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Warum Spieleautor werden?

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Günter Cornett

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Günter Cornett » 6. März 2006, 09:12

Dirk Piesker schrieb:
>
> Hallo Günter,
>
>
> ich habe am Wochenende nochmal über die Frage nachgedacht,
> und dabei ist mir folgendes klar geworden:
>
> Ich tendiere eher dazu, einen Menschen ob seiner
> Persönlichkeit als Künstler zu bezeichnen denn als "Berufsbezeichnung".
> Es ist nicht das "Arbeitsergebnis", das einen Künstler zu
> eben diesem macht.
>
> Ist das nachvollziehbar?
>
> So gesehen könntest Du in meinen Augen durchaus noch zum
> Künstler werden, bezweifle aber, dass Dir irgendwas daran liegt. ;-)


Hallo Dirk,

ich weiss nicht, ob ich dich richtig verstehe. Ein Künstler ist IMHO dadurch Künstler, das er ein individuelles Werk schafft, also durch die Tätigkeit nicht durch bloßes Sein. Das Arbeitsergebnis braucht es damit schon, wobei es aber nicht notwendigerweise auf das bloße Ergebnis ankommt sondern auf den kreativen Prozess seiner Herstellung.

In meinen Augen sind auch Kinder, die Bilder malen, Künstler. Ob man einen Menschen als Künstler bezeichnet hängt aber eher davon ab, welche Bedeutung seine künstlerische Tätigkeit in seinem Leben einnimmt (unabhängig vom Ergebnis). Wenn du das mit Persönlichkeit meinst, sehe ich das auch so.

Wenn ein Künstler von seiner Kunst lebt, ist es auch eine Berufsbezeichnung. Ich halte es für falsch, die Tätigkeit auf den Broterwerb zu reduzieren, weil dieser eben nur ein Aspekt seiner Arbeit ist.

Gruß, Günter

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Thomas O.

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Thomas O. » 6. März 2006, 10:00

Günter Cornett schrieb:
>
> Da lässt sich zwar manches seelenlos konstruieren, Bekanntes
> zusammenmanschen. Diese Auffassung mag auch der Grund sein,
> weshalb sich ernsthafte Autoren als Profis und nicht als
> Künstler oder gar Hobby-Autoren sehen und etwas abfällig auf
> Leute schauen, denen ihre Beschäftigung mit dem Werk
> wichtiger ist, als Publikumsgeschmack, kommerzieller Erfolg
> und Spielemarkt. Insofern ist es richtig, dass ein
> Spieleautor nicht zwangsläufig Künstler sein muss. Aber es
> ist seine eigene Entscheidung, ob er sich als Künstler sieht
> oder als Businessman der ein Produkt verkauft. Beides ist
> nicht unvereinbar. Ich denke, es setzt jeder andere
> Schwerpunkte und nur selten ist man ganz das eine oder


Hi,

von der rein analytischen Betrachtung des Begriffes "Künstler" her magst du recht haben, zumindest weisen die Arbeitsweisen und -ergebnisse von z.B. Malern und Spieleautoren gewisse Parallelen auf, doch irgendetwas in mir sträubt sich dagegen, mich als Künstler zu bezeichnen. Da finde ich den Ansatz von Andreas K. schon eher schlüssig und kann mich dem nur anschließen.

> Aber ob jemand Künstler ist oder nicht, entscheidet
> jeder für sich selbst. Ob andere mit seiner Kunst was
> anfangen können, entscheiden andere.

Dann entscheide ich für mich, dass ich kein Künstler bin ;-)
Das, womit ein paar Leute was anfangen können und das von mir stammt, würde ich als Produkt bezeichnen, und zwar im umfassenden Sinne. Dieses Produkt besteht aus vielen Komponenten, und zwar aus der rein technischen Erfindung des Mechanismus (der sehr wohl, obgleich konstruiert, keineswegs seelenlos sein muss, sondern spielspaßerzeugend sein kann), aus der Ausarbeitung des Themas (das im Zusammenhang mit dem Mechanismus für den Spieler schlüssig sein sollte), dem grafischen Design (für das ich nicht verantwortlich bin, das aber die ersten beiden Punkte gleichermaßen unterstützen sollte) sowie der Spielregel (vergleichbar mit einer Produktbeschreibung oder "Bedienungsanleitung"). Dass man als Spieleautor bestrebt ist, unter Berücksichtigung all dieser Komponenten ein "perfektes" Produkt zu kreieren, finde ich weder kapitalistisch noch kommerziell anstößig. Es geht doch gar nicht darum, den großen finanziellen Erfolg anzustreben, sondern ein "gutes Spiel" zu erschaffen, nach all den Kriterien, die in Rezensionen üblicherweise für gute Spiele angesetzt werden (Mechanismus, Setting, Umsetzung, Spielspaß, Anleitung).

BTW: Ist ein Koch für dich auch ein Künstler?

Gruß Thomas O.

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Dirk Piesker
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Beiträge: 950

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Dirk Piesker » 6. März 2006, 10:40

> ich weiss nicht, ob ich dich richtig verstehe. Ein Künstler
> ist IMHO dadurch Künstler, das er ein individuelles Werk
> schafft, also durch die Tätigkeit nicht durch bloßes Sein.
> Das Arbeitsergebnis braucht es damit schon, wobei es aber
> nicht notwendigerweise auf das bloße Ergebnis ankommt sondern
> auf den kreativen Prozess seiner Herstellung.

Ja, Du hast Recht, ganz abgekoppelt vom Werk und dem Prozess des
Schaffens ist der Begriff auch nicht.

> Ob man einen Menschen als Künstler bezeichnet hängt aber eher
> davon ab, welche Bedeutung seine künstlerische Tätigkeit in
> seinem Leben einnimmt (unabhängig vom Ergebnis). Wenn du das
> mit Persönlichkeit meinst, sehe ich das auch so.

Ja, das trifft es. "Persönlichkeit" ist ja nichts, was so einfach mal so da ist,
oder was jemand per Gene mitbekommen hat.

