Beitragvon Christiane F. » 13. März 2008, 10:57
Hi alle,
nehm ich gerade mal dieses Postiing als Aufhänger, mich zum Thema zu äussern.
Zunächst mal das in der Schweiz konsequent verwendete ss: Eine Erklärung dafür wurde schon gegeben (4 verschiedene Sprachen in der Schweiz). Allerdings habe ich schon in der Mittelstufe (und das dürfte inzwischen knappe 40 Jahre her sein) gelernt, dass es im Deutschen möglich ist, auf dass ß zu verzichten und nur ss zu verwenden, wenn es konsequent so gemacht wird. Seitdem ist das ß aus meinen schriftlichen Äusserungen gestrichen. Meines Wissens gab es an dieser Regel seitdem auch keine Änderung mehr. Übrigens gilt auch die umgekehrte Möglichkeit, konsequenter Verzicht auf ss und ausschliessliche Verwendung von ß.
Zum Thema 'Sinn machen' oder 'Sinn haben/ergeben'. Ich erinnere mich noch gut, dass diese wörtliche Übersetzung eines englischen Idioms Einzug in die deutsche Sprache hielt, als der Film 'Stop making Sense' in die Kinos kam - plötzlich fingen alle an, von 'Sinn machen' zu reden. Die Tatsache, dass es inzwischen viele (auch Politiker u.ä.) verwenden, macht es aber nicht richtiger.
Allerdings ist Sprache, wie schon weiter oben erwähnt, Wandel unterworfen, und jedes Jahr werden neue Worte und Formulierungen in den Duden aufgenommen - er steht zu befürchten, dass das auch mit 'Sinn machen' irgendwann mal passieren wird - die Macht des Faktischen eben. Das kann man als sprachlicher Purist (zu denen ich mich auch zähle) zwar bedauern, aber ändern wird es sich auf Dauer nicht lassen.
Übrigens kann ich mich der Erklärung 'Sinn machen' ist eine gute Formulierung, weil ich mir den Sinn ja selber mache, nicht anschliessen - dann müsste es heissen 'ich mache mir diesen Sinn' - Sinn ergeben ist aber etwas, was die betreffende Sache tut, nicht die Person, die darüber redet oder sich sonstwie damit beschäftigt.
Was die erwähnte 'Verlotterung' der Sprache anbelangt, so sind einige Ursachen schon genannt worden - mit Sicherheit hat das Internet und die dort übliche Art, Anglzismen und Abkürzungen zu verwenden sowie die Gross- und Kleinschreibung ausser Acht zu lassen (es soll ja schnell gehn beim Chatten) einen grossen Einfluss.
Ein anderer Grund dürfte meiner Ansicht nach sein, dass die Leute es einfach nicht besser wissen - es macht sie ja niemand darauf aufmerksam. Viele verwenden englische Ausdrücke ohne sich bewusst zu sein, dass dies ein englisches und kein deutsches Wort ist - man muss sich nur mal eine Rede oder einen Artikel in Manager-Denglisch anhören oder durchlesen, um zu wissen, was ich meine. Und eigentlich sollte man ja annehmen können, Menschen in leitenden Positionen beherrschen die deutsche Sprache - weit gefehlt. Mit den amerikanischen Management-Methoden kam auch das Denglisch zu uns.
Ich wünsche allen einen schönen Tag und, falls ich mich bis dahin nicht mehr im Forum lesen lasse, was wahrscheinlich ist, erholsame und verspielte Ostertage,
Christiane
(wohnt nen knappen Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt - unsere Nachbarstadt Kreuzlingen wurde schon zu meinen Studienzeiten immer nur X-lingen genannt). :-)