Da ja bereits einige nach einem Peep für dieses Spiel gefragt haben und ich finde, dass dieses Spiel auch eine größere Beachtung verdient hat, will ich es mal wagen.
Friedrich ist ein Strategie-Spiel vom noch recht unbekannten Verlag histogame. Es ist geeignet für 3 oder 4 Spieler und die Spieldauer beträgt mindestens 2,5 Stunden.
Das Spiel besteht aus einem großen Spielbrett auf dem eine doch sehr detaillierte Landkarte Deutschlands (mit Gebieten des heutigen Polens, Tschechien, Slowakei und Österreich) aus dem 18. Jahrhundert zeigt. Die zahlreichen Städte auf dieser Karte sind durch Linien (Haupt- und Nebenstraßen) miteinander verbunden.
Als Spielfiguren dienen runde farbige Holzscheiben (Generäle) und kleine farbige Holzwürfel (Trosse) die ungleichmäßig auf die teilnehmenden Nationen aufgeteilt sind.
Dazu kommen noch 4 Kartensätze zu je 50 Spielkarten in den Farben Herz, Karo, Pik und Kreuz. Von jeder Farbe gibt es pro Satz je 1 Karte im Wert von 2-13. Zusätzlich befinden sich in jedem Satz 2 Reservekarten (Joker) die man für jede beliebige Farbe und mit einem Wert von 1-10 ausspielen kann.
Abschließend gibt es noch ein DIN A4 – Blatt (Armeeplan) auf dem jeder „Feldherr“ die eingesetzten Armeen pro General notiert.
Dazu liegt noch eine Postkarte bei die man auf Wusch zerschneiden kann um somit kleine Siegpunkt-Marker zu bekommen. Dies ist auf jeden Fall zu empfehlen da mit diesen Markern festgehalten wird wer im Laufe des Spiels Städte erobert hat.
Nun aber zum Spielablauf. Jeder der Spieler übernimmt die Rolle einer bedeutenden Persönlichkeit aus dieser Zeit und befehligt dadurch bestimmte Nationen (Friedrich – Preussen und Hannover, Elisabeth – Russland und Schweden, Maria Theresa – Österreich und Reichsarmee, Pompadour – Frankreich).
Grundsätzlich spielt Friedrich allein gegen die anderen drei. D.h. die drei Verbündeten dürfen sich nicht gegenseitig angreifen sondern nur gegen Preussen und/oder Hannover militärisch vorgehen. Trotzdem hat jeder für sich eine eigene Siegbedingung, so dass immer nur ein Spieler gewinnt.
Die Siegbedingung für die Verbündeten besteht darin bestimmte farblich markierte Zielstädte zu erobern. Die Aufgabe Friedrichs ist es genau dieses zu verhindern. Schafft er das so lange bis Russland, Schweden und Frankreich aufgrund historischer Ereignisse ausgeschieden sind, gewinnt Preussen.
Das Spielprinzip ist relativ einfach. Die Nationen ziehen in einer festgelegten Reihenfolge. Preussen – Hannover – Russland – Schweden – Österreich – Reichsarmee – Frankreich.
Dabei geht Preussen zunächst alle Phasen seines Zuges durch und dann folgt Hannover usw.
Ein Zug besteht dabei im Wesentlichen aus vier Phasen.
Zuerst zieht man eine bestimmte Anzahl an Karten vom Stapel (jede Nation unterschiedlich viele).
Danach kann man in der Bewegungsphase jede Spielfigur seiner Nation auf dem Brett bewegen. Als Grundregel gilt dabei, dass Generäle über Nebenstraßen drei Städte weit bewegt werden dürfen und auf Hauptstraßen sogar vier Schritte machen können. Trosse ziehen dementsprechend ein Feld weniger. Zusätzlich kann man in dieser Phase auch noch verlorene Armeen bzw. Generäle und Trosse wieder zurückkaufen (durch Abgabe von Karten) oder man kann bis zu 3 Generäle zu einem Turm zusammenziehen. Vorwiegend dient sie aber dazu Zielstädte zu erobern oder zu decken. Wenn man nämlich eine Zielstadt erobern möchte muss man mit seinem General über diese Stadt hinweg ziehen (drauf ziehen reicht nicht aus). Ist dieses geschehen und kein General der verteidigenden Armee (Preussen oder Hannover) befindet sich in drei Schritten Entfernung von dieser Stadt, dann gilt sie als erobert und ein entsprechender Marker wird auf ihr platziert. Ist sie allerdings gedeckt wir sie nicht erobert. Um diese deckenden Generäle zu vertreiben muss natürlich gekämpft werden. Das passiert immer dann wenn am Ende einer Bewegungsphase sich zwei feindliche Generäle direkt gegenüber stehen.
