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[PEEP] Die 3 Gebote - erster Eindruck

Kritiken und Rezensionen: Wie ist Spiel XY?
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Thomas Reh
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[PEEP] Die 3 Gebote - erster Eindruck

Beitragvon Thomas Reh » 2. Januar 2009, 16:32

Hallo zusammen,

hier ein erster Eindruck zu "Die 3 Gebote":

eine Version mit Fotos:
http://www.spielengehtimmer.de/index.php?option=com_content&view=article&id=67:die-3-gebote-29122008-erster-eindruck&catid=39:a-d&Itemid=2

Eigentlich sind Besäufnisse nur selten die Keimzelle für produktive Arbeit. Dies gilt anscheinend jedoch nicht für Künstler bzw. Autoren. Die Idee zum vorliegenden Spiel entstand laut Schachteltext genau bei einem solchen feucht fröhlichen Abend. Friedemann Friese, Fraser und Gordon Lamont haben mit "Die 3 Gebote" ein sehr ungewöhnliches Spiel beim Verlag BeWitched herausgebracht.

Die Story und das Spielziel:
Ein Spieler ist die Hohepriesterin, die die Gebote für die eigene Relegion festlegt. Die anderen Spieler sind alles Novizen. Obwohl sie die neuen Gebote nicht kennen, bemühen sie sich diese Gebote durch Beobachtung und besonderem/außerge- wöhnlichen Verhalten zu erraten und so möglichst viel Karma für die eigene Erlösung zu sammeln. Für den Spieler bedeutet das meiste Karma auch die meisten Punkte zu sammeln, und dies entscheidet über den Sieg. Darüber hinaus kann auch die Hohepriesterin in ihrer Runde Punkte sammeln.

Der Spielaufbau:
Zum Start aber auch nach jedem Wechsel der Hohepriesterin zieht dieser Spieler jeweils zwei Karten vom Artefakt- und vom Aktionskartenstapel. Davon sucht er sich drei Karten für "seine Relegion" aus. Eine Karte von den dreien wählt die jeweilige Hohepriesterin als verbotene Handlung (Tabu) aus, die beiden anderen Karten werden zu den (positiven) Geboten.

Die Karten werden so in die Standfüsse gestellt, daß nur die Hohepriesterin selber die Karten lesen kann. Das Tabu und die Gebote werden durch die heilige Grenze von- einander getrennt. Als letztes verteilt die Hohepriesterin die 15 Artefakte nach ihren Vorstellungen in die 12 Gebiete (Mitte, 5 Dreiecke, 5 Sechsecke und der äußere Kreis) des Spielbretts. Dabei sollten die aktuellen Gebote/Tabu bei der Platzierung berücksichtigt werden.

Reihum ist jeder Spieler einmal Hohepriesterin, der als erstes den oben beschriebenen Spielaufbau durchführt. Danach sind in dieser Runde die restlichen Spieler am Zug (die Novizen). Aufgrund der Rückseiten und der Grenzkarte können die Novizen sehen, ob Aktions- und/oder Artefaktkarten belohnt bzw. bestraft werden.

Die Artefaktkarten beziehen sich in ihren Texten immer auf die Artefakte: z.B. "Wenn man kein weißes Artefakt bewegt" (3 Punkte), "Wenn das Zielgebiet ein Dreieck ist" (3 P.), "Anzahl der Gebiete mit mindestens einem braunen Artefakt" (? Punkte, abhängig von den Artefakten). Die Aktionskarten sind etwas, sagen wir mal "ungewöhnlicher".

Bei den Aktionskarten schmeckt man fast noch den Alkohol aus der Entstehungs- phase. "Wenn man sich wie ein Macho verhält" (5 Punkte), "Wenn man einen anderen Novizen beleidigt" (4 P.) oder "Wenn man das Artefakt putzt" (4 P.) ist nur eine kleine Auswahl der teilw. ähm "unüblichen" Kartentexte.

Der Zug eines Novizen beginnt damit, daß er genau einen Artefakt seiner Wahl nimmt. Dann kann er alle erdenklichen Sachen (nicht nur mit dem Artefakt) machen. Am Ende des Zuges muß der Artefakt wieder in ein beliebiges Gebiet (nicht auf eine Linie) gestellt werden.

