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Wie geht der Weg zu guten Anleitungen?

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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freak
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RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon freak » 6. Mai 2013, 15:00

Volker L. schrieb:
>

> Natürlich ist die Datenbasis viel zu dünn, um zu
> beurteilen, ob die 3 von ravn erwähnten Gruppen, die
> es unabhängig voneinander falsch gemacht haben,
> repräsentativ oder aber die einzigen 3 in ganz
> Deutschliand sind, aber wenn eben viele Spieler
> aufgrund ihrer Kenntnis anderer Spiele, falsche
> Assoziationen haben und Vorgehensweisen anderer
> Spiele in die Regel hineininterpretieren, dann sollte
> man eben doch besser diese Irrtümer explizit
> ausschließen, so man sie denn vorhersieht.
>
> Gruß, Volker

Und genau das halte ich für unmöglich, um ehrlich zu sein.

Was soll man denn alles ausschliessen? Wie viele Spiele muss mann denn hier vorher auf die Handhabung von Karten prüfen, um zu wissen, was die Leute alles rein interpretieren können?
Warum hat keiner die Karten nach dem Gebrauch auf einen Ablagestapel geschmissen? Ist auch schon mal in Spielen vorgekommen.

Eine Regel ist nicht zum Interpretieren da, sondern zum Befolgen.
Und wenn das mehrere Personen nicht machen, weil sie eben die Regel nicht richtig lesen, sollte man das Problem an anderer Stelle suchen.
Die Frage ist auch, wie viele von den Gruppenteilnehmern haben die Regel selbst gelesen? Vielleicht haben es alle von dem gleichen oder zwei Erklärern erklärt bekommen, die die Regel falsch verstanden haben.

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ravn

RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon ravn » 6. Mai 2013, 15:14

freak schrieb:

> Die Frage ist auch, wie viele von den Gruppenteilnehmern
> haben die Regel selbst gelesen? Vielleicht haben es alle von
> dem gleichen oder zwei Erklärern erklärt bekommen, die die
> Regel falsch verstanden haben.

In meinem Umfeld waren es zwei verschiedene Erklärer, die dann in meiner erlebten Partie an einem Spieltisch zusammenkamen und vorab in ihren eigenen Spielrunden das Spiel schon mal erklärt hatten.

Dazu noch die Spielpartie von Wolgang Friebe in der Fairplay beschrieben, die meines Wissens keine Schnittpunkte zu den Erklärern meiner erlebten Partie haben.

Auf BGG ist zudem diese Regel-Fehlinterpretation ebenfalls beschrieben. So gibt es zumindest vier verschiedenen Erklärer und Gruppen, die für sich Snowdonia falsch verstanden haben.

Ins Verhältnis gesetzt zu den Snowdonia-Abverkäufen sicher keine relevante Grösse. Snowdonia wurde für mich aber zum Fallbeispiel dieser Diskussion, weil ich es in meinem Umfeld so gehäuft erlebt habe und es beschreibt, was die Auswirkungen einer falsch verstandenen Regel sein können. Und um die Verdeutlichung dieser Auswirkungen ging es mir bei dem Fallbeispiel.

Cu / Ralf

PS: Die Ausgangsfrage ist aber weiterhin unbeantwortet. Eventuell gibt es da auch keine allgemeine Antwort?

Thygra
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Beispiel CO2

Beitragvon Thygra » 6. Mai 2013, 17:32

frankjaeger schrieb:
>
> Solche Fälle kenne ich auch zuhauf. Wenn man mal Spiele mit
> hat, die Anleitungen in mehreren Sprachen enthalten und man
> diese Sprachen vergleichen kann, also Englisch, deutsch,
> franzlsisch, spanisch, italienisch zum Beispiel, dann gibt es
> häufig den einen oder anderen "aha"-Effekt...

Oh ja, Beispiel: CO2. Man vergleiche in den 4 Sprachen der Anleitung die Richtungen, in der die Lobbykarten gedraftet werden:

Englisch: Rechts - Links
Deutsch: Links - Links
Italienisch: Rechts - Links
Französisch: Rechts - Rechts

Da das Spiel aus Italien stammt, könnte man meinen, auf italienisch und englisch wäre es korrekt. Aber diese Version halte ich für die sinnloseste ...
André Zottmann (geb. Bronswijk)
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Thygra
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Re: Korinthenkacker, Pedanten und Fehlersucher...

