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Spiel des Jahres für Fortgeschrittene

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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achim

Re: Spiel des Jahres für Erfahrene?

Beitragvon achim » 23. Februar 2011, 15:36

Volker L. schrieb:
> Ich finde "Spiel des Jahres für Fortgeschrittene" sowohl
> den besten Vorschlag hier im Forum als auch überhaupt sehr
> gelungen und treffend (und "Fortgeschrittene" ist auch
> nicht wesentlich länger als "Erfahrene", dafür aber IMHO
> aussagekräftiger).

Wobei "fortgeschritten" auf einer gedachten Skala etwas mehr ist als "unerfahren" aber noch lange nicht "erfahren". Rein subjektiv betrachtet würde ich das klassische Familienspiel auf einer (europäischen) Anforderungs- oder Komplexitäts-Skala bei 1-3 sehen.
(Keltis(1), Thurn und Taxis(2), Siedler von Catan(3),

Spiele für Fortgeschrittene wären dann 4-7.
(Merkator(4), London(5), 18xx(6), Caylus(7).

Spiele für erfahrene Spieler beginnen bei 8(Vinhos, Dominant Species)und hören bei 10(diverse Cosims)auf.

Amerikaner (zumindest das überschaubare Spielerklientel)haben einen etwas anderen Complexity-Level vor Augen.
Avalon Hill vergab für Civilization(3), Diplomacy(3), Britannia(3), Titan(4), Merchant of Venus(4) 1830(4).
GMT sieht Dominant Species als "medium".
Ich habe kürzlich Dominant Species in der 2Personen-Variante gespielt, wobei jeder 3 Tiergattungen spielt, und in der Endabrechnung nur die jeweils schwächste zählt. Da sind mir doch tatsächlich nach einigen Stunden einige Ganglien durchgebrannt. Das war, auch nach über 30 Jahren Spielerfahrung, in meinen Augen nicht mehr "medium". Saustarkes Spiel aber bestimmt nicht (europäisch) "medium".

Jetzt wollen wir aber nicht über die Beispiele meiner Einteilung diskutieren, sie sollen nur ansatzweise verdeutlichen, was ich unter "fortgeschritten" und "erfahren" verstehe. Auch die Alea-Skala halte ich z.b. für sehr gelungen und aussagekräftig.

Aber wie Thygra schon sagte, eigentlich ist es unnötig, sich über Aufgaben anderer Leute den Kopf zu zerbrechen, sofern man nicht im Entscheidungsprozess mit eingebunden ist.

Gruß
Achim

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Volker L.

Spiel des Jahres für Fortgeschrittene!

Beitragvon Volker L. » 23. Februar 2011, 16:53

achim schrieb:
>
> Volker L. schrieb:
> > Ich finde "Spiel des Jahres für Fortgeschrittene" sowohl
> > den besten Vorschlag hier im Forum als auch überhaupt sehr
> > gelungen und treffend (und "Fortgeschrittene" ist auch
> > nicht wesentlich länger als "Erfahrene", dafür aber IMHO
> > aussagekräftiger).
>
> Wobei "fortgeschritten" auf einer gedachten Skala etwas
> mehr ist als "unerfahren" aber noch lange nicht
> "erfahren". Rein subjektiv betrachtet würde ich das
> klassische Familienspiel auf einer (europäischen)
> Anforderungs- oder Komplexitäts-Skala bei 1-3 sehen.
> (Keltis(1), Thurn und Taxis(2), Siedler von Catan(3),
>
> Spiele für Fortgeschrittene wären dann 4-7.
> (Merkator(4), London(5), 18xx(6), Caylus(7).
>
> Spiele für erfahrene Spieler beginnen bei 8(Vinhos,
> Dominant Species)und hören bei 10(diverse Cosims)auf.

