Ich würde das aufteilen:
-Spieldauer
-Regelfülle
Dauer:Ein Spiel darf für mich heute nur noch maximal 4-5 Stunden dauern, ansonsten wird es sehr schwer, Mitspieler zu finden, und auch ich selbst finde dafür kaum noch den Rahmen. Außerdem haben wir keinen Raum, wo man ein Spiel einfach so stehen lassen kann.
Und es muss natürlich gut sein, damit die knappe Freizeit nicht verschwendet ist. Fesselnd und spannend, mit Immersion und Tiefe. Wenn das nicht der Fall ist, ist es nicht unwahrscheinlich, dass einer von uns aufsteht und nach Hause geht, und dass wir das nie wieder auspacken.
Descent zum Beispiel ist bei mir durchgefallen, einfach langweilig, weil man dann doch nix anderes macht als "Laufen und Monster umwürfeln". Das spielt sich fast von selbst, und eigentlich könnte ein Spieler alle Helden spielen, so begrenzt sind die Entscheidungen.
Die
Downtime ist auch ein wichtiger Faktor: Wenn ein Spiel einfach nur lange dauert, weil ich lange nichts machen darf, dann brauche ich das auch nicht unbedingt haben.
Prinzipiell spiele ich in 4 Stunden aber lieber mehrere kurze Spiele, als ein langes.
Regelfülle:Ich komme aus der Tabletop-Ecke und bin es daher gewohnt, hunderte Seiten Regeln zu lesen, aber bei Brettspielen muss ich das nicht unbedingt haben. Hier bevorzuge ich Spiele, die ein relativ schlankes Regelgerüst haben, und ihre Tiefe durch strategischen Anspruch oder selbsterklärendes Zusatzmaterial (etwa irgendwelche Karten, die man erst verstehen muss, wenn sie auftauchen) erreichen. Wenn ich länger als eine halbe Stunde einer Regelerklärung lauschen muss, dann driftet mein Verstand schon ab.
Ein Negativbeispiel ist für mich etwa "Die Alchemisten".
"Da gibt es diese Deduktionsmechanik mit der App... blablabla... dann geht es aber eigentlich hauptsächlich dieses Worker-Placement... blabla... aber zuerst muss man die Reihenfolge bestimmen, mit diesem System... und nicht vergessen, das ist wichtig, denn Arbeiter können auch verschwendet sein, wenn... dann gibt es auf dem Feld hier noch ein Spiel im Spiel, eine Unterbiete-Auktion mit komischen Regeln, um irgendwelchen Helden Tränke zu verkaufen... blabla... dann gibt es hier noch ein Feld, um Theorien zu veröffentlichen... und darum spielen wir eigentlich, das bringt Siegespunkte... für die gibt es aber spezielle Marker und nochmal ein Spiel im Spiel... und Widerlegen kann man das auch, mit folgenden Regeln... und hier... Items mit Sonderfähigkeiten... und... ach ja, nicht vergessen, man kann auch hier..."
Das war so viel Zeug mit so vielen unterschiedlichen Mechaniken, und dann auch noch teilweise nicht gerade intuitiv, da ist den meisten von uns schon beim Erklären die Lust vergangen, und beim Spielen selbst mussten wir andauernd unterbrechen, nachlesen, Züge zurücknehmen, weil irgendwer irgendwas falsch verstanden hatte...
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Ein Positivkandidat für einen langen "Taktikbrecher" ist für mich
Game of Thrones (Link zu einer Rezension in meinem Blog):
Die Regeln sind simpel genug, dass man sie auch Nicht-Kennerspielern nahebringen kann, die Mechaniken sind intuitiv und schnell erklärt, aber es bietet ungeheure taktische Tiefe und Raum für Fehler, die man ausnutzen kann.
Da alle Runden gleichzeitig erfolgen, hat man sehr wenig Downtime, außerdem sind in der Regeln fast alle Mitspieleraktionen irgendwie relevant oder zumindest interessant genug ("B kämpft gegen C? Betrifft mich eigentlich nicht, aber welchen Helden spielen sie? Oh, ihre mächtigsten? Dann haben sie die nicht mehr gegen mich...").