Beitragvon Thygra » 6. Mai 2013, 17:35

Dietrich schrieb:
> Wie, Stundensatz ...?
> Und ich Dummerchen habe gemeint, die Anleitungen werden von
> netten Freunden erstellt, und Unzulänglichkeiten damit
> entschuldigt!

Wenn man so selten Unzulänglichkeiten in seinen Anleitungen hat, wie ich es mir bei meinen Anleitungen einbilde, dann kann man auch einen Stundensatz nehmen. ;-)
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Dietrich
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Re: Korinthenkacker, Pedanten und Fehlersucher...

Beitragvon Dietrich » 7. Mai 2013, 01:48

Naja, ich wollt auch einmal ironisch sein, ohne explizit def Smiley zu bemühen ...

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Micha A.
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RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon Micha A. » 7. Mai 2013, 09:54

"ravn" hat am 06.05.2013 geschrieben:

> PS: Die Ausgangsfrage ist aber weiterhin unbeantwortet.
> Eventuell gibt es da auch keine allgemeine Antwort?

Dann will ich doch mal ganz direkt darauf eingehen.
Ich würde hier aber unterscheiden zwischen "guter" und "perfekter" Anleitung (und vermute, Du meinst letzteres).


"Gut" sind imho eigentlich alle Anleitungen (ich klammere hier bewusst Grenzfälle von irgendwelchen nicht deutschsprachigen "Essen-Esoterik-Verlagsnewcomern" (Ihr wisst, was ich meine...)) aus. Aber die generelle Anleitungsqualität ist nach meiner Beobachtung gut. Hin und wieder mal ein Fehler oder eine Unklarheit, aber das passiert halt.


"Perfekt" wird eine Anleitung aber nur schwerlich sein. Wieso? Weil die Lesertypen einfach viel zu unterschiedlich sind, z.B. hinsichtlich:
- Alter
- Sprachschatz / Sprachverständnis
- Erfahrungsschatz konkret bezogen auf Spiele
- Lerntyp (Auditiv, visuell, lieber kurz und knapp, lieber ausführlich mit vielen Beispielen...)
- Legt jedes Wort auf die Goldwaage vs. erkennt "Das Große Ganze"

All dies unter einen Hut zu bekommen, so dass die Anleitung von jedem verstanden und nicht missinterpretiert werden kann scheint mir nicht zu klappen.

Natürlich gibt es allgemeine Merkmale, was eine gute Anleitung beinhalten sollte. Aber textlich gibt es so viele Spielarten, dass Du für jede noch so gut gemeinte Formulierung jemanden finden wirst, der da mehr oder weniger gewaltsam einen anderen Sinn reininterpretiert. Beispiele hier aus dem Forum gibt es zuhauf. Und wenn Du alle Aspekte aus allen Richtungen wasserdicht machst, dann will das niemand lesen, weil zu lang.

Wasserdichter Gruß
Micha


PS: Zusätzliche Medien (DVD, Verweis auf Youtube-Video o.ä.) habe ich jetzt mal ausgeklammert und mich rein auf die geschriebene Anleitung bezogen.

Thygra
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Re: Korinthenkacker, Pedanten und Fehlersucher...

Beitragvon Thygra » 7. Mai 2013, 13:13

Dietrich schrieb:
>
> Naja, ich wollt auch einmal ironisch sein, ohne explizit def
> Smiley zu bemühen ...

Genau so hatte ich es auch verstanden.
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Attila
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RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon Attila » 8. Mai 2013, 15:02

Hi,

Wo deute ich hier was "für mich an" ?

Ich bin das Paradebeispiel für jemanden der eine Regel *nicht* richtig liesst!
Zumindest nicht *vor* dem ersten Spiel. - Danach sieht es anders aus.

Wie auch das Beispiel mit der "ein 6 wird nicht neu gewürfelt" zeigt, sind solche Sachen sowohl vom Kulturkreis wie auch von der persönlichen Erfahrung eines jedes einzelnen abhängig.

Jemand, der noch nie ein Spiel gespielt hat wo man Karte "Tapped" und wieder "Un-Tapped", der würde niemals auf die Idee kommen auf die man hier gekommen ist.

