Nottingham von Uwe Rosenberg, 3-7 Spieler ab 10 Jahren, Abacus
[b]Die Spielidee:[/b]
In dem neuen Spiel von Uwe Rosenberg versuchen die Spieler dem Sheriff von Nottingham beim Eintreiben von Steuern zu helfen. Wer dieses am besten erledigt, hat große Chancen sein Nachfolger zu werden. Dieses versuchen wir durch das Sammeln und Einsetzen von verschiedenen Karten die eine Doppelfunktion als Gegenstands- oder Aktionskarten besitzen.
[b]Das Material:[/b]
Das Spiel besteht hauptsächlich aus insgesamt 105 Spielkarten in der Größe eines normalen Skatspiels. Dazu gibt es 8 Holzpöppel (für jeden Spieler eine plus den schwarzen Sheriff) und eine feste Anzeigetafel auf der der Sheriff seinen Rundgang durch die Grafschaft macht. Die Spielregel ist mit knapp 7 Seiten (DIN A5?) nicht all zu lang. Vor allem weil allein 2,5 Seiten dazu dienen die 7 verschiedenen Aktionskarten zu erklären. Zumindest bei unserer Partei bleiben keine gravierenden Regelfragen offen.
[b]Der Spielablauf:[/b]
Da man sich die Regel ja online auf der Amigo-Seite runterladen kann, will ich hier nur grob auf diese eingehen.
Ziel ist es durch das Sammeln von Gegenständen bzw. bestimmten Kombinationen Siegpunkte zu sammeln. Und oh welch Wunder, wer davon am meisten gesammelt hat gewinnt das Spiel. Dazu gibt es eben genau 7 verschiedene Karten die immer drei Informationen enthalten. Einen Gegenstand (z.B. Perlen) , einen Wert (z.B. 10) und eine Aktion (z.B. Raub). Wichtig ist das jedem Gegenstand immer derselbe Wert und die selbe Aktion zugeordnet ist. So gibt es Perlen immer nur mit dem Wert 10 und der Aktion Raub. Das gilt auch für die anderen noch 6 Gegenstände. Von jeder Karte gibt es 12 Stück und eben diese gilt es zu sammeln oder einzusetzen
Das Spielprinzip ist denkbar einfach. Zu Beginn seines Zuges zieht man eine Karte von Nachziehstapel und legt sie offen auf den Tisch, so dass alle sie sehen können. Nun entscheidet man sich ob man den Gegenstand auf die Hand nimmt oder ob man die darauf angegebene Aktion jetzt (und nur jetzt) sofort ausführt. Bei diesen Aktionen findet meistens ein Tausch von einer Karte mit einem Mitspieler statt. So kann ich z.B. mit einer Diebstahl-Aktion jemanden eine Karte aus seiner verdeckten Hand ziehen. Doch ganz so schlimm wie sich das anhört ist es für den Betroffenen nicht. Denn als Entschädigung bekommt er dafür die eingesetzte Aktionskarte auf die Hand und darf sie als Gegenstand benutzen. Dies ist bei anderen Aktionen ähnlich. Es findet prinzipiell immer nur ein Austausch statt.
Hat man sich für eine Option entschieden kann man am Ende seines Zuges noch einmal ein Kartenkombination gegen Siegpunkte eintauschen.
Möglichkeit 1: Man erfüllt einen von zu Beginn vier ausliegenden Aufträgen (3 Zwillinge, 4 Zwillinge, 1 Fünfling oder von jeder Sorte 1 Karte). Von jedem Auftrag gibt es zwei Stück. Jeden Auftrag kann ein Spieler nur einmal erfüllen. Schafft noch ein anderer Spieler im Verlaufe des Spiels den gleichen Auftrag, bekommen beide Punkte dafür, aber etwas weniger als wenn dies nur eine Person geschafft hätte.
Möglichkeit 2: Man kann generell einen Drilling gegen Punkte eintauschen. Da wird nun der Wert auf den Karten interessant. Wenn man einen Drilling ablegt, darf man sich eine der abgelegten Karten auf einen persönlichen Gewinnstapel legen. Die anderen beiden kommen auf den Abwurfstapel. Wenn ich also einen Drilling mit Perlen (Wert 10) ablege, habe ich 10 SP sicher.
