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[PEEP] Maestro Leonardo

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Wolf

[PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Wolf » 21. August 2006, 13:03

Bei diesem Spiel geht es darum, möglichst lukrative Erfindungen zu machen. Die Stadt gibt Aufträge dazu und die Spieler wetteifern darum, diese möglichst schnell zu erfüllen.

Zu Beginn erhält jeder Spieler einen Meister, drei Lehrlinge, ein Laboratorium, etwas Geld (Gulden) und einen Rohstoff. Dazu allerdings noch unterschiedliche Boni. So kann man mehr Lehrlinge, eine größere oder ein zweites Laboratorium, mehr Geld und mehr Rohstoffe erhalten. Jeder Spieler hat also unterschiedliche Startbedingungen. In der Grundversion sind diese festgelegt, in der Fortgeschrittenenversion kann man sie sich aussuchen.
Je nach Spielerzahl liegen 3 bis 5 Aufträge offen aus. Jeder Auftrag nennt die erforderliche Arbeitszeit, die von 4 bis 15 Wochen dauern kann, die Rohstoffe, die benötigt werden und die Geldsumme, welche man nach Erfüllung erhält. Außerdem gibt es 5 Arten von Erfindungen und ein Symbol zeigt an, zu welcher die Karte gehört.
Jede Runde beginnt damit, dass man die Möglichkeit erhält, die Arbeit an einem (oder zwei, falls man 2 Laboratorien besitzt) der angebotenen Aufträge zu beginnen. Bedingung hierfür ist, dass man das benötigte Material in Form von Karten besitzt, man kann nicht später Karten hinzufügen. Da man sich geheim entscheidet, können durchaus mehrere an einem Auftrag arbeiten.

Die benötigten Rohstoffkarten schiebt man unter sein Laboratorium. Ein Laboratorium ist ein Kärtchen, welches oben zwischen 3 und 6 Plätze zur Aufnahme von Lehrlingen, mechanischen Menschen oder dem Meister zeigt. Darunter befinden sich von 0 bis 15 bezifferte Kästchen. Jedes Kästchen steht für eine Woche Arbeitszeit. Wird eine Erfindung gestartet, dann kommt ein Arbeitsstein auf das Feld 0.
In der zweiten Phase werden dann Meister oder Lehrlinge auf die verschiedenen Felder des Spielplans (die Stadt) und in die Laboratorien verteilt. Diese Phase geht reihum so lange, bis niemand mehr etwas einsetzen kann. Setzt man mehrere Lehrlinge gleichzeitig, so müssen sie an einem Ort platziert werden. Dort, wo schon eigene Lehrlinge stehen, darf man keine weiteren zusetzen, wohl aber den Meister.

Ein Meister hat den Wert von zwei Lehrlingen.

Für alle Gebäude mit Ausnahme des Rats, auf den ich später zu sprechen komme, gilt folgendes:
Jedes Gebäude verkauft 4 Produkte, das erste kostenlos, das zweite für 2 Gulden, das dritte für 3 Gulden und das vierte für 4 Gulden. Wer die Figuren mit dem höchsten Gesamtwert eingesetzt hat, bekommt das Produkt also dort kostenlos, der zweite Spieler für 2 Gulden. Gibt es keinen dritten Spieler so könnte der erste Spieler noch ein Produkt für 3 Gulden erwerben usw. Bin ich in einem Gebäude alleine, könnte ich theoretisch für 9 Gulden 4 Produkte erwerben.

Eines dieser Gebäude ist die Werkstatt. Dort kann ich mein zweites Laboratorium erhalten (wenn ich es nicht schon habe) oder ich kann mein Laboratorium vergrößern, allerdings nur dann, wenn dort nicht gerade an einer Erfindung gearbeitet wird. Das Kärtchen wird dann einfach umgedreht und bietet dann mehr Platz für Lehrlinge und die Möglichkeit, mechanische Menschen einzusetzen.

Eine weitere Möglichkeit der Werkstatt ist, diese mechanischen Menschen zu erwerben. Sie müssen allerdings sofort in ein Laboratorium gesetzt werden und auch nur dort, wo nicht gerade gearbeitet wird.
In der Akademie kann ich einen (oder mehrere) zusätzliche Lehrlinge erwerben.
Dann gibt es schließlich noch 5 Gebäude, die jeweils eine Art Rohstoffkarten anbieten.
Im Rat läuft es etwas anders. Wer dort die Mehrheit an Figuren eingesetzt hat, darf unter 4 Aktionen eine auswählen. Der zweite Spieler dann unter den noch verbliebenen usw.