Oder wie ich schonmal gesagt hab: Wieso wird nicht genau das gemacht was in der Regel steht? - Wozu macht sich der Verleger überhaupt die Mühe eine beizulegen, wenn man sowieso nicht danach spielt? - Und die gar zu lesen scheint ja ein Riesenproblem zu sein.

Vielleicht ist dein Problem einfach, das du die Spiele nur 1 mal spielst und dann ist es natürlich blöd, wenn man das auch noch verkehrt macht. Aber gerade dann würde ICH ehrlich gesagt ein wenig (<- WENIG) mehr Zeit in die Regelvorbereitung stecken. Ich sach mal die Snowdonia-Regel kann man in 10 Minuten *vollständig* durchlesen. Wenn das jetzt ein nennenswerter "Mehraufwand" ist, dann haben wir zwei vollständig unterschiedliche Auffassungen von unserem Hobby.

Atti

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Ernst-Jürgen Ridder
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Re: Wie geht der Weg zu guten Anleitungen?

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 8. Mai 2013, 16:33

Hallo Ralf,

auch nach der langen Diskussion werden wir kein Patentrezept finden.

Man kann am sprachlichen Ausdruck feilen, vieles durch Bilder und Beispiele verdeutlichen, die Regel "testen", wenn dies denn wirtschaftlich und zeitlich machbar ist, usw..

Letztlich wird sich nichts daran ändern, dass das Verständnis des Regellesers von vielem anhängt, u.a. von seinem Erwartungshorizont.

Ideal wäre es, wenn eine Regel vom Käufer im Laden ohne weitere Kenntnisse stets so verstanden werden könnte, wie sie gemeint ist. In der Praxis ist das aber selbst bei "guten" Regeln nicht so.
Wie wir alle hier aus dem Forum wissen, gibt es Regelfragen, die eigentlich keine sind, weil die Regel klar ist; oft wird nur nicht richtig gelesen, manchmal mangelt es auch am Leseverständnis.
Je mehr Spielerfahrung der Regelleser hat, um so mehr gerät er in die Gefahr, fehlerhaft zu interpretieren, wo an sich nichts zu interpretieren ist. Wer noch nie etwas von "tappen" gehört hat, wird auf die Idee, eine "getappte" Karte sei zu "un-tappen", auch wenn das nicht in der Regel steht, gar nicht erst kommen.
Wir kennen vielerlei Spielemechanismen und neigen dann möglicherweise dazu anzunehmen, ein Spiel, das "diesen" Mechanismus hat, habe automatisch auch "jenen" dazugehörigen, weil das ja schon in anderen Spielen so ist. Unser Verstand neigt wohl dazu, "Lücken" auf dem Hintergrund gemachter Erfahrungen zu ergänzen. Mein persönlich schönstes Beispiel dazu ist der sogenannte Knall-Zeuge bei Verkehrsunfällen, der nichts gesehen, nur den Knall gehört und sich umgedreht hat und auf Grundlage dessen, was er dann sieht, durch Ergänzung im Kopf genau weiß, wie's passiert ist und daran auch ganz fest glaubt. Je mehr Erfahrung mit Spielen wir haben, um so mehr müssen wir darauf achten, nicht so mit Spielregeln umzugehen.

Wie der Verfasser einer Spielregel diese "wasserdicht" machen soll, außer durch "Testen" der Regel mit Leuten, die das Spiel nicht kennen, wüsste ich auf dieser Basis nicht.

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen

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Micha A.
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RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon Micha A. » 8. Mai 2013, 16:35

