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Spiel des Jahres 2015

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BGBandit
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon BGBandit » 7. Juli 2015, 17:47

@ HDScurox:

richtig,es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Medien Einfluss auf die Menge haben

Deswegen gibt es Institutionen, die Jugendfeigaben vergeben und Filme wie "der weisse Hai" mit Einschränkungen versehen.

Colt Express hat glaub ich keine solche Einschränkung, weil wohl wissenschaftlich erwiesen ist, dass kein Kind einen Schaden davon trägt, wenn es Cowboy und indianer (oder in diesem Fall gangster und Raubüberfall) spielt

Thygra
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Thygra » 7. Juli 2015, 18:20

BGBandit hat geschrieben:Colt Express hat glaub ich keine solche Einschränkung (...)

Colt Express hat eine Altersempfehlung ab 10 Jahren.
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon widow_s_cruse » 7. Juli 2015, 18:29

BGBandit hat geschrieben:richtig,es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Medien Einfluss auf die Menge haben

Deswegen gibt es Institutionen, die Jugendfeigaben vergeben und Filme wie "der weisse Hai" mit Einschränkungen versehen.


Entsprechende Institutionen für die Jugendfreigabe von Gesellschaftsspielen gibt es nicht, oder? Meiner Kenntnis nach sprechen die Verlage die Altersfreigabe selbst nach gut Dünken aus - von wegen wissenschaftlich erwiesen - und die Altersempfehlung dreht sich selten um ethische Aspekte sondern eher um die kognitiven Fähigkeiten. :dodgy:
Liebe Grüße
Nils
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BGBandit
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon BGBandit » 7. Juli 2015, 18:54

Thygra hat geschrieben:
BGBandit hat geschrieben:Colt Express hat glaub ich keine solche Einschränkung (...)

Colt Express hat eine Altersempfehlung ab 10 Jahren.


Sorry mein Fehler, natürlich. Hatte gerade an die übliche 18erFSK von Filmen für Gewaltverherrlichung gedacht :shy:

@ widow-s-cruse

Ähm ja, wahrscheinlich, weil es da (auch von gesetzlicher Seite) einfach nichts einzuschränken gibt

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Der Siedler
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Der Siedler » 7. Juli 2015, 19:18

Bevor ich damit bei Gesellschaftsspielen anfangen würde, wären aus meiner Sicht erstmal manche Buchtitel dran, die völlig frei verkäuflich sind. Da sehe ich (teilweise) deutlich mehr Jugendgefährdungspotential als bei Colt Express.
Montagabend in der Bude - Jeden Montagabend neu!

Ganz aktuell: Bericht #213 vom 11.12.2019 - Diesmal neudabei: Imhotep

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Harry2017
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Harry2017 » 7. Juli 2015, 20:31

Jopp - sehe ich genauso. Ich hab auch einen weg, weil ich als Kind heimlich bei nem Kumpel einen Teil vom Exorzisten geguckt hab - und Tanz der Vampire liess mich damals im Sommer 2 Wochen mit Schal schlafen, trotzdem sind das rückblickend Kindheitserfahrungen die ich nicht missen möchte...

Die kleine Hexe, Pipi Langstrumpf und Tom Sawyer werden zensiert, Jim Knopf ganz aus dem Programm genommen - Schade und traurig finde ich das, da kann man mir 10x die einfache Allzweckwaffe der Stammtischkeule entgegenscheppern...

Da würde ich meinem Kind ja eher Metal und Rap verbieten ;-) Ich glaube ich habe irgendwo noch einen lustigen Polizeiflyer aus den 90ern für besorgte Eltern mit Kindern die Metal hören rumfliegen.... :)

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Tamidor
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Tamidor » 7. Juli 2015, 20:57

Das Thema Gewalt in Spielen habe ich ja selbst schon mehrmals im Forum aufgegriffen.
Ich gehe damit aber mehr und mehr lockerer um.
Es gibt leider wenige Spiele, die das Gefühl von Spannung, Abenteuer und dem überwinden von Gefahren ohne Kampf vermitteln.
Gerade als Kind möchte man aber Abenteuer erleben.
Cowboy und Indianer, Piraten, Ritter usw. sind seit langem Themen die Kinder faszinieren.
Woher diese Faszination kommt, obwohl man, wenn man als Erwachsener wirklich darüber nachdenkt, merkt wie schrecklich und brutal das alles ist mag ich nicht sagen. Fakt ist, wenn man das ausblendet, macht es einfach Spaß.
Und Kinder bleiben nun mal auf der Abenteuerebene.

