Hallo zusammen,
Daimyo hatte mich schon nach einem kurzen Probespiel mit Autor Piero Cioni überzeugt. Gestern kam es dann zum ersten Mal in unserer Spielrunde auf den Tisch und der erste Eindruck hat sich bestätigt. Natürlich möchte ich euch diesen nicht vorenthalten, besonders wenn es sich dabei um einen so positiven handelt.
Worum geht’s?
Thematisch ist das Spiel im alten Japan angesiedelt. Bis zu vier Daimyos (Kriegerfürsten) versuchen sich gegenseitig das Leben schwer zu machen und hetzen ihre Bushis (Krieger) aufeinander los. Gewinner ist, wer als erstes einen beliebigen gegnerischen Daimyo zur Strecke bringt oder insgesamt drei seiner Bushis auf die „Anfangsfelder“ seiner Gegner platzieren kann.
Das Spielfeld setzt sich aus Hexfeldern zusammen. Je nach Spielerzahl wird dabei ein anderes Schlachtfeld aufgebaut. Immer gleich bleibt dabei die Anzahl der eigenen Startfelder (3).
Wie spielt man?
Der Motor des Spiels sind Karten, die jeweils eine der folgenden Aktionen ermöglichen:
A-Karten: Bushis bewegen
B-Karten: Bushis rekrutieren, dies geschieht immer dort, wo der Daimyo steht
C-Karten: den eigenen Daimyo bewegen
D-Karten: ein neues Plättchen einsetzen
E-Karten: ein schon vorhandenes Plättchen versetzen.
Ähnlich „6nimmt“, wählen alle Spieler zwei Karten aus und legen diese verdeckt vor sich ab. Dann wird gleichzeitig aufgedeckt und beginnend mit den A-Karten, werden nacheinander die Aktionen durchgeführt. Ein Beispiel gefällig? Spieler 1 hat die Karten A1 und A8 ausgespielt, Spieler 2 die Karten A3 und B4. Dann wäre die Spielreihenfolge A1, A3, A8, B4.
Das hört sich nicht besonders spannend an, aber direkt am Brett kommt man aus dem Grübeln kaum mehr raus. Da das Spielfeld sehr klein ist und es schon nach kurzer Spielzeit zu Konflikten und Bedrohungen kommt, muss man die ganze Zeit mit Argusaugen die Gegner beobachten, um nicht schnell überrannt zu werden. Da C-Karten erst nach A-Karten gespielt werden, passiert es schnell, dass man mit seinem Daimyo nicht mehr wegkommt und geschlagen wird.
Wie geschlagen wird? Ganz einfach, treffen zwei Armeen aufeinander, verlieren beide Seiten so viele Bushis wie der unterlegene Spieler auf dem Feld hatte. D.h. Greift man z.B. mit 4 Bushis 3 Bushis des Gegners an, verlieren beide Seiten 3 Bushis.
Hat jeder seine Aktionen durchgeführt, kommt der Clou. Jeder muss eine seiner ausgespielten Karten an seinen linken und rechten Nachbarn weitergeben. Da heißt es natürlich vorausschauend planen und wachsam sein, um dem Nachbarn nicht die Karten zu geben, die ihm von großem Nutzen sein können. Aus meiner Sicht ein sehr reizvoller und genialer Mechanismus.
Noch nicht erwähnt habe ich, dass die Erweiterung schon im Spiel ist. Es gibt noch F-Karten mit besonderen Eigenschaften (z.B. Selbstmord, Festungen, Ronins, Ninjas usw.), sowie Meisterkarten, die jedem Spieler eine besondere Fähigkeit verleihen. Beide Kartensorten habe ich aber noch nicht angerührt, da ich doch erst ein wenig Erfahrung mit dem Spiel sammeln muss.
Das soll’s erstmal zum Spiel an sich gewesen sein.
Positive Aspekte:
• Das Spiel bietet etwas fürs Auge, die Daimyos und die Karten sehen super aus und bringen eine schöne Stimmung ins Spiel. Aus meiner Sicht handelt es sich um die bisher beste Produktion aus einem Kleinverlag. Auch die Regelübersetzung lässt keinerlei Fragen offen, sehr gut!
• Das Spiel selbst kommt mit wenigen Regeln aus, bietet aber eine unglaubliche Zahl von strategischen Möglichkeiten und wer nicht aufpasst ist ganz schnell überrannt. Jeder Spieler ist daher rund um die Uhr gefordert, denn durch das kleine Spielfeld entstehen schnell Konflikte. D.h. keinerlei Wartezeiten.
• Die Spieldauer ist angenehm kurz. Länger als eine Stunde wird kaum ein Spiel dauern, üblich sind eher 30 Minuten. Folglich bleibt meist noch die Zeit für eine zweite und sogar dritte Partie.
• Es spielt sich in jeder Spielerzahl sehr gut, wobei die zweite Siegbedingung – wie ich gestern bitter erfahren musste – mit steigender Spielerzahl schwer bzw. fast unmöglich zu erreichen ist.
• Durch die schon integrierte Erweiterung, kommt bestimmt nicht so schnell Langeweile auf.
Negative Aspekte:
• Der Preis (34€). Das Material ist schön, aber nicht besonders zahlreich. Selbst der Autor hat mir gegenüber angedeutet, dass das Spiel für deutsche Verhältnisse zu teuer sei. Da soll aber noch nachgebessert werden.
• Sitzen nicht gleichstarke Spieler am Tisch, kann es gut passieren, dass schwache Spieler entscheidende Fehler machen, die dann zum Sieg eines anderen führen. D.h. sie geben ihre ausgespielten Karten „falsch“ weiter oder erkennen nicht bzw. zu spät die Gefahr für den eigenen Daimyo. In kaum einem anderen Spiel das ich kenne, sind kleine Fehler so tödlich wir hier.
Gesamtfazit:
Daimyo ist ein stimmungsvolles, schönes und forderndes Strategiespiel, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Schneller Einstig, kurze Spielzeit und der Reiz beim nächsten Spiel nicht ganz so plump unterzugehen, führen dazu, dass ich eigentlich auf der Stelle sofort wieder loslegen möchte. Wenn das nicht ein gutes Zeichen ist, dann weiß ich auch nicht ;)
Viele Grüße und viel Spass
Daniel Ott