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Plädoyer für mehr Sorgfalt in der Spielentwicklung

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Der Siedler
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Plädoyer für mehr Sorgfalt in der Spielentwicklung

Beitragvon Der Siedler » 3. Juni 2014, 08:49

Hier der Text vom Ehepaar Ditt.

Was sagt ihr dazu? Teilt ihr den Eindruck?
Montagabend in der Bude - Jeden Montagabend neu!

Ganz aktuell: Bericht #213 vom 11.12.2019 - Diesmal neudabei: Imhotep

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Sascha 36

RE: Plädoyer für mehr Sorgfalt in der Spielentwicklung

Beitragvon Sascha 36 » 3. Juni 2014, 09:13

Die Spiele die da durchgefallen sind hätten mich eh nicht interessiert, was bei Helios jetzt falsch war weiß ich nicht, aber das fand ich ganz okay eigentlich.
Ansonsten gibt es immer schwarze Schafe und das die nicht immer bei Kleinverlagen sitzen zeigen die Beispiele ja sehr gut.

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Thorsten-SpieLama
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RE: Plädoyer für mehr Sorgfalt in der Spielentwicklung

Beitragvon Thorsten-SpieLama » 3. Juni 2014, 09:34

Den Eindruck teilen? Mhm, ich denke das viele Spiele Mängel aufweisen, merken wirklich nur die Leute, die sich auch dementsprechend viele Spiele kaufen / bekommen und Spielen, bzw. Rezensieren. Ich bin eher jemand von denen, die von den Rezessoren profitieren. Ich kauf mir eigentlich kein Spiel, ohne mich vorher gründlich darüber informiert zu haben. Meistens über Video`s. Wenn also ein Spiel bei mehreren Rezessionen schlecht abschneidet , bzw. erhebliche Mängel aufweist , wird es von mir auch nicht mehr beachtet.

In diesem Zusammmenhang muss ich aber auch mal eine Lanze für die ganzen Rezessoren da draußen brechen und kann mich bei allen nur bedanken, das sie soviel Zeit und Geduld in dieses Hobby stecken. Ich denke auch die Verlage sind ein Stück weit auf diese Leute angewiesen, denn von einem "normalen" Spieler wie mir, bekäme dieser sicherlich keine Rückmeldung. Bei mir wäre das dann so : Einmal von einem Verlag ein Spiel, das nicht gefällt --> ist noch OK. Zweimal --> und der Verlag bekäme keine Beachtung mehr. Deshalb kann ich die Verlage die so, ich nenne es jetzt mal "Profitgeil" sind, und auch noch Unfreundlich reagieren, wenn sie auf einen Missstand hingewiesen werden, nicht verstehen.
Inhaber der Firma : Pause und Ruh
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Dalli
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RE: Plädoyer für mehr Sorgfalt in der Spielentwicklung

Beitragvon Dalli » 3. Juni 2014, 09:51

Das die Regel der wichtigste Bestandteil ist damit Spiele funktionieren, wird auch meiner Meinung nach nicht ganz so ernst genommen. Ich Beobachte den Markt und habe den Eindruck, dass vor allem immer viel neues angeboten wird und ich bei solchen Spielen einfach immer irgendwann auf BGG lande um Regelunklarheiten zu klären. Wenn ich in mein bescheidenes Regal schaue, sehe ich seit etwa einem Jahr die gleichen Spiele, weil ich an einem Punkt angelangt bin, wo es gilt alles erstmal aus zu spielen. Bei guten Spielen kann das lange dauern.

Ich habe das Gefühl, dass ein nicht unerheblicher Teil der Brettspiele heutzutage einfach nur durchgedroschen wird und aufgrund durchnittlicher Qualität schnell ausgespielt sind, um folglich das nächste Instandspiel zu konsumieren.

Dabei wäre ich Bereit auch ein paar € mehr zu zahlen um ein rundum gelungenes Spiel zu bekommen. Spiele bei dehnen Regelwerk, Artwork, Komponenten und Box einfach eine gelungene Sache sind. So könnten Verlage sicherlich auch Ihr Geld verdienen und zwar über Klasse, statt Masse. Diese Spiele hätten einen deutlich großeren viralen Verbreitungseffekt als durchschnittliches Zeug. Wem nützt schon das Spiel des Jahres im Schrank zu haben, wenn es ein Verfallsdatum hat.

Eine Familie die im Kaufmarkt eins der großen Verlage mitnimmt, hat schon lange nicht mehr die Erwartungshaltung über einen großen Zeitraum davon absolut begeistert zu werden und Fakt ist, dass dies heutzutage einfach von den Verlagen akzepiert wird. Schlimmer noch, das ganze Marketing baut mittlerweile darauf auf - ja sogar der größte deutsche Preis, das "Spiel des Jahres", ist ein einziges Symbol für Instand-Familienspiel-Durchschnitt geworden. Das macht mich ziemlich traurig.