Dann kommt es zur Kampfphase.
Und hier kommen nun wieder die Karten ins Spiel. Die Karte auf dem Brett ist nämlich in Sektoren unterteilt. Jedem Sektor ist eine Kartenfarbe zugeordnet (Herz, Karo, Pik, und Kreuz). Kommt es nun zum Kampf können nur Karten der Farbe ausgespielt werden in dessen Sektor sich der kämpfende General gerade befindet. Bevor der Kampf losgeht muss jeder Spieler bekannt geben wie viele Armeen sich hinter einem General befinden. Dies wird zu Beginn des Spiels auf dem Armeeplan geheim eingetragen! Hat z..B. der pr. General 4 Armeen hinter sich und der russische nur 1 Armee, dann beginnt der Kampf mit einem Stand von -3 für den Russen. Der kann nun so lange Karten ausspielen bis er auf Gleichstand kommt (also eine 3), oder selber ins Plus kommt (z.B. mit einer 11). Dann wechselt das Ausspielrecht auf den Gegner der jetzt auch wieder Karten spielen kann. Dies geht so lange bis ein Spieler nicht mehr spielen will oder kann. Die dann übrig bleibende Differenz gibt an wie viele Armeen der Unterlegene verliert und wie weit er sich von seiner jetzigen Position zurückziehen muss.
Die Kunst in diesem Kampfsystem besteht eindeutig darin, dass Preussen eigentlich ständig versuchen muss Karten zu sparen da er ja seine Karten gegen jeden Gegner einsetzen muss. Daher kommt es oft dazu, dass Friedrich möglichst schnell versucht auf -1 zu kommen um dann zu passen. Mit diesen leichten Verlusten kann er leben und muss nicht unnötig viele Karten zu verschwenden. Um das zu vermeiden müssen die „Allierten“ eigentlich möglichst früh Angriffe gegen Preussen fahren. Wenn damit zu lange gewartet wird, kann Friedrich so viele Karten ansammeln, dass er fast auf jeden Angriff die passende Karte spielen kann.
In der letzten Phase muss der Spieler noch überprüfen ob alle Generäle versorgt sind. Befinden sie sich in Heimatgebieten (farbliche Kennzeichnung) sind sie automatisch versorgt, im fremden Territorium besorgen dies die Trosse. Dazu dürfen sie nicht weiter als 6 Schritte von dem General entfernt sein.
Somit wird klar, dass Preussen eigentlich eher destruktiv und auf Zeit spielen muss. Denn ab Runde 6 kommen nun auch noch die Schicksalskarten ins Spiel. Ab jetzt wird immer zum Ende einer Runde eine der 18 Schicksalskarten gezogen. Diese haben keine bis schwerwiegende Auswirkungen auf das Spiel. So können sie z.B. dafür sorgen, dass einige Nationen ab sofort nur noch weniger Karten in Phase 1 ziehen dürfen usw. Entscheidend sind aber 4 Karten. Die Karte „Elisabeth“ bewirkt das sofortige Ausscheiden Russlands, die Karte „Schweden“ der sofortige Austritt Schwedens aus dem Spiel. Das Ausscheiden Frankreichs ist hingegen schrittweise auf zwei Karten verteilt. Wenn diese vier Karten gezogen wurden, endet das Spiel mit dem Sieg Preussens. Es endet vorher wenn es eine Nation geschafft hat seine Zielstädte zu erobern.
Fazit:
Im Groben sind hiermit schon alle wichtigen Regeln des Spiels erklärt. Das ist es auch was mich an diesem Spiel u.a. so fasziniert. Trotz relativ wenigen Regeln ist histogame ein Spiel gelungen, dass Fans von Strategiespielen voll auf ihre Kosten kommen lässt. Vor allem die Rolle Friedrichs lässt erahnen wie er sich damals gefühlt haben muss. Man muss ständig neu aufflammende Brandherde löschen und man hofft ständig auf das Auftauchen der rettenden Schicksalskarten.
Für mich persönlich eines der Highlight der Messe und die Dauer von 3-4 Stunden stört mich dabei überhaupt nicht weil die Zeit dabei wie im Fluge vergeht.