"Attila" hat am 08.05.2013 geschrieben:
> Hi,
>
> Wo deute ich hier was "für mich an" ?
>
> Ich bin das Paradebeispiel für jemanden der eine Regel
> *nicht* richtig liesst!
> Zumindest nicht *vor* dem ersten Spiel. - Danach sieht es
> anders aus.
>
> Wie auch das Beispiel mit der "ein 6 wird nicht neu
> gewürfelt" zeigt, sind solche Sachen sowohl vom Kulturkreis
> wie auch von der persönlichen Erfahrung eines jedes
> einzelnen abhängig.
>
> Jemand, der noch nie ein Spiel gespielt hat wo man Karte
> "Tapped" und wieder "Un-Tapped", der würde niemals auf die
> Idee kommen auf die man hier gekommen ist.
>
> Oder wie ich schonmal gesagt hab: Wieso wird nicht genau
> das gemacht was in der Regel steht? - Wozu macht sich der
> Verleger überhaupt die Mühe eine beizulegen, wenn man
> sowieso nicht danach spielt? - Und die gar zu lesen scheint
> ja ein Riesenproblem zu sein.
>
> Vielleicht ist dein Problem einfach, das du die Spiele nur
> 1 mal spielst und dann ist es natürlich blöd, wenn man das
> auch noch verkehrt macht. Aber gerade dann würde ICH
> ehrlich gesagt ein wenig (<- WENIG) mehr Zeit in die
> Regelvorbereitung stecken. Ich sach mal die Snowdonia-Regel
> kann man in 10 Minuten *vollständig* durchlesen. Wenn das
> jetzt ein nennenswerter "Mehraufwand" ist, dann haben wir
> zwei vollständig unterschiedliche Auffassungen von unserem
> Hobby.
>
> Atti

K.A. ob ravn hier noch mitliest und/oder noch antwortet. Auf mein letztes Posting jedenfalls nicht, obwohl er zuvor bemerkt hat, dass die Ursprungsfrage für ihn immer noch ungeklärt sei :-(

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ravn

Re: Audiovisuelle Anleitung als Ergänzung?

Beitragvon ravn » 8. Mai 2013, 16:53

Ernst-Jürgen Ridder schrieb:

> auch nach der langen Diskussion werden wir kein Patentrezept
> finden.

[...]

> Wie der Verfasser einer Spielregel diese "wasserdicht" machen
> soll, außer durch "Testen" der Regel mit Leuten, die das
> Spiel nicht kennen, wüsste ich auf dieser Basis nicht.

Zumindest war innerhalb der Diskussion interessant, dass es eben doch unterschiedliche Auffassungen von Anleitungen gibt, die gut genug sind. Ebenso, wie hoch der eigene Aufwand als Spieler ist, um sich solche Anleitungen zu erarbeiten. Aber der allgemeine Wunsch nach besseren Anleitungen war schon zu erkennen.

Eventuell kann nur die audiovisuelle Ergänzung zu einer geschriebenen Anleitung eine Spielregel wasserdichter machen, weil man da die Abläufe auch in Bewegung sehen würde. Smartphone & Co machen den Zugang da auch am Spieltisch möglich.

Cu / Ralf

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ravn

RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon ravn » 8. Mai 2013, 16:58

Micha A. schrieb:

> PS: Zusätzliche Medien (DVD, Verweis auf Youtube-Video o.ä.)
> habe ich jetzt mal ausgeklammert und mich rein auf die
> geschriebene Anleitung bezogen.

Eventuell liegt in den Smartphone tauglichen Spielablauf-Kurzerklärungen die Lösung, aus einer guten Anleitung eine noch bessere zu machen? Schlicht weil im geschriebenen Wort zu viele Fallstricke für Missverständnisse und Interpretationen liegen können.

Komme deshalb darauf, weil ich zum Beispiel die arg mässige Anleitung von Robinson Crusoe (dt, Portal) erst mit Hilfe eines Fan-Videos verstanden und nachvollziehen konnte in den Details.

Cu / Ralf

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ravn

RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon ravn » 8. Mai 2013, 17:12

Attila schrieb:

> Wo deute ich hier was "für mich an" ?
> Ich bin das Paradebeispiel für jemanden der eine Regel
> *nicht* richtig liesst!
> Zumindest nicht *vor* dem ersten Spiel. - Danach sieht es
> anders aus.

Dann habe ich Deinen Absatz "Ich hab auch selber kein grösseres Interesse daran, da mir das SPIEL wesentlich wichtiger ist als die Regel und es gehört nunmal dazu die Regeln zu erarbeiten. Sei es weil sie komplex sind und nicht direkt sofort erfassbar oder sei es weil die Regel schlecht oder sub-optimal geschrieben ist." falsch verstanden.

> Oder wie ich schonmal gesagt hab: Wieso wird nicht genau das
> gemacht was in der Regel steht? - Wozu macht sich der
> Verleger überhaupt die Mühe eine beizulegen, wenn man sowieso
> nicht danach spielt?

Weil die beabsichtige Aussage des Regelschreibers und die verstandene Aussage des Regellesers in Details immer wieder unterschiedlich sein können. Diverse Forendiskussionen hier beweisen das ja nur zu gut.

