Während das Scottish Highland Whisky Race des kleinen englischen Verlags JKLM in Essen recht viel Beachtung fand, hörte man nur wenig über City and Guilds. Zu unrecht, wie ich meine, denn ich halte dieses Spiel für eines der Highlights von Essen und deshalb dieses Peep.
Das Spielbrett zeigt 8 Blocks, die in jeweils 8 quadratische Felder unterteilt und durch Strassen voneinander getrennt sind. Außerdem gibt es 4 Leisten, auf denen mit Markierungssteinen der Einfluss der Spieler auf die vier Gilden festgehalten wird und einen Siegpunktleiste.
Für jede der vier Gilden gibt Hausplättchen und Marktplättchen. Diese Plättchen werden zusammen mit 4 „Minstrel Houses“ gemischt und in 3 verdeckten Stapeln neben das Spielbrett gelegt. Von jedem Stapel wird ein Plättchen aufgedeckt, so dass 3 Plättchen im Vorrat zur Verfügung stehen. 4 Plättchen „Taverne“ werden daneben gelegt.
Ich überspringe mal die sonstigen Spielvorbereitungen., da sie zum Spielverständnis nicht erforderlich sind. Jedenfalls beginnt das Spiel damit, dass sich bereits ein Plättchen je Spieler auf Feldern unterschiedlicher Blocks befindet und jeder Spieler 3 Plättchen vor sich liegen hat.
Ist ein Spieler an der Reihe, so muss er eins seiner 3 Plättchen wählen und es angrenzend an ein beliebiges, bereits vorhandenes, auf dem Spielplan ablegen. Angrenzend bedeutet hierbei nicht nur rechtwinklig innerhalb eines Blocks, sondern man kann auch zu anderen Blocks „springen“. Straßen, ob in Quer- oder Längsrichtung werden für den Begriff „angrenzend“ nicht berücksichtigt.
Danach wählt er eines der aufgedeckten Plättchen im Vorrat und der Vorrat wird vom Stapel wieder auf 3 ergänzt.
Legt der Spieler ein Hausplättchen, so stellt er entweder einen Pöppel darauf und rückt mit seinem Markierungsstein auf der Einflussleiste der betreffenden Gilde ein Feld vor, oder er setzt 2 Pöppel und verzichtet auf das Vorrücken. Legt der Spieler einen Markt, so rückt er zwei Felder auf der Einflussleiste der Gilde vor, setzt aber keinen Pöppel und legt er ein „Minstrel House“ (das zu keiner Gilde gehört), so platziert er darauf ebenfalls einen Pöppel.
Immer dann, wenn das letzte freie Feld eines Blocks besetzt wird, gibt es sofort Punkte in zwei Abrechnungen.
Zunächst wird der Wert des Blocks festgestellt. Ein Block besitzt immer einen Grundwert von 8, dazu kommen für jeden Markt 2 Punkte und für jedes „Minstrel House“ 5 Punkte. Derjenige, welcher die meisten Häuser im Block besitzt, erhält an Punkten 50 % des Blockwerts, der Zweite 50 % dieser Summe und der Dritte wiederum 50 % davon. Die Werte werden dabei immer aufgerundet. Bei Gleichstand entscheidet die Anzahl an Pöppeln der Spieler und herrscht auch dann noch Gleichstand, ist derjenige erster, welcher den ersten Pöppel in das Gebiet gesetzt hatte (das muss man sich nicht merken, es gibt im Spiel eine Methode, mit der das festgehalten wird).
Befindet sich nur ein Spieler in dem Block, dann bekommt er den vollen Blockwert, sind es nur zwei, so bekommen beide einen Bonus von einem Punkt.
Danach wird festgestellt, welche Gilde mit den meisten Häusern und Märkten im Block vertreten ist. Gibt es hier Gleichstand, dann ist es die Gilde, welche sich mit zusammenhängenden Plättchen von dort aus über die meisten Blocks erstreckt. Sollte auch darin Gleichstand bestehen, gibt es keine Punkte.
Derjenige, welcher in der Einflussleiste dieser Gilde vorne liegt, erhält 4 Punkte, der Zweite 2 und der Dritte einen Punkt.
Der Spieler , welcher das letzte Plättchen des Blocks legte, darf dann ein Plättchen „Taverne“ legen. Eine „Taverne“ ist wie das „Minstrel House“ ein neutrales Plättchen, welches bei der Blockwertung 5 Punkte bringt. Auch die Taverne muss sofort angrenzend an ein anderes Gebäude gelegt werden, bekommt aber keinen Pöppel.
Sind alle Blocks mit Plättchen belegt, gibt es noch eine Endabrechnung, in der alle Gilden bewertet werden.
Für jede Gilde wird zunächst geprüft, wo sich das größte, zusammenhängende Gebiet befindet. Jedes Plättchen (Haus oder Markt) zählt dann einen Punkt. Dazu gibt es dann noch nach einer Tabelle einen Bonus, der um so höher ausfällt, je mehr Blocks von dieser Gildenkette berührt werden. So gibt es z.B. für drei Blocks nur einen Bonus von 6 Punkten, aber sollte es eine Gilde schaffen, alle 8 Blocks zu berühren, gibt es 36.
Wer den größten Einfluss in dieser Gilde besitzt, erhält dann 50 % der Summe, der Zweite 50 % davon und der Dritte wiederum 50 % davon, immer aufgerundet.
Es versteht sich, dass am Ende derjenige mit den meisten Punkten Sieger wird.
City and Guilds ist für 3 – 5 Spieler. Es besitzt alles, was ein gutes Familienspiel ausmacht, kurze Regeln, Interaktion, angenehme Spieldauer (ca. 60 Minuten), wenig Glück, vor allem aber hohen Wiederspielwert, denn die Feinheiten an Strategie und Taktik wird man erst nach einigen Spielen entdecken.
Es erfordert schon einiges an Überlegung, welches meiner drei Plättchen ich wo hinlege, ob ich eher in Blocks oder Gilden investiere, auch Langzeitstrategie ist wichtig. Trotzdem ist City and Guilds ein schnelles Spiel, weil jeder Spieler eben nur die beiden Aktionen Plättchen legen und neues Plättchen wählen auszufrühren hat.
Anfänger verbeißen sich zu häufig in Rivalenkämpfe um die Vorherrschaft eines Blocks und vernachlässigen Anderes. Auch die Anzahl an Pöppeln ist begrenzt und wer sie zu verschwenderisch einsetzt, bekommt gegen Spielende Probleme (In diesem Fall muss man übrigens trotzdem Plättchen legen, auch wenn es Hausplättchen sind, dann eben ohne Pöppel).
Wichtig ist auch, dass man die Fortschritte der Gilden beobachtet und sich z.B. durch das Legen von Märkten bei den Gilden „einkauft“, welche sich über mehrere Blocks erstrecken. Die Endabrechnung der Gilden kann ohne weiteres ein Drittel der bis dahin gewonnenen Punkte ausmachen. Andererseits sollte man sich aber auch nicht nur auf eine Gilde konzentrieren. Viele zweite Plätze können mehr bringen als nur ein erster Platz.
Keinem Spieler sollte es erlaubt werden, alleine in einem Block vertreten zu sein, denn wenn er einen vollen Blockwert erhält, bedeutet dies einen kaum einholbaren Vorsprung.
Überlegung erfordert auch das Einsetzen von „Minstrel Houses“ und „Tavernen“. Sie werten einen Block auf und deshalb sollte man auch sicher sein, den Block zu gewinnen, in den man sie platziert. Aber sie können auch Gildenketten unterbrechen und das wird man natürlich gerne machen, wenn man keine Chance sieht, in einer lohnenden Gilde den größten Einfluss zu erreichen.
Die Regeln sind leider nur auf englisch und schlecht aufgebaut. Ich habe hier nicht alle Regeln erwähnt, aber einige mögliche Unklarheiten erläutert, so dass es eigentlich keine Probleme geben sollte.
Das Spiel ist außer beim Verlag meines Wissens nur bei Delayed Reaction Games zu haben und kostet dort € 33,10. Für das Material und das spartanische, wenn auch zweckmäßige Aussehen ist das viel, nicht aber für den Spielwert.