Thygra hat geschrieben:Letztendlich können wir nur spekulieren.
Oder die Jury fragen

Ob ein Spiel für das Spiel des Jahres oder für das Kennerspiel des Jahres nominiert wird, hängt neben den Kriterien, die unter http://spieldesjahres.com/de/faq genannte werden, vor allem vom "Einstieg" ab. Was heißt das konkret? Nach welchen Kriterien beurteilt die Jury den "Einstieg" in ein Spiel?
Die Zielsetzung für das Kennerspiel ist eindeutig: Das "Kennerspiel des Jahres" soll denjenigen Menschen eine Orientierungshilfe bieten, die schon längere Zeit spielen und Erfahrung beim Erlernen neuer Spiele mitbringen, die durchaus gefordert werden möchten und eine Herausforderung suchen. Der Einstieg bzw. der Zugang zu einem Spiel ist mit Sicherheit ein sehr entscheidendes Kriterium dafür, ob ein Spiel auf anthrazit oder doch auf rot landet. Dabei spielen Fragen eine Rolle wie: Wie komme ich mit der Spielregel zurecht? Fühle ich mich überfordert? Kann ich relativ schnell nachvollziehen, worum es bei dem Spiel geht? Natürlich kommen auch weitere Komponenten hinzu: Wie komplex ist das Spiel, wie lange dauert es, wie aggressiv ist es usw. Außerdem dient diese Kategorie auch dazu, besonders originielle Spielideen und -konzepte zu würdigen. Da hängt vieles von den persönlichen Spielerfahrungen der Juroren ab. Aber auch konkret vom jeweils aktuellen Jahrgang, wo genau die Grenzziehung erfolgt. Jedes Jahr wird darüber bei unserer Klausurtagung intensiv diskutiert. So war es auch diesmal wieder.
Kann ein Spiel mit einfachen Regeln, das also einen schnellen "Einstieg" bietet, gleichzeitig aber nur sehr schwer zu beherrschen ist, für das Spiel des Jahres nominiert werden?
Kann schon sein, da sollten wir aber über ein konkretes Spiel sprechen. Vielleicht könnte man "Exit" als einen solchen Vertreter bezeichnen. Wobei hier zwar die Regel relativ leicht erscheint, der Zugang zu dieser Art von Spiel wiederum sehr speziell ist.
Wieso ist der Einstieg bei Luxor einfacher als bei Ganz schön Clever? Oder anders formuliert: Wieso ist Luxor auf der roten und Ganz schön Clever auf der anthraziten Liste?
Luxor ist auf der roten Liste, weil das Spielpinzip schnell verstanden wird. Das ist sicher auch ein Verdienst der Spielregel: Abenteurer nach vorne ziehen, Punkte sammeln, gewinnen. Fertig. Vieles, was im Lauf des Spiels auftaucht, muss man am Anfang noch nicht genau wissen, z.B. alle Funktionen der Sonderkarten. Die Sonderplättchen kommen auch erst später ins Spiel. Manches ist in der Tat ungewöhnlich, z.B. welche Karten gespielt werden dürfen. Aber das hat man schnell raus. Die Fülle des Materials mag auf den ersten Blick viel sein. Aber das wird durch die Geschichte, die in dem Spiel erzählt wird, wieder kompensiert. Als Spieler habe ich immer das Gefühl: "Ich weiß, was wichtig ist, auch wenn mir für meinen Plan gerade die richtigen Karten fehlen. Ich muss da umdisponieren." Aber so viel Eigeninitiative darf es für ein rotes Spiel schon sein ...
Ganz schön clever ist auf der anthraziten Liste, weil hier ein abstraktes Denkvermögen vorausgesetzt wird. Dafür wird ein gewisses Maß an Spielerfahrung benötigt. Da ist keine Geschichte, die mir weiterhilft. Alles ist abstrakt. Ich muss erst einmal wirklich verstanden haben, was ich mit jeder einzelnen Würfelfarbe anstellen kann. Ich muss von Anfang an wissen, wofür die Freischaltung weiterer Farben gut ist. Und ich muss die Sonderfunktionen kennen, um sie geschickt einzusetzen. Und das vom ersten Würfelwurf an. Und bald schon muss ich einen Blick dafür haben, dass es sich bei manchen Farben nur lohnt dabei zu sein, wenn ich extrem darauf spiele. Darf aber die anderen nicht außer Acht lassen - der Füchse wegen. Ach ja, und dann muss ich darauf achten, was meine Mitspieler benötigen und ihnen u.U. die entsprechende Würfelfarbe vorenthalten. Puh. Das ist für uns anthrazit.