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Autoren-Meinung-Vielfalt

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Gerd Deininger

Autoren-Meinung-Vielfalt

Beitragvon Gerd Deininger » 4. Juli 2000, 10:27

Liebe Spiel-Freunde,
seit Wochen verfolge ich die Beiträge in diesem Forum aufmerksam. Manches ist erheiternd, manches sachlich, vieles emotional und dabei manches auch verletzend.
Da wird bspw. an einem Autoren, wie R. Knizia herumgemäkelt, mit dem Tenor zu mathematisch, zu konstruiert, zu trocken.
Ich will die Aussagen über ihn stellvertretend zu einem Statement nehmen:
Richtig, Reiner Knizias Spiele bestechen durch ihre mathematisch ausgefeilten Mechanismen. Ganz anders die Spiele von Klaus Teuber wieder anders die von Kramer/Kießling oder wieder anders die von Wolfgang Panning oder von ....
Eine andere Unterscheidung finden wir bei der angesprochenen Zielgruppe. Was dem einen zu schwer ist, bedeutet für den Vielspieler schon wieder eine Unterforderung.
Aber ganz gleich, wie die Betrachtung verläuft, am Ende steht eine Erkenntnis, die uns hier in Deutschland spielerisch paradiesische Zustände beschert. Das Zauberwort heißt Vielfalt. Und gerade weil es die vielen Nuancen bei Autoren gibt, von mathematischer bis hin zu intuitiver Herangehensweise werden viele Spielerinnen und Spieler jedes Jahr auf's Neue beglückt.
In meiner täglichen Arbeit in einem großen Spiel-Café kann ich es immer wieder beobachten, wie unterschiedlich die Ansprüche und Spielgewohnheiten sind.
Ein Garant für Spielspaß kann nur eine möglichst große Zahl von Autoren und Verlagen sein.
Und ich bitte vor allem die Schnell- und Scharfschützen unter den "Kritikern" zu bedenken: Vergesst nicht, das hinter den Autoren auch Menschen stehen, die manchmal Jahre in diese Spiele Zeit und Energie investiert haben.
In unserer Medienlandschaft gibt es leider nur den Sieger und alle anderen sind die Verlierer. Alles dreht sich auch beim Spiel um den SDJ-Titel, neben dem alle anderen scheinbar Verlierer sind. Gerade in der Spielewelt ist diese Sichtweise aber unangebracht, weil es nicht um einen Formel-1-Zieleinlauf oder den Fußball-EM-Titel geht, sondern vielfältige Bedürfnisse erfüllt werden.
Wir brauchen das vermeintlich 'billige' Spiel ebenso, wie die 5-Stunden-Simulation.
Mit spielerischen Grüßen
Gerd Deininger, Spiel-Autor

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Roman

re: Autoren-Meinung-Vielfalt

Beitragvon Roman » 4. Juli 2000, 11:11

Hi Gerd,
>Ein Garant für Spielspaß kann nur eine möglichst große Zahl von Autoren und Verlagen sein.<
Ich kann Deinem Posting bis hierhin nur zustimmen, und zum Rest:
>Und ich bitte vor allem die Schnell- und Scharfschützen unter den "Kritikern" zu bedenken: Vergesst nicht, das hinter den Autoren auch Menschen stehen, die manchmal Jahre in diese Spiele Zeit und Energie investiert haben. In unserer Medienlandschaft gibt es leider nur den Sieger und alle anderen sind die Verlierer. Alles dreht sich auch beim Spiel um den SDJ-Titel, neben dem alle anderen scheinbar Verlierer sind. Gerade in der Spielewelt ist diese Sichtweise aber unangebracht, weil es nicht um einen Formel-1-Zieleinlauf oder den Fußball-EM-Titel geht, sondern vielfältige Bedürfnisse erfüllt werden. Wir brauchen das vermeintlich 'billige' Spiel ebenso, wie die 5-Stunden-Simulation.<
Richtig, wir brauchen viele Spieler für viele verschiedene Ansprüche. Und ich denke auch, dass dieses Sieger/Verlierer-Denken unter Spielern nicht so stark ausgeprägt ist, da jeder von uns viele (verschiedene) Spiele hat, und wohl auch viele davon öfter spielt. Das heisst natürlich nicht, dass nicht jeder auch seine Lieblingstitel hat und jeder seine "Kann-nix-mit-anfangen"-Spiele. Und ich denke, diese Meinungen darf man auch äussern - und als Autor kann man es nicht jedem Recht machen, sollte also, solange man nicht ausschliesslich negatives zu hören bekommt, es sich nicht immer so zu Herzen nehmen.
Was ich viel bedauernswerter finde ist die Über-Präsenz des SdJ in den Köpfen von Selten-/Gelegenheitsspielern. Die kaufen nämlich nur den Siegertitel, und schauen selten mal auf die Auswahlliste, um evtl. ein für sie besser geeignetes Spiel zu erstehen (Ausnahme: Siedler-Erweiterungen... ;-). Da ist dann halt auch mal die Enttäuschung groß, wenn etwas halt "nicht passt" - vielleicht sollte man da irgendwie versuchen, die Auswahlliste populärer zu machen, da ist nämlich, zumindest dieses Jahr, für fast jeden Geschmack was dabei (Ausnahme: 5 Stunden-Kosims/RPGs ;-) - aber die haben eh ihren eingeschworenen Vielspieler-Fan-Kreis und Popularität über Mund-zu-Mund-Propaganda und Spieleabende).
Ciao,
Roman