Ich selbst achte bisher noch darauf, dass die Kinder als Spieler keine Menschen töten. In Fantasysettings wie Legenden von Andor gibt es die klar definierten bösen Monster und die Unterteilung in Gut und Böse ist denke ich bei Kindern noch wichtig. Erst bei älteren kann man erwarten auch die Grautöne wahrzunehmen.

So jetzt kommt ein Spiel wie Flick em up daher, was suuuuuuper spaßig aussieht.
https://boardgamegeek.com/video/72398/flick-em/dice-tower-reviews-flick-em

und nun?

Alterfreigabe des Verlages: 7 Jahre.

Da werden aber im Wild West Setting Menschen erschossen und zwar richtig, nicht nur wie bei Colt Express. Es gibt sogar einen Galgen.

Die Kids würden es lieben und ich auch.

Was nun?

Das Gefühl Kräfte messen und Wettkampf könnte höchstens noch ein Sportspiel simulieren aber eine Schießerei in einer Westernstadt bietet halt viel mehr an Atmosspähre, Spannung, Abenteuer, epischen Momenten usw...

Naja viel geschrieben und keine neuen Erkenntnisse geliefert.

Ich fange an Menschen zu beneiden, die weniger nachdenken und mehr Spaß haben.
aktuelle Lieblingsspiele: Galaxy Trucker, Legenden von Andor, Saboteur 2

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Harry2017
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Harry2017 » 7. Juli 2015, 21:00

Der letzte Satz ist spitze! Recht hast Du damit...

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SpieLama
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon SpieLama » 7. Juli 2015, 21:35

Jury-Mitglied Guido Heinecke schreibt über das Thema unter http://de.trictrac.net/news/das-sind-di ... ahres-2015 unter anderem:

Christophe Raimbault, der Autor des Spiels, ließ sich von Lucky Luke-Comics inspirieren und die Illustrationen von Jordi Valbuena treffen diesen Ton genauestens. Nirgends fließt Blut, die Blauen Bohnen bleiben abstrakt wie in jeder Schießerei zwischen den Daltons und dem Lonesome Cowboy. Wer also sagt, dass Colt Express kein Familienspiel sei, weil Fäuste und Geschosse fliegen, der wirft bitte mal ganz schnell seine Comicsammlung ins Altpapier.

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Tamidor
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Tamidor » 7. Juli 2015, 21:51

Das Zitat passt zum Titel des Themas. Die Fragestellung wurde aber inzwischen etwas erweitert.

Bei Flick em up hilft es nicht weiter.

Oder was ist mit King of New York, Small World, Bang! usw... ?

Sicher, das sind keine Spiele des Jahres, aber ab 8 empfohlen.

Auch Golem Arcana wird von Pegasus ab 8 empfohlen. Und das ist ein Kriegsspiel wo verbrannt, vergiftet, zermalmt usw. wird.

Spaß macht es trotzdem und natürlich wollten die Kids wissen, was Papa da interessantes hat. Also habe ich es ihnen gezeigt.
Mit schlechtem Gewissen beim Nachdenken und viel Spaß beim Spielen.
Da rede ich mich für mich selber noch raus, dass ja nur Elementarwesen bekämpft werden. Die Reiter tun sich ja nix. Ich glaube das nennt man Selbstverarschung, oder?

:huh:
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Florian-SpieLama
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Florian-SpieLama » 7. Juli 2015, 23:24

Ich glaube nicht, dass du dich selbst verarscht. Du sagst doch selber, dass Menschen zu beneiden sind, die weniger nachdenken und mehr Spaß haben. Und genau das machen deine Kinder! Niemand hat doch als Kind bei Tom und Jerry über Gewalt nachgedacht. Das kam erst im Alter. Deswegen denke ich, man sollte Kinder Kinder sein lassen und sie einfach spielen lassen. Wenn man bei so Spielen wie Colt Express schon anfängt ist der Ofen bald ganz aus. Cowboy und Indianer im Hof spielen? Verboten! Bomberman auf dem Nintenfo? Verboten? Colt Express auf dem Tisch? Nein! Cartoons wie Roadrunner gucken oder One Piece? NAuch nicht! Playmobil mit Rittern im Zimmer? Leider nein, leider gar nicht. Am besten setzt du dich in die Ecke bis morgen die Grundschule wieder anfängt....

