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[PEEP] Im Reich der Wüstensöhne

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Peter Gustav Bartschat

[PEEP] Im Reich der Wüstensöhne

Beitragvon Peter Gustav Bartschat » 20. April 2008, 20:41

Im Reich der Wüstensöhne
Autor: Klaus Teuber
Verlag Kosmos, Stuttgart 2008
2 – 4 Spieler

I. Worum geht's?

"Im Reich der Wüstensöhne" ist nach "Im Reich der Jadegöttin" das zweite Spiel, das unter dem Serientitel "Entdecker" erscheint, komplett mit einem kleinen Logo, das einen unrasierten Herrn mit Schlapphut zeigt – vermutlich Catana Jones.

Diese "Entdecker"-Reihe basiert auf Klaus Teubers Spiel "Die Entdecker" und variiert dessen Basis-Mechanismus, einen Spielstein, der irgend ein Gefährt symbolisiert, zu bewegen und am Ende der Bewegung in Plättchen hinzulegen, auf dem es ein Stück Landschaft und bisweilen noch das eine oder andere Symbol zu sehen gibt.

War "Im Reich der Jadegöttin" noch ein sehr einfach gehaltenes Spiel, dessen Verlauf überwiegend vom Zufall gesteuert wurde – in diesem Aspekt dem ursprünglichen "Entdecker" ähnlich – stellt "Im Reich der Wüstensöhne" schon etwas größere Anforderungen an die Aufmerksamkeit und Planung der Spieler.


II. Die Regel (der langweilige Teil – wer mag, kann gleich bei "III. Fazit" weiter lesen)

Zunächst fängt es an wie bei der "Jadekönigin": Es wird eine kreuzförmige Struktur mit zwei sich kreuzenden Straßen und mehreren zunächst ins Nichts führenden Abzweigungen ausgelegt. Über alle braunen Straßen-Linien kann man einen Spielstein – hier ein hölzernes Kamel – beliebig weit bewegen. Benutzt man eine weiße Linie, ist an deren Ende mit der Bewegung Schluss, und man kann dort wo man steht ein neues Landschaftsplättchen anlegen ... wenn man kann.

Bis zu 3 Plättchen kann man, wenn man sie nicht anlegen kann, offen vor sich sammeln, um sie später einzusetzen.

Die Plättchen zeigen Wüste und Oasen, und wenn eine Oase komplett entdeckt ist – wenn also eine Struktur entstanden ist, die komplett von Wüste oder dem Spielfeldrand umgeben ist – findet eine Wertung statt. Damit es etwas zu werten gibt, muss während des Entdeckungs-Vorgangs mindestens ein Spieler eine Entdecker-Figur – hier einen Holzzylinder – auf die Oase gestellt haben.

Damit haben wir die Ähnlichkeiten zwischen den "Wüstensöhnen" und der "Jadegöttin" auch schon komplett kennen gelernt, und alles andere ist neu.

Die Entdecker – jeder Spieler hat vier davon – sind alle unterschiedlich hoch. Es gibt also bei jeder Oasen-Wertung eine eindeutige Reihenfolge nach der Größe, und vom Größten bis zum Kleinsten Entdecker kann sich jeder Spieler der Reihe nach eins der nützlichen Dinge nehmen, die es in der Oase gibt.

Hier haben Mehrheiten also nicht die Bedeutung, die sie in den anderen "Entdecker"-Spielen haben: Ein einzelner Entdecker kann das nützlichste Gut an sich bringen, wenn er nur der Größte ist.
Ist deswegen der Spieler, dem bei der anfänglichen Verteilung der Entdecker der längste Lulatsch zugewiesen wurde, im Vorteil? Zwei Elemente schränken diesen Vorteil ein: Zum einen muss der Besitzer der größten Entdeckers immer für sein Privileg bezahlen –eine Einheit Wasser – zum anderen gibt es einen hölzernen Turban, eine Art Wanderpokal, der reihum an jeden Spieler geht: Der Entdecker, der gerade den Turban trägt, gilt immer als der größte Entdecker, unabhängig von seiner objektiven Höhe über dem Meeresspiegel.

