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[PEEP] Der Goldene Kompass

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Jerry

[PEEP] Der Goldene Kompass

Beitragvon Jerry » 23. August 2007, 17:50

Gestern hatten wir in einer Viererrunde das neue Kosmos Spiel "Der Goldene Kompass" auf dem Tisch. Da es ja noch weitgehend unbekannt ist, will ich kurz den Spielmechanismus umreissen. Dabei lasse ich wie üblich die Details weg.

Spielprinzip: Der Goldene Kompass ist im Prinzip ein Laufspiel auf einem Spielplan mit einer Strecke von ca. 60 Feldern. Auf diesen Feldern ist i.W. jeweils eins von 5 verschiedene Symbole abgebildet: 4 Ressourcen und 1 Joker. Ein Bild findet man hier:

http://boardgamegeek.com/image/237854

Landet eine Spielfigur auf einem Feld so erhält der Spieler die entsprechende Ressource (bzw. darf sich eine aussuchen). Auf dem Weg zum Ziel versuchen die Spieler nun, die Ressourcen möglichst optimal zu sammeln denn jeder Spieler muss drei Sammelaufgaben erledigen bevor er ins Ziel einlaufen kann. Die Aufgaben sind vom Typ alle ähnlich: Sammle x-mal Ressource A, y-mal Ressource B und z-mal Ressource C.

Motor des Spiels sind Laufkarten mit den Werten 1-3. Pro Spieler gibt es einen Stapel mit diesen Karten in der jeweiligen Spielerfarbe wobei jeder Spieler von jedem Stapel nachziehen darf. Um nun die eigene Figur zu bewegen muss eine passende Laufkarten gespielt werden. Passend heisst: sie muss den richtigen Wert 1-3 haben und eine zulässige Farbe. Eine Karte kann nur dann gespielt werden, wenn der Spieler der diese Farbe trägt vor mir liegt. Karten in der eigenen Farbe darf ich nur spielen wenn ich selbst der Führende bin.

Eine Runde sieht so aus:

- Jeder Spieler spielt so viele Laufkarten aus wie er möchte und sammelt dabei Ressourcen ein.

- Nachdem alle gezogen haben, zieht jeder Spieler so viel Karten nach wie es seiner Position auf der Laufstrecke entspricht (also 1 Karte für den führenden, 4 für den Letztplatzierten)

Dazu gibt es noch ein paar Gimmicks und Sonderkarten die z.B. Extrazüge erlauben, zusätzliche Ressourcen geben oder das Vorankommen erleichtern.

Das Spiel ist zu Ende, sobald ein Spieler im Ziel ankommt; die laufende Runde wird dann noch zu Ende gespielt; Sieger ist, wer ins Ziel einlaufen konnte, alle 3 Sammelaufgaben gelöst hat, von jeder Ressource 3 Stück hat und die meisten Ressourcen gesammelt hat.


Spielgefühl:
Das Spiel besteht i.W. daraus, die eigene Kartenhand zu optimieren und mit den verfügbaren Karten möglichst viele Felder abzugrasen. Dabei darf man nicht zu langsam sein, denn wie oben erwähnt, kann nur gewinnen, wer noch rechtzeitig das Ziel erreicht. Während des Spiels muss man sich entscheiden, wie schnell man laufen möchte, denn langsam bedeutet, dass man viele Ressourcen bekommt und viele Karten nachziehen darf, aber dass man auch ggf. nicht rechtzeitig ins Ziel kommt. Gleichzeitig muss man abschätzen, wie weit wohl die Mitspieler ziehen da es entscheidend ist, ob ein Spieler vor oder hinter mir auf dem Spielplan liegt.

