Mit Bildern:
http://mittwochsspielen.com/2016/03/24/ ... m-islands/
Ohne Bilder:
Vier neue Spiele lagen heute auf dem Tisch. Um die Motivation hoch zu halten, sollte man idealerweise mit dem besten starten. Haben wir mit “Kerala” gemacht.. Vorweg das obligatorische Genörgel: Was in aller Welt hat sich KOSMOS bei Titel und Thema dieses Spiels gedacht? “Ein Elefanten-Festival in der indischen Provinz Kerala”? Was für ein Bullshit! Denn in Wirklichkeit haben wir hier ein astreines Städtebauspiel (neudeutsch City Builder) vor uns.
Kerala ist ein schlankes Legespiel: jeder Spieler baut seine eigene Auslage auf, die aus Plättchen in 5 verschiedenen Farben besteht. Ziel ist es, alle 5 Farben zu verbauen und dabei gleichzeitig die Plättchen einer Farbe zusammenhängend zu halten. Pluspunkte gibt’s für Symbole auf den Plättchen, Minuspunkte für fehlende oder abseitig gebaute Farben.
Die Zugstruktur ist simpel: ein Plättchen pro Spieler liegt in der Mitte. Der Startspieler nimmt sich eins, die andern folgen reihum. Dann legt jeder sein Plättchen in die eigene Auslage, immer in Nachbarschaft zu einer der beiden zwei Elefantenfiguren, welche dann auf das neue Plättchen wandert. Die Elefanten sind also faktisch die Bauarbeiter, die bestimmen, wo in der eigenen Stadt gewerkelt werden kann. Anschließend geht’s direkt weiter: neuer Startspieler, neue Plättchen und das so lange, bis alle Bauteile verbraucht sind. Manche Plättchen erlauben zudem Sonderaktionen, wie das Umsetzen eines Elefanten oder das Verschieben eines Plättchens.
Das ist von Regeln und Ablauf her sehr eingängig, in der Durchführung dann aber deutlich fordernder als gedacht. Der Zwang, Farben zusammenhängend bauen zu müssen, bringt uns spätestens in der zweiten Spielhälfte mächtig ins Schwitzen, denn isoliert liegende Plättchen schlagen mit deutlichen Minuspunkten zu Buche. Auch der Blick zu den Nachbarn lohnt sich: was braucht den Kollege links von mir? Kann ich ihm was wegschnappen? Oder ihn dazu zwingen, eine für ihn ungünstige Farbe zu verbauen? Unserer Proberunde dauert ca. 30 Minuten um am Ende liegt der Sieger mit 45 Punkte vor den nachfolgenden 39/38/36.
Fazit: Nach einer Partie ist es sicher zu früh, über Kerala abschließend zu urteilen, aber der erste Eindruck ist hervorragend: das Spiel ist gut zugänglich für Gelegenheitsspieler, bietet aber gleichzeitig genug interessante Entscheidungen für Geeks. Der Spielablauf ist flüssig, Grübelwartezeiten gibt es nicht, alle sind mehr oder weniger gleichzeitig beschäftigt. Insgesamt ein sehr schönes “Gateway-Game” das Viel- und Gelegenheitsspieler verbinden kann und das gerne wieder auf den Tisch kommen darf. Sollte sich das in den Folgerunden bestätigen, wäre Kerala für mich ein Kandidat für die Spiel-des-Jahres Listen.