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[PEEP] Attandarra

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Ernst-Jürgen Ridder

[PEEP] Attandarra

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 24. Mai 2009, 18:20

Vor einiger Zeit habe ich hier in spielbox-online einen Hinweis auf ein Spiel namens Attandarra (mittelalterlicher Name für Attendorn) gefunden, über das man sich auch ein wenig anderweit im Internet informieren konnte. Es hat mich interessiert und ich habe es vom Autor Horst Rokitte bezogen. Das Spiel kann von 2-4 Spielern gespielt werden. Nach drei Spielen zu zweit, davon einmal nach der Grundregel und zweimal mit der Zusatzregel, hier mein erster Eindruck:

Die Spielregel ist eher kurz, vier Seiten Grundregel und zwei Seiten Zusatzregel "Stadtgeschichte". Die Regel ist reich bebildert und gut verständlich geschrieben, muss aber durchaus sehr aufmerksam gelesen werden, sonst stellen sich Fragen.

Das Spielmaterial besteht aus einem zentralen Spielplan, auf dem nicht wirklich gespielt wird; er dient der Ablage von Bürger- und Münzplättchen (4x5 Felder mit den Koordinaten 1-4 und A-E), enthält den Markt für die vier Baustoffe Lehm, Holz, Stein und Glas, eine Zählleiste für die Runden und den Goldbestand der Spieler, eine Ablage für die Plättchen der Zusatzregel und eine Siegpunktzählleiste.

Jeder Spieler hat einen eigenen Spielplan mit ebenfalls 4x5 Feldern, auf denen die Stadtplättchen gelegt werden, sowie für die Zusatzregel Ablagefelder für Stadtwappen und Stadtsiegel sowie Baustoffe. Ferner hat jeder Spieler 18 Stadtplättchen, davon 13 Gebäude (Fotos von Originalgebäuden in der Stadt) mit gelben Zahlen mit den Werten 2-4, vier Wiesen und einen Feuerteich (blaue Zahlen); für die Zusatzregel gibt es noch vier Stadttore mit roten Zahlen. Außerdem gibt es noch als allgemeinen Vorrat 60 Baustoffe (davon zu Beginn jeder Runde 15 im Markt und 45 im Stoffbeutel), Bürger- und Münzplättchen, einen Rundenmarker, sowie für jeden Spieler einen Punkte- und einen Goldanzeigestein.

Das Spiel geht in beiden Varianten über fünf Runden, in denen die Spieler immer wieder reihum dran sind, bis alle gepasst haben oder kein Gold mehr besitzen. Zu Beginn jeder Runde bekommt jeder Spieler 12 Gold.
Wer in einer Runde erstmals dran ist, zieht zwei Baustoffsteine aus dem Sack, die er sofort verbauen muss. Ansonsten kann ein Spieler, wenn er an der Reihe ist, im Grundspiel eine von drei Aktionen wählen, nämlich a) Kauf eines Baustoffes und verbauen, b) Wiese oder Feuerteich einsetzen oder c) ein Bürger- oder Münzplättchen erwerben.
zu a): Man kauft aus dem Markt einen Baustoff. Der Markt wird zu Beginn einer Runde bestückt mit 15 zufällig aus dem Beutel gezogenen Baustoffen, höchstens sechs je Sorte. DAs gilt nur für die erste Runde, in späteren Runden wird lediglich auf 15 wieder aufgefüllt. Je weniger Baustoffe einer bestimmten Sorte im Markt sind, um so teuerer sind sie; sie können auch gar nichts kosten. Ein Gebäude braucht zum Baubeginn nur einen Baustoff,´der aber nicht Glas sein darf. Zur Fertigstellung bedarf es so vieler Baustoffe, wie die gelbe Zahl des Gebäudes aussagt, also 2-4, wobei insgesamt mindestens zwei verschiedene Baustoffsorten verwendet werden müssen. Die Baustoffe haben eine Wertigkeitsfolge: Lehm, Holz, Stein und Glas. Ein Baustoff, der einen niedrigeren Wert hat, als der hochwertigste schon verwendete Baustoff, darf nicht mehr hinzugefügt werden. Hat man also ein 3-er-Gebäude mit 1 Holz begonnen, darf der nächst Baustoff nur Holz oder höherwertig sein; wurde zum Holz Stein hinzugefügt, muss der dritte Baustoff mindestens Stein sein usw.. Ist ein Gebäude fertig, bekommt man für die verwendeten Baustoffe Punkte, wobei Lehm nichts zählt, Holz 1, Stein 2 und Glas 3 Punkte. Der Bauplatz für das erste Stadtplättchen auf dem eigenen Spielplan ist beliebig, alle anderen müssen dann Kante an Kante angelegt werden. Gebäude mit gleicher gelber Zahl dürfen nicht nebeneinander liegen.

zu b) Für ein Gold kann man auch eine Wiese oder den Feuerteich legen.

zu c) Man kann auch ein Bürger- oder Münzplättchen kaufen und einsetzen. Der Preis der Bürgerplättchen entspricht der Anzahl Bürgerplättchen, die auf dem zentralen Spielplan in der selben Zeile liegen. Bei den Münzplättchen richtet sich das nach der Spalte. Eingesetzt werden die Plättchen auf dem eigenen Spielplan und zwar jeweils auf dem Feld, das die selben Koordinaten hat wie das Feld auf dem zentralen Spielplan, von dem das Plättchen kommt. Auf Gebäude, die fertig sind, dürfen Bürger- und/oder Münzplättchen gelegt werden, auf die Wiesen dürfen nur Bürger und auf den Feuerteich darf gar kein Plättchen.

