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[PEEP] Agricola X-Deck: Erste Spielerfahrungen mit dem Gimmick

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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ravn

[PEEP] Agricola X-Deck: Erste Spielerfahrungen mit dem Gimmick

Beitragvon ravn » 20. Oktober 2008, 03:27

Hallo,

gestern mal wieder eine Partie Agricola gespielt. War eine Zweierrunde. Da die neue spielbox auch zeitig angekommen ist, habe ich direkt mal das neue X-Deck ausprobiert.

Im Kern sind es Sonderkarten, die nur zum Einsatz kommen, wenn jemand den ersten 1-Stein-Steinbruch nutzt. Dann wird die oberste Karte vom X-Deck-Stapel gezogen, aufgedeckt und ausgeführt. Die Karte kann sich auf den aktiven Spieler beziehen, oder auch auf die komplette Spielrunde. Mal positiv, mal eher neutral, aber auch negativ. Welcher Kartentyp gezogen wird, das ist purer Zufall.

Genau da kann auch das Problem liegen. Zufall gibt es bei Agricola bisher recht wenig. Man weiss, welche Rundenkarten in welchen Spielphasen erscheinen, wenn auch nicht die konkrete Reihenfolge. Man kennt seine Ausbildungen und Anschaffungen und kann sich eine nette Strategie zurechtplanen. Mit Blick auf die Mitspieler reagiert man hier und da flexibel und gut ist.

Das X-Deck ist Anarchie pur. Nur steuerbar, indem man den ersten Steinbruch meidet und sich nicht der Gefahr des Zufalls aussetzt. Da man von Mitspieler X-Deck-Karten aber ebenso mitbetroffen sein kann, ob man will oder nicht, werden wohl fast schon zwangsläufig ein paar dieser Karten im Laufe der Spielpartie auftauchen, sofern man eben mit X-Deck spielt. Damit muss man leben und spielen können. Da kann sich auch schon mal eine ganz toll ausgedachte Siegstrategie in Nichts auflösen. Das muss man verkraften können.

So geschehen in unserer Zweierpartie. Ich hatte etliche Handkarten (Ausbildungen und Anschaffungen), die eine recht nette Getreide-Strategie ergaben. Zudem sollte ich sehen, dass ich frühzeitig auf Steinhäuser renoviere, da dann ebenso nette Sondereffekte zum Zuge komen würden. Soweit die Theorie. In der selben Zeit hat mein Mitspieler die "soviele Rohstoffe wie möglich sammeln"-Strategie gefahren und auf schnellen Familienzuwachs gedrängt, unterstützt und ernährt durch verwurstetes Vieh. Seine Strategie schien erfolgreicher, meine Strategie war dafür harmonischer. Aktion passte auf Aktion, so langsam entstand eine tolle Landwirtschaft.

Dann brauchte mein Mitspieler das erste Mal Steine und zog die oberste X-Deck-Karte. Schwupps, war sein Vieh von den Aliens geschrumpft. Er konnte zwar mehr davon in Ställen und auf Weiden unterbringen, aber in Nährwerten waren die nur noch die Hälfte wert. War ein Rückschritt, aber er konnte seine Ernährung trotzdem noch in den Griff bekommen.

Dann nutzte ich das erste Mal den Steinbruch, weil die zwei Steine waren zu verlockend und ich zudem neugierig, welche X-Deck-Karte da wohl kommen wird. Neugier ist der Heldentot! Zwar nicht tot, aber Hüttenlos waren wir alle, da die Aliens mal eben mit ihren Raumschiffdüsen unsere Holzräume niederbrannten. Ärgerlicher für meinen Mitspieler, weil der vier davon hatte und ich nur zwei zu dem Zeitpunkt. Noch ärgerlicher für ihn, weil er in der nächsten Aktion auf Lehmhütten renovieren wollte und die durch diese X-Deck-Karte dann automatisch zu Stein geschmolzen wären. Pech, so sassen wir ohne Hütten da und mein Mitspieler hatte auch erstmal kein Holz parat, um von nichts wenigstens auf zwei Holzhütten renovieren zu können (erlaubt die X-Deck-Karte).

Meine Stein-Strategie konnte ich damit auch vergessen, weil der Weg von nichts über Holz- und Lehm- zu schliesslich Steinhütten zu langwierig war. So plätscherten die letzten Spielrunden dahin und wir versuchen beide möglichst viele Minuspunkte noch zu vermeiden. Am Ende gewann mein Mitspieler mit 29 zu 27 Punkten.

Mein erstes Fazit: Das X-Deck bringt Abwechslung ins Spiel. Aber eigentlich gibt es durch die fast unendlich scheinenden Kartenkombinationen von Ausbildungen und Anschaffungen und die damit unterschiedlichsten Srategien und die der Mitspieler ein schon ausreichend abwechslungsreiches Spiel. So abwechslungsreich, dass es seit einem Jahr das wohl in unseren Spielrunden meistgespielte Brettspiel ist. Egal ob zu dritt, viert, mal zu fünft in Vollbesetzung oder ein schnelles Zweierspiel. Agricola macht immer noch Spass und fordert heraus, das Beste aus dem Möglichen zu basteln.

Das X-Deck bringt zu viel Abwechslung, fast schon Chaos ins Spiel. Sicher geglaubte Strategien müssen kurzfristig total umgeplant werden. Durch einen Nachteil zur falschen Zeit kann man auch eine Partie komplett in den Sand setzen.

Warum also überhaupt mit dem X-Deck spielen? Weil die Neugier auf ganz neue Karten doch siegen könnte. Aber man muss sich eben darauf einlassen können, jetzt durch noch mehr Zufall noch extremer zu verlieren oder eventuell auch bevorteilt zu werden. X-Deck ja, aber eher in Spielrunden, die Agricola nicht zu ernst nehmen. Ein nettes Gimmick, das Agricola nicht zwingend besser macht, eher anders, unberechenbarer, zufälliger, teils unausgewogener. Ich werde es sicher nochmal antesten, aber dann ist auch gut. Agricola pur braucht keine Gimmicks, um besser zu werden!

Cu/Ralf

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DiSta
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Re: [PEEP] Agricola X-Deck: Erste Spielerfahrungen mit dem Gimmick

Beitragvon DiSta » 21. Oktober 2008, 12:58

...auch wir hatten das X-Deck am Sonntag bei einem 3er Agricola im Einsatz - kann das Chaos auch so bestätigen, aber lustig war's allemal...

Ich hatte Besuch von den Raumwuseln, gerade ich , der ich als einziger in der Runde die größten Mühen hatte, die Familie zu versorgen und dann noch ein paar Hungerneider mehr....

nice dice
Dietmar


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