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Sascha 36

RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Sascha 36 » 7. Juli 2015, 23:59

Finde es nicht sich selbstverarschend wenn man sich Gedanken macht.
Die Aufzählung Florian halte ich eher für Humbug, es gibt auch nach wie vor Dinge die Kinder gerne spielen die nichts mit Gewalt zu tun haben. Eine schöne Runde Cross Boule oder Wikingerschach draußen ist bei uns immer gerne angenommen. Ich muss doch nicht den Zugraub oder den Dungeon auf Teufel komm raus durchwinken, nur weil ich denke das die Kinder ein Recht auf Fantasy haben.
Noch ein Grund Colt Express nicht anzuschaffen wäre, das das Material bei den Kids wohl nicht länger als 5 Partien durchstehen würde.

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Florian-SpieLama
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Florian-SpieLama » 8. Juli 2015, 00:11

Ich denke aber genauso wenig muss ich auf Teufel komm raus Gewalt suchen und Spiele oder ähnliches aufhalten, aussortieren oder jemanden vor schützen.
Wenn man so anfängt, kann ich auch gegen Wikingerschach argumentieren. Zeigt Vandalismus, weil ich was kaputtmachen muss, was wer anderes aufgebaut hat. Oder auch Gewalt, weil die Pöppel sind Bauern. Also bewerf ich Menschen mit Stöckern und hoffe sie kippen um/werden bewusstlos.

Klingt dämlich? Find ich auch! Und so klingt das für mich, wenn in allem Möglichen Gewalt heraufbeschworen wird.

Und ich find die Aufzählung nicht Humbug, weil ich nie gesagt habe, dass es da nichts komplett ohne Gewalt neben gibt. Es gibt aber sehr viel, was nach der Argumentation gegen Colt Express auch wegfallen müsste. Und das habe ich aufgezählt. Ich hab einfach manchmal das Gefühl, dass überfürsorgliche Eltern in einen Wahn verfallen und dem Kind mehr schaden als Gutes tun.

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Sascha 36

RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Sascha 36 » 8. Juli 2015, 00:17

Ich hab hier keine Gewalt gesucht, lediglich gesagt das ich Spiele die dies vermitteln aufgrund von Auflagen, zu vermeidenden Kontroversen mit Eltern und auch der Befürwortung von friedlichen Spielen, ein Spiel wie Colt Express nicht anschaffen würde.
Trotzdem respektiere ich alle Meinungen, das Cowboy und Indianer würde ich nie verbieten, aber Kindern einfach ein Spiel vorzusetzen nur weil es Spiel des Jahres ist und entfernt etwas mit Cowboy und Indianer zu tun hat lehne ich dann ab.

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Florian-SpieLama
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Florian-SpieLama » 8. Juli 2015, 00:52

Das sollte auch gar nicht direkt gegen dich sein. Ich hatte schon den Eindruck, dass du das realistisch einschätzt und da mehr Stress mit der Schule bzw. den Eltern aus dem Weg gehen willst und es deshalb nicht anschaffts und nicht, weil du derselben Meinung bist.
Es schockiert mich einfach nur, was für ein Ausmaß diese Diskussion annimmt, bei einem Spiel bei dem ich niemals an Gewalt(-verherrlichung) gedacht hätte. Da finde ich die Colt Express=Gewalt-Seite sehr schwer nachzuvollziehen und habe mich da etwas in Rage geredet. Sorry. Kann DEINEN Punkt mit den Eltern verstehen. Ich hätte es einfach geholt, mir nichts bei gedacht und dann diskutiert wie hier und dann hätte ich Ärger gekriegt...

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Sascha 36

RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Sascha 36 » 8. Juli 2015, 01:05

Alles gut Florian, mal was ganz anderes :

Warum ist es Machi Koro eigentlich nicht geworden ? Hat einer ne Idee ??

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l8xx
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon l8xx » 8. Juli 2015, 01:07

Ich finde die Wahl eigentlich ganz gut.
Ja, manche potentielle Käufer wird man verlieren. Kein Problem, sollen sie auf Broom Service zurückgreifen. Ich finde sowieso, dass bei Colt Express der Regelaufwand fast größer ist als bei Broom Service. Wenn die nun das andere Spiel des Jahres Broom Service kaufen, gehen diese Käufer auch nicht verloren.

Andererseits wird man eben auch zusätzliche Käufer ansprechen können. Der 3D Zug sieht gut aus. Wenn man den wo aufbaut werden wohl viele vorbeischauen und fragen was das ist.

