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[PEEP] The City: Wem gefällt das Kartenspiel?

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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ravn

[PEEP] The City: Wem gefällt das Kartenspiel?

Beitragvon ravn » 28. September 2011, 11:41

Hallo,

letzten Samstag habe ich "The City" gekauft. Für 6,50 Euro ein typisches Amigo-Kartenspiel. Da kann man nicht viel falsch machen, weil andere Amigo-Kartenspiele wie Wizard, Geschenkt und auch 11 nimmt spiele ich in den passenden Spielrunden gerne.

"The City" hat 110 Karten und viele dazu zeigen unterschiedliche Gebäude. Einige gibt es auch mehrfach, aber in den ersten Spielen entdeckt man immer wieder neue, bisher unbeachtete oder übersehene Gebäude. Vielfalt ist schon mal gegeben. Davon bekommt man 7 auf die Hand und wirft direkt wieder 2 Karten weg. So hat man seine Starthand zusammen. Das macht jeder der zwei bis fünf Spieler.

Vom Spielablauf ist "The City" eingängig: Jeder sucht zeitgleich eine Handkarte aus, die er bauen möchte, legt die verdeckt vor sich ab, wenn alle fertig sind, wird die Karte umgedreht und die Baukosten mit weiteren Handkarten bezahlt.

Die Baukosten variieren von 0 bis 11. Da maximal 12 Handkarten auch das Limit zu Beginn jeder Runde ist, erklärt sich auch die 11 als teuerste Karte im ganzen Spiel. Jede Karte bietet Einkommen, Siegpunkte, Symbole in drei Kategorien oder einen Hinweistext. Manche Karten auch alles auf einmal. Trotzdem bleibt das Spiel übersichtlich und ist bei weitem nicht so lernintensiv wie "Race for the Galaxy". Ein Mitspieler bezeichnete es als "ultra-light" im Vergleich.

Stichwort Baukosten. Da wir mit Karten bezahlen, brauchen wir auch neue Karten. So ziehen wir am Ende einer Runde, in der wir unsere Karte gebaut haben, so viele Karten nach, wie wir Einkommen auf unserer Kartenauslage haben. Das kann ein Fixeinkommen sein oder eben auch von der Anzahl der ausliegenden drei Symbolen abhängig sein. So gibt z.B. ein Parkplatz Einkommen für ausgespielte Auto-Symbole. Ein Einkaufszentrum für Einkaufswagen und andere Karten für Springbrunnen.

Andere Karten bringen Siegpunkte, teils auch Einkommen und Siegpunkte im Kombination. Wieder andere Karten ermöglichen es erst, andere Karten zu bauen oder geben Rabatt auf die Baukosten. Ganz andere Karten lassen auch eine Symbolsorte bei einem Mitspieler zu den eigenen Siegpunkten dazu zählen.

So bauen wir uns jeder für sich eine Stadt aus Gebäuden zusammen, die uns neues Einkommen (= Kartennachschub) generiert und hoffentlich auch Siegpunkte. Weil wer am Ende der Runde 50 oder mehr hat, beendet das Spiel und hat gewonnen, sofern die Mitspieler nicht noch mehr Siegpunkte haben.

Alternativ zum Gebäudebau kann man auch 5 Karten nachziehen und 4 davon wieder abwerfen. Zudem gibt es einen Architekten pro Spieler, der nix kostet, aber 1 Einkommen bringt und somit spielerische Sackgassen zu Beginn vermeiden hilft, wenn man nur zu teure Karten auf der Hand hat und nicht auf sein Nachziehglück hoffen mag.

Eigentlich ein recht einfaches Spiel, was ja auch schön sein kann. Nur leider hat es in meinen ersten drei Spielpartien nicht wirklich gezündet, war weit davon entfernt, Begeisterung auszulösen. Warum?

Die Grundstrategie scheint klar: Ohne ein gewisses Grundeinkommen kann ich keine neuen Karten nachziehen und ohne neue Karten, kann ich keine neuen Gebäude bauen und bezahlen. Allerdings brauche ich auch Siegpunkte, um zu gewinnen. Dazu brauche ich die passenden Kartenkombinationen oder schlicht viele teure Siegpunktkarten. Also irgendwann im Spielverlauf den Absprung von Einkommens-Karten auf Siegpunkt-Karten schaffen.

Blöd nur, dass sich in meinen erlebten Spielrunden das Spiel arg zog. Anfangs scheffelte jeder Einkommskarten oder war versucht, sich tolle Karten-Kombinationen aufzubauen. Ohne Nachziehglück blieben die Kombinationen aber aus, während die Einkommens-Spieler bald mehr Karten nachziehen konnten, als sie schliesslich auf der Hand behalten durften. Da folgten dann zeitintensive Aussortieraktionen, welche Karten toll sind, welche man behalten will für später und welche man bis auf seine 12 Handkarten Maximum abwirft.