Eine der Möglichkeiten ist es, einen Lehrling (auch den aus dem Rat) in ein anderes Gebäude umzusetzen (in einer verschärften Option einen beliebigen, also auch fremden Lehrling). Ich kann auch einen beliebigen Rohstoff für einen Gulden erwerben (was sich lohnen kann, wenn ich in dem betreffenden Gebäude nicht die Mehrheit habe), ich kann mir die nächsten 4 Auftragskarten ansehen und sie beliebig ordnen oder ich kann mir 1 Gulden oder mehr nehmen. In jeder Runde wird 1 Gulden den Rat gelegt und wenn über mehrere Runden diese Option nicht wahrgenommen wurde, kann man hierdurch schon mal ein hübsches Sümmchen bekommen.
Nachdem alle Figuren eingesetzt wurden, werden in festgelegter Reihenfolge – Rat – Werkstatt - Akademie- Rohstoffgebäude – alle Aktionen abgewickelt. Danach schieben alle Spieler, die an Erfindungen arbeiten, den Arbeitsstein weiter – für jeden Lehrling um ein Feld, für den Meister und jeden mechanischen Menschen um 2 Felder. In der größten Werkstatt, die Platz für 4 Lehrlinge bzw. den Meister und 2 Plätze für mechanische Menschen liefert, kann man so in einem Schritt 9 Arbeitswochen leisten.

Anschließend werden alle Lehrlinge und der Meister aus der Stadt und den Laboratorien abgeräumt und man hat sie für die nächste Runde wieder zur Verfügung. Nur die mechanischen Menschen bleiben im Laboratorium.
Danach wird festgestellt, ob eine Erfindung vollendet wurde, was ja nach 4, 7. 11 oder 15 Arbeitswochen der Fall ist. Der betreffende Spieler erhält die Auftragskarte und die darauf genannte Geldsumme.
Sollten mehrere Spieler in einer Runde die gleiche Erfindung vollenden, dann bekommt jeder das Geld, aber um den Besitz der Karte muss simultan mit Florin geboten werden.
Der Besitz der Karte ist wichtig, denn jede Erfindung gibt einen Bonus von 2 Arbeitswochen auf Erfindungen der gleichen Art.

Falls Spieler ebenfalls an der Erfindung arbeiten, aber in der laufenden Runde noch nicht fertig sind, bekommen sie dann, wenn sie diese beenden, eine ebenfalls auf der Karte angegebene um etwa 1/3 niedrigere Geldsumme.
Auftragskarten werden dann wieder aufgefüllt und es beginnt die nächste Runde.
Das Spiel läuft über 9 Runden, wobei die letzten beiden Runden aber nur zur Vervollständigung der Aufträge genutzt werden können. Besuche in der Stadt sind dann nicht mehr erlaubt.
Am Spielende erhält dann noch jemand , der Erfindungen aus allen 5 Bereichen vollendet hat 20 Gulden, aus 4 Bereichen 13 Gulden und aus 3 Bereichen 8 Gulden. Der reichste Spieler ist Sieger.

Auf den ersten Blick scheint Maestro Leonardo Ähnlichkeiten mit den Fürsten von Florenz zu haben, aber dem ist nicht so. Ging es dort um die Schaffung von Kunstwerken, so sind es hier Erfindungen, aber hier können mehrere an einer arbeiten und es ist wichtig, dass man nicht mit der Arbeit an einer Erfindung beginnt, die ein anderer Spieler schon in Kürze beenden kann. Wird eine Erfindung von mehreren Spielern in der gleichen Runde beendet, dann wird ja dafür geboten, wer die Karte bekommt und das ist eine schwierige Entscheidung, denn schließlich gewinnt ja der reichste Spieler. Ein ewiger Konflikt ist es auch, ob man seine Lehrlinge und den Meister in die Stadt bringt um lohnendes möglichst ohne Kosten zu bekommen oder sie besser im Laboratorium einsetzt, um dort die Arbeit zu beschleunigen.