Ich halte Deine Einteilung (damit meine ich nicht die
Beispiele, sondern die Hierarchie
Familie < Fortgeschritten < Erfahren )
für nachvollziehbar, aber nicht zwingend, insbesondere
glaube ich eher nicht, dass sich die Zielgruppe(n) des
SdJ so detaillierte Gedanken über die Bedeutung mach(t/en),

aber gerade wenn man dies tut, sollte es
"für Fortgeschrittene" heißen, denn für die neue
SdJ-Kategorie wären wohl Spiele im Bereich 3,2 bis ca. 5
sinnvoll - wer noch "höheres" begehrt, kennt sich i.A.
so gut mit Spielen aus, dass er die Empfehlung seitens
der SdJ-Jury wirklich nicht mehr braucht.

Gruß, Volker

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Mirko

Re: Spiel des Jahres für Fortgeschrittene

Beitragvon Mirko » 23. Februar 2011, 16:55

Hallo Wolfgang,

Im Allgemeinen gebe ich Dir ja recht, Spielbewertungen sind immer subjektiv und niemals allgemeinverbindlich oder universell wahrheitsgemäße Aussagen. Sie tragen aber einen Keim dieser universellen Wahrheit, so wie jedes lebende Geschöpf, jede mentale Idee und jede subtilere Regung des Kosmos. Du bist als bewusstes Sein (= mit bewusstsein begabtes Wesen) ein vollständiger Ausdruck des Universums in diesem Augenblick und sprichst immer einen mit diesem stimmigen durch dich entfaltenden Wahrheitsgehalt aus. So subjektiv deine Rezensionen auch sein mögen, sie sind Ausdruck einer realen Verhältnismäßigkeit und haben somit objektiven Verbindlichkeitscharakter, auch wenn dieser nur für deine Erlebnis- und Erfahrungswelt gilt (was er nicht tut, da wir alle in der selben leben). Sich über objektiven Wahrheitsgehalt noch vertiefender auszutauschen übersteigt aber wohl die dafür vorgesehenen thematischen Grenzen des Forums. Das Wort "objektiv" beschreibt in erster Linie eine soziale Konvention, die als solche immer der Wandlung der Gesellschaft, ihrer Spezies und ihres Bewusstseins unterworfen ist. [...] :-)

Diamant finde ich ein schönes Beispiel, auch Can't Stop passt dazu gut: Das Spiel ist, wie Du schon schriebst, sehr spaßig und spannend zu spielen. Bei beiden hat der Spieler sogar deutlich gewichtigere Entscheidungen zu treffen und auch faktisch mehr Einfluss auf Spielgeschehen und Ausgang der Partie als bei Keltis. Zur Entscheidung zu kommen, wann er seinen Zug beenden möchte, ist für alle Mitspieler gleichermaßen transparent und daher interessant. Welche Karte der Spieler bei Keltis wählt ist dagegen (fast) nur für ihn interessant; außer bei einem Wettbewerb um die selbe Strecke registrieren die Mitspieler den Zug im Regelfall ohne Anteilnahme, echtes Mitfiebern wie bei den o.g. Spielen oder "Tempo, kleine Schnecke" findet nicht statt. Diesen gehörigen Unterschied bezeichne ich durchaus als objektiv gegeben, weil er im Feldversuch empirisch verifizierbar ist. Auf die ca. 15 Personen, mit denen ich Keltis im Laufe der Zeit gespielt habe (zugegeben: eine sehr selektive , nicht repräsentative Testgruppe) trifft die Aussage jedenfalls zu.

Im Übrigen maße ich mir eine "objektive" Bewertung der Qualität in einem gewissen Maße schon an, wenn es um recht große qualitative Unterschiede geht, nicht nur bei der Unterscheidung von Spielen sondern z.B. auch bei Zeitungen (Süddeutsche vs. Bild), Serien (Sopranos vs. Vampire Diaries), Fach- und Unterhanltungs-Literatur (Ken Wilber vs. Richard Dawkins /Henning Mankell vs. Rosamunde Pilcher), Fernsehsendern (arte vs. RTL), etc. etc.

Massentauglichkeit, hohe Verkaufszahlen und Publizität sind selten ein schlüssiges Indiz für hohe Qualität, im Gegenteil. Hohe Qualität bedeutet indes nicht zwingend hohen Anspruch, wie etwa das oben angeführte Can't Stop (und ich möchte es mal bei diesem einen Beispiel belassen) beweist.

