Beitragvon Matthias Staber » 30. April 2002, 10:00
>In 3 Monaten von Bremen nach Böhmen zu Fuss ... und dann Kämpfen sie wie Frisch von der Akademie ... naja, ich weiss nicht. Mir gefällt das nicht so besonders. Ist ein enormer Glücksfaktor der die schönste Planung zerstören kann. Er beruht nichtmal auf Wahrscheinlichkeiten auf die man setzen kann.<
Ich würde mich von der Fiktion her nicht so sehr auf die zwei Jahre Kriegsdauer festlegen (wir reden hier doch sowieso über den "Dreißigjährigen Krieg", nicht über das "Zweijährige Übungsmanöver der Blitzmarschierer"). Lass es halt 10 Jahre fiktive Spieldauer sein (oder irgend ein anderer Zeitrahmen, der passt, ich habe jetzt, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wie schnell damals Truppen verlegt wurden). Wallenstein ist keine Kosim, wo auf der Schachtelrückseite solche Dinge stehen wie "Eine Einheit repräsentiert 296 Mann, einen Latrinenwagen und Mutter Courage" und "Ein Zug repräsentiert 1 Monat, 4 Tage und 22 Minuten des Kriegsgeschehens außer gegen Schluss, wo sich der Zeitrahmen verdichtet und jeder Zug 1 Monat, 3 Tage und 24 Minuten repräsentiert".
Wer so etwas möchte, kann doch zu "Thirty Years War" von GMT greifen. Und wer lieber würfelt, hat auch eine breite Angebotspalette an Spielen zur Verfügung, die in eine ähnlich Stoßrichtung wie Wallenstein gehen. Risk 2210 und History of the World kommen in den Sinn. Oder das demnächst erscheinende Napoleonic Wars von GMT, ein Multiplayer point to point system Spiel geringerer Komplexität ohne combat result table und einem Haufen Gewürfel.
Will sagen: Wallenstein hat bei mir spontan nach dem ersten Spielen eine Herzensnische gefunden gerade wegen des Würfelturms. Ich werde dennoch auch in Zukunft gerne wieder einmal Kämpfe per normaler Würfel austragen. Nur braucht man dazu ja Wallenstein nicht seines Würfelturms berauben. Man sollte dann IMO lieber zu einem anderen Spiel greifen. (Gute) Risiko-Klone gibts genug.
Stichwort Unplanbarkeit: Die Ungewissheit beim Planen und der Zwang, alles auf einmal planen zu müssen, hat mir sehr gut gefallen. Ich fand jede Runde spannend: Habe ich das Land jetzt noch, wo ich Steuern eintreiben will, von dem ich aus angreifen will? Hats geklappt, fand ich den gelungenen Spielzug enorm befriedigend. Und vom flavour her klasse: Der General plant, doch widrige Umstände könne das Geplante zunichte machen. Schien mir spaßig die Atmossphäre eines chaotischen Kriegsgeschehens zur damaligen Zeit ohne elaborierte Kommunikationsmethoden einzufangen. Dieser Aspekt hat mich ein bisschen an Battle Cry erinnert, welches ich sehr gerne mag. Auch gerade wegen dieses gewissen Chaos-Elementes.
Mathias