Für die Einhaltung der Gebote erhält der Novize Pluspunkte (siehe Karten) für eine verbotene Handlung Minuspunkte. Dann wird die Gesamtpunktzahl ermittelt. Die Markiersteine legt die Hohepriesterin nach dem Zug eines Novizen vor die "erfüllten" Gebote/Tabu und nennt die Gesamtpunktzahl des zuletzt aktiven Novizen, um so den folgenden Novizen eine Hilfestellung zu geben.

Sollte ein Novize keinen Punkt oder negative Punkte erzielen, bekommt er in beiden Fällen null Punkte eingetragen. Die Hohepriesterin muss in diesem Fall eine der vier Schicksalskarten umdrehen. Ist dies bereits die vierte Schicksalskarte, endet die Runde sofort. Die Hohepriesterin erhält in diesem Fall 0 Punkt, alle Novizen erhalten 20 Punkte.

Im "Normalfall" endet eine Runde mit dem Zug des letzten Novizen. Alle Novizen erhalten ihre erspielten Punkte bzw. 0 Punkte. Die Hohepriesterin erhält die Punkte des erfolgreichsten Novizen dieser Runde gut geschrieben. Danach ist der nächste Spieler im Uhrzeigersinn als Hohepriesterin an der Reihe.

Das Spielende:
Wenn jeder Spieler einmal Hohepriesterin war, endet das Spiel. Wer das meiste Karma (Punkte) in den Runden sammeln konnte gewinnt. Tiebreaker sind in der Spielregel nicht vorgesehen.

Die Spielbewertung:
Da ich bisher erst eine Partie gespielt habe, kann die Bewertung nur einen vorläufigen Charakter haben. Unsere 6er Partie begann etwas holperig. Bei der gemeinsamen Erarbeitung der Regel konnte sich der eine oder andere den Spielspass zuerst nicht so wirklich vorstellen, da der Spielablauf nicht von allen (inklusive mir) direkt verstanden wurde. Dabei ist die Regel mit 6 DinA 5 Seiten nicht besonders umfangreich.

Das Spielmaterial ist von guter Qualität. Die Grafiken (Schachtel, Karten und Spielbrett) sind teilw. eher ungewöhnlich mit ihren mittel-/südamerikanischen Anleihen. Sie passen aber so gut zu dem nicht alltäglichen Spielethema.

Nach der Anfangshürde und einer kurzen Auftauphase entwickelte sich eine sehr lustige Partie. Nach der ersten Runde bekamen wir ein Gefühl für die teilw. überraschenden und komischen Anweisungen. Insbesondere diese Kombination aus Beobachtung und kreativem Chaos hat mir viel Spass gemacht.

Hier liegt aber auch ein mögliches Problem des Spiels. Die 3 Gebote ist sicherlich nicht für alle Spieler Konstellationen geeignet. Alle Spieler sollten bereit sein, sich auf dieses ungewöhnliche, teilw. alberne und komplett unstrategische Spiel einzulassen.

Das eine oder andere Gebot erfordert, daß man sich auch mal selbst zum Affen macht. Gerade dadurch kann dieses Fun-/Partyspiel eine richtig lustige Angelegenheit werden. Man muss über sich selbst lachen können und darf zur Belohnung über die Mitspieler lachen.

Das Spiel sollte mit ErklärBär auch für weniger erfahrene Spieler gut zu spielen sein, bei jüngeren Spielern (unter 16) könnte man über das Aussortiern einiger weniger Karten nachdenken.

Nach meiner ersten Partie würde ich in der richtigen Runde immer wieder mitspielen. Inwieweit sich dies nach weiteren Partien ändert (Stichworte: Wiederspielreiz/Abnutzung des Spielspaßes), wird die Zukunft zeigen, da solche Spiele nach Wegfall des Bonus für "das erste Mal" häufiger Probleme haben, das positive Gefühl zu bestätigen. In meiner ersten Einschätzung würde ich es nicht so hoch bewerten wie meine Favoriten des Genres (Time's up, Linq und Gift Trap).