Was gibt es nützliches in den Oasen? Zunächst einmal vier Handelsgüter, die man in Form von Plättchen erwirbt: Weihrauch, Myrrhe (bekannt aus der Weihnachtsgeschichte), Edelsteine und Salz in Form von Pappplättchen, ferner Wasser in Form von blauen Glastropfen, Gerüchte in Form von Pappplättchen (dazu gleich mehr) und Kamele in Form von Pappstreifen.

Damit man die Waren erwerben und abtransportieren kann, braucht man Kamele. Ein Kamel hat man zwar als Holzfigur auf dem Spielbrett, aber das steht nur symbolisch für eine ganze Handelskarawane. Die Karawane als solche liegt vor jedem Spieler aus; sie umfasst anfangs 2 Kamele, von denen wiederum jedes zwei Waren tragen kann, und drei Mitarbeiter (auch zu denen gleich mehr). Bringt man in einer Oase ein weiteres Kamel an sich, vergrößert man damit die vor einem liegende Karawane und kann dann 2 Waren-Plättchen mehr an sich bringen. Mit purem Einsammeln ist es also nicht getan.

Die drei Mitarbeiter stehen für drei Sonderaktionen, die jeder Spieler je einmal pro Zug machen darf: Einen kompletten zweiten Spielzug, oder die Begrenzung durch die weißen Linien aufheben, oder ein Landschaftsplättchen aus der Auslage eines anderen Spieler stehlen. Für jede dieser Sonderaktionen muss man eine Einheit Wasser abgeben.

Wie bekommt man neues Wasser? Darüber schweigt sich die Spielanleitung zwar aus, aber da es auf den Oasen-Plättchen Wasser-Symbole gibt, liegt wohl nicht ganz falsch, wer vermutet, dass man Wasser genau so an sich bringt wie Waren, Kamele oder Gerüchte: Indem man sich, wenn man entdeckergrößenreihenfolgebedingt mit dem Zugreifen dran ist, einen Wassertropfen aus dem Vorrat nimmt.

Am Schluss gewinnt, wer die wertvollsten – und das müssen keineswegs die meisten sein – Waren besitzt. Und dabei kommen die Gerüchte ins Spiel: Es gibt eine Preis-Tabelle, auf der zunächst jede Ware denselben Wert hat, nämlich vier Gold (das gibt's nur virtuell als Siegpunkte am Schluss).

Man kann den einzelnen Waren auf der Preistabelle aber Gerüchte zuordnen, die den Preis nach oben oder unten treiben, und man kann Gerüchte auch rückgängig machen (hier ist das Spiel mal so ganz anders als das wahre Leben).


III. Fazit

Bei den "Wüstensöhnen" gilt es, einiges an Spielelementen mehr im Kopf zu haben als bei der "Jadekönigin", zudem gibt es mehr Einflussmöglichkeiten. Das macht das Spiel insgesamt interessanter, wobei es immer noch auf einem Niveau bleibt, das es auch für das Spiel mit jüngeren und weniger erfahrenen Spielern interessant macht.

Das ganz große Aha-Erlebnis wird sich für regelmäßige Spieler, die das Prinzip kennen, natürlich nicht einstellen – aber die sind ja auch nicht die Haupt-Zielgruppe. Andererseits sage ich mir: Wer seit Jahren in jeden neuen James Bond-Film geht, kriegt pro Film auch wenig Neues zu sehen, kann aber trotzdem prächtig unterhalten werden, wenn er die handwerklich sorgfältige Bearbeitung eines bekannten Prinzips zu schätzen weiß.

Unter diesem Aspekt kann man sehr wohl auch von den "Wüstensöhnen" prächtig unterhalten werden.