Dirk

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Günter Cornett

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Günter Cornett » 6. März 2006, 10:44

Thomas O. schrieb:

>
> Hi,
>
> von der rein analytischen Betrachtung des Begriffes
> "Künstler" her magst du recht haben, zumindest weisen die
> Arbeitsweisen und -ergebnisse von z.B. Malern und
> Spieleautoren gewisse Parallelen auf, doch irgendetwas in mir
> sträubt sich dagegen, mich als Künstler zu bezeichnen. Da

Hallo Thomas,
Vielleicht ist es mangelnder Respekt vor deiner eigenen Arbeit ? ;-)

> finde ich den Ansatz von Andreas K. schon eher schlüssig und
> kann mich dem nur anschließen.
>
> > Aber ob jemand Künstler ist oder nicht, entscheidet
> > jeder für sich selbst. Ob andere mit seiner Kunst was
> > anfangen können, entscheiden andere.
>
> Dann entscheide ich für mich, dass ich kein Künstler bin ;-)



ok, damit habe ich kein Problem. :)

> Das, womit ein paar Leute was anfangen können und das von mir
> stammt, würde ich als Produkt bezeichnen, und zwar im
> umfassenden Sinne. Dieses Produkt besteht aus vielen
> Komponenten, und zwar aus der rein technischen Erfindung des
> Mechanismus (der sehr wohl, obgleich konstruiert, keineswegs

Der Spielmechanismus ist i.d.R. nichts technisches auch wenn man den Begriff 'spieltechnisch' verwendet.

> seelenlos sein muss, sondern spielspaßerzeugend sein kann),
> aus der Ausarbeitung des Themas (das im Zusammenhang mit dem
> Mechanismus für den Spieler schlüssig sein sollte), dem
> grafischen Design (für das ich nicht verantwortlich bin, das
> aber die ersten beiden Punkte gleichermaßen unterstützen

Wie unterscheidet sich deine Tätigkeit vom Zusammenbau eines Kugelschreibers?

Ist das im Prinzip das selbe?

> sollte) sowie der Spielregel (vergleichbar mit einer
> Produktbeschreibung oder "Bedienungsanleitung"). Dass man als

Vergleichbar ist vieles, dabei kann man mitunter gravierende Unterschiede feststellen, in diesem Fall zwischen einer Produktbeschreibung/Bedienungsanleitung und einer Spielregel.

Eine Bedienungsanleitung genießt keinen urheberechtlichenSchutz.
Eine Spielregel - in Zusammenhang mit dem Spiel und die nötige Schöpfungshöhe vorausgesetzt - aber sehr wohl. Sie ist das Werk und damit wesentlich mehr als nur ein Beipackzettel.

Bedienungsanleitungen sind '[b]Anweisungen[/b] an den menschlichen Geist'.
Spielanleitungen eröffnen den Spielern dagegen einen Raum voller - aufeinander abgestimmter - Möglichkeiten, miteinander Spaß zu haben. Dafür braucht es mehr Fähigkeiten als nur die, einen Vorgang zu beschreiben.

> Spieleautor bestrebt ist, unter Berücksichtigung all dieser
> Komponenten ein "perfektes" Produkt zu kreieren, finde ich
> weder kapitalistisch noch kommerziell anstößig. Es geht doch

Das finde ich auch nicht anstößig. Ich finde es allerdings schade, die Tätigkeit eines Spieleautors auf die Herstellung eines marktfähigen Produktes zu reduzieren.

> gar nicht darum, den großen finanziellen Erfolg anzustreben,
> sondern ein "gutes Spiel" zu erschaffen, nach all den
> Kriterien, die in Rezensionen üblicherweise für gute Spiele
> angesetzt werden (Mechanismus, Setting, Umsetzung, Spielspaß,
> Anleitung).

Ich möchte in erster Linie Spiele machen, die ich selbst gut finde.
Marktfähig sollten sie auch sein. Aber das ist eben nur ein Aspekt.

> BTW: Ist ein Koch für dich auch ein Künstler?

Nein, auch wenn er sein Handwerk kunstvoll beherrschen mag. Seine Kunst kommt von Können, nicht aus der Kreativität. Es sei denn, der Koch kreiert neue Rezepte.

Kochrezepte sind - wie Bedienungsanleitungen - nicht urheberechtlich geschützt (da bloße 'Anweisungen an den menschlichen Geist') und werden deshalb - so wie was besonderes sind - nach Möglichkeit geheim gehalten.

Gruß, Günter

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Thomas O.

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Thomas O. » 6. März 2006, 13:23

Günter Cornett schrieb:
>
> Hallo Thomas,
> Vielleicht ist es mangelnder Respekt vor deiner eigenen
> Arbeit ? ;-)

Nee nee, ich habe vor Künstlern keinen Deut mehr Respekt als vor Schiffbauingenieuren, Streetworkern oder Herzchirurgen ;-)
Ich respektiere schon das, was ich tue, auch neben dem Spieleerfinden.

> > Dann entscheide ich für mich, dass ich kein Künstler bin ;-)
>
> ok, damit habe ich kein Problem. :)

Uff, Danke... :-)

> > Das, womit ein paar Leute was anfangen können und das von mir
> > stammt, würde ich als Produkt bezeichnen, und zwar im
> > umfassenden Sinne. Dieses Produkt besteht aus vielen
> > Komponenten, und zwar aus der rein technischen Erfindung des
> > Mechanismus (der sehr wohl, obgleich konstruiert, keineswegs
>
> Der Spielmechanismus ist i.d.R. nichts technisches auch wenn
> man den Begriff 'spieltechnisch' verwendet.

