Liebe Gemeinde,
bei jeder neuen Zug um Zug-Erweiterung stelle ich mir irgendwie die Frage, ob das Thema nicht langsam ausgereizt ist. Die Antwort ist aber eindeutig: mitnichten! Volume No. 4 der Spielplansammlung – Niederlande - beweist es.
Gespielt wird nach den Grundregeln der Originalausgabe. Das ist besonders hinsichtlich der Jokerregelung wichtig, denn darüber ist in den zwei neuen Seiten Spielregel nichts Spezielles gesagt. Wie schon gewohnt bei den Spielplanerweiterungen, muss man sich das übrige Spielmaterial aus einem der Grundspiele (Amerika oder Europa) zu Hilfe nehmen.
Alle wesentlichen Neuerungen sind in zwei Sätzen erklärt. Da es in den Niederlanden so viele Flüsse, Kanäle und damit auch Brücken gibt, die über jene führen, erhält jeder Spieler zu Beginn des Spiels einen Vorrat von Brückenmautplättchen, eine Art Geld. Wer eine Strecke als erster nutzt, muss dafür eine Maut in die Kasse zahlen (1-4 Münzen). Wer eine Strecke als zweiter nutzt, muss die Maut an den Ersten zahlen, der die Strecke genutzt hat. Somit kann sich das frühe Bau-Engagement für den Erstnutzer einer Strecke bezahlt machen. Neben den Siegpunkten für die Nutzung einer Strecke und denen für erfüllte Aufträge erhält man am Ende der Partie einen gestaffelten Bonus, wenn man noch möglichst viele Mautplättchen übrig hat. Dafür entfällt jeglicher andere Bonus.
Wie spielt es sich? Nach zwei Partien zu dritt und zu fünft gefällt mir die neue Variante ausgesprochen gut! Es ist nach meinem Gefühl eine der anspruchsvollsten Zug-um-Zug-Varianten überhaupt. Durch die Mautplättchen wird man dazu angehalten, möglichst früh möglichst zentrale Verbindungen zu nutzen, damit man die dafür aufgewendeten Mautplättchen von einem Mitnutzer der Strecken erstattet bekommt. Wer immer als zweiter baut, hat bald keine Mautplättchen mehr und ist somit u. U. von der Bonuspunktevergabe am Spielende ausgeschlossen. Dadurch entsteht von Beginn an ein permanenter Druck, früh zu bauen. Bummeln, das sagt auch die Regel, wird hier wie bei keiner anderen Variante bestraft!
Anders als bei den anderen Spielplänen dürfen alle Strecken in jeder Besetzung natürlich von mehreren Spielern genutzt werden, sonst würde das System ja nicht funktionieren. Dennoch wird es auf dem Spielplan sehr bald recht eng, insbesondere zu fünft.
Geradezu inflationär ist auch die Punktevergabe für erfüllte Aufträge. Auch kürzere Strecken schlagen schon mit mindestens zehn Punkten zu Buche. Und in der Spitze sind nie gesehene 33 Punkte zu verdienen. Allerdings muss man dafür auch mindestens einmal quer durch das Land der Windmühlen gereist sein, was in einer Partie zu fünft nur schwer möglich ist.
Überhaupt sind die Auftragskarten insgesamt sehr anspruchsvoll, wenn es auch immer wieder vorkommt, dass man beim Nachziehen Glück hat und einen Großteil seiner Strecke für neue Aufträge nutzen kann. Mit den drei Startaufträgen kann man jedenfalls im Spiel zu fünft schon in arge Bedrängnis kommen, wenn man nicht wenigsten zwei hat, die einigermaßen in dieselbe Richtung gehen.
Die Partien waren beide sehr spannend. Dafür, dass es nur wenige neue Regeln gibt, hat man bei Zug um Zug Niederlande neue Anreize geschaffen, die die Partien vom Spielreiz her deutlich anreichern. Lediglich die Bonuspunkte für die übrig gehaltenen Mautplättchen empfinde ich spontan als zu hoch. Mit 55 Punkte für den, der die meisten Plättchen übrig hat, kann ein Spielergebnis geradezu auf den Kopf gestellt werden. Ich muss noch herausfinden, ob das wirklich gerechtfertigt ist.
Als Fazit würde ich aber auf jeden Fall sagen: Daumen hoch - gute Erweiterung!
Gruß
Axel