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[PEEP] Spielekritik "Take it to the Limit"

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Thomas Reh
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[PEEP] Spielekritik "Take it to the Limit"

Beitragvon Thomas Reh » 27. Dezember 2008, 21:53

Hallo zusammen,

hier eine Spielekritik zu "Take it to the Limit":

eine Version mit Fotos:
http://www.spielengehtimmer.de/index.php?option=com_content&view=article&id=65:take-it&catid=43:r-t&Itemid=2

Bei vielen Spielern in Deutschland ist wahrscheinlich der Vorgänger von Take it to the Limit! bekannter. Bereits 1983 (laut BGG) kam Take it easy vom selben Autor (Peter Burley) auf den Markt. Dieses Spiel ist seitdem mit unterschiedlichen Namen bei verschiedenen Verlagen (z.B. FX Schmid und Ravensburger) erschienen.

Unsere Version von FX Schmid ist aus dem Jahr 1994. Der Nachfolger ist 2006 beim autoreigenen Verlag Burley Games herausgekommen, und ist eine um Wertungsmechanismen und Umfang erweiterte Version des ursprünglichen Spiels.

Das Spielziel:
Durch möglichst geschicktes legen der zufällig gezogenen Plättchen, versucht der Spieler möglichst punktträchtige Reihen gleicher Zahlen/Symbole zu legen, und dabei auch noch möglichst die Bonusplätchen zu erfüllen.

Der Spielaufbau:
Man entscheidet sich vor dem Spiel für eine der beiden Seiten des Hauptspielplans (Nexus oder Orchideen). Bei Nexus spielen alle 64 Kärtchen und der ScrapYard mit, dagegen benötigt man für Orchideen entweder die Kärtchen mit Mond oder die mit Sonne. Der ScrapYard wird bei dieser Version nicht benötigt.

Die Spieler erhalten den oder die Spielpläne und die die farblich passenden Kärtchen. Es wird ein Spieler bestimmt, der im gesamten Spiel die für alle verbindlichen Kärtchen zieht. Dieser Spieler wird der "Ausrufer" und mischt verdeckt sein Kärtchen. Alle anderen sortieren zur besseren Orientierung ihre Kärtchen, z.B. nach den Werten in der Senkrechten.

Die Kärtchen sind fast alle gleich aufgebaut.Sie haben drei dicke Linien mit unterschiedlichen Wertkombinationen aufgedruckt. Die senkrechte Linie kann folgende Werte besitzen: 1, 4, 9 ,12. Die beiden schrägen Linien besitzen zum einen (von links unten nach rechts oben) einen der Werte 2, 6, 7, 11 und zum anderen (von links oben nach rechts unten) einen der Werte 3, 5, 8 und 10.

Darüber hinaus ist auf jedem Kärtchen rechts unten ein Symbol (Mond oder Sonne) gedruckt. Acht Kärtchen pro Spielerfarbe haben zusätzlich in der Mitte einen Bonus aufgedruckt (6x 40 Punkte und 2x 80 Punkte).

Der Spielablauf:
Der Ausrufer zieht eins seiner verdeckten Kärtchen und sagt die darauf abgebildeten Zahlen an. Danach suchen die anderen Spieler das gleiche Kärtchen aus ihrem Vorrat raus. Dann haben alle Spieler beliebig (sollte aber nicht ausufern) viel Zeit dieses Kärtchen auf ihren beiden Spielbrettern (ScrapYard und Nexus) oder nur auf dem Orchideen Brett zu platzieren.

Bei der Platzierung selber ist nur zu beachten, daß die Kärtchen richtig rum liegen (Zahl auf der vertikalen Linie oben), jedes Feld auf den Spielbrettern nur einmal belegt werden kann und einmal platzierte Kärtchen bis zum Ende des Spiels nicht mehr bewegt werden dürfen.