Verhindern können die Mitspieler dies nur durch das Ausspielen von so genannten Hinterhalt-Karten. Wird eine solche mit passendem Gegenstand oder Spielerfarbe ausgespielt, muss eine abgelegte Karte an den Saboteur abgegeben werden. Dafür erhält man aber auch wieder eine Karte vom Angreifer. Wenn man nun dadurch aber keinen Drilling mehr ausliegen hat, gibt es auch keine Siegpunkte. Daher ist es vor allem später sinnvoll lieber einen Vierling oder mehr auszulegen um sicher zu gehen das man auch die Punkte bekommt.
Immer wenn es zu einem Eintauschen von Siegpunkten gekommen ist, gibt es eine Gunst des Sheriffs (Günste scheinen momentan sehr „in“ zu sein;-) ). Der schwarze Sheriff wandert in der Grafschaft ein Feld weiter. Auf jedem Feld steht eine Zahl zwischen 2 und 9(?) die besagt, dass jeder Spieler der genau so viele oder weniger Karten auf der Hand hat als diese Zahl angibt, sich eine verdeckte Karte vom Nachziehstapel nehmen darf. Dies ist eine der wenigen Möglichkeiten Karten auf die Hand zu bekommen die niemand gesehen hat!
Das Spiel endet wenn der Sheriff den Rundgang komplett absolviert hat oder wenn alle 8 Auftragskarten einen Besitzer gefunden haben.
[b]Fazit:[/b]
Klar, wer einen PEEP zu einem Spiel schreibt hat meistens einen positiven Eindruck zu dem Spiel. So auch bei mir. Was mir besonders gefällt ist die Tatsache das man es mit bis zu 7 Personen spielen kann und sehr schnell erlernt ist. Wir waren bei unserer Partei z.B. zu sechst. Das ganze spielt sich doch recht locker von der Hand und bereits nach 1-2 Runden hat man die Funktionen der Karten verinnerlicht und es gibt somit auch keine großen Wartezeiten. Während man seine Kombinationen sammelt muss man auch ständig ein Auge darauf haben was die anderen Spieler sich so einsacken. Dieses wird aber natürlich mit ansteigender Spieleranzahl immer schwieriger. Somit ist der Einflussfaktor bei diesem Spiel mit Sicherheit nicht sehr hoch, aber zu unterschätzen ist er auch nicht. In unserer Partie kamen die „bösen“ Hinterhaltkarten nicht all zu oft zum Einsatz. Doch gerade mit diesen kommt noch mal eine besondere Prise ins Spiel. Zum einen weil man damit jemandem gezielt eine Runde „stehlen“ kann und zum anderen weil man damit auch an bestimmte Karten rankommen kann. Der Ausgleichsfaktor bei der Gunst des Sheriffs, bei dem Spieler mit vielen Handkarten nichts bekommen, sorgt zudem dafür das es bis zum Ende recht spannend bleibt und keiner uneinholbar davon zieht. Man muss ständig abwägen ob es sinnvoller ist lange Zeit auf lukrative Aufträge (Werte 10 -30) zu sammeln, dafür dann in Gefahr zu geraten bei den Gunsten nichts abzubekommen, oder ob man immer wieder kleinere Wertungen mit Drillingen (Werte 7 -13) auslöst.
Insgesamt ein sehr interaktives Spiel bei dem ich schon auf weitere Partien gespannt bin um noch eventuelle Feinheiten herauszufinden. Ob es diese gibt kann ich nur vermuten, aber zumindest hat mich die erste Partie ermutigt noch weitere dranzuhängen.
Aus meinem ersten persönlichen Eindruck würde ich sagen, dass der Einfluss mit steigender Spielerzahl etwas abnimmt, aber gerade bei einer ungefähren Spieldauer von 30-45 Minuten stört dieses überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich würde anschließend sogar noch eine Revanche dranhängen. Und angesichts des doch angemessenen Preises von ca. 11 Euro würde ich für dieses Spiel eine Kaufempfehlung aussprechen.
Michael Schlepphorst