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Staupes offener Brief

Tipps und Tricks für Autoren und Illustratoren
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Detlef W.
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Staupes offener Brief

Beitragvon Detlef W. » 24. November 2010, 08:35

Lieber Herr Staupe,

soeben komme ich ins Büro und lese Ihren offenen Brief. Da ich nicht weiß, wie ich mich mit Ihnen direkt in Verbindung setzen kann, mache ich es über dieses Forum, ich hoffe, das ist erlaubt.

Ohne Kenntnis der Spiele sollte man sich nicht äußern, ich mache es dennoch, weil ich Ihrem Brief trotz aller Verärgerung eine gewisse Gelassenheit entnehme, die mir früher einmal gefehlt hat, die ich mir aber im Laufe der Jahrzehnte habe aneignen können. Was Ihnen passiert sein muss, habe ich in einem kleinen Artikel in der Pöppel Revue Heft 3 aus 1990, S. 58 einmal beschrieben. Deshalb war ich über den Inhalt Ihres Briefes nicht überrascht (überrascht hat es mich, dass es nicht schon früher passiert ist). Als leider nur noch sporadisch tätiger Autor bin ich aber erschrocken darüber. So sollte und darf es - unterstellt, ihr Vorwurf ist richtig - nicht zugehen!

Als ich damals meine persönliche Meinung in dem Artikel äußerte, bin ich - emotional gesehen völlig zu Recht - von anderen Autoren und auch von Berufskollegen sehr gescholten worden. Offenbar hat man geglaubt, dass ich die von mir beschriebene juristische Situation persönlich gutheiße. Als Jurist lernt man aber, seine persönliche Ansicht von der des Gesetzgebers zu unterscheiden.

Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Sie sich juristisch nicht wehren wollen. Auch das ist Ihr gutes Recht. Vielleicht überlegen Sie sich das aber noch einmal. Ich kenne da einen Kollegen, der sich mit dem Thema ganz gut auskennen dürfte, ich glaube, den kennen Sie auch ......(nur vorsorglich für alle argwöhnischen und nicht mitdenkenden Leser: Ich bin es definitiv nicht, meine Fachrichtung liegt woanders, ich will mir also auf diese Weise kein Mandat an Land ziehen!!!)

Aber: Wenn jemand, der einen vermeintlichen (im Sinne von vermuteten) Rechtsverstoß begangen hat, keine juristische Gegenwehr verspürt, macht es vielleicht wieder. Und das kann nun weiß Gott nicht im Interesse aller liegen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Detlef W.

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rolf
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Re: Staupes offener Brief

Beitragvon rolf » 24. November 2010, 09:04

Hallo,
einige Anmerkungen von mir:
da jedes Jahr mehrere Hundert Spiele neu erscheinen, ist es wirklich verwunderlich, dass es solche "Doubletten" nicht häufiger gibt.
Es kann doch nicht immer ein neuer "Stein der Weisen" erfunden werden (z. B. Die Siedler von Catan).
Wer kennt denn schon alle aktuellen Spiele und die schon lange nicht mehr auf dem Markt erhältlich sind ?
Da helfen die diversen Datenbanken auch nicht immer weiter.
LG
Rolf

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Gead
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Beiträge: 153

Re: Staupes offener Brief

Beitragvon Gead » 24. November 2010, 11:08

Hallo,

kein Mensch kann alle Spiele dieser Welt kennen. Aber jeder, der auf etwas hingewiesen wird, sollte zumindest gesprächsbereit und generell offen für Kritik sein.

Das Verhalten des französischen Verlags Blue Orange Games erinnert aber leider im Fall DOBBLE an das immer wiederkehrende Phänomen des in die Kritik geratenen Politikers, der solange seine Unschuld (mit markigen Worten) beteuert, bis ihm das Gegenteil bewiesen wurde.

Und gerade weil der Autor Reinhard Staupe hier keinen Gerichtsprozess anstrebt, dürfen die von ihm (auf die vermeintliche "Parallelentwicklung" hin) Angesprochenen umso selbstbewusster auftreten - haben ja eh nichts zu befürchten?! Das dürfte wohl tatsächlich so sein, denn mit den "Veränderungen" in der Ausgestaltung bzw. Umsetzung der originären Spielidee sind ja nachweislich genügend (?) Änderungen vorgenommen worden, um vor dem Plagiatsvorwurf gefeit zu sein.

Außergerichtliche Grüße
Gead

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Reinhard Staupe
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Beiträge: 72

Re: Staupes offener Brief

Beitragvon Reinhard Staupe » 24. November 2010, 12:31

Detlef W. schrieb:
> Aber: Wenn jemand, der einen vermeintlichen (im Sinne von
> vermuteten) Rechtsverstoß begangen hat, keine juristische
> Gegenwehr verspürt, macht es vielleicht wieder. Und das kann
> nun weiß Gott nicht im Interesse aller liegen.