Nachdem alle Spieler ihr Kärtchen platziert haben, zieht der Ausrufer das nächste Kärtchen. Beim Orchideen Brett müssen zusätzlich während des Spiels drei Kärtchen auf die große Orchidee gelegt werden. Diese können, wenn es sinnvoll ist, zum Schluss wieder auf das eigentliche Spielfeld gelegt werden (siehe Spielende und Wertung). Zusätzlich sind im Regelheft Varianten abgedruckt, die teilw. den "normalen" Spielablauf verändern.

Das Spielende:
Das Spiel ist zu Ende, wenn alle Felder mit Kärtchen besetzt sind (ScrapYard und Nexus, Orchideen mit zusätzlich 3 abgelegten Kärtchen). Bei Nexus ist das nach dem 44. bei Orchideen nach dem 25. Kärtchen.

Die Abrechnung:
Als erstes werden die kompletten durchgehenden Linien in einer Farbe auf dem Nexus Board gewertet (z.B. nur 9er in einer senkrechten Reihe), hier werden die Bonuskärtchen wie normale Kärtchen behandelt. Dabei werden alle Senkrechten und Diagonalen (von links unten nach rechts oben und von links oben nach rechts unten) berücksichtigt.

Für eine komplette Reihe erhält der Spieler folgende Punkte: Anzahl der Kärtchen in dieser Reihe (von 4 bis 7 Kärtchen möglich) multipliziert mit dem Wert des Farbstreifens dieser Reihe (1-12). Zum Schluss werden die Werte für die verschiedenen einfarbigen Reihen zusammengerechnet.

Als nächstes werden die Bonuskärtchen überprüft. Gehen durch das Bonuskärtchen drei durchgehende komplette Farblinien, erhält man die aufgedruckten Bonuspunkte. Bei zwei durchgehenden kompletten Farblinien bekommt man immerhin die Hälfte der Bonuspunkte. Die erreichten Punkte aller Bonuskärtchen werden zusammengerechnet.

Jetzt werden die Symbole auf den Kärtchen relevant. Sollte es bei den Reihen (senkrecht und diagonal) eine geben, in der nur Kärtchen mit dem selben Symbol (nur Sonne oder nur Mond) liegen, erhält man zusätzliche Punkte (Anzahl der Kärtchen in dieser Reihe multipliziert mit 10).

Dabei ist es egal, ob in dieser Reihe verschiedene Farben liegen, relevant sind hierfür nur die Symbole. Sollte es mehrere solcher Linien geben, zählt nur die längste Linie (also maximal 70 Punkte).

Als letztes wird der ScrapYard ausgewertet. Hier geht es nicht darum, Siegpunkte zu erzielen, sondern nur darum 60 Minuspunkte zu verhindern. Diese Minuspunkte erhält man so lange, bis man auf dem ScrapYard 60 oder mehr Punkte erzielt, nur dann zählt der ScrapYard 0 Punkte für die Gesamtwertung.

Die 60 Punkte können auf drei verschiedene Arten (nach den Wertungsregeln für das Nexus Spielbrett) erzielt werden: 1.) drei frei wählbare Linien erzielen 60 oder mehr Punkte, 2.) alle silbernen Bonuskärtchen (40er) auf dem ScrapYard erreichen die Punkte oder 3.) alle goldenen Bonuskärtchen (80er) auf dem ScrapYard erreichen die Punkte. Dann werden alle Punkte adiert. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Nach Ende des Ziehens kommt beim Orchideen Board noch eine Besonderheit hinzu. Jetzt haben alle Spieler die Möglichkeit kein, ein, zwei oder alle drei Kärtchen vom großen Orchideensymbol auf die drei kleinen Orchideensymbole zu legen. Die von den kleinen Orchideen unterbrochenen Außenlinien gelten jeweils als 4er Linie und nicht als jeweils zwei 2er Linien, deshalb erhält man nur dann Punkte, wenn alle 4 Kärtchen in der Reihe die selbe Farbe auf dieser Linie zeigen.