Eine tückische Regel ist auch, dass ich dort, wo ich Lehrlinge eingesetzt habe, keine weiteren nachsetzen darf, nur noch den Meister. Man muss sich also frühzeitig entscheiden, kann aber auch nicht immer abwarten, denn bei Gleichstand hat derjenige Vorrang, der zuerst gesetzt hat. Wer übrigens im Rat die Mehrheit hat, bestimmt, wer mit dem Setzen in der nächsten Runde beginnt (das kann er auch selbst sein). Auch dies will überlegt sein.
Maestro Leonardo ist ein Spiel für Spieler. In der Komplexität mit dem Fürsten vergleichbar. Es hat alles, was zu einem guten Spiel gehört, viel Interaktion, reibungsloses Funktionieren, steigender Spannungsbogen.
Die Grafik hätte vielleicht etwas ansprechender sein können, die Symbole der geforderten Rohstoffe auf den Auftragskarten sind zu klein und schlecht unterscheidbar, aber alles ist funktionabel. Die Spielregel ist sehr kompakt geschrieben und erfordert genaues, vielleicht auch mehrmaliges Lesen, aber sie lässt keine Fragen offen.
Das Spiel ist für 2 bis 5 Personen ausgelegt, allerdings kann ich es für 2 Personen nicht unbedingt empfehlen, da verschiedene Elemente kaum zum Tragen kommen und es ganz einfach auch zu schnell zu Ende ist. Den vollen Reiz entfaltet es erst mit 4 oder 5 Spielern.

Insgesamt also eine absolute Kaufempfehlung, für mein Gefühl sogar noch einen Tick interessanter als die Fürsten von Florenz.

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Gerhard Passler
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Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Gerhard Passler » 21. August 2006, 15:22

Hallo Wolf!

Vielen Dank für das PEEP. Maestro Leonardo klingt ausgesprochen interessant und Du hast es geschafft, mich so richtig neugierig zu machen. :smile:
Lehnst Du Dich mit der Aussage "sogar noch einen Tick interessanter als die Fürsten von Florenz" aber nicht doch etwas zu weit aus dem Fenster?

Verspielte Grüße

Gerhard

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Braz
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Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Braz » 21. August 2006, 15:44

hi Wolf,

auch von mir "Vielen Dank".

Ich schließe mich der Meinung Gerhards an und sage mal, dass du mich auch sehr neugierig auf das Spiel gemacht hast.... und DAS obwohl ich eigentlich nicht so richtig Lust auf das Spiel gehabt habe.....(wegen der auf den gezeigten Bildern doch eher mE durchschn. Grafik)....


Besten Gruß
Braz

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Wolf

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Wolf » 21. August 2006, 16:09

Hallo Gerhard,
es ist sicher eine Geschmacksfrage und Einige werden sicher eine andere Meinung haben. Aber meine Frau und einer der Mitspieler,die auch die Fürsten kennen, waren auch der Ansicht. Dabei lieben wir alle die Fürsten heiß und innig und halten es für eins der besten Spiele überhaupt. :)
Gruß
Wolf

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Gerhard Passler
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Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Gerhard Passler » 21. August 2006, 16:46

Hallo Braz!

> und DAS obwohl ich eigentlich nicht so richtig Lust auf das
> Spiel gehabt habe.....(wegen der auf den gezeigten Bildern
> doch eher mE durchschn. Grafik)....

Genau so ist es mir bis zu Wolf's PEEP auch ergangen ... obwohl ich der Grafik immer noch sehr skeptisch gegenüberstehe. Gerechterweise muss man aber auch sagen, Vohwinkel's "Die Fürsten von Florenz" ist schon verdammt schwer zu toppen.

Verspielte Grüße

Gerhard

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Gerhard Passler
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Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Gerhard Passler » 21. August 2006, 16:49

Hallo Wolf!

> Dabei lieben wir alle die Fürsten heiß und innig und
> halten es für eins der besten Spiele überhaupt. :)

Um so erstaunlicher Deine Aussage bezüglich Maestro Leonardo.

Übrigens: Auch unsere Spielrunde schätzt "Die Fürsten von Florenz" sehr und hält es für eines der besten Spiele überhaupt!

Verspielte Grüße

Gerhard

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Hendrik

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Hendrik » 21. August 2006, 17:49

Klingt tatsächlich sehr interessant, ich wusste gar nicht, dass das Ding schon erhältlich ist, mit ca. 35 Euro aber auch nicht gerade günstig.

Wie sieht es denn mit folgenden 2 möglichen Problematiken aus, welche ein gutes Spiel kaputt machen können:
- kingmaker (Königsmacher)
- run away leader (führender Spieler kann nicht eingeholt werden)

Ist Maestro Leonardo anfällig dafür oder nicht?