Hallo Detlef!

Danke für Dein Posting. Zu erreichen bin ich direkt am Besten über: rstkassel@hotmail.com

Hoffen wir mal, dass Asmodee vielleicht über den offenen Brief und die Diskussionen ein wenig Gegenwind bekommt und seine Ansicht überdenkt.
Eine juristische Auseinandersetzung ist wirklich das Allerletzte, was mir vorschwebt. So eine Sache ist schon ärgerlich und zeitraubend genug, der Gang zum Anwalt würde das Ganze dann noch mal heftiger (und kostspieliger) machen. Ich für meinen Teil beschäftige mich lieber mit angenehmen und konstruktiven Dingen, gehe lieber zum Spieletreff als in die Kanzlei oder bastele an neuen Ideen herum.

Da ich ganz gute Kontakte in die Buchverlagswelt habe, weiß ich, dass dort sehr viel schneller und häufiger zu schweren Geschützen gegriffen wird. Da ist mir die nette und beschauliche Spielewelt, so wie ich sie in gut 20 Jahren in fast allen Fällen kennen gelernt habe, dann doch deutlich sympathischer.

Viele Grüße,
Reinhard

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Familie Tschiep
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Re: Staupes offener Brief

Beitragvon Familie Tschiep » 24. November 2010, 13:10

Schwieriges Thema, natürlich äußerlich ärgerlich. Ich weiß nicht, ob man gerichtlich überhaupt mit seinem Anliegen durchkommt, Memory hat auch viele identische Klone und MÄDN hat auch Kopien, die identisch mit dem Original sind, wenn sie nicht ein anderen Namen hätten.

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peer

Re: Staupes offener Brief

Beitragvon peer » 24. November 2010, 13:21

Hi,
Familie Tschiep schrieb:
>
> Schwieriges Thema, natürlich äußerlich ärgerlich. Ich weiß
> nicht, ob man gerichtlich überhaupt mit seinem Anliegen
> durchkommt, Memory hat auch viele identische Klone und MÄDN
> hat auch Kopien, die identisch mit dem Original sind, wenn
> sie nicht ein anderen Namen hätten.

Beides sind Spiele die auf klassischen Spielen basieren und daher nicht unters Urheberrecht fallen - deshalb ist da die Marke geschützt. Der Fall liegt hier anders.

ciao
peer

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peer

Re: Staupes offener Brief

Beitragvon peer » 24. November 2010, 13:32

Hi,
Je komplizierter ein Spiel -und die Siedler sind ja schon recht komplex - desto geringer die Chance auf eine zufällige Parallelentwicklung. Einzelne Mechanismen (oder Themen) werden immer mal wieder parallel entwickelt -gerade wieder bei Speicherstadt und Felina - aber da kann man sich untereinander problemlos einigen, denn das Spiel selbst ist kaum dasselbe.
Bei sehr einfachen Spielen - wie Dobble/Kunterbunt ist das anders. Die basieren auf einer einzelnen Idee, Wertung etc. ergibt sich oft direkt aus der Grundidee. Daher kann es zu Parallelentwicklungen kommen und das passiert auch immer mal wieder (so gibt es z.B. mindestens drei professionell produzierte Spiele, bei denen man die letzten Sätze aus Büchern raten muss). Das ist nicht weiter schlimm, solange die Autoren und Verlage offen miteinander kommunizieren. (Ich kannte Kunterbunt auch nicht, bzw. wusste nicht, dass es fast dasselbe ist wie Dobble (bzw. umgekehrt))

Im vorliegenden Fall unterscheiden sich die beiden Spiele lediglich im Material (da ist die Idee unangetastet) und darin, dass bei Dobble die Gegenstände unterschiedlich groß sind. Das ist kaum ein entscheidender Unterschied - beachtet man, dass Jungle Jam/Jungle Speed ebenfalls gerichtlich als gleich erkannt wurden. Allenfalls müsste geklärt werden, ob das Spielsystem überhaupt eine ausreichend hohe Schöpfungshöhe aufweist, also schützenswert ist. Das würde Asmodee aber auch nicht wollen, denn die wollen ja auch ihrerseits einen Schutz genießen.
Übrigens gibt es imho noch ein Spiel im Asmodee (allerding Frankreich) - Programm, bei dem man streiten kann, wie eigenständig es ist: Mixmo:
http://www.faidutti.com/index.php?Module=ludotheque&id=660

Wirklich, 2 statt 1 Buchstaben nachziehen und 1 Sonderstein?
In meinen Augen eher eine Bearbeitung.

ciao
peer

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Familie Tschiep
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Beiträge: 175

Re: Staupes offener Brief

Beitragvon Familie Tschiep » 24. November 2010, 17:43

Stimmt, dass MÄDN Vorläufer hatte und der Herr Schmidt diese nur vereinfacht hat.

