Ja, Reviews wollte ich eh schon längst mal geschrieben haben (für BGG), aber durch ein paar zufällige Kontakte auf der Messe, wurde das ganze jetzt etwas beschleunigt und so steht mein erstes Review vor der Tür.
In diesem Fall ist es schon extrem detailiert und wird eher die Ausnahme sein. Kommt einfach daher, daß das Spiel nicht so viele Regeln hat, sodaß ich die kompletten Regeln einbauen konnte, ohne am Ende einen zu langen Text zu haben.
Da das ganze in den nächsten Tagen von mir hochgeladen wird (inkl. Fotos), würde ich gerne vorab eure meinung dazu hören. Ist das ok, oder gibt es grobe Schnitzer, die ich vorher noch unbedingt abändern sollte? Allgemeines Feedback ist natürlich auch gern gesehen, aber hauptsächlich gehts darum, ob ich das gefahrlos uppen kann.

Easter Island, vom zumindest in Deutschland eher unbekannten Verlag Twilight Creations Inc., ist im Grunde genommen ein abstraktes Spiel für genau 2 Spieler. Warum „im Grunde genommen“? Weil dieses Spiel sich zwar abstrakt spielt, aber die Aufmachung einen Schritt davon weggeht.
Im Spiel werden die Moais (riesige Stein-Statuen) von 2 Zauberern (den Spielern) genutzt, um die gegnerischen Moais mit Hilfe von Sonnenstrahlen zu zerstören, denn sobald ein Spieler nur noch einen einzigen Moai auf dem Spielfeld hat, hat er verloren.
Da die Sonnenstrahlen aber von den Moais reflektiert und somit gelenkt werden können, ist dies allerdings kein leichtes Unterfangen.
Das Spielbrett zeigt einmal ein quadratisches, durch Linien verbundenes Raster aus 25 Punkten, auf denen die Spieler ihre Moais bewegen und außen herum ein Kreis-Raster mit je 5 weiteren Punkten pro Seite, auf denen die Sonnen-Marker platziert werden. So ergibt sich ein quadratisches Spielfeld für die Moais, sowie ein Kreis um dieses Feld herum, für die Sonnen-Marker, von denen später die Sonnenstrahlen ausgehen.
Die Spieler setzen zu Beginn des Spiels abwechselnd je 4 Moais auf das (quadratische) Spielfeld und legen die restlichen 3 ihrer Farbe in ihren Vorrat. Dazu kommen noch je 8 Sonnen-Marker, von denen später die Sonnenstrahlen ausgehen, die ebenfalls in den Vorrat der entsprechenden Spieler gelegt werden. Beim platzieren der Moais ist darauf zu achten, das der Rücken immer parallel zu einer Linie stehen muss, es gibt demnach nur 4 Richtungen.
Der Startspieler hat nun eine Aktion, danach ist sein Gegner am Zug. Von nun an haben die Spieler je 2 Aktionen pro Zug, bevor der andere Spieler wieder an die Reihe kommt.
Es gibt folgende 5 mögliche Aktionen:
· Die Ausrichtung eines eigenen Moai verändern
· Einen weiteren, eigenen Moai aus dem Vorrat ins Spiel bringen
· Einen eigenen Moai in beliebiger Richtung bewegen
· Einen eigenen Sonnen-Marker platzieren
· Einen eigenen Sonnen-Marker nutzen der nicht erst in dieser Runde platziert wurde
Wie aus der ersten möglichen Aktion schon hervor geht, ist die Ausrichtung der Moais sehr wichtig. Zwar können sie nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts und seitwärts bewegt werden (siehe Aktion 3), allerdings spielt die Ausrichtung der Moais eine entscheidende Rolle, wenn sie von einem Sonnenstrahl getroffen werden (siehe weiter unten).
Die erste Aktion erlaubt es einen eigenen Moai beliebig auszurichten.
Mit der zweiten Aktion darf ein weiterer (eigener) Moai aus dem Vorrat auf ein freies Feld ins Spiel gebracht werden. Auch hier muss wieder auf die Ausrichtung geachtet werden.
Die dritte Aktion erlaubt das Bewegen eines eigenen Moai, wobei man beliebig weit entlang einer Linie ziehen darf. Eine Richtungsänderung wie auch das Überspringen oder verdrängen anderer Moais ist nicht erlaubt, man kann also nur über leere Felder ziehen, bzw. auf einem leeren Feld zum stehen kommen.