Natürlich - das dürfte aber klar sein, auch wenn wir gerne Wörter klauben - meinte ich "technisch" im erweiterten Sinn, denn wie in einer Maschine die Zahnräder ineinandergreifen, müssen dies auch die Elemente eines Spiels tun. Sonst stockt der Motor bzw. der Spielfluss. Ich sehe da Parallelen, aber Achtung: keine Identität! Dass der Motor des neuen Audi Sonstwas reibungslos funktioniert, setzt man stillschweigend voraus, täte er es aber nicht, hätten also die Motoreningenieure einen schlechten Job gemacht, wäre der Wagen unbrauchbar. Von daher bleibe ich dabei, dass die Grundmechanik, das Funktionieren, die Basis für ein erfolgreiches Werk ist, sei es die Grammatik bei Buchautoren oder die Beherrschung der Spielmechanismen bei Spieleautoren.

> > seelenlos sein muss, sondern spielspaßerzeugend sein kann),
> > aus der Ausarbeitung des Themas (das im Zusammenhang mit dem
> > Mechanismus für den Spieler schlüssig sein sollte), dem
> > grafischen Design (für das ich nicht verantwortlich bin, das
> > aber die ersten beiden Punkte gleichermaßen unterstützen
>
> Wie unterscheidet sich deine Tätigkeit vom Zusammenbau eines
> Kugelschreibers?

Habe ich doch geschrieben, ein Spiel muss Spaß machen, eine Handvoll Leute für ne Weile nett unterhalten, die Menschen zum Lachen und Reden bringen. Das hab ich bei einem Kugelschreiber noch nicht erlebt, würde aber gerne 30 € für ein solches Gerät ausgeben, da es besser in die Jackentasche passt als ein Caylus :-)

> > sollte) sowie der Spielregel (vergleichbar mit einer
> > Produktbeschreibung oder "Bedienungsanleitung"). Dass man als
>
> Vergleichbar ist vieles, dabei kann man mitunter gravierende
> Unterschiede feststellen, in diesem Fall zwischen einer
> Produktbeschreibung/Bedienungsanleitung und einer Spielregel.

Deshalb ja auch "vergleichbar" und nicht "identisch".

> Eine Bedienungsanleitung genießt keinen
> urheberechtlichenSchutz.
> Eine Spielregel - in Zusammenhang mit dem Spiel und die
> nötige Schöpfungshöhe vorausgesetzt - aber sehr wohl. Sie ist
> das Werk und damit wesentlich mehr als nur ein Beipackzettel.
>
> Bedienungsanleitungen sind '[b]Anweisungen[/b] an den
> menschlichen Geist'.
> Spielanleitungen eröffnen den Spielern dagegen einen Raum
> voller - aufeinander abgestimmter - Möglichkeiten,
> miteinander Spaß zu haben. Dafür braucht es mehr Fähigkeiten
> als nur die, einen Vorgang zu beschreiben.

Diese Unterscheidung ist korrekt.

> > Spieleautor bestrebt ist, unter Berücksichtigung all dieser
> > Komponenten ein "perfektes" Produkt zu kreieren, finde ich
> > weder kapitalistisch noch kommerziell anstößig. Es geht doch
>
> Das finde ich auch nicht anstößig. Ich finde es allerdings
> schade, die Tätigkeit eines Spieleautors auf die Herstellung
> eines marktfähigen Produktes zu reduzieren.

Du hast mich falsch verstanden. Ich habe bewusst das Wort "marktfähig" vermieden, und ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum du mir das in den Mund legst. Und darauf reduziert haben kann ich es schon mal gar nicht, wenn ich noch nicht ein einziges Mal dieses Wort verwendet habe.
Ich habe von einem "Produkt" gesprochen und versucht, dir zu erklären, was ich damit meine. Nochmal: Ein Gesamtpaket, dessen Einzelkomponenten in der abgestimmten Zusammensetzung ein rundes Ganzes ergeben. Ob das Ding dann marktfähig ist, ist in dieser Phase zweitrangig.
Dass viele Verlage ebenso arbeiten (Schnüren eines runden Gesamtpaketes), um es marktähig zu machen, mag dich veranlasst haben zu glauben, ich lege Wert auf Marktfähigkeit.

> > BTW: Ist ein Koch für dich auch ein Künstler?
>
> Nein, auch wenn er sein Handwerk kunstvoll beherrschen mag.
> Seine Kunst kommt von Können, nicht aus der Kreativität. Es
> sei denn, der Koch kreiert neue Rezepte.
>
> Kochrezepte sind - wie Bedienungsanleitungen - nicht
> urheberechtlich geschützt (da bloße 'Anweisungen an den
> menschlichen Geist') und werden deshalb - so wie was
> besonderes sind - nach Möglichkeit geheim gehalten.

Köche - insbesondere Chefköche in renommierten Häuser - haben sehr wohl die Aufgabe, neue Gerichte zu kreieren. Als Ergebnis erlebt der Konsument seine Gaumenfreuden wie der Spieler seinen Spielspaß. Ist der Koch nun Künstler?

Gruß Thomas

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Andreas Last

Re: Mathematiker sind abwesend ?

Beitragvon Andreas Last » 6. März 2006, 13:56

Moin Thomas,
es ist aber interessant, wie viele Spieleautoren einen Beruf in Richtung Mathematik haben, oder gerade noch studieren ;-) Das war mir damals schon bei unserem allerersten HH Treffen aufgefallen, dass da doch ein gewisser Ueberhang besteht.

Dass ein Spieleautor kreativ sein muss, steht ausser Frage. Also wage ich mich mal weit aus dem Fenster mit der These:

Spieleautoren sind in haeufigen Faellen kreative Menschen mit einer mathematischen Begabung.

:-)

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Günter Cornett

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Günter Cornett » 6. März 2006, 14:00

Thomas O. schrieb:
>
> Günter Cornett schrieb:
> >
> > Hallo Thomas,
> > Vielleicht ist es mangelnder Respekt vor deiner eigenen
> > Arbeit ? ;-)
>
> Nee nee, ich habe vor Künstlern keinen Deut mehr Respekt als
> vor Schiffbauingenieuren, Streetworkern oder Herzchirurgen ;-)
> Ich respektiere schon das, was ich tue, auch neben dem
> Spieleerfinden.