Ich kann Reinhard verstehen, dass er sich ärgert.

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Duchamp

Recherche

Beitragvon Duchamp » 25. November 2010, 08:58

Bevor man eine Spielidee weiter verfolgt, zumindest aber, bevor man sie veröffentlicht, sollte man recherchieren. Z.B. so:

1. -> BGG Homepage (www.boardgamegeek.com)

2. -> Adv.Search neben dem Suchfenster oben Mitte.

3. & 4. -> Unten die blauen Kategorien "category" und "Mechanic" anklicken und folgende 2 offensichtlichen Dinge als Suchraster eingeben:

5. - Children`s Game

6. - Pattern recognition

7. - "submit"

Auf der erscheinenden Liste ist das 10. Spiel "Catch the Match".

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Herbert

Link zum offenen Brief

Beitragvon Herbert » 26. November 2010, 10:14

Dieser Link hat mir beim Lesen dieser Zeilen gefehlt:

http://www.spieleautorenzunft.de/newsreader-de/items/plagiatsvorwurf-gegen-franzoesische-verlage-offener-brief-von-reinhard-staupe.html

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Knut

Re: Link zum offenen Brief

Beitragvon Knut » 26. November 2010, 10:31

Nun ja, mancher unterstellt halt, dass man hier nicht nur das Forum liest, sondern auch, was unter "Aktuelles" steht. Und da stand's schon vorher... ;-)

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Nase
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Beiträge: 78

Re: Staupes offener Brief

Beitragvon Nase » 27. November 2010, 20:36

Hallo,

ich finde die Art und Weise der Reaktionen der Verlage unmöglich. Den Weg den hier Reinhard Staupe gewählt hat finde ich absolut richtig.
Ich hoffe, dass die Spieler- und Autorenszene genauso offen über das Endergebnis informiert wird.
Ich für meinen Teil werde zurzeit nicht, wie in Göttingen vereinbart eine meiner Spielregeln ins Englische übersetzen und an die französische Redaktion schicken.
Naja, das unterstützt auch meine Faulheit.

Ich denke, dass Autoren die angesprochenen Verlage "schneiden" sollten. So lange, bis man von einer Lösung erfährt. Ich glaube hier ist Reinhard Staupe zu vielen Lösungen bereit.

Und tschüss,

Stefan

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Herbert

[OT] stimmt

Beitragvon Herbert » 29. November 2010, 15:14

Hallo Knut,

da gebe ich Dir recht, den hatte ich übersehen, obwohl ich da natürlich zuerst gesucht habe.

Gruß aus dem Münsterland
Herbert

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Herbert

Re: Staupes offener Brief

Beitragvon Herbert » 30. November 2010, 08:02

Hallo Reinhard,

habe mir die beiden Spiele mal angesehen und muss sagen: eindeutiger kann man nicht kopieren!

> Hoffen wir mal, dass Asmodee vielleicht über den offenen
> Brief und die Diskussionen ein wenig Gegenwind bekommt und
> seine Ansicht überdenkt.

Die Hoffnung hab ich auch, daher begrüße ich auch den offenen Brief.

> Eine juristische Auseinandersetzung ist wirklich das
> Allerletzte, was mir vorschwebt. So eine Sache ist schon
> ärgerlich und zeitraubend genug, der Gang zum Anwalt würde
> das Ganze dann noch mal heftiger (und kostspieliger) machen.

Es mag ja sein, dass Du nicht klagen willst. Aber warum teilst Du Asmodee dies mit? Zum einen verzichtest Du mit der Formulierung möglicherweise schon auf Deinen Rechtsanspruch, zum zweiten geht es denen ja primär ums Geld - also würde ich den Rechtsweg nie von vorherein ausschließen.

> Ich für meinen Teil beschäftige mich lieber mit angenehmen
> und konstruktiven Dingen, gehe lieber zum Spieletreff als in
> die Kanzlei oder bastele an neuen Ideen herum.

Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

> Da ich ganz gute Kontakte in die Buchverlagswelt habe, weiß
> ich, dass dort sehr viel schneller und häufiger zu schweren
> Geschützen gegriffen wird. Da ist mir die nette und
> beschauliche Spielewelt, so wie ich sie in gut 20 Jahren in
> fast allen Fällen kennen gelernt habe, dann doch deutlich
> sympathischer.

Das Wissen um die Geschütze fördert aber auch den Anstand des Einzelnen.

Ich sehe die Gefahr, dass man am Ende des Tages bei Asmodee der Ansicht ist, "alles richtig gemacht" zu haben. Man hat geklaut, es ist wenig passiert, die Zahlen stimmen: also weiter so! Daher hätte ich zumindest nicht von vorherein den Rechtsweg kategorisch ausgeschlossen.

Gruß aus dem Münsterland
Herbert


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