> Vielleicht ist dein Problem einfach, das du die Spiele nur 1
> mal spielst und dann ist es natürlich blöd, wenn man das auch
> noch verkehrt macht. Aber gerade dann würde ICH ehrlich
> gesagt ein wenig (<- WENIG) mehr Zeit in die
> Regelvorbereitung stecken. Ich sach mal die Snowdonia-Regel
> kann man in 10 Minuten *vollständig* durchlesen. Wenn das
> jetzt ein nennenswerter "Mehraufwand" ist, dann haben wir
> zwei vollständig unterschiedliche Auffassungen von unserem
> Hobby.

Genau da liegt eben die Frage: Wie viel Aufwand kann der Autor/Verlag von dem Regelleser erwarten? Wie weit kann eine bessere Regel diesen Aufwand minimieren? Oder müssen wir uns damit abfinden, dass es missverständliche Regelwerke gibt, weil der Stellenwert einer wirklich guten Spielregel keinen Marktvorteil bringt?

Klar kann man die Snowdonia-Regel (immer noch ein schlechtes Beispiel hier, siehe meine andere Antwort dazu) innerhalb 10 Minuten durchlesen. Nur spielt man danach automatisch das Spiel so fehlerfrei, dass es keinen falschen Ersteindruck hinterlässt?

Ich glaube, wir treten da auf der Stelle.

Cu / Ralf

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Ernst-Jürgen Ridder
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Re: Audiovisuelle Anleitung als Ergänzung?

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 8. Mai 2013, 17:27

ravn schrieb:
>
> Eventuell kann nur die audiovisuelle Ergänzung zu einer
> geschriebenen Anleitung eine Spielregel wasserdichter machen,
> weil man da die Abläufe auch in Bewegung sehen würde.
> Smartphone & Co machen den Zugang da auch am Spieltisch
> möglich.
>
Hallo Ralf,

das ist sicher im Ansatz eine gute Idee.

Wenn das dann aber so schnarch-langweilig präsentiert wird, wie letztlich bei dem Spieleschmiede-Projekt Kolossus -da habe ich mir von rund 49 Minuten gerade mal gute zwei zugemutet-, dann wird das auch nichts.

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
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RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 8. Mai 2013, 18:13

ravn schrieb:
>
> Genau da liegt eben die Frage: Wie viel Aufwand kann der
> Autor/Verlag von dem Regelleser erwarten? Wie weit kann eine
> bessere Regel diesen Aufwand minimieren? Oder müssen wir uns
> damit abfinden, dass es missverständliche Regelwerke gibt,
> weil der Stellenwert einer wirklich guten Spielregel keinen
> Marktvorteil bringt?

Hallo Ralf,

Atti gehört zu den Spielern, die wirklich meinen, das "Erarbeiten der Spielregel" gehöre zum Hobby. Damit hat er zwar nicht ganz Unrecht, trotzdem sehe ich das eher nicht so.

Ich will eine Spielregel lesen, dabei verstehen und anschließend das Spiel spielen können. Brettspiele spielen ist mein Hobby, das Lesen von Spielregeln ist nur dafür notwendiges Durchgangsstadium.

Der Händler will für sein Produkt Geld. Ich will für mein Geld ein ordentliches Produkt, dazu gehört bei einem Spiel eine gut verständliche Spielregel. Meistens sind Spielregeln das ja auch, Ausreißer sind doch nicht so häufig, wie das in dieser Diskussion scheinen mag. Fehler, auch relevante, passieren, auch in Spielregeln; besonders ärgerlich ist das natürlich für diejenigen, die nichts weiter tun, als ein Spiel im Laden kaufen und dann spielen wollen und keine Ahnung davon haben, wo man Regelfragen klären könnte.

Was aber heißt "missverständliche Spielregel"? Wir diskutieren schon an anderer Stelle in diesem Thread darüber. Eine Spielregel ist jedenfalls nicht schon deshalb missverständlich, weil ein Leser sie missversteht.

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
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RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon ravn » 8. Mai 2013, 18:43

Ernst-Jürgen Ridder schrieb:

> Was aber heißt "missverständliche Spielregel"? Wir
> diskutieren schon an anderer Stelle in diesem Thread darüber.
> Eine Spielregel ist jedenfalls nicht schon deshalb
> missverständlich, weil ein Leser sie missversteht.