Ich sprach von dem Respekt vor dem Werk nicht vor dem Künstler ;-)

> > > umfassenden Sinne. Dieses Produkt besteht aus vielen
> > > Komponenten, und zwar aus der rein technischen Erfindung des
> > > Mechanismus (der sehr wohl, obgleich konstruiert, keineswegs
> >
> > Der Spielmechanismus ist i.d.R. nichts technisches auch wenn
> > man den Begriff 'spieltechnisch' verwendet.
>
> Natürlich - das dürfte aber klar sein, auch wenn wir gerne
> Wörter klauben - meinte ich "technisch" im erweiterten Sinn,
> denn wie in einer Maschine die Zahnräder ineinandergreifen,
> müssen dies auch die Elemente eines Spiels tun. Sonst stockt

Jo, mir ist das wichtig in Hinblick auf den urheberrechtlichen Aspekt:
technische Erfindungen: Patent
Autorenwerk: Urheberrecht

Und wenn wir um Begriffe wie Kunst und Künstler diskutieren, dann macht es auch einen Unterschied, ob jemand Erfinder ist oder Autor.


> der Motor bzw. der Spielfluss. Ich sehe da Parallelen, aber
> Achtung: keine Identität! Dass der Motor des neuen Audi
> Sonstwas reibungslos funktioniert, setzt man stillschweigend
> voraus, täte er es aber nicht, hätten also die
> Motoreningenieure einen schlechten Job gemacht, wäre der
> Wagen unbrauchbar. Von daher bleibe ich dabei, dass die
> Grundmechanik, das Funktionieren, die Basis für ein
> erfolgreiches Werk ist, sei es die Grammatik bei Buchautoren
> oder die Beherrschung der Spielmechanismen bei Spieleautoren.

Jein. Man sollte sein Handwerkszeug schon beherrschen. Ob das wirklich in jedem Fall notwendig ist, bezweifle ich. Die Bilder malender Elefanten verkaufen sich ja auch nicht schlecht. ;-)
Ich denke, dass es auch möglich ist, ein erfolgreiches Buch zu schreiben, ohne auch nur die geringste Ahnung von Zeichensetzung zu haben.

Als Künstler kann man auch aus dem Bauch heraus tätig sein. In den meisten Fällen wird man dabei wohl weniger erfolgreich sein, was Verkaufszahlen angeht. Aber das ist ja nicht das einzige Kriterium.


> > > seelenlos sein muss, sondern spielspaßerzeugend sein kann),
> > > aus der Ausarbeitung des Themas (das im Zusammenhang mit dem
> > > Mechanismus für den Spieler schlüssig sein sollte), dem
> > > grafischen Design (für das ich nicht verantwortlich bin, das
> > > aber die ersten beiden Punkte gleichermaßen unterstützen
> >
> > Wie unterscheidet sich deine Tätigkeit vom Zusammenbau eines
> > Kugelschreibers?
>
> Habe ich doch geschrieben, ein Spiel muss Spaß machen, eine
> Handvoll Leute für ne Weile nett unterhalten, die Menschen
> zum Lachen und Reden bringen. Das hab ich bei einem
> Kugelschreiber noch nicht erlebt, würde aber gerne 30 € für
> ein solches Gerät ausgeben, da es besser in die Jackentasche
> passt als ein Caylus :-)

Natürlich kannst du mit einem Kugelschreiber auch lustige Dinge anstellen ... :)

Aber ich spreche hier nicht von den Produkteigenschaften sondern von der Tätigkeit des Zusammenbaus, der Herstellung des Produkts.

Für mich ist das eine (neues Spiel kreieren) eine kreative Leistung, das andere (Kugeschreiber zusammenbauen) nicht.

> > > sollte) sowie der Spielregel (vergleichbar mit einer
> > > Produktbeschreibung oder "Bedienungsanleitung"). Dass man als
> >
> > Vergleichbar ist vieles, dabei kann man mitunter gravierende
> > Unterschiede feststellen, in diesem Fall zwischen einer
> > Produktbeschreibung/Bedienungsanleitung und einer Spielregel.
>
> Deshalb ja auch "vergleichbar" und nicht "identisch".

Wenn ich deinen beitrag richtig verstanden habe, ging es dir aber schon darum, die Ähnlichkeiten zwischen Spielanleitung und Bedienungsanleitung zu betonen. Du hast eine Parallele gezogen: Spiel- Produkt, Spielanleitung-Bedienungsanleitung, mit dem Hinweis ein Spiel sei ein Produkt mit bestimmten Eigenschaften.

Das ist so wahr wie nichtssagend. Es geht ja um die Frage, ist ein Spiel ein Werk künstlerischen Schaffens oder [i]nur[/i] ein Produkt (wie im Prinzip jedes andere auch).


> > > Spieleautor bestrebt ist, unter Berücksichtigung all dieser
> > > Komponenten ein "perfektes" Produkt zu kreieren, finde ich
> > > weder kapitalistisch noch kommerziell anstößig. Es geht doch
> >
> > Das finde ich auch nicht anstößig. Ich finde es allerdings
> > schade, die Tätigkeit eines Spieleautors auf die Herstellung
> > eines marktfähigen Produktes zu reduzieren.
>
> Du hast mich falsch verstanden. Ich habe bewusst das Wort
> "marktfähig" vermieden, und ich weiß ehrlich gesagt nicht,
> warum du mir das in den Mund legst. Und darauf reduziert
> haben kann ich es schon mal gar nicht, wenn ich noch nicht
> ein einziges Mal dieses Wort verwendet habe.

Warum verwendest du denn das Wort Produkt statt Werk?
Die Bezeichnung Produkt für ein Spiel verweist IMHO auf seine Eigenschaft als Ware. (Es sei denn, du menst Produkt im Sinne von Ergebnis. Aber dann wird es immer weniger aussagekräftig)
Denn Spiele werden produziert, um verkauft zu werden.
Die Bezeichnung Werk verweist auf die Leistung des Autors.
Das einzelne Spiel wird nicht nur geschaffen, um verkauft zu werden sondern eben auch aus anderen persönlichen Motiven des Autors in Bezug auf sein Werk.


> Ich habe von einem "Produkt" gesprochen und versucht, dir zu
> erklären, was ich damit meine. Nochmal: Ein Gesamtpaket,
> dessen Einzelkomponenten in der abgestimmten Zusammensetzung
> ein rundes Ganzes ergeben.

Das nenne ich dann eher Werk als Produkt.

> Ob das Ding dann marktfähig ist,
> ist in dieser Phase zweitrangig.

Was ist dann erstrangig?

Doch wohl die künstlerische Arbeit des Autors.

> Dass viele Verlage ebenso arbeiten (Schnüren eines runden
> Gesamtpaketes), um es marktähig zu machen, mag dich
> veranlasst haben zu glauben, ich lege Wert auf Marktfähigkeit.

Nein, dass du sagst, ein Autor sei kein Künstler.
Warum ist er dann Autor? Prodzieren für den Markt ist da das naheliegndste Motiv, zumal du ganz nüchtern (kaufmännisch?) von Produkt sprichst.

> > > BTW: Ist ein Koch für dich auch ein Künstler?
> >
> > Nein, auch wenn er sein Handwerk kunstvoll beherrschen mag.
> > Seine Kunst kommt von Können, nicht aus der Kreativität. Es
> > sei denn, der Koch kreiert neue Rezepte.
> >
> > Kochrezepte sind - wie Bedienungsanleitungen - nicht
> > urheberechtlich geschützt (da bloße 'Anweisungen an den
> > menschlichen Geist') und werden deshalb - so wie was
> > besonderes sind - nach Möglichkeit geheim gehalten.
>
> Köche - insbesondere Chefköche in renommierten Häuser - haben
> sehr wohl die Aufgabe, neue Gerichte zu kreieren. Als
> Ergebnis erlebt der Konsument seine Gaumenfreuden wie der
> Spieler seinen Spielspaß. Ist der Koch nun Künstler?

[b]Der[/b] Koch vielleicht ja. Schrieb ich ja: "Nein ... Es sei denn, der Koch kreiert neue Rezepte". Ich schätze 99% der Köche haben aber mehr die Aufgabe sich an vorgegebene Rezepte zu halten.

Gruß, Günter

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Jochen Schwinghammer

Re: Mathematiker sind abwesend ?

Beitragvon Jochen Schwinghammer » 6. März 2006, 14:50

Hallo Thomas,

ich bin Lehrer, Mathematiker und Spieleautor.

Viele Grüße, Jochen Schwinghammer

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Spieleautor (Metin C.)

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Spieleautor (Metin C.) » 6. März 2006, 15:13

hmm, teilweise ist das ja hier eine recht hitzige Diskussion geworden. Ob Künstler, Erfinder oder Autor: irgendwie ist man doch von allem etwas.

@Andreas Kwasniak
>Hallo Spieleautor,
>
>Thomas O. hat schon ein wenig Recht, ich habe es ganz gerne wenn ich mit >Leuten kommuniziere dessen Namen mir bekannt sind.

Tja, da muss ich Dich/Euch enttäuschen. Meinen Namen kennt hier sicherlich keiner. Hab mal hier gelegentlich nur ein bissl rumgelesen

>Aber von jemandem der vor hat in das Licht der Öffentlichkeit zu treten, erwarte >ich schon ein wenig mehr. Wenn Du schon bereits aus Funk und Fernsehen >bekannt bist, könnte ich Deine Zurückhaltung natürlich auch nachvollziehen.

Berühmt bin ich leider auch nicht. Aber wer weiß, vielleicht bring ich ja das nächste "Mensch ärgere Dich nicht" oder "Monopoly" raus?? :-))

Es geht ja hier nicht darum, ob man seinen Namen verraten soll oder nicht. Mir ging es einfach nur um die Frage nach der Motivation, den Beweggründen, ein Spielautor zu werden/sein. Und auch, was man dazu alles braucht/welche Voraussetzungen? Kann ich das auch? Reicht die Idee alleine aus? Und wenn man es geschafft hat, ein Spiel an den Verlag zu bringen: hat sich das gelohnt? In finanzieller Hinsicht? Annerkennung? Persönliche Zielerreichung?....
Eigentlich 1000 Fragen. Aber ich denke mal, das weiß man erst, wenn man es selbst ausprobiert hat. Dann kann man sich die Fragen selbst beantworten...

... und einen Künstlernamen finde ich nicht so schlimm. Den kann man sich viel leichter merken.

Gruß
Metin C.

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Dirk Piesker
Kennerspieler
Beiträge: 950

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Dirk Piesker » 6. März 2006, 16:26

Hallo Günter,

ich nochmal :-)

> [b]Der[/b] Koch vielleicht ja. Schrieb ich ja: "Nein ... Es
> sei denn, der Koch kreiert neue Rezepte". Ich schätze 99% der
> Köche haben aber mehr die Aufgabe sich an vorgegebene Rezepte
> zu halten.

Wir hatten ja den schönen Begriff des "Schöpfens" im Bezug auf Künstler.

Natürlich kann Kochen genauso viel schöpferisch sein oder nicht wie
Spielerfinden. Das blosse Mischen von Zutaten kann im einen wie im anderen
Fall blosses geistloses Tun sein, wie es eben auch einen schöpferischen Akt
darstellen, der in einem mehr oder minder brillianten Ergebnis münden.

Wieviel Prozent der neuen Spiele treffen denn auf Deine obige Beschreibung
zu, im Sinne von Spielmechanismen, Setting, Grafik ( Stichwort Vohwinkelisierung ) usw... ? Da wird auch nur bereits bekanntes gekocht.