Zudem störten sich einige Mitspieler an der ewig wiederkehrenden Rechnerei, wie viel Einkommen und Siegpunkte man denn jetzt habe. Zettel und Stift half da nur wenig, da das Spiel selbst keinerlei System vorgibt, wie man diesen Vorgang durch Systematik vereinfachen kann. Also probiert jeder selbst sein Aufschreibsystem, teils als Strichliste, teils als einfache Aufsummierung, teils als kategorisierte Aufsummierungsanteile.

So lässt ich "The City" ein wenig ratlos zurück. Der Spielansatz mit einfachen Regeln eine Stadt aufzubauen, dabei im Wettlauf um Siegpunkte als Spielziel und Einkommen als Weg dorthin, das gefällt mir. Die nervige Rechnerei zerstört diese Leichtigkeit wieder. Zudem wird das Spiel ausgebremst, wenn man erstmal seine Kartenhand reduzieren muss und die Mitspieler warten.

In der allerersten Fünferrunde hatten wir sogar den Fall, dass wir nicht zeitgleich nachziehen konnten, da es nicht ausreichend Karten gab und auch der Nachziehstapel verbraucht war. Also entweder auf Karten verzichten oder reihum Karten nachziehen, warten bis die Kartenhand reduziert wurde, diese abgelegten Karte neu mischen und dann erst selbst nachziehen, Kartenhand reduzieren und die Mitspieler warten lassen.

Was bleibt? Die Hoffnung, dass ich "The City" bisher irgendwie falsch gespielt habe, weil so wie es sich mir aktuell präsentiert hat, macht es schlicht keinen Spass. Wem also gefällt "The City" und kann weiterhelfen, die Faszination des Spiels zu vermitteln?

Cu / Ralf

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Ralph Bruhn
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Re: [PEEP] Wem gefällt "The City"?

Beitragvon Ralph Bruhn » 28. September 2011, 12:37

Hallo Ralf,

mir hat "The City" (als "Absacker") gut gefallen - weiß aber noch nicht, wie es da mit dem Langzeitspielreiz aussieht. Bei uns verliefen die Partien offensichtlich aber auch anders als bei euch ... Eine Viererpartie dauerte 10-15 Minuten, nach ca. 8 Runden hat der erste Spieler 50 erreicht.
Diese Handkartenorgien kamen so gut wie nicht vor - vielleicht solltet ihr auch schon früher SP-Karten bauen? Es müssen ja nicht immer die teuersten Karten sein - bis man sich die leisten kann, kommt man oft schon mit mittleren Karten ins Ziel, die - früh gebaut - für regelmäßigen Punktezuwachs sorgen.

Zählprobleme hatten wir auch nicht: Jeder zählt für sich das Einkommen und die SP zusammen. Das ist nicht so schwierig. Dann verteilt einer die Karten und ein anderer schreibt die Punkte auf. Für jeden Spieler werden die Punkte nach jeder Runde gleich zusammengezählt. Wie bei jedem anderen Kartenspiel wie Rommee, Doppelkopf usw. auch.

Um mal eine Viertelstunde zu überbrücken, ist das Spiel prima geeignet - abendfüllend ist es sicher nicht, obwohl wir es gerne auch 2-3 mal hintereinander gespielt haben. Dann reicht es aber auch ... ;-)

Viele Grüße
Ralph

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ravn

Re: "The City" - mehrfach falsch gespielt!

Beitragvon ravn » 28. September 2011, 14:17

Ralph Bruhn schrieb:

> Diese Handkartenorgien kamen so gut wie nicht vor -
> vielleicht solltet ihr auch schon früher SP-Karten bauen? Es
> müssen ja nicht immer die teuersten Karten sein - bis man
> sich die leisten kann, kommt man oft schon mit mittleren
> Karten ins Ziel, die - früh gebaut - für regelmäßigen
> Punktezuwachs sorgen.

STOP!

Die Punkte werden jede Runde neu aufaddiert? Auch die alten immer wieder?

OK, dann wird vieles klar. In drei Runden mit teils mehreren Regellesern haben wir, weil wir nicht glauben wollten, dass das Spiel so "broken" ist, den einen entscheidenden Satz immer fehlgedeutet:

"Hierbei werden neue Siegpunkte gleich zu den bisher erreichten dazugezählt."

Das "neue Siegpunkte" war der Knackpunkt bei uns.

Heisst also konkret, dass ich in der ersten Runde eine Karte baue, die mir 2 Siegpunkte gibt. In der zweiten Runde ziehe nur Karten nach und bekomme weiterhin 2 Siegpunkte dazu. Ich habe also 4 Siegpunkte nach zwei Spielrunden? Und eben nicht nur die 2 Siegpunkte, die in meiner Auslage zu sehen sind?

Heisst also auch, dass eine gebaute Parkanlage, die mir 1 Siegpunkt pro eigenem Brunnen-Symbol gibt, dann Runde für Runde neu gewertet wird und jedesmal ggf. mehr Punkte einbringt, wenn ich in der Zwischenzeit neue Karten mit Brunnen-Symbole gespielt habe?

