Hallo,
Lost Valley - The Yukon Goldrush 1896 ist eine Neuausgabe von Lost Valley, die es derzeit leider nur in Englisch gibt. Die Autoren suchen immer noch nach einer Möglichkeit zur deutschsprachigen Lokalisierung.
Im Spiel geht es darum, eine anfangs unbekannte Tal-/Flusslandschaft zu entdecken, wozu man erst einmal eine gewisse Grundausstattung hat, die man im Laufe des Spiels durch Funde und Käufe verbessern kann. In der Landschaft, die aus Romben und Dreiecken gebildet wird und jedes Spiel anders ist, stößt man auf Fische und jagdbares Wild, kann Holz schlagen, Vorkommen von Fluss- und Berggold finden, Kanäle (Wasserrinnen) und Minen bauen, aber auch Reusen, Fallen und Sägemühlen. Es gibt nicht nur indirekte, sondern auch direkte Interaktion zwischen den Spielern. Man konkurriert nicht nur beim Handelsposten um die knappen Güter, die man kaufen kann, sobald man mal etwas Gold gefunden hat, sondern: Was man in der Landschaft baut, können auch andere nutzen, woraus sich hinreichend Konfliktpotential entwickeln kann. Je nachdem, wie man spielt, kann es etwa durchaus sein, dass man zwar eine Mine baut, andere sie aber schon fast ausgebeutet haben, bevor man selbst schürfen kann. Das Spiel endet, wenn man mit mindestens 10 „goldwerten“ Plättchen (Flussgold, Berggold, Felle) zum Handelsposten am Ausgangspunkt zurückkehrt und dann in Nuggets mehr hat, als alle anderen (und ggfls. der Dummy), oder wenn die Landschaft vollständig entdeckt ist und die damit beginnende Eisbildung auf dem Fluss den Ausgangspunkt erreicht hat.
Das neue Lost Valley weist einige Unterschiede zur alten Ausgabe auf, die sich auch spielerisch auswirken.
So kann der Prospektor mit einer besonderen Fähigkeit starten und im Laufe des Spiels neue Fähigkeiten erlernen. Da gibt es z.B. den „Schwimmer“, der an einer Kante zwischen zwei Flussteilen als Bewegung den Fluss schwimmend überqueren kann, was sonst nur mit Kanu oder Brücke geht. Der „Runner“ kann als Aktion eine zweite Bewegung ausführen usw..
Man kann eine gerade gebaute Mine als eigene kennzeichnen. Andere Spieler können dann zwar immer noch dort nach Gold schürfen, müssen dann aber dafür etwas für den Minenbesitzer zurücklassen, z.B. eine Nahrung, ein Werkzeug oder einen Ausrüstungsgegenstand.
Man kann Hinweise sammeln/kaufen, mit deren Hilfe man vielleicht einen Schatz findet.
Es kann in Teams gespielt werden. Spiele zu zweit und mit bis zu sechs Spielern sind möglich.
Dann gibt es Neuerungen, die erst nicht so auffallen. Vor allem ist das Verhältnis der Wertigkeit zwischen Flussgold und Berggold geändert worden. Früher waren ein Flussgold 1 oder 2 Nuggets, jetzt 2 oder 3, und ein Berggold 3 oder 4 Nuggets, jetzt 5 oder 6. Damit kann ein Berggold nur noch maximal 3x soviel wert sein wie ein Flussgold, früher konnte das 4x soviel sein.
Zum Spiel gibt es, bisher nur als PnP-Dateien, zwei Erweiterungen:
Zum einen ist das das Spiel mit Dummy. Der Dummy ist kartengesteuert, wie das in der künftigen Tuscany-Erweiterung zu Viticulture für das Solo-Spiel auch vorgesehen ist. Je nachdem, was er macht, kann das gut oder schlecht für die Spieler sein. Hart ist, dass er manche Aktionen unter gegenüber den Spielern erleichterten Konditionen ausführen kann; außerdem kann ein Spieler nur gewinnen, wenn er mehr Gold gesammelt hat als jeder Mitspieler und auch mehr als der Dummy. Spielt man mit Dummy solo, hat man zwei Prospektoren, mit denen man nach Team-Regeln spielt; gewinnen kann man als Solo-Spieler nur, wenn beide eigenen Prospektoren besser sind als der Dummy. Das kann schon eine harte Nuss sein.