Cheers Hendrik

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Wolf

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Wolf » 21. August 2006, 18:48

Kingmaker spielt so gut wie keine Rolle, denn man versucht hauptsächlich, eigene Pläne zu verwirklichen, weniger, andere unbedingt am Fortkommen zu hindern. Run away leader eigentlich auch nicht. Wenn man es beispielsweise gegen Spielende schafft, durch Einsatz aller Figuren einen hochpreisigen Auftrag zu beenden, mit dem man auch noch eine weitere Auftragsart bekommt (dafür gibt es ja am Ende auch noch Gulden), dann kann man den bis dahin führenden Spieler durchaus noch überholen. Zumal dann, wenn der einen Auftrag wegen des Spielendes nicht mehr vollenden kann.
Natürlich gibt es Konstellationen, bei denen man so ins Hintertreffen gerät, daß ein Sieg kaum noch möglich ist, aber das liegt dann weniger an Glück als an Fehlplanung.
Mit den Run away leader istdas ja so eine Sache. Ein Spiel ist nicht gut, wenn ein Spieler schon in der Hälfte uneinholbar wird, andererseits aber auch nicht, wenn stets nur die letzte Runde entscheidet. Beider ist bei Maestro Leonardo nicht der Fall.
Gruß
Wolf

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VolkerN.

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon VolkerN. » 21. August 2006, 20:06

Hallo,

kann mich Deiner Meinung nur anschliessen; unsere Viererrunde beim ersten Spiel
war auch durchweg sehr angetan von Maestro Leonardo.
Kommt diese Woche auf jeden Fall wieder auf den Tisch.


Grüße

VolkerN.

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hannes

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon hannes » 21. August 2006, 21:50

Danke für den interessanten Bericht. Kannst du dich bitte noch kurz über die Spiel_dauer_ auslassen ?

hannes

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Wolf

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Wolf » 21. August 2006, 21:56

Also ich würde mal grob schätzen, daß man pro Spieler 30 Minuten braucht. Ich habe es nur zu zweit und zu viert gespielt. Zu zweit war es in einer Stunde vorbei, zu viert mit Erklärungen in zwei Stunden. Da die Erklärungen und (wenigen) Rückfragen aber keine 30 Minuten dauerten, denke ich, daß die Angabe von 60-90 Minuten auf dem Karton untertrieben ist.
Gruß
Wolf

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VolkerN.

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon VolkerN. » 22. August 2006, 09:26

Hallo,

unsere Viererrunde hat mit Regelstudium über 2 Std. gedauert.
Ich schätze aber mal, dass versierte Spieler nicht über 90min brauchen
( auch auf eine Vierrunde bezogen )

Grüße

VolkerN.

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freak
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Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon freak » 22. August 2006, 17:44

Hallo Wolf,

danke für das Peep, ich hatte schon mit einem angefangen, aber hab die Runde nicht gekriegt. Deswegen schön, dass es einer übernommen hat.

Kann mich deiner Meinung nur anschliessen, ein wirklich gutes Spiel, das mich auch an die Fürsten von Florenz erinnert hat, sich dann doch ein wenig anders entwickelt.

Schön finde ich auch die Regel, dass die Aktionen wie Kauf eines Produktes in einer Runde immer teurer werden (wie von dir beschrieben).

Allerdings die Grafik der Erfindungskarten finden ich sehr schön gelungen, der Spielplan ist im ersten Moment ein wenig verwirrend, aber das legt sich schnell während des Spiels.
Auch die Regel finde ich sehr gelungen, denn sie lässt keine Fragen offen. Wir haben zwar zwei- dreimal nachschlagen müssen, aber dann doch alles gefunden.

Ob es interessanter oder besser wie selbiges ist, will ich gar nicht beurteilen. Beide Spiele sind sehr gut und dürften auf alle Fälle die selbe Kategorie Spieler ansprechen.

Für mich auch eine der positiven Überraschungen des Spielejahres und eine absolute Kaufempfehlung.

