Hallo,
letzten Samstag habe ich "The City" gekauft. Für 6,50 Euro ein typisches Amigo-Kartenspiel. Da kann man nicht viel falsch machen, weil andere Amigo-Kartenspiele wie Wizard, Geschenkt und auch 11 nimmt spiele ich in den passenden Spielrunden gerne.
"The City" hat 110 Karten und viele dazu zeigen unterschiedliche Gebäude. Einige gibt es auch mehrfach, aber in den ersten Spielen entdeckt man immer wieder neue, bisher unbeachtete oder übersehene Gebäude. Vielfalt ist schon mal gegeben. Davon bekommt man 7 auf die Hand und wirft direkt wieder 2 Karten weg. So hat man seine Starthand zusammen. Das macht jeder der zwei bis fünf Spieler.
Vom Spielablauf ist "The City" eingängig: Jeder sucht zeitgleich eine Handkarte aus, die er bauen möchte, legt die verdeckt vor sich ab, wenn alle fertig sind, wird die Karte umgedreht und die Baukosten mit weiteren Handkarten bezahlt.
Die Baukosten variieren von 0 bis 11. Da maximal 12 Handkarten auch das Limit zu Beginn jeder Runde ist, erklärt sich auch die 11 als teuerste Karte im ganzen Spiel. Jede Karte bietet Einkommen, Siegpunkte, Symbole in drei Kategorien oder einen Hinweistext. Manche Karten auch alles auf einmal. Trotzdem bleibt das Spiel übersichtlich und ist bei weitem nicht so lernintensiv wie "Race for the Galaxy". Ein Mitspieler bezeichnete es als "ultra-light" im Vergleich.
Stichwort Baukosten. Da wir mit Karten bezahlen, brauchen wir auch neue Karten. So ziehen wir am Ende einer Runde, in der wir unsere Karte gebaut haben, so viele Karten nach, wie wir Einkommen auf unserer Kartenauslage haben. Das kann ein Fixeinkommen sein oder eben auch von der Anzahl der ausliegenden drei Symbolen abhängig sein. So gibt z.B. ein Parkplatz Einkommen für ausgespielte Auto-Symbole. Ein Einkaufszentrum für Einkaufswagen und andere Karten für Springbrunnen.
Andere Karten bringen Siegpunkte, teils auch Einkommen und Siegpunkte im Kombination. Wieder andere Karten ermöglichen es erst, andere Karten zu bauen oder geben Rabatt auf die Baukosten. Ganz andere Karten lassen auch eine Symbolsorte bei einem Mitspieler zu den eigenen Siegpunkten dazu zählen.
So bauen wir uns jeder für sich eine Stadt aus Gebäuden zusammen, die uns neues Einkommen (= Kartennachschub) generiert und hoffentlich auch Siegpunkte. Weil wer am Ende der Runde 50 oder mehr hat, beendet das Spiel und hat gewonnen, sofern die Mitspieler nicht noch mehr Siegpunkte haben.
Alternativ zum Gebäudebau kann man auch 5 Karten nachziehen und 4 davon wieder abwerfen. Zudem gibt es einen Architekten pro Spieler, der nix kostet, aber 1 Einkommen bringt und somit spielerische Sackgassen zu Beginn vermeiden hilft, wenn man nur zu teure Karten auf der Hand hat und nicht auf sein Nachziehglück hoffen mag.
Eigentlich ein recht einfaches Spiel, was ja auch schön sein kann. Nur leider hat es in meinen ersten drei Spielpartien nicht wirklich gezündet, war weit davon entfernt, Begeisterung auszulösen. Warum?
Die Grundstrategie scheint klar: Ohne ein gewisses Grundeinkommen kann ich keine neuen Karten nachziehen und ohne neue Karten, kann ich keine neuen Gebäude bauen und bezahlen. Allerdings brauche ich auch Siegpunkte, um zu gewinnen. Dazu brauche ich die passenden Kartenkombinationen oder schlicht viele teure Siegpunktkarten. Also irgendwann im Spielverlauf den Absprung von Einkommens-Karten auf Siegpunkt-Karten schaffen.
Blöd nur, dass sich in meinen erlebten Spielrunden das Spiel arg zog. Anfangs scheffelte jeder Einkommskarten oder war versucht, sich tolle Karten-Kombinationen aufzubauen. Ohne Nachziehglück blieben die Kombinationen aber aus, während die Einkommens-Spieler bald mehr Karten nachziehen konnten, als sie schliesslich auf der Hand behalten durften. Da folgten dann zeitintensive Aussortieraktionen, welche Karten toll sind, welche man behalten will für später und welche man bis auf seine 12 Handkarten Maximum abwirft.
Zudem störten sich einige Mitspieler an der ewig wiederkehrenden Rechnerei, wie viel Einkommen und Siegpunkte man denn jetzt habe. Zettel und Stift half da nur wenig, da das Spiel selbst keinerlei System vorgibt, wie man diesen Vorgang durch Systematik vereinfachen kann. Also probiert jeder selbst sein Aufschreibsystem, teils als Strichliste, teils als einfache Aufsummierung, teils als kategorisierte Aufsummierungsanteile.
So lässt ich "The City" ein wenig ratlos zurück. Der Spielansatz mit einfachen Regeln eine Stadt aufzubauen, dabei im Wettlauf um Siegpunkte als Spielziel und Einkommen als Weg dorthin, das gefällt mir. Die nervige Rechnerei zerstört diese Leichtigkeit wieder. Zudem wird das Spiel ausgebremst, wenn man erstmal seine Kartenhand reduzieren muss und die Mitspieler warten.
In der allerersten Fünferrunde hatten wir sogar den Fall, dass wir nicht zeitgleich nachziehen konnten, da es nicht ausreichend Karten gab und auch der Nachziehstapel verbraucht war. Also entweder auf Karten verzichten oder reihum Karten nachziehen, warten bis die Kartenhand reduziert wurde, diese abgelegten Karte neu mischen und dann erst selbst nachziehen, Kartenhand reduzieren und die Mitspieler warten lassen.
Was bleibt? Die Hoffnung, dass ich "The City" bisher irgendwie falsch gespielt habe, weil so wie es sich mir aktuell präsentiert hat, macht es schlicht keinen Spass. Wem also gefällt "The City" und kann weiterhelfen, die Faszination des Spiels zu vermitteln?
Cu / Ralf