So kommt man immer abwechselnd an die Reihe, bis man entweder keine Aktion mehr ausführen möchte, oder kein Gold mehr hat. Hat man noch Gold übrig, will aber seine Runde beenden, darf man aus dem Beutel noch einen Baustoff ziehen und verbauen.

Nach der fünften Runde wird abgerechnet:
Für die meisten Bürger und Münzen gibt es jeweils 10/6/3 Punkte. Wiesen zählen 1 Punkt, mit Bürger 3 Punkte. Der Feuerteich zählt 5 Punkte, wenn er an allen vier Kanten von fertigen Gebäuden umgeben ist, sonst nichts. Unfertige Gebäude zählen nichts, fertige geben so viele Punkte, wie die gelbe Zahl aussagt. Grundsätzlich gewinnt, wer die meisten Punkte hat; es gibt auch einen Tie-breaker.

Die Zusatzregel Stadtgeschichte nimmt historische Ereignisse auf, von denen es im Spiel 6 gibt, 3 gute und 3 schlechte. Die Ereigniskärtchen werden gemischt, zu Beginn der Runden 3-5 wird jeweils eines aufgedeckt, so dass die Spieler sich darauf einstellen können.
Es gibt zwei weitere Aktionsmöglichkeiten, nämlich d) Bau eines Stadttores und e) Einsatz der Stadtwappen.

Jeder Spieler erhält zwei Stadtwappen (bei 2 Spielern drei) und die vier Stadttore seiner Farbe.

zu d) Man kann ein Stadttor (gilt auch als Gebäude) bauen, am Rand, nicht in den Ecken. Der Bau kostet einen Stein und zwei Gold.

zu e) Für jeweils ein Gold kann man auf dem zentralen Spielplan eines seiner Stadtwappen setzen, und zwar so, dass es entweder für eine Zeile oder für eine Spalte gilt. Damit kann man die Wirkung der historischen Ereignisse beeinflussen. Zeilen und Spalten gelten jeweils als Straßenzüge. Von einem Ereignis betroffen sind Spalten und Zeilen, die nicht durch Stadtwappen abgedeckt sind. Soll also ein bestimmtes Feld nicht betroffen sein, muss man seine Zeile und seine Spalte abdecken können.

Davon abgesehen spielt man in nach der Zusatzregel sozusagen nebenbei auch noch um das Stadtsiegel, das am Rundenende Punkte entsprechend der Rundenzahl gibt, also 1-5. Das Stadtsiegel bekommt, wer in der betreffenden Runde jeweils die meisten Gebäude fertiggestellt hat, bei Gleichstand derjenige, der sein letztes Gebäude mit einem höherwertigen Baustoff abgeschlossen hat, bei Gleichstand der, der von diesen zuerst soweit war.

Die Ereignisse sind teilweise auch durch bestimmte Gebäude beeinflussbar, so schützt z.B. der Feuerteich sich selbst und die ihm benachbarten Stadtplättchen vor der Feuersbrunst.

Die Schlusswertung entspricht derjenigen des Grundspiels, allerdings geben jetzt die Stadttore noch Punkte, nämlich jeweils drei. Hat man zwei Stadttore auf gegenüberliegenden Spielplanseiten gebaut, zählen alle Stadttore 6 Punkte.


So weit, so gut. Wie spielt es sich?

Schon mal nicht wie Siedler, obwohl man Gebäude mit Baustoffen errichtet. Das Zufallselement Würfel gibt es nicht. Zufall spielt dennoch eine Rolle, weil die Verteilung der Bürger- und Münzplättchen auf dem zentralen Spielplan zufällig erfolgt, die Bestückung des Marktes durch blindes Ziehen aus dem Beutel geschieht, wobei allerdings die Häufigkeit der Baustoffe unterschiedlich ist (20, 15, 15 und 10), und es finden nur drei von sechs Ereignissen statt. Die Ausgangslage der Bürger- und Münzplättchen kennt man dann aber schon von Spielbeginn an, bevor man auch nur ein einziges Gebäude errichtet hat, so dass man schon beim Bauen auf bestimmte Plättchen abzielen kann, wenn denn nicht andere schneller sind. Die Bestückung des Marktes für die jeweilige Spielrunde kennt man schon vor dem ersten Spielzug in der Runde. Gibt es einen Baustoff für "null" und man nimmt ihn nicht, weil man etwa lieber eine Wiese bauen will, darf man sich nicht ärgern, wenn es den kostenlosen Baustoff nicht mehr gibt, wenn man wieder an der Reihe ist, usw..
Wir haben verschiedene Strategien probiert und fanden das Spiel sehr interessant und auch spannend. Teilweise waren die Ergebnisse sehr knapp (1 Punkt), maximaler Unterschied waren 13 Punkte (73:86).

Aus meiner Sicht ein empfehlenswertes Spiel, auch für Gernspieler, auch wenn sie nicht in Attendorn wohnen. Der Hardcore-Strategiespieler, der jedwedes Zufallselement verabscheut, wird das Spiel weniger mögen, obwohl: Wirklich zufallsabhängig ist man nur bei dem Ziehen der zwei Baustoffe zu Beginn jeder Runde und beim Ziehen eines Schlussbaustoffs am Ende einer Runde, wenn man sein letztes Gold dafür geben will.

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen

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ho99ro
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Re: [PEEP] Attandarra

Beitragvon ho99ro » 25. Mai 2009, 18:37

Hallo!
Bezugsadresse für das Spiel unter www.spiele-idee.de

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ode

Re: [PEEP] Attandarra

Beitragvon ode » 26. Mai 2009, 10:35

Danke für den schönen PEEP!

Mir war das auch in ins Auge gefallen...

ode.


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