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[PEEP] Im Schutze der Burg

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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TRH
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[PEEP] Im Schutze der Burg

Beitragvon TRH » 31. Oktober 2008, 10:52

"Doofes Spiel!"...würde meine Freundin und "Gelegenheitsspielerin" Andrea sagen. Denn die mag Spiele ohne Hintergrundstory leider gar nicht. Daher würde ihr auch "Im Schutze der Burg" vielleicht eher nicht zusagen. Denn wir sind Baumeister und bauen Bauwerke für Siegpunkte. Wer am Ende die meisten hat, gewinnt und genießt den Schutz der Burg. Warum, wozu, weshalb? Egal. Die Spielanleitung konzentriert sich auf das Wesentliche und überlässt die Hintergründe der thematischen Einkleidung der Phantasie des Spielers. So er sich denn überhaupt dafür interessiert...
Im Wesentlichen geht´s also darum ordentlich Rohstoffe anzuhäufen, mit diesen Gebäude zu bauen und Siegpunkte zusammenzuraffen.
Zu diesem Zweck ist das Brett in zwei Teile geteilt: oben die Burg mit einer Vielzahl zu bauender Gebäude, unten Rohstoffkarren, die uns die nötigen Rohstoffe spendieren.
Der Spielablauf ist denkbar eingängig: Jeder legt aus einem Satz von anfangs acht unterschiedlichen Personenkarten eine verdeckt aus, danach werden diese in einer festgelegten Reihenfolge ausgewertet. Da gibt´s z.B. den Reiter, der die Kasse klingeln lässt, den Maurer, der Gebäude errichtet oder den Händler, mittels dem man Gehilfen bei den Rohstoffkarren postiert. Letzteres bringt dann jeweils eine Ausschüttung der betreffenden Rohstoffe, solange dieser dort steht und irgendwer einen Händler ausspielt.
Von den besagten Gehilfen stehen jedem Spieler sieben zur Verfügung, die er entweder bei den Rohstoffkarren oder auch in der Burg bei - bereits errichteten - Gebäuden postieren kann. Die kostenlose Gehilfen bei Rohstoffkarren bringen Rohstoffe, die kostenpflichtigen Gehilfen (Stichwort: Lehrgeld zahlen...) in der Burg Siegpunkte bei Spielende. Je nach Gebäudetyp bringen die Burg-Gehilfen auf unterschiedliche Arten Siegpunkte: x Siegpunkte pro gebautem Turm, pro gebautem Haus, pro Silberbarren in der Schmiede, für nicht gebaute Gebäude usw. usw. Entsprechend gibt´s die meisten Siegpunkte auch am Spielende, zwischendurch werden lediglich ein paar davon verteilt für´s Bauen von Gebäuden.

Klingt alles irgendwie vertraut. Ist es letztlich auch und so ist der Spieleinstieg - bis aufs erste Erklären der Personenkarten und der Siegpunktefunktionen der Burg-Gehilfen - recht einfach und der Spielablauf eingängig. Darüber hinaus hat man während des Spiels das Gefühl, dass bekannte Elemente zu einem gefälligen Ganzen zusammengefügt wurden, einer "runden Sache", die in nicht allzu langer Spieldauer doch einen deutlichen Spielspaß entfaltet.
So stellt sich jeder Runde die Frage neu, welche der Personenkarten am geschicktesten zu wählen ist, um aus den bisher platzierten Gehilfen und den noch ausliegenden zu bauenden Gebäuden das beste herauszuholen. Einige Personenkarten haben zudem mehrere Funktionen, die angesichts einer überschaubaren Anzahl von Runden natürlich genutzt sein wollen.
Hinzu kommt ein gewisses Maß an Interaktion, denn bei der Kartenwahl ist stets zu prüfen, was die Konkurrenz wohl legen könnte. So kann man mit dem Steinmetz bei Arbeitern kaufen, aber die muss natürlich erstmal einer auslegen... Mit dem Baumeister kassiere ich Siegpunkte, wenn andere Gebäude bauen, also gilt es im Blick zu behalten, wer einen ordentlichen Rohstoffberg vor sich angehäuft hat. Hinzu kommt die Platzierung der Gehilfen in der Burg, denn für die stehen nur ein bis drei Plätze pro Gebäude zur Verfügung.

Insgesamt gelungen ist "Im Schutze der Burg" aus meiner Sicht nicht durch ein Feuerwerk an innovativen, gänzlich neuen Spielelementen, sondern eher durch die gelungene Kombination altbewährter Mechanismen. Das mag nicht jedem gefallen. So werden hinsichtlich der Spieltiefe nicht die allerhöchsten Ansprüche gestellt: Zum Beispiel dürfte es kaum überraschen, dass jemand, der den Tor-Gehilfen gesetzt hat, ordentlich Türme baut, weil er pro Turm 1 oder 2 Siegpunkte erhält. Im Detail ergeben sich dann aber schon interessante Anforderungen: Baue ich noch Türme für weitere Siegpunkte oder lasse ich es doch lieber, weil ich damit zum einen der Konkurrenz helfe, die auch einen Tor-Gehilfen gesetzt hat und zum anderen meinem Gehilfen im Gesindehaus schade, der sich über jedes nicht gebaute Gebäude freut (OK, bei letzterem könnte es sich auch um schwaches Spiel des PEEP-Autoren handeln, aber lassen wir das mal ausgeblendet...).