Deshalb glaube ich, dass man eher neue Kundschaft erschließt und ein paar Richtung Kennerspiel bringt. Und dafür ist Broom Service perfekt geeignet.

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Mixo

RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Mixo » 8. Juli 2015, 06:24

widow_s_cruse hat geschrieben:
Und ich bin mir eigentlich der Oma Schalupkes Dankbarkeit an die Jury sicher, dass die Oma an Heilig Abend untern Weihnachtsbaum von ihrem Enkel erschossen wird. Sie vertraute ja der Auszeichnung und der Jury. Meiner Meinung nach hat die Jury mit der Titelentscheidung dem Roten Pöppel einen Bärendienst erweisen. Wahrscheinlich standen keine besseren Titel zur Wahl, die dem Anliegen der Förderung des Kulturguts Gesellschaftsspiel zuträglich war. :angel:


Ich kann ja nachvollziehen, dass dich die Wahl nicht glücklich macht. Das es keine unkritische Wahl war, zeigen die vielen Diskussionen darum. Aber warum sollte hier dem "Kulturgut" Spiel ein Bärendienst erwiesen worden sein?

Weil Spiele, die Gewalt beinhalten, gar keine Spiele und/oder Kulturgüter sind in deinen Augen?

Weil Spiele, die Gewalt beinhalten, zwar Spiele (und damit Kulturgüter) sind, diese aber versteckt gehalten werden müssen und man sie besser nicht mit einem Preis versieht?

Wenn Spiele als Kulturgut definiert werden, gibt es kein "GUT" oder "BÖSE". Im Gegenteil unter der Definition "Kulturgut" war es wichtig, dass auch einmal ein Spiel wie Colt Express einen Preis erhält, zumal sich hier die Gewalt durch den Comicstil und den Cowboy und Indianer Bezug im familienfreundlichen Rahmen hält


Sascha 36 hat geschrieben:Alles gut Florian, mal was ganz anderes :

Warum ist es Machi Koro eigentlich nicht geworden ? Hat einer ne Idee ??


Schwer darüber zu spekulieren. Ich persönlich glaube nicht an die "es darf jetzt kein zweites kleines Spiel nach Hanabi werden" These.

Ich denke der Wiederspielwert von Macht Korn ist zu gering - es wird zu schnell langweilig (und das nicht nur aus Vielspielerperspektive).
Zuletzt geändert von Mixo am 8. Juli 2015, 06:27, insgesamt 1-mal geändert.

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BGBandit
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon BGBandit » 8. Juli 2015, 06:59

Wenn wir jetzt schon so weit ausholen und es wissenschaftlich auseinanderklamüsern wollen, dann machen wir es doch gleich historisch und verhaltensbiologisch richtig:

Spiel dient und diente im Tier- und Menschreich seit jeher nur einem einzigen Zweck: Training für's Leben und den Ernstfall (und natürlich Freizeitbeschäftigung)

Hunde spielen Fangen, um später den Hasen jagen zu können. Die Indianer trainierten von Kindesbeinen an das Kämpfen, um ihren Stamm und ihre Familien gegen Feinde beschützen zu können....

Sprich ein Spiel simuliert das Leben, trainiert motorische und kognitive Fähigkeiten.... erzählt uns Geschichten aus alten Tagen....

Tja... und heute befassen wir uns damit, ob das, was jahrtausendelang funktioniert hat, noch ethisch vertretbar ist.

Kein Wunder, dass die Krankheit Nr 1. des heutigen Jahrhunderts "Depression" lautet, wenn man die Kinder von Anfang an in Watte packt. Und sobald sie ins echte Leben (da wo es wirklich "echte"Gewalt gibt) geschmissen werden, stehen sie heulend in der Ecke, weil sie überhaupt nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Hauptsache erstmal ne Petition starten. Funktioniert ja schon bei den BundesjugendSPIELEN. Nicht dass unsere Jugend noch lernt mit Niederlagen umzugehen. Na Moin... -,-

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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon widow_s_cruse » 8. Juli 2015, 09:09

Hallo,

BGBandit hat geschrieben:Wenn wir jetzt schon so weit ausholen und es wissenschaftlich auseinanderklamüsern wollen, dann machen wir es doch gleich historisch und verhaltensbiologisch richtig:

Spiel dient und diente im Tier- und Menschreich seit jeher nur einem einzigen Zweck: Training für's Leben und den Ernstfall (und natürlich Freizeitbeschäftigung)

Hunde spielen Fangen, um später den Hasen jagen zu können. Die Indianer trainierten von Kindesbeinen an das Kämpfen, um ihren Stamm und ihre Familien gegen Feinde beschützen zu können....