Dirk

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Günter Cornett

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Günter Cornett » 6. März 2006, 16:58

Dirk Piesker schrieb:
>
> Hallo Günter,
>
> ich nochmal :-)
>
> > [b]Der[/b] Koch vielleicht ja. Schrieb ich ja: "Nein ... Es
> > sei denn, der Koch kreiert neue Rezepte". Ich schätze 99% der
> > Köche haben aber mehr die Aufgabe sich an vorgegebene Rezepte
> > zu halten.
>
> Wir hatten ja den schönen Begriff des "Schöpfens" im Bezug
> auf Künstler.
>
> Natürlich kann Kochen genauso viel schöpferisch sein oder nicht wie
> Spielerfinden. Das blosse Mischen von Zutaten kann im einen
> wie im anderen Fall blosses geistloses Tun sein, wie es eben auch einen

Das Mischen von Zutaten ist auch beim nichtkreativen Koch sicherlich nicht völlig geistlos.

> schöpferischen Akt darstellen, der in einem mehr oder minder brillianten
> Ergebnis münden.


Kann, muss aber nicht. Ein Koch, der sich mehr oder wenig streng an ein Rezept hält und allenfalls beim Würzen eine persönliche Note reinbringt, schafft nichts neues.
Ebenso wie jemand, der ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel nachbaut und dabei die Farben ein wenig verändert oder meinetwegen auch ein paar Felder hinzfügt.

Das Mischen von Zutaten bei Spielen kann aber schon bei kleinen Änderungen zu einem völlig neuen Ergebnis führen als beim Kochen. Ersetzt man die Nudeln durch Kartoffeln und lässt den Rest (Gemüse, Fleisch, ...) gleich, so ist die Änderung gering. Ersetzt man bei einem Spiel Würfel durch Karten kann die Änderung wesentlich größer ausfallen (muss natürlich nicht).

Wenn ein Koch ein vorhandenes Rezept dadurch variiert, dass er die Anteile der Zutaten geringfügig ändert, dann kocht er das selbe Gericht auf vielleicht bessere Art als ein anderer. Das ist Meisterhandwerk, solange es das Essen sehr verbessert, aber nichts wirklich Neues dabei herauskommt. Verglichen mit der Tätigkeit eines Spieleautors heisst das: Ein Spieleautor, der Carcassonne mit einer neuen Mischung der selben Karten kreiiert, ist wohl eher ein Plagiator.


> Wieviel Prozent der neuen Spiele treffen denn auf Deine obige Beschreibung
> zu, im Sinne von Spielmechanismen, Setting, Grafik (
> Stichwort Vohwinkelisierung ) usw... ? Da wird auch nur
> bereits bekanntes gekocht.

Zum Teil hast du recht. Wirklich Innovatives ist selten. Rein Plagiatives aber auch.
Hier stelt sich die Frage nach der Schöpfungshöhe.

Vergessen sollte man dabei nicht:
Ein Spiel ist mehr als die Summe seiner Mechanismen.
Es kommt darauf an, wie diese Mechanismen zusammenwirken.
Einzelene Regeländerungen können bei Verwendung der selben Zutaten große Änderungen am Spiel bewirken.

Gruß, Günter

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Thomas O.

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Thomas O. » 6. März 2006, 17:17

Günter Cornett schrieb:

> > Natürlich - das dürfte aber klar sein, auch wenn wir gerne
> > Wörter klauben - meinte ich "technisch" im erweiterten Sinn,
> > denn wie in einer Maschine die Zahnräder ineinandergreifen,
> > müssen dies auch die Elemente eines Spiels tun. Sonst stockt
>
> Jo, mir ist das wichtig in Hinblick auf den
> urheberrechtlichen Aspekt:
> technische Erfindungen: Patent
> Autorenwerk: Urheberrecht

Ich wollte ja nicht den rechtlichen Aspekt beleuchten, sondern eher die Frage, ob Spieleerfinden eine Kunst darstellt. Hinsichtlich des Urheberrechts hast du recht.

> Jein. Man sollte sein Handwerkszeug schon beherrschen. Ob das
> wirklich in jedem Fall notwendig ist, bezweifle ich. Die
> Bilder malender Elefanten verkaufen sich ja auch nicht
> schlecht. ;-)
> Ich denke, dass es auch möglich ist, ein erfolgreiches Buch
> zu schreiben, ohne auch nur die geringste Ahnung von
> Zeichensetzung zu haben.

Erfolgreich ja, aber künstlerisch wertvoll? Vielleicht müssen wir auch einfach nur unterscheiden zwischen "Kunst" und "wertvoller Kunst". Daran schließt sich aber die Frage, wie misst man den Wert von etwas, dass nicht in erster Linie für den kommerziellen Erfolg geschaffen wurde... Das könnten dann sog. Kunstexperten beantworten, aber da ist es ja in Grenzfällen wie bei den Juristen: 3 Experten, 4 Meinungen ;-)

> Als Künstler kann man auch aus dem Bauch heraus tätig sein.
> In den meisten Fällen wird man dabei wohl weniger erfolgreich
> sein, was Verkaufszahlen angeht. Aber das ist ja nicht das
> einzige Kriterium.

> Aber ich spreche hier nicht von den Produkteigenschaften
> sondern von der Tätigkeit des Zusammenbaus, der Herstellung
> des Produkts.
>
> Für mich ist das eine (neues Spiel kreieren) eine kreative
> Leistung, das andere (Kugeschreiber zusammenbauen) nicht.

Kreativ ja, da gebe ich dir recht. Und an dem Punkt sind wir uns ja auch einig. Nur lasse ich daraus nicht automatisch den Schluss zu, dass aus kreativer Arbeit Kunst entspringt.

> Wenn ich deinen beitrag richtig verstanden habe, ging es dir
> aber schon darum, die Ähnlichkeiten zwischen Spielanleitung
> und Bedienungsanleitung zu betonen. Du hast eine Parallele
> gezogen: Spiel- Produkt, Spielanleitung-Bedienungsanleitung,
> mit dem Hinweis ein Spiel sei ein Produkt mit bestimmten
> Eigenschaften.

