Hi,
so, ich möchte auch gerne mal ein PEEP probieren. Nach kurzem Blick in die Forumssuche und die PEEP-Liste habe ich noch keines zu Thor von Nürnberger Spielkarten/Heidelberger Spieleverlag gefunden. Zu der neuen Reihe Historische Spiele dieser Verlags-Kooperation gibt es übrigens ein Interview mit Harald Bilz in der aktuellen spielbox (4/02).
Material: In einer hübsch aufgemachten Spielschachtel mit Thors Hammer als Emblem kommt dieses Kartenspiel daher (das übrigens früher schonmal als Flinke Pinke bei Amigo erschienen ist). Franz Vohwinkel hat sich um die Grafik gekümmert, die etwas bunter ist als bei Korsar (zu diesem Spiel hatte Michael Andersch ein PEEP geschrieben: http://www.spielbox.de/phorum4/read.php4?f=1&i=48707&t=48707 ).
In fünf (in einigen Varianten, bzw. abhängig von der Spielerzahl sechs) Farben gibt es pro Farbe fünf Götter- und sechs Opferkarten, letztere jeweils mit dem Wert 0 bis 5. Der Wert der Götterkarten wird bei Spielende anhand der dargebrachten Opfer bestimmt, siehe Wertung.
Eine kleine Beschreibung der Gottheiten schliesst sich an die Regel an.
Spielverlauf: Die Opferkarten werden gemischt und komplett an die Spieler verteilt (bei zwei oder drei Spielern werden ein paar Karten ungesehen zurück in die Schachtel gelegt). Nun legt reihum jeder Spieler eine Opfer-Karte an den gleichfarbigen Gott, und zwar so, dass man alle bisher gespielten Opfer-Karten noch sehen kann, die jeweils zuletzt gespielte aber erkennbar zuoberst liegt. Dafür darf man sich eine beliebige (!) Götterkarte nehmen, die man für alle sichtbar vor sich ablegt.
Sobald die letzte Opferkarte (wir erinnern uns: Zu jeder Farbe = Gottheit gibt es genau 6 Opferkarten) gelegt wurde, ist das Spiel sofort vorbei, der aktive Spieler darf aber seinen Zug noch beenden, sich also noch eine Götterkarte nehmen.
Wertung: Dieser Punkt darf bei einem Knizia wohl als eigener Abschnitt aufgeführt werden ;-) (nicht dass ich da missverstanden werde - ich mag viele der Knizia-Spiele mit ausgeklügelten Wertungsmechanismen, aber ein bisschen als "Markenzeichen" darf man's vielleicht schon bezeichnen, oder?)
In der Wertung bringt jede Götterkarte, die man vor sich liegen hat, Punkte. Diese Punktzahl wird bestimmt durch den Wert der zuletzt vor diesem Gott abgelegten Opferkarte. Wer die meisten Punkte erzielt, gewinnt diese Partie. Die Spielanleitung schlägt vor, soviele Runden zu spielen wie Mitspieler teilnehmen.
Eine Variante: Es gibt noch Ereignis- oder Aktionskarten, die man von einem verdeckten Stapel nach dem Ausspielen einer Opferkarte anstelle einer Götterkarte nehmen kann. Diese verändern die Wertigkeit eines Gottes. Auf weitere Einzelheiten möchte ich hier nicht eingehen. Auf den Karten haben sich offensichtlich mehrere Druckfehler eingeschlichen (der Bezug zwischen Kartentitel und -text stimmt nicht, weil er anscheinend nicht an die verschiedenen Titel angepasst wurde - das erscheint mir ein relativ üblen Setzfehler zu sein, der bei der Korrektur durchgerutscht ist), was ein bisschen ärgerlich ist, da man diese ja bis zum Ausspielen geheimhalten möchte.
Mit diesen haben wir nur eine Partie gespielt, die mich persönlich nicht überzeugt hat. Das Spiel wurde dadurch deutlich unberechenbarer. Ich persönlich bin mir auch nicht sicher, ob es wirklich lukrativer ist, eine Aktionskarte zu nehmen, da man ja dadurch eine Götterkarte (mitsamt deren Punkte) weniger besitzt. Das Spiel wird dadurch auch nicht länger, da sich die Anzahl der Opferkarten nicht verändert.
Persönliches Fazit: Die Wertung ist schon relativ trickreich, und auch nach mehreren Runden bin ich mir noch nicht sicher, wie man am besten vorgehen sollte. Soll ich vielleicht versuchen, einen Gott zu sammeln, von dem ich relativ viele Opferkarten auf der Hand habe, um mit einer hohen Opferkarte intervenieren zu können, wenn jemand eine niedrige Opferkarte zu diesem Gott legt? Oder ist es besser, darauf zu achten, welche Götter die anderen nehmen, um möglichst gleichmässig bei den verschiedenen Göttern - die ja hoffentlich von den Mitspielern mit grossen Opfern bedacht werden - mitzumachen? Kann ich einen Gott, den die anderen schon tüchtig gesammelt haben, zum Ende hin nochmal mit einer niedrigen Opferkarte abwerten? Bin ich möglicherweise in der Lage, das Spiel zu beenden, indem ich die letzte Opferkarte an einen Gott lege? usw.
Da das Spiel ziemlich flott erklärt ist, kam es bei uns bisher schon mehrere Male auf den Tisch, auch in verschiedenen Runden und mit unterschiedlich vielen Personen. Als Spiel "zwischendurch" ist es gut geeignet, wobei wir bisher bei mehr als drei Personen noch nicht über die vorgeschlagene Rundenzahl (Anzahl Runden = Anzahl der Mitspieler) gespielt haben. Der relativ hohe Glücksfaktor (Handkarten und Aktionen der Mitspieler, die man besonders zu Beginn nur schwer berechnen kann) macht wegen der kurzen Spieldauer nicht viel aus. Im Vergleich mit Korsar (gleicher Verlag, gleicher Autor, gleiche Serie) ist dieser aber meiner Meinung nach eher kleiner.
Von der neuen Spiel-Reihe fehlt uns dann nur noch Delphi, das wir aber sicher auch noch ausprobieren werden. Insgesamt halte ich diese Serie für sehr gelungen!
Alles Gute wünscht
Kathrin.