IV. Anmerkungen zum ersten Spiel

Ich habe das Spiel bisher einmal gespielt, und wir waren dabei zu dritt.

Ein Regel-Element haben wir beim ersten Spiel überlesen, nämlich, dass der Preis, den der größte der Entdecker für seine erstes Zugreifen auf die Oasen-Vorräte bezahlen muss, entfällt, wenn es nur genau einen Entdecker in einer Oase gibt. Dadurch habe ich einige Chancen verpasst, meinen Wasservorrat aufzufüllen, und geriet früh ins Hintertreffen.

Insgesamt haben wir vermutlich alle etwas zu brav gespielt: Die Größe der Landschaft ermöglicht es drei Spielern ohne weiteres, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Ich vermute, dass es noch merklich spannender wird, wenn man sich in halb-entdeckte Oasen hineindrängelt, um durch gezieltes Größerer-Entdecker-Einsetzen attraktive Waren oder die nützlichen Zwei-Wassertropfen-Felder zu schnappen.

Peter Gustav Bartschat

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RedPiranha
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Beiträge: 357

Re: [PEEP] Im Reich der Wüstensöhne

Beitragvon RedPiranha » 20. April 2008, 21:32

Als kleine Ergänzung: Seit dem 16.4. kann das Spiel auch in der Catan Online Welt gespielt werden.

Dr. Reiner Düren

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Ernst-Jürgen Ridder

Re: [PEEP] Im Reich der Wüstensöhne

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 20. April 2008, 21:32

Hallo Gustav,

danke für das schöne PEEP. Es entspricht auch meinem Eindruck von dem Spiel, das wir bislang einmal zu dritt in der Familie gespielt haben. Auch bei uns war die Spielweise recht brav und ich denke, in dem Spiel steckt noch mehr drin. Ich werde es sicher auch mal in meiner Spielegruppe anbieten, mal sehen, wie es da läuft.

Die Gerüchte wurden bei uns übrigens zu wenig genutzt, obwohl sie doch auf die Siegpunkte am Ende einen erheblichen Einfluss haben können. Letztendlich habe ich um nur einen Punkt aufgrund einer ganz kurz vor Spielende erfolgten Wertveränderung bei einer Ware (-2) gewonnen, die der bis dahin Führende in größerer Zahl hatte als ich, so dass mich die Wertveränderung nicht so traf.

Insgesamt eine interessante Neubearbeitung der Entdecker.

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen

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widow-s-cruse

Re: [PEEP] Im Reich der Wüstensöhne

Beitragvon widow-s-cruse » 20. April 2008, 22:53

Hallo,

auch ich hatte heute das erste Mal die Wüstensöhne auf dem Tisch. Wir hatten einen intensiven Spieletag (On Top, Einfach Genial, Keltis alle neu zu erklären) bei Gelegenheitsspielern. Nach einem Drittel des Spiels wurde der Wunsch zu Ausdruck gebracht, den Grill einzuheitzen. Und das Tischeindecken war das Ende des Spiels.

Das Spielprinzip scheint Wenig- bis Gelegenheitsspielern nicht entgegen zu kommen. Und ich werde mich wieder schwer tun, Mitspieler für die Wüstensöhne zu finden. Die Alternativen in dem Bereich sind vielfältig. :(

Die gespielte erste Hälfte schien mir auch noch viel Luft zu enthalten. Ich hoffe aber, dass mit ein Gewohntheit des Spielprinzips, Speed in den Ablauf gelangt. Einen Wiederspielreiz konnten die Wüstensöhne bei mir schon auslösen.

Liebe Grüße

Nils

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Grzegorz Kobiela

Jadegöttin...

Beitragvon Grzegorz Kobiela » 21. April 2008, 20:52

Das erste Spiel der Reihe heißt "...Jadegöttin", nicht "...-königin". :) :P

On topic: Mir gefallen die Wüstensöhne übrigens besser als die Jadegöttin.


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