Ähnlichkeiten sehe ich da auch nach wie vor. Ich muss in beiden Fällen mit dem Text in verständlicher Form den Leser in die Lage versetzen, mit dem gekauften Gegenstand das anzustellen, wofür es gemacht wurde und so, dass es seinen Zweck erfüllt. Die Einzelteile müssen durchgehend einheitlich bezeichnet werden, und Abläufe müssen beschrieben werden. Natürlich gibt es auch gravierende Unterschiede, aber diese erheben Spiele m.E. nicht zur Kunst.

> > hast mich falsch verstanden. Ich habe bewusst das Wort
> > "marktfähig" vermieden, und ich weiß ehrlich gesagt nicht,
> > warum du mir das in den Mund legst. Und darauf reduziert
> > haben kann ich es schon mal gar nicht, wenn ich noch nicht
> > ein einziges Mal dieses Wort verwendet habe.
>
> Warum verwendest du denn das Wort Produkt statt Werk?

Gute Frage, vielleicht weil ich Produkt nicht automatisch mit "verkaufsfähig" gleichsetze. Ich gebe zu, "Werk" ist der passendere Begriff.

> Die Bezeichnung Produkt für ein Spiel verweist IMHO auf seine
> Eigenschaft als Ware. (Es sei denn, du menst Produkt im Sinne
> von Ergebnis. Aber dann wird es immer weniger aussagekräftig)
> Denn Spiele werden produziert, um verkauft zu werden.
> Die Bezeichnung Werk verweist auf die Leistung des Autors.
> Das einzelne Spiel wird nicht nur geschaffen, um verkauft zu
> werden sondern eben auch aus anderen persönlichen Motiven des
> Autors in Bezug auf sein Werk.

Absolut meine Meinung :-)

> > Ich habe von einem "Produkt" gesprochen und versucht, dir zu
> > erklären, was ich damit meine. Nochmal: Ein Gesamtpaket,
> > dessen Einzelkomponenten in der abgestimmten Zusammensetzung
> > ein rundes Ganzes ergeben.
>
> Das nenne ich dann eher Werk als Produkt.

Si, Senor.

> > Ob das Ding dann marktfähig ist,
> > ist in dieser Phase zweitrangig.
>
> Was ist dann erstrangig?

Ein für mich und meine Mitspieler ein stimmiges, rundes Werk zu schaffen, das Spaß macht.

> Doch wohl die künstlerische Arbeit des Autors.

Wenn man es denn als künstlerische Arbeit ansieht. Du wirst jetzt zurück fragen "Ja, als was denn sonst, wenn es ein kreativer Akt ist?" Dann antworte ich "Als gestalterische Arbeit, und für mich ist Gestaltung nicht unbedingt Kunst." Das ist eine Bauchantwort, ich weiß, aber mehr kann ich dir dazu nicht sagen (finde ich selber schade).

> Nein, dass du sagst, ein Autor sei kein Künstler.
> Warum ist er dann Autor? Prodzieren für den Markt ist da das
> naheliegndste Motiv, zumal du ganz nüchtern (kaufmännisch?)
> von Produkt sprichst.

Für mich: Produzieren für mich selbst und meine Mitspieler. Es gibt Prototypen, da schütteln meine Testspieler den Kopf darüber, dass ich damit noch nicht versucht habe, einen Verlag zu finden, denn es sei ein Leichtes. Aber ich finde, es ist ein gelungenes Produkt und sieht gut aus im Regal ;-)

> [b]Der[/b] Koch vielleicht ja. Schrieb ich ja: "Nein ... Es
> sei denn, der Koch kreiert neue Rezepte". Ich schätze 99% der
> Köche haben aber mehr die Aufgabe sich an vorgegebene Rezepte
> zu halten.

Auch einige Prozent der Spieleautoren habe vielleicht nicht die Aufgabe, tun´s aber trotzdem... ;-)

Gruß, Thomas

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Dirk Piesker
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Beiträge: 950

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Dirk Piesker » 6. März 2006, 19:01

Hallo Günter,

alles d'accord, aber:

> Das Mischen von Zutaten bei Spielen kann aber schon bei
> kleinen Änderungen zu einem völlig neuen Ergebnis führen als
> beim Kochen. Ersetzt man die Nudeln durch Kartoffeln und
> lässt den Rest (Gemüse, Fleisch, ...) gleich, so ist die
> Änderung gering. Ersetzt man bei einem Spiel Würfel durch
> Karten kann die Änderung wesentlich größer ausfallen (muss
> natürlich nicht).

Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen schließe ich aus dieser Äußerung, dass
Du als Apieleautor sicher besser als als Koch bist :-)


Kullinarische Grüße,
Dirk

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Andreas Kwasniak

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Andreas Kwasniak » 6. März 2006, 19:44

Hallo Metin,
ich denke es ist Dir ganz gut gelungen, mit Deiner Frage einen bunten Strauß aus Ideen, Statements, Anregungen und und und aus den Forumsteilnehmern herauszulocken. Ich denke hier kamen viele, und es geht hoffentlich noch weiter, auf ihre Kosten. Ich habe jedenfalls Freude daran ( vor allem an den kleinen "Nebenkriegsschauplätzen") und möchte Dir einfach dafür danken.
Wieso soll man sich Deinen Namen nicht merken können, wenn Spieleautor davor steht :-) . Andreas

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Günter Cornett

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Günter Cornett » 6. März 2006, 19:47

Dirk Piesker schrieb:
>
> Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen schließe ich aus dieser
> Äußerung, dass
> Du als Apieleautor sicher besser als als Koch bist :-)

Ich schaff es mal sograde ein Rezept zu befolgen.
Bei ungenauen Angaben wie 'Prise' oder 'etwas' bin ich dann völlig hilflos. :)

Dennoch bin ich der lebende Beweis, dass es möglich ist, ein warmes Mittagessen ausschließlich nach Anleitung zu produzieren. Daran ist aber nichts Künstlerisches.

Versuch mal ein Spiel ausschließlich nach Anleitung zu entwerfen:
In solch einem Rezept stünde dann drin, wie du welches Material baust, sowie der Wortlaut der Spielanleitung. Willst du ein eigenes Spiel machen, musst du die Anleitung zum Spieldesign wegwerfen oder sehr frei anwenden. Man baut also entweder nach oder was eigenes als Autor oder ist überfordert.

