Beitragvon Günter Cornett » 13. November 2004, 14:05
Frank Jaeger (AMIGO) schrieb:
>
> Hi Tom,
>
> danke fuer deine Entschuldigung. So schlimm war es aber auch
> nicht. Natuerlich wusste ich, was ich fuer eine Diskussion
> lostreten wuerde, obwohl bei einem Spiel fuer 6 Euro die
> Gefahr wirklich gering ist, dass lieber nachgebaut wird als
> gekauft.
Hallo Frank,
mein erster Gedanke beim Spielen von 'Geschenkt':
Tolles Spiel
Der zweite:
Anerkennung, das mit wenigen Regeln immer noch was neues erfunden werden kann.
Der dritte:
Das Material hat jeder schon im Haushalt
Der vierte:
Warum sorgt der Verlag nicht zumindest für eine tolle Grafik?
Der Verlag will sparen und legt durch Verwendung der 6nimmt-Grafik dem Spieler gleiches nahe.
> Was ich aber gerne aufzeigen wollte, ist das fehlende
> Unrechtsbewusstsein beim Nachbau, egal ob das jetzt rechtlich
> legal ist oder nicht. Spiele wie ein San Juan kosten deshalb
Wenn es rechtlich legal ist, braucht es kein Unrechtsbewusstsein, um es mit anderen Karten zu spielen. Jeder hat das Recht, sich ein Spiele für den Eigenbedarf zu basteln, auch wenn er es nicht gekauft hat. Es ist Sache des Verlags, das Spiel so zu gestalten, dass der Kauf zu dem Preis attraktiv ist.
Das hat der Verlag irgendwie schon gemacht. Aber er hätte es besser machen können.
Warum spielt man Tichu nicht mit Canasta-Karten?
Weil Tichu Tichu ist und Cansta Canasta.
Und weil Fata Morgana durch eine nicht allzu aufwändige aber ansprechende Gestaltung dafür gesorgt hat, dass das auch so wahrgenommen wird.
Und was sich FataMorgana leisten kann, sollte auch Amigo möglich sein.
Als Autor sehe ich es zwar mit gemischten Gefühlen, dass der Grafik oftmals einen größeren Stellenwert beigemessen wird als der Spielmechanik. Aber auch ich habe inzwischen gelernt, dass ein Spiel aus mehr besteht als nur aus einer trocknen Spielmechanik. Mit einer 'Geiz ist geil'-gemachten Grafik erhöht man das Ansehen des Gesellschaftsspieles jedenfalls nicht.
Rechtlich zweifelhaft kann allenfalls das Veröffentlichen der Spielanleitung sein. Da man im Rahmen einer Rezension auch den Spielmechanismus beschreiben muss, muss man das als Verlag aber wohl hinnehmen (vielleicht nicht in so präziser Form). Wenn der Verlag keine detaillierten Spielbeschreibungen möchte, sollte er das seinen rezensenten mitteilen. Aber er möchte ja und wollte nur nicht den Hinweis, dass man das Spiel nachbauen kann. Etwas was sowieso jeder weiss, wo man spätestens dann mit aller Gewalt draufgestossen wird, wenn man die 6nimmt-Karten in der Geschenkt-Schachtel sieht. Glaubt der Verlag wirklich, dass wir Spieler so blöd sind und es nicht merken?
Den Lezuten, die hier die Druckertintenpreise vorrechnen sei gesagt: Man braucht nicht zu drucken und zu basteln. Das 6nimmt-Spiel findet sich in jedem Spielerhaushalt, ein paar Chips auch. Dass die Nachbau-Lösung-Rechnung für die meisten Spieler trotzdem nicht aufgeht, wird man allerdings dann merken, wenn das 6nimmt-Spiel unbrauchbar geworden ist, weil die Karten 1-35 erneuert werden müssen. ;-)
> 15 oder mehr Euro, weil die Verkaufszahlen zu gering sind.
> Wenn man dann nachbaut, weil es einem zu teuer ist, dreht
> sich die Spirale immer weiter, bis irgendwann ein Verlag wie
> Abacus oder Alea keine Spiele mehr, oder Verlage wie
> Ravensburger, Amigo oder Kosmos keine grossen Brettspiele
> mehr machen koennen. (Die Verkaufszahlen von Top-Spielen wie
> Haendler von Genua oder San Juan oder auch unser Santiago
> fallen unter die Kategorie schlechter Scherz...).
Hier stimme ich Bernd Geiges zu. Daran liegt es ganz bestimmt nicht.
> Dass du jetzt als *Stein des Anstosses* herhalten musstest,
> obwohl du wahrscheinlich gar keine ueblen Intentionen
> hattest, tut mir leid. Deine Vorlage war einfach zu gut, denn
Dito. Auch ich will dich nicht persönlich anmachen.
Aber die Vorlage ist ebenfalls zu gut :-)
> in Essen haben wir haeufiger gehoert *gibt es die Regeln als
> Download, dann bastele ich mir zu Hause selbst ein
> Spielbrett?*. Das ist so, als ob ich Volkswagen frage
> *koennen Sie mir den Motor schenken, ein Chassis baue ich mir
> aus vorhandenem Schrott*.
Das kenne ich auch. Eine Bauanleitung rücke ich dann auch nicht kostenlos heraus (wenn derjenige schon zu faul ist, die Spielanleitung von unserer Webseite zu kopieren).
Allerdings würde ich als Auto den Motor (eventuell mit einem kleinen Aufpreis) verkaufen (wenn wir haben, was der Kunde wünscht, verkaufen wir es ihm auch) und vielleicht bemerken: Da bin ich aber mal gespannt, wie das Schrottauto aussehen wird. Mit der guten Aussicht darauf, dem Kunden einen zweiten Motor als Teil eines kompletten Autos zu verkaufen. Wenn er es aber schafft, ein Auto aus Schrott zu basteln, dann alle Achtung.
Wenn dabei soetwas raus kommt, bin ich nicht verärgert sondern stolz: http://jeuxsoc.free.fr/a/autsc.htm
> Nix fuer ungut, ich habe mich wirklich ueber das PEEP
> gefreut. Schliesslich weiss man erst nach dem Erscheinen
> eines Spiels, ob man mit seiner Einschaetzung, dass es gut
> genug ist fuer den Markt, recht hatte oder nicht.
Jo, nur in Bezug auf die Grafik hattet ihr nicht ganz recht. Da habt ihr am falschen Ende gespart und IMHO selber Schuld, wenn Spieler sich daran ein Beispiel nehmen. Es wäre nur schade für den Autor, wenn die Verkaufszahlen deswegen geringer sein sollten.
In der Praxis dürfte es allerdings kein wirkliches Problem sein. Als Spieler würde ich das PEEP als Shareware-Möglichkeit annehmen. Mit eigenen Karten ausprobieren und bei Gefallen kaufen. Soweit ich das beurteilen kann, wird ein Nachbau-Hinweis bei Geschenkt unterm Strich eher zu mehr als zu weniger Käufen führen. Anstatt zu warten, bis man es in irgendeiner Spielerunde kennenlernt, kann man es gleich mal ausprobieren.
Noch größer wäre der Effekt allerdings mit einer ansprechenderen Grafik. Bei dem Thema hätte man doch ... Ach ich hör jetzt mal auf zu predigen, hab bestimmt schon lange genug genervt. ;-)
Gruß, Günter