Außerdem gibt es eine Banditen-Erweiterung. Die Banditen führen eine Aktion aus, nachdem ein Spieler in seinem Zug Gold abgebaut hat. Mit anderen Methoden sammeln also auch die Banditen Gold, das sie in ihrem Lager aufbewahren. Das kann man angreifen und unter Umständen das „geraubte“ Gold erbeuten, muss aber gegebenenfalls mit Mitspielern und Dummy teilen.
Ich habe Lost Valley II mittlerweile einmal zu dritt, einmal zu zweit mit Dummy, einmal solo mit zwei Prospektoren und Dummy und dann nochmals solo mit zwei Prospektoren, Dummy und Banditen gespielt. Die Spiele verliefen jedesmal ganz anders. Am Ende waren im 3er-Spiel zwei Spieler gleichauf, das 2er-Spiel haben wir beide gegen den Dummy verloren, das Solo-Spiel ohne Banditen habe ich gewinnen können, im Solo-Spiel mit Banditen habe ich wieder verloren, weil einer meiner Prospektoren schlechter war als der Dummy. Die Landschaften waren in allen Spielen ganz unterschiedlich, so dass auch die Möglichkeiten, ohne Rückkehr zum Handelsposten „aus der Landschaft“ zu leben, ganz verschieden waren. Immer steht man vor dem Dilemma, ob man versucht, mit dem auszukommen was man hat und unterwegs finden kann, oder ob man zum Handelsposten zurückkehrt und dort für gutes Gold weitere Ausrüstung kauft. Diese Ausrüstungsteile können zwar nützlich sein, aber sie kosten auch Gold, das man dann am Ende bei der Zählung nicht hat.
Lost Valley ist auch in der Neuausgabe ein sehr thematisch ausgeprägtes Spiel. Seine Mechanismen nehmen das Thema ernst und auf. Lost Valley ist kein Spiel für Voll-Planer. Man muss sich darauf einlassen, durch das Spiel eine Geschichte zu erleben. Der Spieler wirkt an der Gestaltung der Landschaft mit, indem er entscheidet, an welcher Stelle er erkundet; was er dort dann findet, hängt davon ab, welche Landschaftsplättchen er von verdecktem Stapel zieht; wie er diese zufällig gezogenen Landschaftsteile dann anlegt -nur selten gibt es nur eine Möglichkeit-, kann wesentlichen Einfluss darauf haben, wo dann letztendlich die wichtigen Punkte in der Landschaft liegen und wie sie zueinander in Beziehung stehen. Es macht einen Unterschied, ob ich eine Mine in einem Berg bauen kann, neben dem es auch noch Quellen für Holz und Nahrung gibt, oder ob ich dafür weite Wege zurücklegen muss. Lohnt sich das Ausbeuten eines Flussgoldvorkommens, wenn es zwar nur zwei Plättchen, aber Wasser und Nahrung in der Nähe sind? Was, wenn es vier Plättchen sind, ich Wasser aber erst herbeischaffen muss…? Sind andere zu nahe, muss ich das berücksichtigen, sonst betreibe womöglich ich den Aufwand und andere sahnen ab.
Das (neue) Spiel hat mehr Potential, als ich in den vier Spielen entdecken konnte. Ich schreibe deshalb ja auch nur ein PEEP und keine Rezension. Nach diesen vier Spielen bin ich aber von der Neuausgabe so überzeugt, das ich diese bei BGG mit 9 Punkten bewertet habe, wobei ich mehr als 9 Punkte noch nie gegeben habe. Leider ist das Spiel derzeit nicht so einfach zu beschaffen. Letztlich habe ich zwar ein Lost Valley in einem Laden in Köln gesehen, das war jedoch die alte deutsche Ausgabe, die aber auch schon ein richtig gutes Spiel war.
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen