Beitragvon Kemal Yun » 11. Oktober 2003, 17:28
Also von vorne:
1) CE-Zeichen. Das MUSS auf allen in Europa in Umlauf gebrachten Spielen vorhanden sein, sonst gibt's mächtigen Ärger. In Umlauf bringen heisst dabei entweder verkaufen oder auch verschenken. Mit Anbringen des Zeichens bestätigt man, dass das Produkt der Sicherheitsnorm entspricht, in diesen Fall DIN EN 71 (Spielzeugsicherheit). Die besagt für Brettspiele, dass a) das "nicht unter 3 Jahren" Zeichen drauf sein muss, weil sonst Kinder etwas verschlucken könnten (sofern das möglich ist, was wiederum von einer recht komplizierten Regel abhängt, also lieber gleich draufdrucken, wenn Dein Spiel sowieso ab 6, 8, 10 oder 12 ist), b) dass verwendete Farben und Lacke ungiftig und frei von Schwermetallen sind, sich niemand verletzen kann (keine scharfen Kanten oder Spitzen, keine Säure) und so weiter. Im Prinzip ist das alles erfüllt, wenn Du Plastik- oder Holzteile bestellst, die für Spiele gedacht sind. Die Lieferanten bestätigen Dir das auch gerne. Das CE-Zeichen selbst, sowie das "nicht unter drei Jahren" Zeichen kannst Du Dir im Internet runterladen. In Darmstadt im Patent-Info-Zentrum kannst Du Dir auch die EN 71 ausdrucken, wenn Du an der Uni eingeschrieben bist. Ansonsten kann man die auch kaufen, ist aber teuer (paar hundert Euro).
2) Einschweissen. Dazu gibt es zwei Arten von Geräten. Einerseits die "professionellen", die aus einem Arbeitstisch mit einer Rollenhalterung und einem Plastikdeckel über einem Gitter bestehen. Man legt das Produkt den vorne offenen Folienschlauch ein, zieht das ganze über das Gitter und schließt den Deckel. An der Deckelkante befinden sich Schweissdrähte, die das ganze von der Rolle trennen und vorne verschließen. Gleichzeitig bläst heisse Luft ein, die die Folie zum Schrumpfen bringt. Nach ein paar Sekunden geht der Deckel wieder auf und das Ding liegt verschweisst da. Kosten für so ein Gerät ab ca. 2500,- Euro aufwärts. Die zweite Variante ist ein manuelles Gerät, dass nur aus einem Schweissarm und der Rollenhalterung besteht. Hier muss man also einmal schweissen um das Produkt von der Rolle zu trennen, d.h. quasi in eine Tüte zu packen. Dann dreht man das Produkt um 90 Grad und schweisst vorne die offene Stelle zu. Dann nimmt man den mitgelieferten Heissluftfön und bläst das Ding ein paar Sekunden von allen Seiten an und das Ergebnis ist das gleiche. Kosten für so ein Ding: Ein paar Hundert Euro (!). Sofern Du an einem Stück nicht mehr als 200 Spiele verpackst, ist das die sinnvollere Alternative.
2a) Auch noch wichtig: Der grüne Punkt. Wenn Du Spiele in Umlauf bringst, die eine solche Folienverpackung haben musst Du entweder den Kunden und Händlern ein Rücknahmesystem anbieten (d.h. Du musst das Porto für die Rücksendung der Folie tragen!) oder den Grünen Punkt anbringen. Dazu unterschreibst Du beim Dualen System einen Vertrag und druckst Dir die Punkte selbst auf Aufkleber, die Du dann auf die fertig verschweissten Packungen klebst. Kosten für den Vertrag: 0,-. Kosten pro Produkt: ca. 1 Cent, je nach Größe. Du machst dann immer einmal pro Jahr eine Abrechnung in der Du angibst, wieviele Verpackungen und wieviel Gewicht an Folie Du in Umlauf gebracht hast.
3) Konfektionieren. Das ist viel Arbeit. Du kannst Dir natürlich die Teile in Zipbeutel verpackt abgezählt anliefern lassen. Dann musst Du nur noch die einzelnen Beutel, Spielbrett usw. in die Schachtel legen und einschweissen. Bei einer Auflage bis maximal 1000 ok, über 1000 würde ich komplett von Ludofact produzieren lassen, dann entfällt auch das Einschweissen und der Grüne Punkt. Nur das CE und Kinder-Zeichen müssen trotzdem drauf.
4) EAN-Code. Richtig, nicht unbedingt notwendig, nur für Scannerkassen. Kann man im Notfall auch nachträglich mit Aufklebern anbringen, falls Toys'R Us Deine Spiele verkaufen will ;-)
Für den Forumsmoderator: Ja, man könnte diesen kompletten Text mal in die FAQ aufnehmen, das will eigentlich jeder Eigentverleger wissen, gelle?
Viel Erfolg!