Spielerische Grüße
Mirko

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Mirko

Re: Spiel des Jahres für Erfahrene?

Beitragvon Mirko » 23. Februar 2011, 17:09

Hallo Achim,

danke für deine ausführliche Gegenüberstellung bzw. Kontextualisierung der beiden Vorschläge, die ich überzeugend finde. Wenn Du die AH-Skala verdoppelst, kommt man übrigens ziemlich präzise auf die von Dir vorgeschlagene "europäische" Anspruchs-Skalierung.

Es gibt allerdings schon einen relativ triftigen Einwand dazu: Für die Käufer des Spiel des Jahres (+x) dürften Deine Überlegungen ziemlich schnuppe sein, die interessiert auch nicht unbedingt die exakte Bedeutung des Sonderpreis-Terminus, sondern blos was er ihnen sagt. Da sehe ich beim Durchschnittsbürger ehrlich gesagt nicht soviel Reflexion, wie Du sie anstellst. "Erfahren" oder "fortgeschritten" dürfte der in etwa gleich verstehen, vor allem

weil es ja nur den einen SdJ+x-Hauptpreis gibt.

Der muss sich ja beim Kunden nur noch gegen das reguläre Spiel des Jahres abgrenzen, weitere Ausdiffenzierung halte ich da für übertrieben.

Trotzdem stimme ich Dir gerne zu, "für Fortgeschrittene" ist inhaltlich korrekter/präziser und klingt ziemlich gut. :-))

Verspielt grüßt
Mirko (der nun fortschreitet und später mit neuen Erfahrungen zurückkehrt)

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peer

Re: Spiel des Jahres für Fortgeschrittene

Beitragvon peer » 23. Februar 2011, 17:10

Hi,
Mmh, universelle Wahrheiten? Da habe ich als Anhänger der Konstruktivismustheorie nach Glaserfeld aber ein Problem mit!

:-)

ciao
peer

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Mirko

Re: Spiel des Jahres für Fortgeschrittene

Beitragvon Mirko » 23. Februar 2011, 17:12

Oh ja! :-D

Abgefallen grüßt
Mirko (und rollt und rollt und rollt...)

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Mirko

Re: Spiel des Jahres für Fortgeschrittene

Beitragvon Mirko » 23. Februar 2011, 17:21

Hallo Peer!

Lies mal Ken Wilber, das spart mir (und euch :-D) den nächsten literarischen Exzess. :)

Zu deiner Frage eignet sich z.B. folgendes Buch, das sein Opus Magnum der 90er kurz und knapp zusammenfasst:
http://www.amazon.de/Eine-kurze-Geschichte-Kosmos-Wilber/dp/3596133971

Andernfalls können wir uns, gerne länger dazu austauschen, ich bin zu jeder philosophischen Schandtat bereit. ;-)

Post-konstruktivistische Grüße,
Mirko

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Carsten Pinnow
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Spiel des Jahres für Wahnsinnige

Beitragvon Carsten Pinnow » 23. Februar 2011, 20:18

wär doch auch ein schöner Titel, oder? ;)

Disclaimer: Dieser Beitrag ist weder ernst gemeint noch -haft. Was leider nicht für alle Antworten in diesem Thread zutrifft. :)))

cheers,
Carsten

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peer

[Auf der nach oben offenen OT-Skala eine 27,3] Viel Blablubb. Aus Bock.

Beitragvon peer » 23. Februar 2011, 20:26

Hi,

also in meiner ewig währenden Quest der letzte lebende Universalgelehrte zu werden ist mir Ken Wilber auch schon mal begegnet. Allerdings habe ich ihn nicht gerade studiert - was ich von ihm gehört habe, hat mich nicht überzeugt. Zum einen sind mir seine Linien und Quadrate zu dicht an Esoterik dran, zum anderen sind mir Philosophen, die meinen eine "Universaltheorie" zu haben (oder darauf hinzuarbeiten) prinzipiell suspekt (das ist doch eher Sache der Naturwissenschaften und trotz des Eingangssatzes glaube ich nicht, dass jemand heutzutage Philosophieprofessor wird und nebenbei noch in Physik und Bio am Puls der Forschung sitzt)