Viele Grüße
freak

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Frank

[PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Frank » 30. August 2006, 17:22

Bis zu 5 Meister (Spieler) kämpfen in "Maestro Leonardo" mit ihrem Lehrlingen darum, möglichst viele Erfindungen fertigzustellen und damit ihr Vermögen zu mehren.
Zur Fertigstellung der Erfindungen werden Rohstoffe benötigt, die man über den Einsatz der Lehrlinge in den Läden der Stadt erwirbt und jede Erfindung erfordert eine bestimmte Anzahl an Arbeitswochen. Jeder im Laboratorium eingesetzte Lehrling leistet dabei eine Arbeitswoche. In den einzelnen Bereichen der Stadt und in den eigenen Laboratorien werden die Lehrlinge eingesetzt. Dabei erhält der Spieler mit den meisten Lehrlingen (auch der Meister wird in jeder Runde eingesetzt. Er zählt dabei bei der Ermittlung der Mehrheit wie zwei Lehrlinge) die erste Aktion umsonst, dies ist in einem Laden z.B. der Erwerb eines bestimmten Rohstoffes. Aber auch die anderen Spieler, die einen Lehrling im gleichen Bereich eingesetzt haben, gehen nicht zwangsläufig leer aus. Bis zu 4 Aktionen können an jedem Ort insgesamt ausgeführt werden, aber nur die erste ist kostenlos. Die nächste kostet schon 2 Gulden, die vierte dann 4 Gulden. Das kein Spieler leer ausgehen muß ist zum einen ein sehr faires Element im Spiel, erfordert aber auch das ständige Abwägen, was einem die Aktion wert ist, denn Gulden sind ja im grunde mit Siegpunkten gleichzusetzen. Neben den Rohstoffläden gibt es in der Stadt noch die Werkstatt, wo über die Aktionen die eigenen Laboratorien aufgewertet werden können oder mechanische Menschen erworben werden, die wertvolle Arbeitswochen bei der Fertigstellung der Erfindungen beisteuern. In der Akademie können weitere Lehrlinge angeworben werden (insgesamt kann ein Spieler maximal 9 Lehrlinge haben), die im weiteren Verlauf die Einsetzmöglichkeiten in der Stadt und Arbeiten in den Laboratorien erhöhen. Denn je mehr Lehrlinge ein Meister hat, desto mehr Aktionen kann man potentiell ausführen. Schließlich wird im Rat der Stadt noch der Startspielerwechsel geregelt und es stehen einige Sonderaktionen zur Verfügung. Über den Codex Leonardo gibt es hier eine Sonderregel, die einen netten Ärgerfaktor in das Spiel einbaut, indem man einen fremden Lehrling in der Stadt versetzen kann, um so Mehrheiten zu beeinflussen. Eine sehr schöne Option, wie wir fanden.

Das Spiel läuft über 9 Runden, wobei in den letzten beiden Runden in der Stadt keine Aktionen mehr möglich sind und nur noch in den Laboratorien gearbeitet wird. Dabei kann maximal an 2 Erfindungen gleichzeitig gearbeitet werden. Als Stolperstein hat sich oft erwiesen, das es erforderlich ist, die notwendigen Rohstoffe bereits zu besitzen, wenn man mit der Arbeit an der Erfindung beginnt. Wer die Erfindung zuerst fertiggestellt hat, legt sie vor sich ab und erhält für folgende Erfindungen der gleichen Art (es gibt derer 5) einen Rabatt von 2 Arbeitswochen zur Fertigstellung. Jede Erfindung bringt dem Spieler einen bestimmten Geldbetrag ein. Stellt jemand die Erfindung erst in einer darauf folgenden Runde fertig, fällt dieser allerdings geringer aus. Auch dies ein sehr faires, fein abgestuftes Element im Spiel. Sollten mehrere Spieler in der gleichen Runde die Erfindung fertigstellen, wird darum geboten, wer sie vor sich ablegt. Auch hier gilt es, den Einsatz gut abzuwägen. Am Schluß gibt es nämlich noch einen Bonus für verschiedenartige Erfindungen. Es gewinnt der Spieler mit dem größten Vermögen.

Was anfangs durch das Einsetzen der Lehrlinge an die Arbeiter bei Caylus erinnert, entpuppt sich nicht als Klon, sondern als echte Perle mit sehr fein abgestimmten und gut ineinandergreifenden Mechanismen.
Wir haben gleich 2 Partien hintereinander gespielt und uns beim zweiten Spiel gleich an die Profi-Version (hüstel) gemacht. Hier kann jeder Spieler in einem gewissen Rahmen seine Anfangskostellation (Gulden, Anzahl Lehrlinge und Rohstoffe) selbst bestimmen. Als kleinen Wermutstropfen möchte ich noch anmerken, das es schon einen gewissen Glücksfaktor hat, ob man für die Erfindungen die gerade gefragt (in Auftrag gegeben worden) sind, die richtigen Rohstoffe auf der Hand hat. Über eine Sonderaktion im Rat kann man etwas Abhilfe schaffen, aber das Glück läßt sich hier nicht ausschalten und bringt schon mal den einen oder anderen Frust mit sich.

