Beitragvon Jonas Hoffmann » 3. März 2007, 02:50
Marten Holst schrieb:
>
> Moin Jonas,
>
> >> >> Naja, ich habe eben keine Meinung dazu,
> >> >
> >> > Nicht dein Ernst. Du kennst dich "im Geschäft" aus. Du
> >> > musst m.E. eine Meinung haben.
> >>
> >> okay, ich habe eine Meinung, aber die besagt auch, dass die
> >> Definition nicht allgemeingültig ist, und eine Abgrenzung
> >> zwischen "verdient gewonnen" und "Glück gehabt" alles andere
> >> als klar und einfach ist.
> >
> > Dieser Aussage hätte ich nichts hinzu zu fügen, dadurch
> > hätten wir uns einige Postings erspart.
>
> Was uns doch eine überdurchschnittlich interessante (in
> meinen Augen) Diskussion bis hierher gekostet hätte. So hat
> halt alles Vor- und Nachteile. ;-)
>
Wie oft hab ich schon 100% ACk geschrieben?
> > Natürlich hast du
> > recht, im Spot gewinnt auch nie immer "der Richtige". Das
> > ist nicht die Frage, die frage war ob das Glück ist! Denn
> > das ist es nach wie vor ;(
>
> Vielleicht ist das ja mein Privat-"Problem", aber wenn es
> heißt "XY hat durch Glück gewonnen", dann schwingt da auch
> eine Abwertung mit der Art "verdient war das ja nicht".
Das ist aber nicht die wirkliche Frage, Wichitg ist wie man den Zufall einsetzt. IMHO kann es eben nich sein, dass jemand lange gekämpft hat um nach 2 Std. Spiel einem Würfel ausgeliefert zu sein, selbst wenn der Würfel 80% zugunsten mir entscheidet!
> Sicherlich braucht jemand, der sich eine Strategie mit einer
> Siegchance von 80% zurecht legt, auch etwas Glück, dass nicht
> das Pech kommt und er verliert. Aber was, wenn diese 80% das
> Optimum sind, was man bei diesem Spiel gegen diesen Gegner
> herausholen kann - man also im höheren Sinne "perfekt"
> spielte. Wäre das nicht ein verdienter Sieg?
>
> Dass Deine Lösung dann in Richtung "der Fehler zur Niederlage
> war, ein Spiel zu spielen, bei dem man die 80% nicht schafft"
> geht, vermute ich mal stark. Dennoch finde ich, gibt uns die
> Alltagssprache hier (mal wieder) zu viel Ballast an
> Nebenbedeutungen und daher zu wenig Differenzierung mit.
>
> >> >> - aber ich habe durch
> >> >> mein Spiel dem Glück erst die Chance gegeben,
> zuzuschlagen
> >> >> ohne sich strecken zu müssen.
> >> >
> >> > Warum braucht ein Spiel so etwas? Warum muss man auch
> >> > verlieren können wenn man eigentlich gewonnen hat? Welchen
> >> > Sinn hat das?
> >>
> >> Als extra aufgearbeiteter Aspekt: gar keinen (man denke an
> >> das unsägliche Gerubele, das dereinst das Spiel Muscat bei
> >> der "Professionalisierung" anhunzte). Aber darum geht es ja
> >> auch nicht, es geht darum, dass ich in Spielen, die irgend
> >> eine Form von Zufallskomponente haben, optimal spielen kann
> >> (im Sinne von "Maximierung der Gewinnchancen"), aber eben
> >> doch nicht gewinne. Erst war der Zufall, nämlich im
> >> Mechanismus, erst danach das gute Spiel.
> >>
> > 100% Accept. Ich verstehs nicht, aber der Erfinder ist der
> > Herr über alle Regeln. Kein bedauern, doch ich möchte deine
> > Intention verstehen. Warum darf auch eine NULL bei dir
> > gewinnen?
>
> Wie gesagt, als extra Ziel empfände ich es als Blödsinn. Ein
> Spiel extra so anzulegen, dass Zufall reinkommt, wenn es auch
> ohne Zufall täte.
Okay, das hab ich jetzt kapiert ;)
> Allerdings zäumt das das Pferd von hinten
> auf: Viele Spiele haben nun aber einen Mechanismus, der
> Zufall braucht oder der durch Zufall eben auch Abwechslung
> bekommt (PR). Es gibt Ausnahmen, sicher (Medina, selbst
> Caylus hat ja Zufall, allerdings komplett vor dem Spiel,
> daher für Entscheidungsfindung irrelevant), aber viele Spiele
> verlören durch (theoretische) komplette Berechenbarkeit auch
> an Reiz für viele (vielleicht auch, weil, wie Du ja selber
> schriebest, ein Spiel ohne unbeeinflussbare Zufallselemente
> als "Lebenssimulation" gleich welcher Art einfach nicht
> taugt).
