Beitragvon Ingo Althöfer » 13. Januar 2008, 17:00
Hallo Roman,
Du springst auf ein kompliziertes Thema an.
Roman schrieb:
> Ingo Althöfer schrieb:
> > ...
> > (der hin und wieder den Eindruck hat, dass manche
> > Studenten so vor Mathematik strotzen, dass sie
> > nicht mehr gerade gehen können.)
>
> Aufgrund mangelnder Lebenstauglichkeit, wie es diverse
> Klischees nahelegen?
Ja, wobei "mangelnde Lebenstauglichkeit" ein
Zustand ist, der sich ändern lässt.
> Die Kategorie von Mensch, die
> man am besten in eine einsame Kammer sperrt ...
Jeder Mathematiker muss Phasen durchmachen, wo er
(wochenlang) in einer kleinen Kammer ganz allein mit
Papier und Bleistift glücklich ist. Probleme gibt es
erst, wenn die Kammer zum Dauerzustand wird.
> - mit der vagen Hoffnung, dass sie irgendwann etwas zur
> Gemeinschaft beitragen?
Die meisten Mathe-Studenten wollen und sollen ja etwas
zur Gemeinschaft beitragen, sei es als Absolvent in
der Wirtschaft/Industrie oder als Lehrer (oder als
Hochschullehrer ...). Was man während des Studiums nicht
automatisch lernt (sondern sich darum bemühen muss),
ist die Fähigkeit des Kommunizierens mit dem Rest
der Welt, speziell mit Nichtmathematikern.
Ein Beispiel, das schon Jahre zurückliegt:
Ein frisch promovierter Mathematiker ist zum Vorstellungs-
Gespräch bei einer Grossbank. Drei Bänker sitzen ihm
gegenüber. Der Personalchef bittet ihn: "Erzählen Sie
uns in zwei Minuten die Hauptergebnisse Ihrer
Dissertation."
Etwas Schweigen, dann die Frage des Kandidaten:
"Kann ich voraussetzen, was abelsche Varietäten sind?"
"Nein. Noch 1:40."
Der Kandadit war sprachlos - und hat diese Stelle
auch nicht bekommen. Aus der Erfahrung hat er aber
gelernt.
Viele Mathe-Studenten lernen schon deutlich früher
im Studium, mit der normalen Welt vernünftig zu
kommunizieren (z.B. auch durch die "Soft skills",
die in den Curricula der neuen Bachelor- und
Master-Studiengänge verpflichtend sind).
(Hoffentlich unauffällige) Grüße,
Ingo