebe es den begehrten Ruhm. Soweit zum Thema.
Umgesetzt wird das ganze so, dass jeder der 2-4 Mitspieler je vier Reihenkarten in den Farben Blau, Violett, Braun und Grün erhält, auf denen jeweils 3 bis 6 Karten abgebildet sind.
Diese Kartenanzahl darf jeder Spieler maximal pro Reihe sammeln, dann ist die Reihe voll: Wer z.B. die sechste Karte in der grünen Reihe anlegt, der hat grün voll und darf den Stapel beiseite legen. Wem es als erster gelingt eine Reihe zu vervollständigen, der bekommt zusätzlich Bonuspunkte, die der Anzahl der Karten in der Reihe entsprechen.
Witz beim Sammeln der Karten ist, dass pro Farbe ausschließlich verschiedene Tiere abzulegen sind, die auf den Karten abgebildet sind. Wie kommen wir an unsere Karten? Nun: jeder hat drei Handkarten, von denen er eine bei sich passend anlegt und daraufhin eine nachzieht.
Salz kommt in diese Sammelsuppe dadurch, dass wir unserem Mitspieler auch eine Karte anbieten können statt sie selber bei uns anzulegen. Damit wollen wir unserem Mitspieler natürlich nichts gutes tun, indem wir ihm seine Reihe weiter vervollständigen, sondern vielmehr dazu zwingen, Karten abzulegen: Denn hat jemand zwei gleiche Tierarten in einer Farbreihe, dann muss er beide abwerfen. So bieten wir dem, der eine grüne Kröte hat, gerne noch eine an, die er entweder annimmt (und dann beiden Kröten abwerfen muss) oder auch ablehnen kann. Dann allerdings muss er auch abwerfen, nämlich die Karte einer benachbarten Reihe und kann dann statt der grünen Kröte eine braune Karte aus der Nachbarreihe auf den Ablagestapel werfen.
Das Spiel endet, wenn einer drei volle Stapel gesammelt hat oder der Nachziehstapel aufgebraucht ist. Gewinner ist derjenige, der am meisten Punkte beisammen hat, wobei sowohl Stapel, ausgelegte Karten als auch Bonuskarten zählen.
Beim Spiel zu dritt und zu viert kommt noch eine Schutzkarte ins Spiel, die den Besitzer vor weiteren „Angeboten“ seiner Mitspieler schützt.

Ähnlich wie bei Coloretto, das auch von Michael Schacht stammt, soll uns auch Coloretto Amazonas einfachen Ablegespaß mit Pfiff bieten.
Anders als bei Coloretto stellt sich hier jedoch (leider) nicht der gleiche Spielespaß ein: jeder sammelt fleißig vor sich hin, man versucht auch den bzw. die anderen zu stören, wenn´s gerade passt und so am Kartensammeln zu hindern. Aber: hier hängt selbst für mich als Spieler, der das Glückselement bei einem lockeren Kartenspiel schätzt, deutlich zu viel von der Kartenlage ab: bei drei Handkarten legt man ab, wenn es passt. Man stört auch den Mitspieler, wenn es passt, aber: Entscheidungsnöte stellen sich leider nur selten ein. Vielmehr plätschert alles nett vor sich hin.
Am besten lässt sich das ganze noch zu zweit an: hier kann man noch am ehesten den Mitspieler durch Andrehen passender Tierkarten vom Vollmachen der punkteträchtigen blauen und grünen Reihe abhalten.
Insgesamt hat man auch den Eindruck, dass das Spiel einfach etwas zu früh endet. Mit vier Spielern war „nett“ noch das beste, was unsere (durchaus wohlwollende) Spielrunde als Urteil dazu abgeben wollte. Diese Einschätzung beruht zwar nur auf einigen wenigen Runden mit dem Spiel, trotzdem: wenn das Spiel für eine Viererrunde mehr Potential hat, dann hat der Autor es ziemlich gut verpackt.

Fazit: An den Namensvetter Coloretto reicht dieses Ablegespiel leider nicht heran. Der Spielespaß wird spürbar beeinflusst durch die Spieleranzahl: wer ein lockeres Kartenspiel für zwei Personen sucht, der liegt hier wohl eher richtig. Nicht umsonst wird das Spiel ausgehend von der Zweier-Regel erläutert. Die Dreier- und vor allem die Vierrunde fallen demgegenüber deutlich ab, was viele Bewertungskriterien angeht, die man regelmäßig bei Spielen anlegt: Wiederholungsreiz, Spielespaß, gelungene Interaktion, ausgewogenes Verhältnis von Glück und Taktik, Spannung,…
Michael Schacht scheint mit Coloretto Amazonas ein solides Kartenspiel für zwei Personen gelungen zu sein. Sehr viel Pfiff, wie es uns die Packung verheißt, bietet das Spiel leider nicht, dazu fehlt einfach „das gewisse Etwas“.

Coloretto Amazonas
von Michael Schacht
2-4 Spieler ab 8 Jahren
Spieldauer: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 6 Euro

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Helmut Lehr

Re: [PEEP] Coloretto Amazonas

Beitragvon Helmut Lehr » 4. Februar 2005, 05:58

Danke für diese doch recht nächtliche Abhandlung (als tanzbegeisterter Spieler bin ich nach dem "Opernball" eine Stunde früher ins Bett!).
Nach amazon-Vorbild möchte ich Dir mitteilen: Dein PEEP hat mir weitergeholfen.

SG
Helmut (nach 4,5 Stunden Schlaf noch etwas müde)


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