Sprich ein Spiel simuliert das Leben, trainiert motorische und kognitive Fähigkeiten.... erzählt uns Geschichten aus alten Tagen....

Tja... und heute befassen wir uns damit, ob das, was jahrtausendelang funktioniert hat, noch ethisch vertretbar ist.


Warum verlässt Du an dieser Stelle den richtigen Weg?

Kulturen fördern sicherlich auf spielerischer Weise, sich zu schützen und zu verteidigen.
Aber fördern sie auch, ihres gleichen zu berauben, sie aus niederen Motiven zu schlagen und auf sie zu schießen, um sie zur eigenen Vorteilnahme zu behindern?
Das ist eine Entwicklung, die ich mit Skepsis betrachten mag - und in der ich mit der Brettspielgruppe ungerne eingebunden bin.

Persönlich habe ich gar keine Probleme damit, dass andere an gewalt-suggestierende Spielen ihre Freuden haben. Nur vermitteln möchte ich sie nicht. Jetzt drängt sich ein solches Spiel über die Auszeichnung in meinen Focus und ich muss Erfahrungen machen, die genau dem widersprechen, was ich seit Jahren mit der Brettspielgruppe öffentlich vertrete. Bisher waren meine Aktivitäten immer "nett", nun wird aufeinander eingeschlagen und geschossen.

Eine Präsentationssituation war folgende: Ein Mädchen hatte einen Faustschlag an die Mitspieler zu verteilen. Das war eine fremde Person und ihr Bruder. Ihr Konflikt mit der Situation lag spürbar in der Luft. Sie fühlte sich unbehaglich. Für sie trat die logische Konsequenz, den Führenden zu schlagen, offensichtlich nicht ein. Es beschäftigte sie der Konflikt, schlage ich den Fremden oder das Familienmitglied.

Vielleicht befinde ich mich mit meinen öffentlichen Veranstaltungen nicht in der normalen Spielsituation. In der Familie herrscht eine größere Vertrauenssituation und solche Konflikte kommen vielleicht gar nicht zum Tragen.

Trotzdem mag ich meine Kritik an der Auszeichnung (nicht das Spiel!) zu Ausdruck bringen. Die Titelwahl ist präsent und soll Weg weisend sein. Hier wurde aber doch eine optische Effekthascherei der Gewaltverherrlichung gegenüber gestellt und abgewogen. Und ich bedauere es, dass wirklich gute, effektfreie Familienspiele das Nachsehen haben. Spiele, die nach dem ersten Kennenlernen auch gerne wiedergespielt werden. (Beispiele Las Vegas, Splendor, Cuatro, (Castro), Abbluxxen, heuer Cacao und Drachenhort) Und meine Erfahrung in der Brettspielgruppe ist, dass es die letzten vier ausgezeichneten Titel nicht ein zweites Mal auf den Tisch schaffen; bei Vorschlag einfach abgewunken werden. Und für mein Empfinden setzt COLT EXPRESS dem nun die Krone auf.
Liebe Grüße
Nils
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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Thygra » 8. Juli 2015, 10:31

widow_s_cruse hat geschrieben:Hier wurde aber doch eine optische Effekthascherei der Gewaltverherrlichung gegenüber gestellt und abgewogen.

Ich komme an dieser Stelle nicht mit. Wo findet denn hier eine Gewaltverherrlichung statt? Bei Colt Express jedenfalls nicht. Eine humorvolle Darstellung von Gewalt ist keine Verherrlichung. Zumal hier nicht mal Gewalt dargestellt wird ...
André Zottmann (geb. Bronswijk)
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Sascha 36

RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Sascha 36 » 8. Juli 2015, 10:40

BGBandit hat geschrieben:

Kein Wunder, dass die Krankheit Nr 1. des heutigen Jahrhunderts "Depression" lautet, wenn man die Kinder von Anfang an in Watte packt. Und sobald sie ins echte Leben (da wo es wirklich "echte"Gewalt gibt) geschmissen werden, stehen sie heulend in der Ecke, weil sie überhaupt nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Hauptsache erstmal ne Petition starten. Funktioniert ja schon bei den BundesjugendSPIELEN. Nicht dass unsere Jugend noch lernt mit Niederlagen umzugehen. Na Moin... -,-