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peer

re: Autoren-Meinung-Vielfalt

Beitragvon peer » 4. Juli 2000, 11:37

Hallo,
ja, ich bin einer derjenigen, die an Knizia rumgemälelt haben. Ich habe aber auch ein wenig durchblicken lassen, dass ich einige seiner Spiele schätze.
Grundsätzlich ging es mir nicht darum einen Autor anzugreifen oder so, dafür bin ich zu sehr Spieler. Mir ist sehr wohl bewusst, dass wir von guten Spielen und Autoren leben und das Vielfalt sein muss (Ich kann deinem Posting nur zustimmen!!!)
Trotzdem kann ich sagen, was mir missfällt und das ist z.B. wenn ein Autor, so gut er auch sein mag, dasselbe Spiel mehrmals verkauft (siehe Tabula Rase/Schottentotten/Lost Cities). Das bedeutet nicht, das ich kein Verständnis zeige, dass ein professionelle Spieleerfinder, Geld verdienen muss.
Lange Rede, gar kein Sinn:
Meines Erachtens ist dieses Forum zum lockeren Meinungsaustausch bestimmt. Es sollte (und da gebe ich Dir recht) nicht dazu dienen jemanden anzugreifen oder nieder zu machen (wie es hier lieder immer wieder passiert - siehe SDJ-Jury, Eurogames). Kritik Ja, Polemik nein.
Peer (der sich fragt, ob er nicht etwas zu salbungsvoll geworden ist)

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Rüdiger E. Beyer

re: Autoren-Meinung-Vielfalt

Beitragvon Rüdiger E. Beyer » 4. Juli 2000, 11:43

>Die kaufen nämlich nur den Siegertitel, und schauen selten mal auf die Auswahlliste, um evtl. ein für sie besser geeignetes Spiel zu erstehen (Ausnahme: Siedler-Erweiterungen... ;-)<
leider wird dieses durch die Verkaufszahlen belegt - aber was würden die Leute kaufen, wenn es den Titel nicht gäbe??
Gäbe es dann wieder gute Beratung in den Geschäften, wobei alles Spiele eine Chance hätten?
>vielleicht sollte man da irgendwie versuchen, die Auswahlliste populärer zu machen>
...ist das nicht eines der Ziele der Jury? Warum funktioniert das dann nicht?
Vieleicht sollte die Jury, wenn sie schon ein einziges Spiel zum Shooting-Star macht, auch dafür sorgen, daß alle anderen Spiele nicht untergehen.
Die Kassen für Promotion-Aktionen sollten durch die Lizenzeinnahmen der letzten Jahre gut gefüllt sein.
REB

