Hi,
kürzlich haben wir zwei Partien Delphi zu viert gespielt, und ich möchte gerne vesuchen, meine ersten Eindrücke zusammenzufassen.
[b]Material:[/b] Dieses Spiel für 3-4 Mitspieler von Heidelberger Spieleverlag/Nürnberger Spielkarten ist in derselben Reihe erschienen wie Korsar und Thor (zu diesen beiden Spielen gibt es auch schon PEEPs). Jeder Spieler erhält 24 Karten von einer Stadt (Athen, Korinth, ...) als eigenen Stapel, dazu hat jeder noch eine 'Passe'-Karte. Diese Karten stellen Helden oder Götter da. Es gibt je zwei Helden mit den Punktwerten 2, 3, 4, 5 und 6, sowie je einen mit den Werten 7 bis 10. Die 10 übrigen Karten haben als Götterkarten jeweils eine Sondereigenschaft, oder erlauben es, das Orakel zu befragen.
Des weiteren gibt es noch einen verdeckten Stapel mit Orakel-Karten, sowie drei Karten mit der Übersicht über die zu verteilenden Punkte in den drei Paraden (siehe unten).
[b]Spielverlauf:[/b] Das Spiel verläuft in drei Runden, die Paraden genannt werden. Diese bestehen wiederum aus je drei Aufmärschen. Am Beginn jeder Parade zieht jeder Spieler von seinem Stapel 8 Karten auf die Hand. Diese (und ab der 2. Parade evt. übriggebliebene Karten aus früheren Paraden) bilden nun die Handkarten, die zur aktuellen Parade zur Verfügung stehen. Ziel des Spiels ist es, nach dem letzten Aufmarsch der der dritten Parade die meisten Punkte zu besitzen.
Zu Beginn legen alle Spieler eine verdeckte Karte hin und drehen sie gleichzeitig um. Nun wird folgender Bietmechanismus eingesetzt: Jeweils der Spieler, der momentan den niedrigsten ausliegenden Kartenwert (dieser wird von den Heldenkarten gebildet, deren Wert zwischen 2 und 10 aufaddiert wird) offenliegen hat, muss so lange durch das Ausspielen weiterer Karten den Wert der eigenen Auslage erhöhen, oder durch Götterkarten bzw. Orakelbefragung den Auslagen-Wert der anderen Spieler reduzieren, bis ein anderer Spieler den niedrigsten Wert vorweist. Handelt es sich um zwei Spieler, müssen diese wieder zunächst geheim bieten, um zu bestimmen, wer beginnen muss, seine Auslage auszubauen. Alternativ kann man jederzeit, wenn man an der Reihe ist, durch Ausspielen der 'Passe'-Karte aus dem aktuellen Aufmarsch aussteigen. Beim Aussteigen werden nun Punkte verteilt: Der erste Aussteiger erhält Minuspunkte, der zweite geht leer aus, der dritte Spieler und derjenige, der zum Schluss übrigbleibt, erhalten Pluspunkte. Die Anzahl der vergebenen Plus- bzw. Minus-Punkte erhöht sich im Laufe des Spiels - der letzte Aufmarsch ist also auch der lukrativste.
Kurz ein paar Bemerkungen zu den Helden- und Götterkarten: Bei den Heldenkarten gilt es zunächst zu erwähnen, dass das Ausspielen zweier Karten mit demselben Wert dazu führt, dass der aufgedruckte Wert multipliziert wird, anstelle ihn zu addieren. Spielt man also z.B. zwei Heldenkarten mit dem Wert 5 direkt übereinander aus, tragen sie zu dem aktuellen Aufmarsch nicht 5+5=10, sondern 5*5=25 Punkte bei. Es gibt unter den Götterkarten einige, die den Wert der unter ihr liegenden Heldenkarte verdoppeln oder quadrieren, sowie eine Karte, die das Produkt aus der links mit der rechts liegenden Heldenkarte bildet. Solche Götterkarten wirken auf ein Heldenkartenpaar desselben Wertes, als wäre es eine (ein 5er-Pärchen, auf das die Verdopplerkarte gelegt wird, wäre also 50 Punkte wert!). Die Götterkarte 'Zeus', und auch einige Orakelkarten, erlauben es jedoch, bei gegnerischen Spielern wieder Karten zu entfernen.
[b]Persönliches Fazit:[/b] Der Bietmechanismus ist recht interessant. Da einen die Minuspunkte, die man als erster Aussteiger einkassiert, doch merklich bremsen, ist es meist anzuraten, wenigstens eine Karte auszuspielen, um zumindest als zweiter aussteigen zu können. Sollte es sogar vorkommen, dass bei vier Spielern zwei direkt passen, wird von den anderen beiden wahrscheinlich einer ebenfalls schnell aussteigen, weil er dann bei minimalem Kartenaufwand Pluspunkte einfahren kann - was dann automatisch auch für den letzten gilt. Die ersten beiden Aussteiger bekommen dann nicht nur jeweils die Minuspunkte aufgeschrieben (falls sie bei der Bietrunde zu Beginn des Aufmarsches beide gepasst haben), sondern haben auch kaum einen Vorteil durch mehr Karten (pro Parade hat man ja 8 Karten vom eigenen Stapel dazubekommen).
Durch die Götterkarten (die ich jetzt nicht alle im Detail beschrieben habe, die jedoch alle recht mächtig sind und die Auslagen der Gegner massiv beeinflussen können), von denen es im Verhältnis zu den Heldenkarten relativ viele gibt (10:14), kommt eine ziemlich hohe Unwägsamkeit ins Spiel: Man kann sich ob seiner eigenen Auslage nie so richtig sicher sein, und ich hatte persönlich häufig den Eindruck, ziemlich machtlos zu sein. Orakelkarten greifen ebenfalls massiv ins Geschehen ein - wenn am Anfang einer Parade plötzlich das Ereignis "alle werfen alle Handkarten bis auf zwei ab" eintritt, ist es halt ziemliches Glück, wenn man noch genügend hohe Werte hat, um Pluspunkte zu machen.
Für mich persönlich bedeutet es, dass ich das Spiel nach diesen ersten zwei Partien nur sehr bedingt empfehlen kann. Wem es nichts ausmacht, dass es tüchtig zur Sache geht, und wer überdies einen durchaus interessanten Versteigerungsmechanismus erleben möchte, dem mag Delphi gefallen. Mir persönlich geht es aber eher so, dass man mich schon aktiv auffordern müsste, Delphi mitzuspielen - selber vorschlagen würde ich es nicht (dann lieber Korsar, das ich aus dieser Reihe von den drei bisher erschienen Spielen das beste fand).
Alles Gute wünscht
Kathrin.