Beitragvon Roman Pelek » 15. Mai 2004, 00:04
Hi Benno,
Franz-Benno Delonge schrieb:
>
> Liebe Forumsleser,
> spät am Abend ist vielleicht mal wieder Zeit für
> Grundsatzdiskussionen.
;-) Charmante Einleitung...
> Die Idealvorstellung, die ich ursprünglich hatte, ging so:
> Ganz unabhängig davon, daß ich selber Spiele mache und mir
> für diese Spiele Wertschätzung in der Gemeinde und
> kommerziellen Erfolg wünsche, diskutiere ich in meiner
> Eigenschaft als begeisterter Spieler über alle anderen Spiele
> ganz ungezwungen mit. Außerdem finden es andere
> Forumsteilnehmer prima, wenn sich "Spielemacher" in die
> Diskussionen über ihre eigenen Spiele fleißig einklinken und
> Stellung beziehen.
Jo, so ist die Theorie, der ich mich anschließen möchte, im Sinne von "schön wär's" ;-) Aber kommen wir zur Praxis:
> Aber diese Vorstellung erscheint mir inzwischen recht
> illusorisch. Folgende Probleme ergeben sich m.E. zwangsläufig:
>
> 1. Man schaltet sich allzu oft in Diskussionen über eigene
> Spiele ein, und zwar stets in dem Sinne, daß man das eigene
> Werk ganz toll findet, und daß man allen Kritikern
> nachzuweisen versucht, daß sie die Feinheiten dieses
> brillanten Spiels einfach nur nicht kapiert haben. Damit
> nervt man.
Jupp, man nervt :-) Wobei ich zu Deinen weiteren Argumentationen hier gerne einen Kontrapunkt setzen würde: Nicht jeder Autor (/Redakteur/Rezensent) denkt, dass seine jüngste Kreation der Weisheit letzter Schluss ist. Es sind mitunter auch realitätsnahe Exemplare dieser Gattung anzutreffen, die selbstkritisch genug sind, im Vorhinein zu wissen, wo ihr Exemplar im Zoo der Eitelkeiten in etwa angesiedelt ist :-))
> 2. Man schaltet sich in Freds des Musters "Welche Spiele der
> Art XY sind zu empfehlen?" dahingehend ein, daß man rein
> zufällig unter anderem ein eigenes Spiel empfiehlt. Damit
> nervt man ganz extrem.
Nuja, das ist dann ein persönliches Problem, und ein für alle offen einsehbares.
> 3. Kritische Anmerkungen eines Spielemachers zu fremden
> Spielen stoßen den Mitlesern genauso sauer auf, nach dem
> Muster: Dieser Knallkopf findet nur die eigenen Spiele toll,
> und die Konkurrenz macht er nieder.
Zwangsläufig gibt es in dieser Hinsicht Konfliktpotential. Wobei die Emotionalität dieser Ausführungen m. E. proportional zum emotionalen Feedback ist. Man könnte auch die altbekannte Weisheit mit dem "In den Wald rufen..." bemühen :-)
> 4. Als Autor muß man darüberhinaus berücksichtigen, daß man
> sich mit jeder negativen Äußerung zu irgendeinem Spiel bei
> dem betroffenen Redakteur einen Schiefer einzieht.
Okay, die Gefahr besteht auf menschlicher Ebene sicherlich. Aber ein Redakteur als schärfster Kritiker und zugleich vertrautester Ansprechpartner des Autors sollte über genug Professionalität verfügen über ebensolches hinwegzusehen, da er sich selbst bewusst ist, welche Breitseiten er (zu Recht) serviert.
> 5. Umgekehrt muß man als Autor oder Verlagsmensch, der sich
> hier regelmäßig äußert, stets damit rechnen, daß viele
> gutmeinende Forumsstammgäste ihre Kommentare zu Spielen von
> Forumsmitdiskutierern im Zweifel eher etwas positiver fassen
> bzw. sich mit Verrissen zurückhalten.
Hm. Mehr als "Ich hoffe doch nicht" fällt mir dazu leider nicht ein, womit ich zugegebenermaßen relativ uninspiriert auf einem arg dünnen Brett rumbohre, welches Du schon vorgesägt hast :-)
> Wie geht man mit diesen Problemen am besten um?
>
> Ich meinerseits versuche es so, daß ich zu eigenen Spielen im
> Prinzip nur konkrete (Regel-)Fragen beantworten will, und daß
> ich mich zu anderen Spielen im Prinzip nur dann äußere, wenn
> ich sie toll finde. Damit muß ich mir zwar öfters auf die
> Zunge bzw. auf die Finger beißen, aber zum Glück gibt es ja
> immer wieder die schönen allgemein-spielphilosophischen
> Themen, wo man sich hemmungslos und in aller Breite ergehen
> kann...
Das kann ich nur höchst subjektiv beantworten: Ich habe persönlich mittlerweile auch am meisten Spaß an ebendiesen "Allgemeinposten" und lege keinen sonderlichen Wert auf Tretminenfelder, weil ich ebensolche ob meiner beruflichen Einbindung auch gar nicht selbst genügend bestücken kann, um angemessene Konter zu liefern. Nichstsdestotrotz macht's mir persönlich nix, wenn jemand irgendwas von mir "einfach nur Scheiße" findet - die größte "Drohung", die ich aussprechen kann, ist die, dass ich im Zweifelsfall nachfrage, warum - und das in der Absicht, es beim nächsten Mal (eventuell) besser zu machen... M. E. sollte man Kritikern gut zuhören, eine Nacht drüber schlafen, dann nochmal drüber nachdenken und letztlich noch ne Nacht drüber schlafen, bevor man zurückschießt, aber das ist ein anderes Thema....
Ciao,
Roman