Gruss
Thomas

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peer

Re: [PEEP] Die 3 Gebote - erster Eindruck

Beitragvon peer » 2. Januar 2009, 17:39

Hi,
meine Einschätzung ist ähnlich wie die Deine. Bei meiner ersten (und bislang einzigen) Partie waren die Meinungen absolut zweigeteilt. Die negativen Stimmen kamen vor allem deswegen zustande, weil wir das Gefühl hatten, keine Chance zu haben, die richtigen Rituale zu erspähen. Dazu ist einfach zu viel möglich. Wenn man das erkannt hat, muss man es als reines Funspiel betrachten und das fanden einige Leute schade.
Ich selbst bin eher unentschlossen, mag andere Partyspiele wie z.B. Linq doch deutlich lieber.

ciao
peer

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Thomas Reh
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Re: [PEEP] Die 3 Gebote - erster Eindruck

Beitragvon Thomas Reh » 2. Januar 2009, 17:47

Hallo peer,

unser Spiel hat zwar wirllich Spass gemacht, aber ich denke auch, daß der Wiederspielreiz bei dem von Dir genannten Linq aber auch z.B. GiftTrap oder Time's up bedeutend größer sein wird.
Für Leute die das Spiel noch nicht zu oft (was ist bei diesem Spiel zu oft :-) ) gespielt haben, wird sich bei der richtigen Einstellung zum Spiel sehr wahrscheinlich eine lockere/lustige Partie entwickeln.

Gruss
Thomas

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Björn-spielbox
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Re: [PEEP] Die 3 Gebote - erster Eindruck

Beitragvon Björn-spielbox » 3. Januar 2009, 10:04

Also wir haben schon einige Partien gespielt und mein Fazit daraus ist, dass es ein ganz ungewöhnliches und ein ganz tolles Spiel ist. Das man in der ersten Partie noch ganz unsicher ist, ist verständlich. Nach 2-3 Partien kennt man einige Karten und kann schon auch ein paar mögliche Rituale den Neulingen als Beispiel erklären. Wichtig ist ja auch das man nicht unbedingt ständig was neues ausprobiert, sondern die Anderen bestmöglich beobachtet. Sollte eine gute Karmazahl bei einem anderen Novizen rauskommen dann den so gut es geht kopiert um möglichst die gleichen Karmepunkte zu bekommen. Nicht zu vergessen sind die aufständischen Novizen, die versuche möglichst keine Regel zu treffen - 4 Novizenversuche in Folge stürzen die Hohepriesterin und jeder heimst 20 Punkte ein - bis auf die Hohepriesterin.

Die 3 Gebote gehört auch wieder zu den Spielen, die ich gerne in Szene setze - also Licht dimmen, Kerzen und Rächerstäbchen anzünden und meditative Musik auflegen.

Bisher haben 12 Spieler in unserer Runde das Spiel gespielt und bewertet und der Schnitt der Bewertungen liegt bei 8,2 Punkten (nach dem spielbox-System).

Also für Leute, die thematische Spiele mögen ist es auf jeden Fall mehr als nur ein Blick wert. Für die langweiligen Taktiker und Strategen gibt es Puerto Rico. :-)
Björn

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Thomas Reh
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Re: [PEEP] Die 3 Gebote - erster Eindruck

Beitragvon Thomas Reh » 3. Januar 2009, 10:39

Björn schrieb:


> Taktiker und Strategen gibt es Puerto Rico. :-) <

Manche mögen beides :-))

Aber es ist schön zu hören, daß Routine bei Euch nicht zu einer Verringerung des Spielspaßes geführt hat. Da kann ich mich ja auf weitere Partien freuen.

Gruss
Thomas

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Grzegorz Kobiela

Re: [PEEP] Die 3 Gebote - erster Eindruck

Beitragvon Grzegorz Kobiela » 3. Januar 2009, 16:49

> Für die langweiligen
> Taktiker und Strategen gibt es Puerto Rico. :-)
> Björn


Nö, Funkenschlag. :P

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Himbie
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Re: [PEEP] Die 3 Gebote - erster Eindruck

Beitragvon Himbie » 3. Januar 2009, 18:31

Auch in unserer Spielerunde kommt es immer wieder gerne auf den Tisch! Selbst "Vielspieler" mögen es und selbst ein eingefleischter Taktiker erklärt zwar, dass er es doof findet, aber beim Spielen findet man doch ein Lächeln auf seinen Lippen...!


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