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Roman

re: Autoren-Meinung-Vielfalt

Beitragvon Roman » 4. Juli 2000, 12:52

Hi peer,
>Meines Erachtens ist dieses Forum zum lockeren Meinungsaustausch bestimmt. Es sollte (und da gebe ich Dir recht) nicht dazu
dienen jemanden anzugreifen oder nieder zu machen (wie es hier lieder immer wieder passiert - siehe SDJ-Jury, Eurogames). Kritik
Ja, Polemik nein.
Peer (der sich fragt, ob er nicht etwas zu salbungsvoll geworden ist)<
Ich denke, die Sache mit der Kritik/Polemik liegt halt immer im Auge des Betrachters. Solange es formell sachlich und inhaltlich begründet auftaucht, schätze ich auch scharfe Kritik bzw. halte es dann nicht für Polemik.
Man muss aber dazu sagen, dass ich eher den Eindruck habe, dass hier im Forum auf Kritik manchmal etwas empfindlich und arg spontan reagiert wird, so dass die Diskussionen sich manchmal in eine zu emotionale Richtung entwickeln - vielleicht liegt's auch daran, dass das Forum hier online "beschrieben" wird. M.E. tut man immer ganz gut daran, sich 2-3 Minuten Zeit zum Lesen und Verdauen zu lassen, bevor man antwortet. Dann liessen sich mehr als die Hälfte unglücklicher Postings hier vermeiden, da sie auf Missverständnissen beruhen oder spontane emotionale Reaktionen beinhalten. Gerade in den oben genannten Eurogames/SdJ-Threads war das öfters der Fall.
Ciao,
Roman

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frank schaubrenner

re: Autoren-Meinung-Vielfalt

Beitragvon frank schaubrenner » 4. Juli 2000, 13:05

Hallo Rüdiger,
das ist so ne Sache mit der Beratung, geh in eine Kette, da ne Gute Beratung zu finden ist ne Seltenheit, aber nicht ganz unmöglich.
Die kleineren Geschäfte, die oft mit viel Herzblut geführt werden, haben wiederum das Problem, dass sie zwar gut beraten, aber i.d.R. nicht ganz bei den Preisen der Grossen mithalten können, und oftmals das Geschäft an Ihnen vorbei geht, und viele sich auch schon verabschiedet haben.(trotz Magic Boom)
Denn sog. Vielspieler kaufen meiner Erfahrung selten im Einzelhandel ein(oder liege ich falsch) sie beschafen sich oft Spiele über Versand, Messen,Versteigerungen, oder Listen, so dass dieser Batzen Geld auch nicht in eine Gute Beratung fliessen kann.
Gruss
Pucky

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Mike

re: Autoren-Meinung-Vielfalt

Beitragvon Mike » 4. Juli 2000, 23:21

Ja,
da hast Du aber recht. Doch machen wir uns nichts vor, diese 'wir haben uns alle lieb' Masche ist doch ein stückweit echt dämlich und vor allen Dingen langweilig. Wenn ich der Meinung bin, ein Spiel sei grottenschlecht, dann kümmert es mich nicht im geringsten, ob ich mit dieser Aussage den Autoren XYZ persönlich treffe. Das Spiel war halt blöd, ich hab vielleicht viel Geld dafür ausgegeben und deshalb will ich das auch sagen können.
Genauso unterschiedlich wie die Spieler sind auch die Meinungen, und wenn jemand mit einer echt krassen Aussage nicht klar kommt, dann muß er aufhören, Spiele zu erfinden. Wer sich in die Öffentlichkeit begibt, muß in Kauf nehmen, angepinkelt zu werden.
Genauso finde ich es legitim, die SDJ Heinies anzumachen. Und ich habe auch keine Probleme damit, sie Heinies zu nennen, selbst wenn ich nicht einen von ihnen persönlich kenne. Aber wer CAROLUS MAGNUS zum Spiel des Jahres macht, und das in einem Jahr wo es viele andere Spiele verdient hätten, der ist in meinen Augen ein Heinie.
Viele böse Grüße von der anderen Seite
Mike (schaut lieber Brisant als die Tagesschau)
P.S.: Das mit Carolus Magnus ist natürlich nur eine Vermutung, aber wer zweifelt noch ....

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peer

Konstruktive Polemik

Beitragvon peer » 5. Juli 2000, 10:40

<Ich denke, die Sache mit der Kritik/Polemik liegt halt <immer im Auge des Betrachters. Solange es formell sachlich <und inhaltlich begründet auftaucht, schätze ich auch <scharfe Kritik bzw. halte es dann nicht für Polemik.
Auf jeden Fall! Ich bezog mich auch mehr auf Postings wie (aus dem Gedächnis) "Man muss doch schon mit der Jury schlafen, um ´ne Chance haben zu dürfen" oder solche sinnentleerten wie: "Du gibts deinen Nachnamen nicht an UND schreibst etwas positives über die Jury? Du bist bestimmt ein Spion!"
Das solche Postings die Ziele der Kritiken übertrieben empfindlich auch gegenüber sachlicher Kritik machen, ist das dumme an der ganzen Sache.
Peer (hat sich zwei Minuten Zeit genommen, die Antwort zu formulieren :-)


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