Wieder hast du recht. Aber ich nehm hier mal ein aktuelles Beispiel zu Rate, nämlich Portobello Market. Für mich gewinnt das Spiel an Interesse, wenn man es nach der Regelvariante spielt, nämlich mit aufgedeckten Karten! Denn dann zeigt sich wer plant! Auf der anderen Seite kann man dann einwerfen, dass wer beginnt gewinnt :( Oft. Da hat Portobello Market vieleicht wirklich ein Problem.
> Sprich: wir haben erst einen schönen Mechanismus, der
> eben Zufall enthält, das kommt vor, und dann wäre es in
> meinen Augen schade um den Mechanismus. Dennoch muss man auch
> abstufen zwischen Zufallsstufen. Ein Haufen Spiele mit
> Zufallseinfluss wird durch eine "Null" praktisch nie gewonnen
> werden, weil der strategische Spielstärkeunterschied zu stark
> wird, als dass der Zufall einen für praktische Zwecke
> nennenswerten Einfluss auf den Sieger hat.
>
Sicherlich, nicht umsonst sind überspitzte Meinungen ein "Problem" von Internetforen ;)
> Gleichzeitig darf ein Zufallsablehner aber praktisch auch nur
> noch Spiele für zwei Spieler spielen. Wie ein gewisser
> Stephan Kempen mal bemerkte "Das größte Glück im Spiel sind
> die Mitspieler" (auch wenn das meine ich anders gemeint war,
> ich nutze mal die doppelte Deutbarkeit):
Das ist ein guter Einwand, spielt er mir doch direkt in die Hände!! Gegenspieler sind für mich alles, ABER KEIN ZUFALL!. Hierzu meine Meinung zu Puerto Rico, welche auf Boardgamegeek zu lesen ist, allerdings mit negativen Vorzeichen! Wenn sich da zwei zusammen tun hat man allein keine Chance!
Klar ist natürlich auch, dass "schlechte" Mitspieler bei rein Strategischen Spielen auch keinen "Vorteil" bringen, aber lieber gegen einen lernfähigen Mitspieler gewonnen als gegen einen Glücksspieler.
>Beim Medina sagt man
> spöttisch, dass der gewinnt, dessen Vorgänger am
> schlechtesten spielt.
Ich glaube, dass diese Regel auch bei Puerto Rico gegeben ist!
> Und auch da ist was dran. Um bei
> Stammtischkaffeesatzleserei zu bleiben, so hieß es auch
> einmal von einem Siedlerspieler "Es ist leichter gegen zwei
> gute Spieler zu gewinnen, als gegen zwei schlechte" - der
> Grund ist, dass man einplanen kann, was die tun werden. Es
> gibt eben diese Situationen, in denen jemand einen Käsezug
> (aus seiner eigenen Sicht) macht, der einem selber allerdings
> komplett den Nacken bricht. Auch das ist - für mich - Glück
> oder Pech.
>
Nun gut, ich bin noch immer der Meinung, dass die Bücher bei Siedler das wichtigste Element überhaupt sind. Aber wenn die Würfel nicht rollen, dann ist alles egal.
> > Da hst du recht, aber Metro ist ein gutes Beispiel, da hab
> > ich einen Spielstein und entscheide selbst wo ich ihn
> > einsetze! Wenn ich dies auf ein Würfelspiel übertrage, dann
> > habe ich einen guten Spielstein muss ihn aber Würfelgegeben
> > einsetzen, bei Metro habe ich eventuell einen schlechten
> > Spielstein den darf ich aber ach meinen Gegnern unter
> > jubeln! Das ist für mich ein grosser Unterschied bezüglich
> > Glück!
>
> Das sehe ich nun anders, wobei man hier streiten kann. Ich
> würde zum Beispiel einem Street Soccer weniger Zufall
> zugestehen als einem Metro, obwohl dort ein Würfel arg wüten
> darf. Wobei sich die Frage stellt, wie man objektiv
> Zufallseinfluss in einem Spiel messen soll.
>
Das ist es vielleicht, was ich ich nicht verstehe. Zufall ist für mich: Würfeln, Karte aus dem Sack.
NICHT Zufall ist für mich: Gegnerische Aktion. Auf diese kann man sich nämlich einstellen, man kann sie antizipieren! Das ist der Unterschied, denn antizipiere mal einen Würfel!
> > Das ist die Fraeg, wenn es an einem aufgedecktem Spielfeld
> > liegt, dann hat keiner falsch gespielt. Die Frage sit aber
> > wie oft das vorkommt.
>
> Das ist natürlich klar. In dieser Extremität habe ich das
> noch nicht erlebt, dass aber rundenlanges nicht kommen einer
> Warensorte zu kaum bremsbaren Kaffeemonopolen geführt hat,
> oder ähnliches, das schon.
>
> Tschüß
> Marten
Ich sag ja, Puerto Rico hat zuviel Zufall im Korb!
Jonas