Also am Rundenende alle Punkte zählen, so wie sie in der eigenen Auslage liegen und diesen Punktewert zu den alten eigenen Punkten addieren.

Wenn es wirklich so gedacht ist, ergibt sich damit ein völlig anderer Spielablauf und das Spiel ist schon vorbei, bevor sich meine beobachteten Negativpunkte überhaupt zeigen.

Danke für die Rettung des Spiels und erstaunlich, wie falsch man ein doch recht einfaches Spiel spielen kann, wenn man nur einen einzigen Satz fehldeutet.

Cu / Ralf

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Spielehansel
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Re: "The City" - mehrfach falsch gespielt!

Beitragvon Spielehansel » 28. September 2011, 19:35

Hallo,

richtig, so ist es.

Meine Erfahrung mit dem Spiel:

* Addieren der Siegpunkte und des Einkommens: Problemlos
(nach 1 Spiel konnte das jeder ganz flott)

* Spieldauer: 10-15 Minuten...

ABER:

meine Erfahrung nach 4 Spielen zu dritt:

Gewonnen hat immer derjenige, der das Autobahnkreuz gebaut hat. Über die Autosymbole hat er immer so viele SP gemacht, da kam man mit anderen Karten nicht nach.

Da ich mir nicht vorstellen kann, dass eine Karte so viel stärker ist als andere Karten, muss ich es noch ein paar mal ausprobieren.

Spielehansel

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Chregi Hansen
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Die Krux mit der Regel

Beitragvon Chregi Hansen » 28. September 2011, 22:32

Ciao Ralf

Eins vorneweg. Ich kenn das Spiel nicht. Aber ich habe mir nach dieser Diskussion die Regeln angeschaut. Und ich habe mich gefragt, wie man sie so deuten kann, wie ihr das getan habt. Anderseits habe ich schon so oft eine Regel falsch verstanden, dass ich diesen Umstand niemanden mehr vorwerfe. Regelschreiber haben meine höchste Achtung ;-)

Aktuellstes Beispiel: Dass in Civilization jeder nach der Stadtverwaltungsphase Kulturpunkte ausgeben kann, darauf wäre ich ohne die Diskussion hier im Forum nie gekommen. Wer diese Aktion aber unter dem Punkt "Sich den Künsten widmen" aufführt, muss sich nicht wundern, wenn die Regel falsch verstanden wird.

Oder anders gesagt: Mach dir nichts draus, Regeln können noch so gut sein, sie bieten immer Anlass zur Fehlinterpretation.

Gruss aus der Schweiz
Chregi (der sich nach dem Studium der Regel vorstellen kann, dass City was ist für ihn, der aber morgen trotzdem erstmal die zweite Partie Civi spielt)

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Ralph Bruhn
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Re: "The City" - mehrfach falsch gespielt!

Beitragvon Ralph Bruhn » 29. September 2011, 08:35

ravn schrieb:
>
> Die Punkte werden jede Runde neu aufaddiert? Auch die alten
> immer wieder?

Ja.

> Heisst also auch, dass eine gebaute Parkanlage, die mir 1
> Siegpunkt pro eigenem Brunnen-Symbol gibt, dann Runde für
> Runde neu gewertet wird und jedesmal ggf. mehr Punkte
> einbringt, wenn ich in der Zwischenzeit neue Karten mit
> Brunnen-Symbole gespielt habe?

Genau.

> Also am Rundenende alle Punkte zählen, so wie sie in der
> eigenen Auslage liegen und diesen Punktewert zu den alten
> eigenen Punkten addieren.

So kann man das eindeutig zusammenfassen. ;-)

>
> Wenn es wirklich so gedacht ist, ergibt sich damit ein völlig
> anderer Spielablauf und das Spiel ist schon vorbei, bevor
> sich meine beobachteten Negativpunkte überhaupt zeigen.

Das stimmt - so wie ihr das gespielt habt, kann es nicht funktionieren.

> Danke für die Rettung des Spiels und erstaunlich, wie falsch
> man ein doch recht einfaches Spiel spielen kann, wenn man nur
> einen einzigen Satz fehldeutet.

Gerne! :-)

Viele Grüße
Ralph

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Golbin
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Re: [PEEP] Wem gefällt "The City"?

Beitragvon Golbin » 29. September 2011, 19:09

Hallo Ralph,

so etws passiert jedem Spieler irgendwann mal und man fragt sich hinterher, was man da gelesen hat.

In deinem Fall kann ich es nachvollziehen, denn ich habe den Satz, ob jede Runde neu gezählt wird oder aber immer aufaddiert, gezielt gesucht (und war vorher durch Helvetia anders gepolt).

Mein Erlebnis in dieser Richtung waren die Fürsten von Florenz, bei denen wir sehr lange die Personenkarten auf der Hand nicht zur Werkzahl gezählt haben. Das geht auch, aber Werke werden damit deutlich schwerer.

Wolfgang
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