Insgesamt sind wir aber sicher, das "Maestro Leonardo" auch in den nächsten Wochen oft auf dem Spieltisch landen wird. Denn es wird schon eine Weile dauern, bis jeder sich eine gute Strategie zurecht gelegt hat. Und viel Spaß hat es definitiv allen gemacht !

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Christian F.

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Christian F. » 31. August 2006, 11:00

Hallo Frank,

erstmal danke für dein PEEP. Es bestätigt im wesentlich mein Gefühl vom Spiel, dass ich allerdings alleine aus der Regellektüre bezogen habe.Auch mir erschien eine leichte Verwandschaft zu Caylus zu bestehen, aber halt nur leicht.

Mich beschäftigt deshalb und wegen der vielen Möglichkeiten beim Setzen der Lehrlinge und des Meisters daher noch die Frage, ob diese Spiel auch schnell eine so hohe Spieldauer wie Caylus (2-3h) erreicht, oder ob es sich doch etwas flotter spielt.
Wie lange habt ihr in welcher Besetzung gespielt?
Und kann irgendwer berichten, wie es sich zu zweit spielt?

Gruß
Christian

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Andreas Odendahl

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Andreas Odendahl » 31. August 2006, 11:36

Hallo!

Wir haben das Spiel kürzlich auch erworben und mal ausprobiert. Ich muss sagen, dass wir meist (eigentlich fast ausschließlich) zu zweit spielen. Deshalb kann ich zwar was zur Zeierruinde sagen, aber nur Vermutungen über Mehrspielerdetails anstellen.

Zu zweit spielt sich das Spiel sehr gut. Wobei man schon sagen muss, dass es doch recht fix geht!!! Da sind gerade mal 9 Spielrunden, und wenn man ein eingespieltes Team ist, geht das sicherlich schnell von der Hand. Obwohl ich vermute, dass es nicht viel anders ist, wenn man mit mehreren Leuten spielt (zumindest gehühlt), denn viel mehr als zu zweit kann man auch zu fünft nicht machen. Es dauert höchstens länger, bis alle Entscheidungen gefällt sind.

Okay, bei den Orten auf dem Spielplan gibt es deutlich weniger Gerangel um die Plätze und man kriegt schon mal recht günstig viele Rohstoffe. Da muss man im Mehrpersonenspiel sicherlich tiefer in die Tasche greifen um mal an ein paar Materialien zu kommen.

Was sicherlich auch der Fall ist, ist dass man eher vor sich hinspielt. Es ist relativ unwichtig, was der andere macht. Evtl. kann man dafür sorgen, dass der/die Andere Rohstoffe nicht so günstig bekommt und man muss drauf achten, wie viele unterschiedliche Erfindungsarten mein Mitspieler hat. Und welcher er/sie gerade evtl. baut, um zu schauen, ob man sich da irgendwo nen Vorteil erspielen kann. Da ist besonders wichtig, die vorausschauende Funktion des Rates zu nutzen, nichtzuletzt auch vor den letzten beiden Runden, in denen ja nur gefertigt wird, um zum Schluß die richtigen Karten auf der Hand zu haben...

Alles in allem auch zu zweit absolut empfehlenswert... Genau wie Caylus.

ode.

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Frank

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Frank » 31. August 2006, 12:36

Also, wir waren zu viert und haben es gleich zweimal hintereinander gespielt.
Und wir sind gleich bei der ersten Partie inkl. Erkläörung mit gut 90 Minuten ausgekommen. Das fanden wir sehr okay. Allerdings handeln wir die Auswertungen der Läden auch sehr zügig ab :-))
Übrigens: Caylus schaffen wir inzwischen in der 4er Besetzung auch in 2 Stunden.

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Dieter Niehoff

Re: [PEEP] Maestro Leonardo

Beitragvon Dieter Niehoff » 31. August 2006, 16:41

Christian F. schrieb:
>> Mich beschäftigt deshalb und wegen der vielen Möglichkeiten
> beim Setzen der Lehrlinge und des Meisters daher noch die
> Frage, ob diese Spiel auch schnell eine so hohe Spieldauer
> wie Caylus (2-3h) erreicht, oder ob es sich doch etwas
> flotter spielt.

Wirklich flotter: Wir spielten (zu dritt) zweimal je 90 Minuten. Und wir sind langsame Spieler ...

Dieter


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