Setzt man auf das kleine Orchideenfeld ein Kärtchen werden die mit dem Feld verbundenen Reihen um einen Platz verlängert (z.B. wird aus einer 4er eine 5er Reihe), alle anderen Regeln für die Wertung bleiben erhalten. Im Unterschied zum Nexus Board gibt es keinen ScrapYard und keine Symbolreihen (Mond/Sonne). Alle anderen Wertungsregeln sind identisch zu den Regeln für das Nexus Board.

Die Spielbewertung:
Das Spielmaterial ist von guter funktionaler Qualität. Da jeder Spieler nur seine Farbe vor sich liegen hat, gibt es auch keine Probleme bei schlechten Lichtbedingungen. Ein großer Vorteil dieses Spiels ist die Möglichkeit mit bis zu sechs Spielern zu spielen. Dabei ist es für den Spielablauf komplett irrelevant, ob man alleine oder mit sechs Spielern "Take it to the Limit" spielt. Dies liegt am Spielmechanismus, der die Spieler komplett unabhängig voneinander spielen lässt.

Deshalb muss man sich bei diesem Spiel die Frage stellen, mag ich Spiele bei denen jeder für sich alleine spielt oder aber benötige ich die Interaktivität, die Beeinflußung durch die anderen Spieler, um Spass bei einem Spiel haben zu können.

Diese fehlende Beeinflussung durch die Mispieler hat jedoch auch den Vorteil, daß unterschiedliche Spielstärken keine Bedeutung für den Spielablauf haben (Vorlagen geben etc.). Gerade wenn man häufiger mit sehr unterschiedlichen Spielern (z.B. auf Spieletreffs) spielt, kann dieser Umstand sehr positiv sein. :-)

Darüber hinaus sollte man Legespiele mögen, denn genau dies ist "Take it to the Limit", ein reines Legespiel ohne thematische Ablenkung. Take it easy (der Vorgänger) war für mich ein nettes Legespiel, das man ab und zu spielen konnte.

Aber erst der Nachfolger hat für mich durch die zusätzlichen Mechanismen (ScrapYard, zusätzliche Punktemechanismen, etc.) und dem größeren Spielfeld so an Klasse gewonnen, daß es für mich jetzt ein sehr gutes Legespiel ist, zu dem ich immer wieder ja sage und es auch selber vorschlage.

Durch die höhere Komplexität, die zwei Spielmodi und die weiteren Varianten ist die Anleitung auf insgesamt 16 DinA 5 Seiten angewachsen. Davon werden jedoch nur 8 Seiten für die Partie auf dem Nexus Board benötigt.

Trotzdem könnte das selbst erarbeiten der Regel eine Hürde für komplett ungeübte Spieler darstellen. Wenn jedoch ein Spieler das Spiel erklären kann, sollte es für die meisten Spieler ab 10 Jahren kein Problem sein, wenigstens mitspielen zu können.

Obwohl gerade zum Ende des Spiels auch das Glück eine Rolle spielt, da kann das richtige Kärtchen zum Schluss schonmal 150 Punkte Wert sein, ist der Sieg doch hauptsächlich vom Können abhängig, sonst würden bei unseren Partien nicht so oft dieselben Personen die beiden ersten Plätze unter sich ausmachen.

Man muss gerade zum Schluss die verschiedenen Punktmöglichkeiten im Auge behalten, da man immer wieder vor der Entscheidung steht, potentielle Linien aufgeben zu müssen, da ein perfektes Spiel (alle möglichen Reihen diagonal und senkrecht zählen) fast unmöglich ist.

Für mich ist dieses Spiel eins der besten Legespiele, so daß ich jedem Spieler, der Legespiele mag und auch kein Problem mit der fehlenden Interaktion/Beeinflußung der Spieler untereinander hat, dieses Spiel zur Ansicht empfehle. Insbesondere zum Schluss, wenn alle Spieler den Ausrufer anflehen, doch gefälligst das richtige Kärtchen zu ziehen, weiss man, das man wieder an einer Partie "Take it to the Limit" teilnimmt. Von mir erhält das Spiel 8 von 10 Punkte.

Gruss
Thomas

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