Dass ich den Prä-Postkonstruktivistmus ( ;-) ) bevorzuge liegt einfach an den lerntheoretischen Folgerungen, die mir als Lehrer durchaus helfen können. Ich versuche damit gar nicht die Welt zu erklären (und es gibt Aspekte, die mir missfallen), aber als Modellvorstellung ganz brauchbar. Und mit dem klassischen Konstruktivismus kann man durchaus erklären, warum der eine Keltis mehr mag als Säulen der Erde und der andere nicht ;-)

ciao
peer

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Re: Spiel des Jahres für Fortgeschrittene

Beitragvon Golbin » 23. Februar 2011, 20:28

Hallo Mirko,

ich beende das Thema mal mit einem recht deutlichen Posting.

zum ersten Absatz sage ich nicht viel. Für mich ist es die Flucht in hochtrabendes Geschwafel, weil die Argumente fehlen.

> Im Übrigen maße ich mir eine "objektive" Bewertung der
> Qualität in einem gewissen Maße schon an,...

Wie du selbst schreibst, anmaßend ...

> Hohe Qualität bedeutet indes nicht zwingend hohen Anspruch,
> wie etwa das oben angeführte Can't Stop (und ich möchte es
> mal bei diesem einen Beispiel belassen) beweist.

Da stünde die Frage nach dem Anspruch und der Messbarkeit an. Aber die ist genauso unsinning hier wie die Frage nach der Benennung des neuen SdJ-Preises.

An manchen Stellen halte ich es für besser zu schweigen als sinnfreie Meinungen in den Raum stellen, die keinen Einfluss haben und deren Sachinhalte leicht wiederlegt werden können. Daran ändert sich auch nichts, wenn man auf fast jedes Posting eine Antwort gibt.

Wolfgang (beendet hiermit den Thread für sich)
Es gibt zwei Gruppen von Menschen, denen die Welt gehört. Den Liebenden und den Spielenden.

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Gead
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Spiel des Jahres für Philosophen

Beitragvon Gead » 24. Februar 2011, 08:58

Hallo Mirko,

auf die diversen Auswüchse dieser Diskussion, welches Spiel nun erfolgreicher und welches besser ist, ob subjektive oder objektive Bewertungsmaßstäbe möglich sind und ob Philosophen gleichzeitig auch Esoteriker sind (oder sein dürfen) möchte ich nicht weiter eingehen. Für interessanter halte ich, sich über die Philosophie des "Spielens" ein paar Gedanken zu machen. Was passiert da. Oder: Was passiert da gerade nicht?

Es passiert, dass das Spielen als weitere Arbeit empfunden wird: Regeln lernen, Regeln einhalten. Etwas tun müssen. Einerseits. Andererseits passiert nicht das Gleiche, dass im Alltag Arbeit bedeutet oder als solche empfunden wird: Für jemanden, der sich beruflich z. B. im BGB zurecht finden muss oder C++ wie seine Muttersprache beherrscht, kann eine Regellektüre von 12 Seiten (+) womöglich Entspannung (für den Kopf) sein. Spielen ist also im Idealfall keine Arbeit.

Spielen ist doch vor allem etwas für den Bauch. Und danach erst für den Kopf. Das zeigen und "lehren" uns unsere Kinder. Wenn man also hinter die Bedeutung des "Spiel des Jahres" blickt, so behaupte ich "aus dem Bauch heraus", dass jedes (!) Spiel des Jahres eher für "Bauchmenschen" gedacht sein sollte als für "Kopfmenschen". Oder?