Puh, ich denke das hat jetzt nicht wirklich was mit Wissenschaft zu tun, sondern ist dann doch eher Bild Zeitungs Niveau.
Die Erklärungen für Depressionen sind wohl weitaus umfassender als das man es so schnell begründen kann.
Das Beispiel von Nils find ich sehr gut, hier kann es zu einem moralischen Konflikt kommen und wenn man der Meinung ist man möchte solche Situationen nicht in einer Gruppe die sich ausschließlich aus Familien zusammensetzt ist das doch absolut legitim.
Keiner verurteilt das Spiel an sich und gewaltverherrlichend finde ich es auch nicht, eher wird nur drüber nachgedacht ob es familientauglich ist bzw ob andere Spiele nicht passender gewesen wären.

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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon BGBandit » 8. Juli 2015, 14:20

@ Sascha:

das war auch SEHR überspitzt von mir geschrieben und kann/soll man natürlich nicht 1:1 so verstehen

Was ich zum Ausdruck bringen wollte ist aber im Prinzip schon das, was du in deinem dritten Satz schreibst:

"Es kann zu moralischen Konflikten kommen"

Ja das kann es. Aber ist denn ein Spiel nicht auch dazu da (und da wären wir wieder bei meinem Beitrag vorher), um Kindern z.B. spielerisch beizubringen, mit eben solchen Konflikten umzugehen? Oder ihnen beizubringen, Realität und Fiktion unterschieden zu lernen?

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Sascha 36

RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon Sascha 36 » 8. Juli 2015, 16:59

Ob etwas überspitzt ist oder nicht kann ich nicht lesen, somit kann ich es auch nicht verstehen.

Was den Konflikt angeht, so sehe ich das ähnlich, nur muss man dafür kein Spiel nehmen welches schon aufgrund des Spielesystems Konflikte beinhaltet. Das wär dann so als wollte ich Therapie spielen, nur um die Gruppe kennenzulernen.
Die Kinder hatten auch schon bei Dixit den ein oder anderen Konflikt zu klären und haben das toll gemacht. Der Unteschied ist nur das Dixit dieses Denken nicht vom Spieler erzwingt.

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RE: Spiel des Jahres 2015

Beitragvon widow_s_cruse » 9. Juli 2015, 08:37

Hallo André,

Thygra hat geschrieben:
widow_s_cruse hat geschrieben:Hier wurde aber doch eine optische Effekthascherei der Gewaltverherrlichung gegenüber gestellt und abgewogen.

Ich komme an dieser Stelle nicht mit. Wo findet denn hier eine Gewaltverherrlichung statt? Bei Colt Express jedenfalls nicht. Eine humorvolle Darstellung von Gewalt ist keine Verherrlichung. Zumal hier nicht mal Gewalt dargestellt wird ...


Ich denke, dass ist eine Frage des Standpunkts. Wenn ich nicht über diese Gewalt-Darstellung (gemeint sind die Aktionen / Handlungen) zu lachen vermag, dann fühlt es sich wie Gewaltverherrlichung an.

Aber wir sollten das nicht weiter erörtern. Es könnte dann sein, dass das Spiel des Jahr 2016 gefährdet ist. Nicht dass noch die Jury zur Fahndung ausgeschrieben wird. Denn laut Strafgesetzbuch gibt es auf Gewaltverherrlichung ein Jahr Gefängnisstrafe. :P

Nicht dass ich anderen in die Erziehung ihrer Kinder reinreden würde. Aber mir persönlich sind Waffenspielzeuge unheimlich. Gar nicht mal die Wasserspritzpistole. Da will man den anderen nur nass machen. Aber Pistolen mit Knall - die nutzt man nur zur Simulation des Tötens - und ich habe Zweifel, das dessen Übung fürs Leben nützlich ist.

Ähnliches empfinde ich bei COLT EXPRESS - schlage jemanden und du wirst mit einem seiner Beutestücke belohnt. Schieße auf möglichst viele Mitspieler und du wirst mit 1000 $ belohnt. Spielen ist gefahrenfreies Simulieren für die Aufgaben des Lebens. Der Sinn dieser Übungen erschließt sich mir nicht ganz. Sollen hier natürliche Hemmschwellen abgebaut werden? ;)
Gemäß der nicht provozierten Reaktionen in meinem Umfeld, stehe ich wohl mit meinen Ansichten nicht allein da. Zumal ich diese Ablehnung selbst nicht erwartet hatte.
Liebe Grüße
Nils
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