Das Ergebnis kann aber gleich sein:

Die Spielregel wird generell als missverständlich angesehen oder der Leser missversteht die Regel. In Folge wird das Spiel falsch gespielt und wenn man Pech hat, war es so an einer solchen Stelle, dass das ganze vom Autor erdachte Spielgefühl auseinander bricht.

Wenn man Glück hat (oder ausreichend intensiv reflektiert), kann man eventuell darauf kommen, dass da was falsch gelaufen sein muss.

Ich behaupte, dass man diesen Punkt durch "aufmerksamer lesen" nicht wirklich erschlagen kann, weil der Leser hat ja nicht absichtlich eine Regelstelle falsch verstanden und wenn man die erst einmal falsch verstanden hat, dann hilft auch mehrmaliges lesen nichts - die wird damit ja nicht zwingend verständlicher, solange man keine neuen Erkenntnisse gewinnt. Und das kann eben ein Aha-Erlebnis in einer schief gelaufenen Partie sein.

Cu / Ralf

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RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 8. Mai 2013, 22:13

ravn schrieb:
>
> Die Spielregel wird generell als missverständlich angesehen
> oder der Leser missversteht die Regel. In Folge wird das
> Spiel falsch gespielt und wenn man Pech hat, war es so an
> einer solchen Stelle, dass das ganze vom Autor erdachte
> Spielgefühl auseinander bricht.
>
> Wenn man Glück hat (oder ausreichend intensiv reflektiert),
> kann man eventuell darauf kommen, dass da was falsch gelaufen
> sein muss.
>
> Ich behaupte, dass man diesen Punkt durch "aufmerksamer
> lesen" nicht wirklich erschlagen kann, weil der Leser hat ja
> nicht absichtlich eine Regelstelle falsch verstanden und wenn
> man die erst einmal falsch verstanden hat, dann hilft auch
> mehrmaliges lesen nichts - die wird damit ja nicht zwingend
> verständlicher, solange man keine neuen Erkenntnisse gewinnt.
> Und das kann eben ein Aha-Erlebnis in einer schief gelaufenen
> Partie sein.
>
Hallo Ralf,

da hast Du ja Recht.

Die Frage aber ist, wie vermeidet ein Regelschreiber, dass eine objektiv nicht missverständliche Regel missverstanden wird? Jeder noch so klar formulierte Satz kann von seinem Leser, je nach dessen Leseverständnis, Hintergrund, Erwartungshorizont, Tagesform oder was auch immer missverstanden werden. Das ist dann Pech für diesen Leser, ich wüsste nicht, wie man ein in seiner Person liegendes Missverständnis vermeiden könnte.

Na ja, das ist alles Theorie. Festmachen könnte man das nur an konkreten Beispielen. Jedenfalls dürfte es die allgemein gültige Methode des Schreibens einer unmissverständlichen Regel nicht geben und die Suche danach aussichtslos sein, wenn man eine Regel für missverständlich hält, nur weil sie missverstanden worden ist.

Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
Spielerische Grüße
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RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon Micha A. » 8. Mai 2013, 23:30

"Ernst-Jürgen Ridder" hat am 08.05.2013 geschrieben:
> Fehler,
> auch relevante, passieren, auch in Spielregeln; besonders
> ärgerlich ist das natürlich für diejenigen, die nichts
> weiter tun, als ein Spiel im Laden kaufen und dann spielen
> wollen und keine Ahnung davon haben, wo man Regelfragen
> klären könnte.

Diese Ansicht teile ich nicht.

Erstens erinnere ich mich an Zeiten vor dem Internet, da hat man halt für sich oder gemeinschaftlich versucht, die Regel zu interpretieren, und gut war's. Keiner da zum Fragen - musste man halt selbst eine Lösung finden. Ging auch schneller als das Spiel so lange zu unterbrechen, bis in irgendeinem Forum eine (finale) Antwort vorlag ;-)