LG
"A day without laughter is a day wasted."
- Charlie Chaplin

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FredJones
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RE: Plädoyer für mehr Sorgfalt in der Spielentwicklung

Beitragvon FredJones » 3. Juni 2014, 10:28

Die Regel ist auch immer wieder einer meiner großen Freunde. Ich will gar nicht daran denken, was da bei FFG genommen wird, bevor dort eine Regel verfasst wird. Bei welchem Spiel mich das letztes Jahr etwas betroffen gemacht hat, war The Guns of Gettysburg. Die Regel ist dort jedoch nicht fehlerhaft, sondern extrem kondensiert. Bowen hat auf BGG durchblicken lassen, dass das für ihn ein Teil der Kunst ist, die Regel so knapp wie möglich zu halten und er das nicht ändern wird, weil das so ein Teil seines Entwicklerstolzes sein. Im Ergebnis haben etliche Menschen vor dem Ungeheuer kapituliert und kamen nicht dazu, dieses wunderbare Spiel zu genießen. Auch wenn Bowen immer hilfsbereit in den Foren war, muss hier meiner Meinung nach der Autor auch ein wenig an seine Spieler denken.

Ich hab ja eine Zeit selbst quasi als Lektor/Bearbeiter gearbeitet (wenn auch an einem juristischen Kommentar und nicht an Spielregeln). Wir haben da ewig an Formulierungen gerungen und uns immer wieder gefragt, ob der Leser das so versteht oder ob es noch einfacher und deutlicher geht. Meinem Chef musste ich da die "Loszierung des Problemfelds" (anstatt Verortung) austreiben und ähnliches... Diese Frage: "Versteht der Leser das so, ohne groß nachdenken zu müssen?" ist für mich bei jedem Werk, das etwas erklären will (also gerade auch bei Regeln) absolut essenziell und kann nicht zu oft gestellt werden. Und um das Carrera-Beispiel aus dem oben verlinkten Text aufzugreifen: Ebenfalls ist es unglaublich wichtig so eine Darstellung extrem bösartig eingestellt durchzulesen und zu versuchen, jeden einzelnen Punkt mit einem Extremfall auszuhebeln. Klappt das, MUSS da eine Ergänzung oder Anpassung erfolgen. Alles andere führt nur dazu, dass der Leser später die Kompetenz des Autoren hinterfragt und im Zweifel nicht weiter liest.
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Morti
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RE: Plädoyer für mehr Sorgfalt in der Spielentwicklung

Beitragvon Morti » 3. Juni 2014, 10:56

Die Ditts haben recht, aber die Spiele der etablierten Verlage bilden nur die Spitze des Eisberges. Die Kickstarter- und Selbstverlageflut brachte doch massenhaft Schrottspiele und/oder Schrottanleitungen zu saftigen Preisen auf den Markt, teilweise von Beginn an unverständlich und unspielbar. Sicherlich haben viele eifrige Autoren dann bei BGG die meisten Fragen beantwortet, doch es ist eine Zumutung, daß man sich durch Anleitung, FAQ, Errata und Foren kämpfen muß, um ein Spiel spielen zu können. Kickstarter ist für uns mittlerweile so abschreckend geworden, daß wir grundsätzlich kein auf diesem Wege produziertes Spiel schnell und ohne monatelange Rezibeobachtung kaufen.

Die andere Seite der Medaille ist aber - mit Verlaub - die offensichtliche Doofheit oder Unfähigkeit so mancher Spieler, einen Regeltext verstehen zu können. Da wird sich schnell über XYZ aufgeregt, und wenn man mal nachliest, stellt man fest, daß alles korrekt beschrieben wurde und vorhanden ist. Ich kommunizierte deshalb vor einiger Zeit mit einem Mitarbeiter von FFG und fragte, warum es in deren Anleitungen so nervig viele Wiederholungen gäbe. Die Antwort war, daß es ohne die hundert Wiederholungen an zahlreichen Stellen zu massenhaft Anfragen aus der Spielergemeinschaft komme. Einem einfachen Regelgrundsatz, wie z.B. "X darf niemals über Y springen", folgen viele doofe Fragen, ob X denn nun in Situation ABC doch über Y springen dürfe. So werden manche Anleitungen aufgebläht, weil sie ansonsten unbegründet als lückenhaft empfunden werden.

PS: Das Problem an der Unverständlichkeit einer "Loszierung" ist übrigens, daß das ein Phantasiewort ohne Grundlage ist - sowas verstehen nur jene, die es erfunden haben oder sich in seinem Branchendunstkreis bewegen. Da soll dann etwas pseudowichtig zum Wohlklang gebracht werden und offenbart lediglich sprachliche Schwächen. Beliebt sind momentan auch die englischen Wörter, die hier dann lateinisiert werden, damit es nicht so sehr nach Denglisch klingt.
Gut, daß du diesen Unfug abschmettern konntest.
Oder meintest du etwa "Lozierung"? Das gibt es, aber es gewinnt auch keinen Schönheitspreis.
:)


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