Ein Spiel stellt immer eine Vereinfachung gegenüber der Realität und seinen komplexen Zusammenhängen und Wechselwirkungen dar. In der so genannten Spielwelt gelten zwar auch Gesetzte - Regeln -, diese sind aber keine zweiten BGBs. Man sollte nicht studiert haben müssen, um sich an sie halten, sie verstehen zu können. (Wobei für manch komplizierte Regel ein Studium sicher hilfreich ist. ;-)) Spiel des Jahres für Fortgeschrittene meint wohl die Intellektuellen, die Besserspieler und -wisser. Damit rückt es ab, von dem Leichten, Unbekümmerten, das ein Spiel nach außen darstellen, und was es dem künftigen Spieler nach innen bieten sollte.

Die überwiegende Mehrheit der hier im Forum aktiven Spieler - so zumindest mein Eindruck - braucht kein Spiel des Jahres (mehr), um zu wissen was spielenswert ist und was nicht. Die es "da draußen" noch nicht wissen, könnten von so einem Zusatz - für Fortgeschrittene - abgeschreckt werden. Für problematisch halte ich daher auch die Deklaration "Erwachsenenspiel des Jahres", weil mir da sofort eine Altersbeschränkung in den Sinn kommt: ab 18 Jahren. Was soviel bedeutet wie: Mit Kindern spielen verboten! Selbst wieder Kind sein (können) damit auch.

Ich bin daher sehr gespannt darauf, wie die Jury den dritten Preis künftig nennen wird. Für die "fortschreitende" Zwischenzeit - so viel Spaß muss sein - noch ein paar "für's":

für Langaufbleiber
für Spätaufsteher
für Nicht-mehr-Dastehende
für Vorauseiler
für Auswanderer
für In-Würde-Gealterte
für Steinalte
für Transzendierte
für Holographierte
für Schraffierte-Vons-und-gescheckte-Zus
für Promovierte (?)
für Ungedeckte-Scheckaussteller;
also "Spiel des Jahres für Pleitegeier und andere Pechvögel, die nicht das Glück hatten zu der angepeilten Spielergruppe der Fortgeschrittenen zu gehören". :-))

Nix-für-ungute Grüße
Gead

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Mirko

Spiel des Jahres für fortschreitend genervte Subjekte

Beitragvon Mirko » 24. Februar 2011, 16:03

Hallo!

Es freut mic zu sehen, auch andere haben Vergnügen an diesem Spiel. :)

Zu deinen Vorschlägen ergänze ich mal ob des fortschreitenden Wahnsinns noch "für Progredierende" und "für Progredierte" um auch gleich Achims Differenzierung zu integrieren. :-D

Die Liste mit den persönlichen Attributen runde ich noch mit "für Radikal-Progressive" ab und überlasse die dreckige Interpretaiton dem hoffentlich gut unterhaltenen Leser. Fortsetzung folgt... ...nicht, sonst hardeln wir uns die Schließung des Threads ein, was schade wäre - irdgendeine Form der (in diesem Forum selten konstruktiven) Reizung ergibt sich schließlich unausweichlich. :)

Fortschrittliche Grüße
Mirko (der sein Vergnügen hatte und sich auf die Bekanntgaben im Mai und Juni freut)

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Mirko

Re: [Auf der nach oben offenen OT-Skala eine 27,3] Viel Blablubb. Aus Bock.

Beitragvon Mirko » 24. Februar 2011, 16:58

Hi Peer,

da ich weder Lust noch Zeit habe in [i]diesem[/i] Forum ausführlich auf Wilber oder Glaser[b]s[/]feld einzugehen, fasse ich mich mal (möglichst) :-) kurz.

peer schrieb:
>
> was
> ich von ihm gehört habe, hat mich nicht überzeugt.

Vielleicht solltest Du ihn einfach mal lesen, vom Hörensagen oder Wikipedia-Informationen würde ich mir nicht allzuviel versprechen. Sein Werk ist sehr umfassend und bis heute einer ständigen Wandlung unterworfen, anders als die meisten Autoren/Philosophen/Wissenschaftler ist er nie bei einer Theorie stehengeblieben, sondern hat viele Elemente seiner älteren Schriften zum Teil verworfen und vielfach gravierend weiterentwickelt. Das vorgeschlagene Buch dient daher nur der Einführung, für ein reelles Verständnis seiner (in der Tat komplexen) Arbeit sollte man es schon mit "echter" Primär- und Sekundärliteratur versuchen.