Durch die vierte Aktion kommen die Sonnen-Marker ins Spiel. Diese dürfen nur auf einem freien Feld des (äußeren) Kreises platziert werden, und zwar mit der Sonnenseite nach unten, damit stets sichtbar ist, um wessen Sonnen-Marker es sich handelt.
Die fünfte und letzte mögliche Aktion ist auch gleichzeitig die wichtigste. Der Spieler darf einen eigenen Sonnen-Marker umdrehen und schickt somit einen Sonnenstrahl in Richtung der Moais. Genutzte Sonnen-Marker bleiben liegen und verhindern das hier noch mal ein Sonnen-Marker gelegt wird. Von jedem der möglichen 20 Felder kann also maximal ein Sonnen-Marker, bzw. Sonnenstrahl platziert/geschickt werden.
Dabei sind zwei Regeln zu beachten. Zum einen darf kein Sonnen-Marker genutzt werden, wenn dieser unmittelbar vorher gelegt wurde und zum anderen darf kein unmittelbar vorher platzierter Moai involviert sein (siehe weiter unten). Dies verhindert die sofortige Nutzung der Sonnen-Marker und lässt das Spiel zu einem Strategie/Taktik Mix mit enormer Tiefe werden.
Ein Sonnenstrahl geht immer in gerader Linie (dem Pfeil entsprechend) in Richtung des quadratischen Spielfelds, auf dem die Moais stehen.
Wird ein Moai von einem Sonnenstrahl getroffen, kann dies verschiedene Auswirkungen haben.
Wird ein Moai in den Rücken oder der Front getroffen, gilt er als zerstört und wird aus dem Spiel genommen (nicht zurück in den Vorrat des entsprechenden Spielers!). Trifft der Sonnenstrahl allerdings auf eine der Seiten des Moai, so passiert dem Moai erst mal nichts, aber der Sonnenstrahl wird von dem getroffenen Moai reflektiert und geht seinen Weg in Blickrichtung des Moai weiter. Wird ein Moai zum zweiten mal vom gleichen Sonnenstrahl getroffen, gilt er als zerstört. In diesem Falle ist es egal von welcher Seite er getroffen wird. Ebenso wird der Moai der den Sonnenstrahl zuletzt reflektiert hat zerstört (weil der Sonnenstrahl danach auf keinen Moai mehr trifft). Allgemein kann ein Sonnenstrahl immer nur einen einzigen Moai zerstören.
Ein Sonnenstrahl gilt erst dann als abgehandelt, wenn er entweder einen Moai zerstört hat, oder vom Spielplan geht, weil er auf keinen Moai trifft (in diesem Fall schickt man selbstverständlich keinen Sonnenstrahl los).
Jetzt sollte klar sein, wieso die Platzierung und vor allem die Ausrichtung der Moais enorm wichtig ist. Es kann und wird durchaus vorkommen, das ein Sonnenstrahl mehrmals reflektiert wird, bis er einen Moai letztendlich zerstört, sei es nun durch einen direkten oder mehrmaligen Treffer oder einfach nur dadurch das der Sonnenstrahl durch eine Reflektion das Spiel verlässt (denn dann wird ja der zuletzt getroffene Moai zerstört).
Für mich und viele andere bleibt es ein Rätsel, wieso dieses (sehr gute) Spiel so unbekannt geblieben ist. Sicherlich sind abstrakte Spiele nicht jedermanns Sache, aber zum einen sollte es Leuten die abstrakte Spiele mögen gefallen und zum anderen ist die Aufmachung eben nicht abstrakt und somit für andere Spieler vielleicht etwas zugänglicher als ein Spiel „ohne“ Grafik.
Kurzum: Für Spieler die abstrakte Spiele mögen oder zumindest keine strikte Ablehnung gegen solche haben, sollten ruhig mal einen genaueren Blick riskieren. Die Belohnung ist ein sehr komplexes Spiel, das sich keineswegs hinter den bekannteren Spielen dieser Art verstecken muss, eher im Gegenteil.
Erscheinungsjahr: 2006
Verlag: Twilight Creations Inc.
Autoren: Roberto Fraga & Odet L'Homer
Ilustration: Kurt Miller
Spielerzahl: 2
Alter: 8+
Dauer: ca. 30 Minuten