Zweitens spiele ich regelmäßig mit diversen Nachbarn, die man mittlerweile zwar schon als "kleine Spieler" bezeichnen könnte, die aber vorher nur für sich im Familienkreis gespielt haben. Zwar immerhin so Sachen wie Alhambra, Zug um Zug, Dominion, Asara (immerhin SdJ Niveau und kein Monopoly o.ä.), aber halt für sich. Und vor allem: Ohne im Internet nach Klärungen zu kucken - auf die Idee kommen die gar nicht. Und so hat einer davon bei seiner ersten Partie Asara mit mir feststellen müssen, dass es da nicht nur auf den äußeren Gebieten, sondern auch in der Mitte für's Bauen sowas wie einen Farbzwang gibt. Er hatte das mit seinem Sohn immer ohne gespielt. Dadurch geht zwar der Pfiff etwas flöten und er fand das Spiel auch nur mäßig, dem Sohn hat's aber gefallen und so wurde es trotzdem gespielt. Will sagen: Es geht auch, ohne jeden Regelsatz tot zu analysieren.

> dazu gehört bei einem Spiel eine gut verständliche Spielregel. Meistens sind Spielregeln das
> ja auch, Ausreißer sind doch nicht so häufig, wie das in dieser Diskussion scheinen mag

Da allerdings sind wir ganz einer Meinung!

Gruß
Micha

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RE: Wie sieht der nächste Schritt aus?

Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 9. Mai 2013, 00:47

Micha A. schrieb:
>
> Keiner da zum Fragen -
> musste man halt selbst eine Lösung finden. Ging auch
> schneller als das Spiel so lange zu unterbrechen, bis in
> irgendeinem Forum eine (finale) Antwort vorlag ;-)
>
Stimmt, bei Zweifelsfragen interpretierte man die Regel eben selber und konnte damit ganz gut leben, auch wenn die eigene Interpretation objektiv vielleicht nicht dem entsprach, wie der Autor sich das gedacht hatte. Man spielte eben so, wie man die Regel verstand oder anwenden wollte, Hausregeln waren verbreitet. Spielte man mit anderen, musste man sich gelegentlich halt einigen, wie etwas gespielt werden sollte. Heutzutage gibt es doch eine Menge Leute, die wollen nun mal richtig spielen und legen beim Regelstudium jedes Wort auf die Goldwaage. Meine Spielgruppe, die schon seit 30 Jahren existiert, ist da anders. Von mir wird erwartet, dass ich ein Spiel vorbereite und die Regeln erkläre; eine Diskussion um Regelauslegungen findet gar nicht erst statt; ich habe zu wissen, wie es geht, und damit ist es gut. Ich habe mal versucht, das zu ändern und den anderen zur Vorbereitung Regelkopien geschickt. Die wurden nicht mal gelesen, alle haben sich auf mich verlassen, alle wollten spielen, aber nicht Regeln erarbeiten. Da gibt es sogar Leute, die kaufen sich Spiele und ich muss sie ihnen erklären.

> Will sagen: Es geht auch,
> ohne jeden Regelsatz tot zu analysieren.
>
Richtig.

Und es gibt ja auch Leute, die fragen gar nicht nach dem Sinn eines Spiels, einer Regel, sondern testen aus, ob nicht diese oder jene Extrem-Strategie möglich ist, weil die Regel sie nicht ausdrücklich verbietet. Da denke ich an die Hungerstrategie zu Stone Age. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen auszuprobieren, ob man seine Leute hungern lassen und die "Strafe" dafür kassieren kann, um anderweit mehr Punkte zu machen.

Der eine begnügt sich mit seinem eigenen Regelverständnis, der andere will unbedingt wortgetreu richtig spielen können und wieder andere wollen austesten, ob man ein Spiel nicht formal regelgerecht kaputt spielen kann, selbst wenn das auf eine vom Spielthema her geradezu sinnwidrige Weise geschieht.

So verschieden wir Spielertypen sind, so unterschiedlich ist unsere Weise, an die Regeln heranzugehen. Für den einen ist alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist, der andere darf nur, was ausdrücklich erlaubt ist. Der eine braucht einen Hinweis nicht, versteht auch so, der andere muss an die Hand genommen werden. Der Regelschreiber kann doch im Kern nicht mehr tun, als seine Regel so zu formulieren, dass der unbefangene, mit durchschnittlichem Leseverständnis ausgestattete Spielwillige, der nicht am Wort klebt, sondern den Sinn sucht, versteht, was der Verfasser sagen will.
Bei den meisten Regeln gelingt das mehr oder weniger gut, so jedenfalls meine Erfahrung.

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