Zum einen
> sind mir seine Linien und Quadrate zu dicht an Esoterik dran,

So wie auch dein radikaler Konstruktivismus lediglich modellhaft hilfreich ist, sind auch die vier Quadranten nichts anderes als ein [b]Modell[/b]. Wilber zeichnet eine Landkarte vor, benutzen muss der Leser sie aber selbst kraft seines eigenen (und selbst entwickelten!) Kognitionsvermögens. Wie weit dein Horizont in Bezug auf mediale und sensitive Veranlagung ("Esoterik") reicht, kann ich nicht beurteilen. Wer dem noch verschlossen ist, der wird durch Wilber - so er sich auf die Lektüre einlässt - ein Stück weit geöffnet. Das besondere an der Integralen Theorie ist eben die Integration (realer, durch Empirie bestätigter) transrationaler Erfahrungswerte und -ebenen in eine wissenschaftlich Erkenntnistheorie, die höhere Entwicklungsstufen menschlichen Bewusstseins einschließt und nicht ausschließt wie der gängige, konventionelle und etablierte Wissenschaftsbetrieb (der im Laufe der Jahrhunderte schon oft ob seiner Blindheit über neue Erkenntnisse stolperte, ehe er sie annahm und zum Gegenstand der Forschung machte). Die Dominanz der Ratio greift global um sich, Auswirkungen wie die Erosion des Ökosystem, kollabierende Gesellschaften und ein zusammenstürzendes Finanzsystem sind so offensichtlich, dass selbst die kollektive Blindheit des westlichen Verstandes dies heute nicht mehr leugnen kann.

> zum anderen sind mir Philosophen, die meinen eine
> "Universaltheorie" zu haben prinzipiell suspekt

Die Behauptung, Ken Wilber formuliere eine Universaltheorie, stammt nicht von ihm sondern von marketingverantwortlichen Verlagen und Kritikern, die diesen Knochen natürlich begierig aufgegriffen und immer wieder abgenagt haben. Dass er dieser näher ist als der heute normative, extrem fragmentierte und unzusammenhängende Wissensstand der Wissenschaft, das bestreite ich indes nicht. Wilber negiert diesen schließlich nicht, sondern fügt ihn in ein größeres Ganzes ein, ohne auch nur einen einzigen Teil oder Ansatz dabei auszuschließen.

Integrale Grüße
Mirko (der zu diesem Thema sehr viel schreiben könnte)

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Mirko

Re: [Auf der nach oben offenen OT-Skala eine 27,3] Viel Blablubb. Aus Bock.

Beitragvon Mirko » 24. Februar 2011, 16:59

Hoppla :-)

Hi Peer,

da ich weder Lust noch Zeit habe in diesem Forum ausführlich auf Wilber oder Glaser[b]s[/b]feld einzugehen, fasse ich mich mal (möglichst) kurz.

peer schrieb:
>
> was
> ich von ihm gehört habe, hat mich nicht überzeugt.

Vielleicht solltest Du ihn einfach mal lesen, vom Hörensagen oder Wikipedia-Informationen würde ich mir nicht allzuviel versprechen. Sein Werk ist sehr umfassend und bis heute einer ständigen Wandlung unterworfen, anders als die meisten Autoren/Philosophen/Wissenschaftler ist er nie bei einer Theorie stehengeblieben, sondern hat viele Elemente seiner älteren Schriften zum Teil verworfen und vielfach gravierend weiterentwickelt. Das vorgeschlagene Buch dient daher nur der Einführung, für ein reelles Verständnis seiner (in der Tat komplexen) Arbeit sollte man es schon mit "echter" Primär- und Sekundärliteratur versuchen.