Mir hat "Der Goldene Kompass" nicht gefallen. Trotz der hübschen Grafik und des Fantasy-Themas ist es ein staubtrockenes Optimierspiel mit viiiiiel Downtime zwischen den Zügen. Gestern war mal wieder so ein Abend wo ich zwischen meinen Zügen noch die Küche aufräumen und einen Blick auf den Zwischenstand beim Länderspiel werfen konnte. Rein vom Mechanismus her funktioniert das Spiel tadellos und scheint auch ordentlich balanciert. Aber der Spielspaß ist für mich auf der Strecke geblieben, insbesondere wenn Grübler mit am Tisch sitzen. Dazu kommt, dass das Spiel so gut wie keine Interaktion besitzt. Zwar werden die eigenen Ausspielmöglichkeiten durch die Positionen der Mitspieler bestimmt, aber direkte Interaktion zwischen den Spielern findet nicht statt. Jeder optimiert vor sich hin; dem anderen in die Suppe zu spucken; gemeinsam gegen den Führenden zu arbeiten ist nicht möglich. Mir ist auch - mal wieder - nicht klar wer die Zielgruppe für dieses Spiel ist. Wer das Buch liest oder sich den Film anschaut und dann dieses Spiel kauft wird m.E. ziemlich enttäuscht sein, denn statt spannender Fantasy erwartet einen hier eher die Stille eines Schachturniers (wenngleich mit netter Grafik) Für Kinder und Wenigspieler ist das Spiel viel zu technisch, für Vielspieler gibt es im Bereich der Optimierungsspiel viel bessere Alternativen.

Alles in allem: Ein typisches "German Game": 1A-funktionierender Mechanismus. Abstraktes Prinzip. Thema draufgesetzt. Technisch sauber designed. Unlustig. Kalt. Von mir daher Schulnote 3 und keine Kaufempfehlung.


PS:
Vielleicht zur Klarstellung: wer technische Optimierspiele mag ist mit diesem Spiel durchaus gut beraten. Ich für meinen Teil mag solche Spiele prinzipiell nicht: ich bin beruflich tagsüber fast ausschließlich mit technischen Optmierungen beschäftigt, umgeben von schweigenden Ingenieuren. Abends beim Spielen will ich nicht das gleiche Szenario am Tisch haben.

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meier1
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Re: [PEEP] Der Goldene Kompass

Beitragvon meier1 » 23. August 2007, 19:50

Hallo,

danke nochmal für die guten Peeps, auch wenn ihr beiden anderen (weiter unten) das nicht extra geschrieben habt, aber es waren ja nun mal auch erste Eindrücke, wodurch ich einen guten Einblick in dieses Spiel bekam.
Nach der Presseinfo habe ich mir das schon so ungefähr gedacht, dass es wohl kein Spiel für mich sein wird und 2 Leute bestätigen mit ihren Fazits dieses, aber auf ein Probespiel werde ich mich auf jeden Fall mal einlassen. :-)

Hans

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l8xx
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Re: [PEEP] Der Goldene Kompass

Beitragvon l8xx » 24. August 2007, 08:55

Es stimmt, Interaktion ist eher gering. Die Mechanismen gefallen mir. Grübler am Tisch sind bei jedem Spiel ein Problem. Aber soviel gibt es meiner Meinung nach gar nicht zum grübeln. Zielgruppe sind eher Vielspieler. Es ist nicht kompliziert, aber mit dem Aussuchen der Freundeskarten hat man schon viel Auswahl. Ein Wettrennspiel ist es meiner Meinung nach eher nicht, man kann ja auch als letzter alle seine Karten ausspielen und dann durch 20 oder mehr Felder in einem Zug hinter sich lassen.

Nach nur 1x spielen (also ich kann falsch liegen) hatte ich den Eindruck, dass man hinten bleiben sollte zu Beginn. Und Glück mit 1er Karten benötigt. Denn so kann man hinten bleiben und trotzdem viele Waren sammeln.

Mir persönlich hat das Spiel gut gefallen, ich brauche nicht unbedingt eine großartige Interaktion. Meine Schulnote wäre: 2.

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Jerry

Re: [PEEP] Der Goldene Kompass

Beitragvon Jerry » 24. August 2007, 10:19

l8xx schrieb:

> Nach nur 1x spielen (also ich kann falsch liegen) hatte ich
> den Eindruck, dass man hinten bleiben sollte zu Beginn. Und
> Glück mit 1er Karten benötigt. Denn so kann man hinten
> bleiben und trotzdem viele Waren sammeln.

Sehe ich genauso. Wer nur mit 3er und 2er Karten startet hat gegenüber einem Spieler der viele 1er zieht ein Problem.


> Mir persönlich hat das Spiel gut gefallen, ich brauche nicht
> unbedingt eine großartige Interaktion. Meine Schulnote wäre: 2.

Wirst du das Spiel kaufen?

Gruß,
Jerry


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