Vergleicht man die Tätigkeit eines Spieleautors mit der eines Kochs, so entwirft der Spieleautor mit jedem Spiel ein neues Rezept. Das machen sicherlich nur die wenigsten Köche.

Ich sage ja nicht, dass Köche nie Künstler seien.
Aber der 0815-Kantinen-Koch, der über Jahre alle 14 Tage das selbe Menü kocht, gehört meiner Meinung nach nicht dazu.

Aber ich gebe zu, das ist auch eine Frage der persönlichen Enstellung.
Man kann es noch etwas weiter treiben:
Klamotten-Shopping kann auch Kunst sein.
Sich immer neue Sachen kaufen, um immer anders auszusehen.
Soweit möchte ich den Kunstbegriff zwar nicht ausdehnen,
aber wer es so sieht, kann durchaus mehr oder weniger gute Gründe dafür haben.

Gruß, Günter

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Dirk Piesker
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Beiträge: 950

Re: Warum Spieleautor werden?

Beitragvon Dirk Piesker » 6. März 2006, 20:27

Günter Cornett schrieb:


wie mein alter Deutsch-Lehrer zu sagen pflegte:

Jeder Vergleich hinkt, aber nicht alle was hinkt ist ein Vergleich.

Den Vergleich Koch - Spieleautor sollten wir daher auch nicht überstrapazieren.

> Aber ich gebe zu, das ist auch eine Frage der persönlichen
> Enstellung.

Meine hat sich in dieser Diskussion zumindest verändert.


> Man kann es noch etwas weiter treiben:
> Klamotten-Shopping kann auch Kunst sein.
> Sich immer neue Sachen kaufen, um immer anders auszusehen.
> Soweit möchte ich den Kunstbegriff zwar nicht ausdehnen,
> aber wer es so sieht, kann durchaus mehr oder weniger gute
> Gründe dafür haben.

Der Akt des Shoppens an sich vielleicht nicht, aber das Selbst-Styling
kann durchaus künstlerische Aspekte haben. Nicht ohne Grund benutzen viele
bildende Künstler ihren Körper, um sich und ihre Kunst auszudrücken.

Ach, jetzt sollten wir uns an einem regnerischen Abend mit einem Glas
Single Malt an den Kamin setzen und weiter diskutieren :-)

Dirk

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Annika

Re: Mathematiker sind abwesend ?

Beitragvon Annika » 7. März 2006, 05:30

Hallo Thomas,

Thomas Rauscher schrieb:
>
> Liebe Annika,
>
> hmm... Ich frage mich gerade, was Du wohl für Mathematiker
> kennengelernt hast.
>
> Den von dir beschriebene Zustand des Abwesend- oder
> Versunkenseins kann man m.E. nicht nur bei Mathematikern
> beobachten, sondern auch bei:
>
> - allen kreativen Berufen (Schriftsteller, Musiker, Maler,
> etc.)
> - bei Forschern bzw. Wissenschaftlern allgemein
>

den Zustand, tief in Gedanken versunken zu sein, sehe ich tatsächlich am häufigsten bei Mathematikern. Meine Erklärung dafür ist, dass für Mathematik eine tiefere Konzentration notwendig ist, als für viele andere Tätigkeiten. Wenn man nicht alles andere ausblenden und jedes Detail und jeden Gedankengang im Kopf behalten kann, so stürzt das Gedankengebäude augenblicklich zusammen.


> - und im übrigen bei allen Menschen, wenn sie z.B. ein dickes
> und sehr spannendes Buch lesen.
>

Das stimmt allerdings. Bücher haben einen unwahrscheinlichen Sog-Effekt.

> Nicht passieren wird Dir das bei:
>
> - Marketingspezialisten
> - Versicherungsvertretern
> - Lehrern
>
> Diesen Typus muss man eher am Zwanghaften Kommunizieren
> hindern.
>
> Insofern finde ich, dass Spieleautoren und Mathematiker sich
> nicht mehr ähnlicher sind als viele andere der zuerst
> genannten Berufe.

Das mag sein. Ich kenne auch zu wenig Spieleautoren, um zu beurteilen, wie tief der durchschnittliche Autor in Gedanken versunken ist. :) Der Beitrag von Andreas Kwasniak hat mich einfach sehr an die Mathematik erinnert.


>
> Ich würde dagegen vor allem behaupten, dass ein Spieleautor
> ein kreativer Mensch ist. Dass Mathematik beim Spieleerfinden
> hlft, steht auf einem anderen Blatt.
>
> Gruß
>
> Thomas (der selbst kein Mathematiker ist, aber fast)

Viele Grüße,
Annika

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Thomas Rauscher

Re: Mathematiker sind abwesend ?

Beitragvon Thomas Rauscher » 7. März 2006, 19:27

Hallo Jürgen,

ich arbeite in der EDV-Abteilung einer Versicherung und der Großteil der Nachbarn in meiner Reihenhaussiedlung sind Lehrer.

Also bitte nicht böse sein über meine Vergleiche, diese sollten die beiden konträren Positionen illustrieren und waren dementsprechend überspitzt, wobei sie sich durchaus schon aus meiner eigenen Erfahrung speisen.

Wie immer gilt natürlich: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Gruß

Thomas

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Mac

Re: Spieleautoren <--> Volkswirte

Beitragvon Mac » 9. Mai 2006, 15:29

Volkswirt geht auch!

Volkswirte versuchen, die ökonomische Wirklichkeit in komplizierte (mathematische) Modelle zu pressen und mit den passenden antropogenen Anreiz- und Effekttheoremen zu versehen. Leider taugen die ökonomischen Modelle meistens nicht besonders viel. Vom Entwerfen ökonomischer Modelle bis zur Spielentwicklung ist es aber dann nur noch ein kleiner Schritt (mein Studienschwerpunkt war u.a. Spieltheorie).
spielerischen Gruß
Mac


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