Zum einen
> sind mir seine Linien und Quadrate zu dicht an Esoterik dran,

So wie auch dein radikaler Konstruktivismus lediglich modellhaft hilfreich ist, sind auch die vier Quadranten nichts anderes als ein [b]Modell[/b]. Wilber zeichnet eine Landkarte vor, benutzen muss der Leser sie aber selbst kraft seines eigenen (und selbst entwickelten!) Kognitionsvermögens. Wie weit dein Horizont in Bezug auf mediale und sensitive Veranlagung ("Esoterik") reicht, kann ich nicht beurteilen. Wer dem noch verschlossen ist, der wird durch Wilber - so er sich auf die Lektüre einlässt - ein Stück weit geöffnet. Das besondere an der Integralen Theorie ist eben die Integration (realer, durch Empirie bestätigter) transrationaler Erfahrungswerte und -ebenen in eine wissenschaftlich Erkenntnistheorie, die höhere Entwicklungsstufen menschlichen Bewusstseins einschließt und nicht ausschließt wie der gängige, konventionelle und etablierte Wissenschaftsbetrieb (der im Laufe der Jahrhunderte schon oft ob seiner Blindheit über neue Erkenntnisse stolperte, ehe er sie annahm und zum Gegenstand der Forschung machte). Die Dominanz der Ratio greift global um sich, Auswirkungen wie die Erosion des Ökosystem, kollabierende Gesellschaften und ein zusammenstürzendes Finanzsystem sind so offensichtlich, dass selbst die kollektive Blindheit des westlichen Verstandes dies heute nicht mehr leugnen kann.

> zum anderen sind mir Philosophen, die meinen eine
> "Universaltheorie" zu haben prinzipiell suspekt

Die Behauptung, Ken Wilber formuliere eine Universaltheorie, stammt nicht von ihm sondern von marketingverantwortlichen Verlagen und Kritikern, die diesen Knochen natürlich begierig aufgegriffen und immer wieder abgenagt haben. Dass er dieser näher ist als der heute normative, extrem fragmentierte und unzusammenhängende Wissensstand der Wissenschaft, das bestreite ich indes nicht. Wilber negiert diesen schließlich nicht, sondern fügt ihn in ein größeres Ganzes ein, ohne auch nur einen einzigen Teil oder Ansatz dabei auszuschließen.

Integrale Grüße
Mirko (der zu diesem Thema sehr viel mehr schreiben könnte)

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peer

Re: [Auf der nach oben offenen OT-Skala eine 27,3] Viel Blablubb. Aus Bock.

Beitragvon peer » 24. Februar 2011, 17:46

Hi,
Mirko schrieb:

> >
> > was
> > ich von ihm gehört habe, hat mich nicht überzeugt.
>
> Vielleicht solltest Du ihn einfach mal lesen, vom Hörensagen
> oder Wikipedia-Informationen würde ich mir nicht allzuviel
> versprechen.

Ähm, ich hab mit Sekundärliteratur angefangen, und auch (glaub ich) schon den einen oder anderen Aufsatz gelesen. Gehört ja dazu, wenn man lerntheorie studiert. Ich hab aber kein ganzes Fachbuch gelesen ;-)


Dass er dieser
> näher ist als der heute normative, extrem fragmentierte und
> unzusammenhängende Wissensstand der Wissenschaft, das
> bestreite ich indes nicht. Wilber negiert diesen schließlich
> nicht, sondern fügt ihn in ein größeres Ganzes ein, ohne auch
> nur einen einzigen Teil oder Ansatz dabei auszuschließen.

Sorry, aber das kann ich nicht ganz glauben. Bestenfalls liest er Artikel und wenn sie zu seiner Theorie passen, baut er sie. "Cognitive bias at its best" würde ich sagen-

Lerntheorie ist gut und schön, aber darauf kann man nichts ableiten, was die Biologie oder Physik weiterbringt. Und so lange sich keine Vorhersagen machen lassen, ists keine (Natur-)Wissenschaft. Es gibt schon einen Grund warum Philosophie und Naturwissenschat mittlerweile zwei verschiedene Disziplinen sind.

ciao
peer

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Mirko

Re: [Auf der nach oben offenen OT-Skala eine 27,3] Viel Blablubb. Aus Bock.

Beitragvon Mirko » 25. Februar 2011, 03:02

Peer, lies das Buch.

Danach können wir weiterreden. ;)

Nächtliche Grüße
Mirko


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