So... wie angekündigt nun meine Einschätzung zu dem Spiel, von dem niemand weiß, wieso es "Charly" heißt (oder doch?)...
Gleich mal zur
Thematik:
Das Spiel heißt einfach "Charly", weil das Schwein den Namen "Charly" bekommen hat, so wie alle anderen Tiere (Hund, Affe, Maus, Hase) auch einen Namen haben (s. Einleitung in der Anleitung). Und da das Schwein in gewissem Sinne eine besondere Rolle unter den Tieren hat, heißt das Spiel einfach so

. Die beiden Schweine sind also Charly und sein nicht näher benannter Bruder, die immer im Doppelpack auftreten und für 2 fressen.
Mit dem Namen habe ich also kein solches Problem wie Ben (in seiner Rezension). Natürlich ist es aufgesetzt, aber bei welchem Spiel ist das nicht so? Candamir heißt auch Candamir, obwohl der Typ genauso gut "Horst" heißen könnte.
Nächstes Thema: die Honigtropfen. In meinen Runden wurde bis auf einmal auch immer die Frage gestellt: wieso denn bitte "HONIG"? Ich verstehe es auch nicht

...vielleicht sind kleine Holzteile in Honigform und gelb bemalt billiger in der Produktion?
Auch sonst finde ich das Thema des Spiels irgendwie langweilig: Tiere müssen fressen, jedes Tier hat seine eigene Lieblingsspeise, Schweine fressen alles...OK, aber mehr ists auch nicht und das ganze "Tierfestdingens" ist weder lustig, noch interessant, noch logisch!?
Zum
Spiel:
Ich denke Ben hat das Spielgefühl ganz gut eingefangen: man kann nichts planen, berechnen, abwägen oder auch nur irgendwie abschätzen. Man kennt die zu Beginn der Spielrunde aufgedeckte Futterkarte(n) und die Futterkarte und Tierkarten in seiner eigenen Hand. Nun möchte man meinen, dass die von den Gegenspielern abgeworfenen Tiere Aufschluss darüber geben könnten, welche Futterkarte sie auf der Hand halten - wenn jemand Affen abwirft, könnte man sich ja denken, dass er keine Bananen-Futterkarte hat - oder dass die aufgenommenen Tiere zumindest erahnen lassen, dass sie eine dementsprechende Futterkarte haben. Aber weit gefehlt: jeder versucht nur seine "3er"-Tiere abzuwerfen und durch Glück "1er"-Tiere nachzuziehen, oder von einem "Neuling", der noch einer logischeren Variante folgt und die Tiere abwirft, denen er kein Futter bieten kann und dabei "1er" abwirft, eine solche vom ablagestapel zu ergattern.
Die gesamte "Handoptimierungsphase" läuft also darauf hinaus, dass jeder seine "3er" abwirft und hofft "1er" oder zumindest "2er" oder ein Schwein nachzuziehen, unabhängig von irgendeiner Futterkarte (eigene oder die gemeinsame(n)).
Sobald jemand keinen "3er" mehr auf der Hand hält, ruft man Mahlzeit.
Dann folgt die Anlegerunde: hier hat man zumindest ein klein wenig Einfluss auf das Spiel, obwohl auch hier alles zufällig abläuft und jeder Spieler nach dem gleichen Muster, entsprechend seiner Handkarten, vorgeht (nach der knappsten Futtersorte wird angelegt und dabei jeweils - logischerweise - höchste Tierkarte). Das Schwein wird dann entweder aufbehalten (die wird man eig. immer los) oder eben um ein knappes Futter - vorausgesetzt man hat von dem Tier keine Karte mehr - noch weiter zu verknappen.
Das wars eigentlich...
Und nun zeigt sich auch, wieso in der "Handoptimierungsphase" eigentlich nur die "Höhe" der Tierkarten (die geht von 1-3) ausschlaggebend ist: Futter ist immer rar, "1er" sind demnach leichter anzulegen und bringen weniger Minuspunkte. "3er" bringen keinen Bonus gegenüber kleineren Kartenwerten und man bekommt vielleicht einen bis zwei los, aber dann ist das gesamte Futter schon so knapp (wenn auch die Gegenspieler jeweils auch nur einen "3er" anlegen), dass ich nicht mal mehr meine eigenen "2er" losbekomme.
Ich habe in meinen ganzen Spielen nur EIN EINZIGES Mal erlebt, dass jemand alle seine Karten losbekommen hat (das war natürlich ich) - und das auch nur weil ich nur "1er" und Schweine hatte und meine Gegenspieler bald mal nicht mehr anlegen konnten - sonst hätte auch ich meine "1er" nicht mal losbekommen.
Im Normalfall schreibt jeder Minuspunkte, die bewegen sich meistens so zwischen 3 und 6/7/8 Punkten, was weiters heißt, dass das Spiel nach maximal drei Runden vorbei ist - und man ist darüber auch wirklich froh!
Fazit:Sehr einfaches Spiel bei dem man nur in der Anlegephase "denken" muss - aber da man hier immer nach dem gleichen Muster vorgeht, kann man auch hier ab der zweiten Runde das "Denken" abstellen.
Einfach immer "3er" abwerfen, hoffen dass man "1er" oder Schweine zieht und sobald man keine "3er" oder zumindest nur eine, von der man weiß, dass es Futter gibt, hat MAHLZEIT rufen und darauf hoffen, dass man weniger Minuspunkte schreibt als die Gegenspieler.
Man sieht sich also mit keiner Herausforderung konfrontiert, kann (fast) nichts planen, beeinflussen oder steuern. Ich denke, damit kann es nicht einmal Kinder länger unterhalten, da es auf Dauer einfach langweilig wird, nichts Neues bietet und sich langsam die Routine einstellt. Auch hat das Spiel aber auch gar nichts lustiges an sich: die Karten sind alle gleich und langweilig gezeichnet (3er Tiere sind einfach eine Kollage der 2er und 1er Tiere), die Futterkarten sind ausschließlich zweckbezogen gestaltet: 4-7 Karotten/Käse/Knochen/Bananen.
Für so wenig kann es einfach nicht mehr als 1/6 geben!
Zum Vergleich mit 6Nimmt!:
Bin zwar kein besonderer 6Nimmt!-Fan, spiele es aber doch hin und wieder recht gern und kann überhaupt keine Parallele zwischen den beiden Spielen feststellen (außer, dass man mit Karten spielt, die angelegt werden).
Bei 6Nimmt! kannst du jede Runde auf die aktuelle Situation reagieren, du kannst die Entwicklung in bestimmtem Maße erahnen und kannst Einfluss auf den Verlauf nehmen, der sich jede Runde und jedes Spiel anders gestaltet. Bei Charly läuft jede Runde und jedes Spiel gleich ab, weil jeder das selbe macht und auch nichts anderes machen kann.
Das sind spontan meine Argumente, wieso man die beiden Spiele nicht vergleichen kann.