Uns hat es jedenfalls Spaß gemacht, im Spiel zu dritt den Schutz der Burg zu suchen. Sicherlich nicht jeden Abend, aber dann und wann werde ich wieder in das Spielregal zu "Im Schutze der Burg" greifen. Was will man mehr als Spiele-Junkie mit berstenden Regalen voller bewährter Top-Titel...?
Wer allerdings ein neues Caylus oder Agricola (in Bezug auf die Spielkomplexität) erwartet oder grundlegende Innovationen sucht, ist an der falschen Adresse.
Und würde es nun Andrea gefallen? Vielleicht schon: Denn ich denke, auch "Gelegenheitsspieler" finden sich durch den eingängigen Spielverlauf leicht zurecht. Außerdem ist der Spielplan grafisch sehr schön gestaltet; der Winterplan mit einer verschneiten Burg auf der Rückseite bringt zusätzliche Karten ins Spiel. Und eben diese Karten bringen jeweils auch eine kleine "Mini-Story" als Einleitung mit. Andrea wäre begeistert...

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quasselgnom
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Re: [PEEP] Im Schutze der Burg

Beitragvon quasselgnom » 31. Oktober 2008, 14:47

Danke :))

Das bestätigt mich in meiner Entscheidung, das Spiel nach "nur" Regelerklärung (also ohne Probespiel) mitgenommen zu haben.

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kindofblue
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Re: [PEEP] Im Schutze der Burg

Beitragvon kindofblue » 31. Oktober 2008, 17:40

Danke für das PEEP :-)

Ergänzend möchte ich noch dazu raten, das Spiel am Besten nicht sofort zu zweit zu spielen. Für uns war es in dieser Besetzung leider eine herbe Enttäuschung. Vielleicht legt sich das ein wenig, wenn wir es erst einmal zu dritt oder viert gespielt haben, aber zu zweit passiert einfach zu wenig: die meisten Gebäude werden nicht gebaut, das Spiel ist extrem schnell vorbei und bei allen Sonderfunktionen der Charaktere gibt es nur bei einem einzigen Mitspieler evtl. was zu holen. So war es eine ziemlich trockene Siegpunktoptimiererei und Belauern des Mitspielers ohne das sich ein richtiger Spannungsbogen entwickeln konnte.

Aber wir werden es sicher bald in größerer Runde testen und hoffen auf ein ganz anderes Spielgefühl.

In einem Punkt kann ich dir jetzt schon zustimmen: Ein neues langes Aufbauspiel ist nicht zu erwarten. Es ist eher einfachere Kost für zwischendurch. Wir gehen mal davon aus, dass es mit mehr als zwei Personen sich dann locker runterspielt und mit Gelegenheitsspielern gut funktionieren sollte. Weitere Eindrücke folgen...

Verspielte Grüße,
Chris

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Helby
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Beiträge: 899

Re: [PEEP] Im Schutze der Burg

Beitragvon Helby » 9. November 2008, 19:38

Ich/wir habe/n es heute zum ersten Mal und auch 'nur' zu zweit gespielt und ich bin froh, dass ich es gekauft habe.

Für uns reiht es sich wunderbar zwischen Die Säulen der Erde und Stone Age ein und nicht nur wegen der Grafik. Es sind doch einige bekannte Mechanismen der beiden Spiele vorhanden, welche sehr gut kombiniert wurden, so dass es nicht nur ein einfacher Abklatsch der vorgenannten ist.

Uns beiden gefällt Stone Age am besten, dann Im Schutze der Burg und als Schlusslicht Die Säulen der Erde. Nicht das man mich falsch versteht, wir finden alle 3 Spiele richtig gut, aber so ist die derzeitige Reihenfolge, vielleicht bleibt ja der Langzeitspaß irgendwo auf der Strecke, denn auch DSdE haben wir am Anfang hoch und runter gespielt und jetzt eher selten.

Mir gefällt der fehlende Glücksanteil besonders bei ISdB und auch die Steuerung über die Karten. Es ist auch nicht nach 6 Runden Schluss, hier haben wir mindestens die doppelte Anzahl an Runden, weshalb man viel abwechslungsreicher optimieren kann, bei DSdE warten (ganz grob gesagt) alle eigentlich nur auf die siegpunktbringenden Karten am Ende des Spiels. Auch kann/sollte ich bei ISdB gezielter meinem Mitspieler dazwischenfunken da ziemlich viele Möglichkeiten für Punkte für die Schlusswertung vorhanden sind (z.B. nicht den Markt, oder das Gesindehaus alleine überlassen usw.).
Die direkte Interaktion finde ich von den dreien in diesem Spiel am größten.

Auch der Winterplan dürfte eine etwas größere Herausforderung bringen, so dass der Wiederspielreiz bei uns erst einmal reichlich vorhanden ist. Ich freue mich schon auf die nächste Partie.

Helby, der nach den doch eher kritischen Äußerungen im Netz sehr angetan ist von diesem Spiel :-)


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