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Turniere

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Tobias

Turniere

Beitragvon Tobias » 11. Juli 2000, 23:12

Hallo ihr,
ich habe für mich festgestellt, daß Spielturniere jedweder Art für mich immer zu technisch wirken und vor dem Spielspaß mehr der Ehrgeiz zum Weiterspielen animiert.
Da werden Regeln verhackstückt und Diskussionen angefacht.
Ich habe früher eine Zeit lang Schachturniere gespielt (Ok, mit mäßigem Erfolg) und schon da hat es mich meißt geärgert mit welch einem Siegeswille einige sich um Kopf und Kragen spielen.
Nun frage ich: Warum spielt ihr? Wollt ihr Euch im Spiel beweisen, um Euch selbst und andere herauszufordern oder wollt ihr mit anderen in Kontakt treten, um ein paar nette Stunden zu verbringen (oder beides)?
Also: Was haltet ihr von Spielturnieren?
Ich selbst habe es ja schon angedeutet: Nicht viel, da es dann um mehr als nur ums Spielen zu gehen schein (vielleicht um Ehre, aber das hatten wir ja schon).
Tobias

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Hartmut

re: Turniere

Beitragvon Hartmut » 12. Juli 2000, 08:37

Hallo Tobias,
> Nun frage ich: Warum spielt ihr? Wollt ihr Euch im Spiel beweisen,
> um Euch selbst und andere herauszufordern oder wollt ihr mit
> anderen in Kontakt treten, um ein paar nette Stunden zu verbringen (oder beides)?
"oder beides" natürlich. Wobei die erste Alternative bei Dir irgendwie negativ klingt. Warum treiben Menschen Leistungssport? Warum schauen noch mehr Menschen sich sowas an und zahlen auch noch viel Geld dafür? Fairness vorausgesetzt ist das doch eine tolle Sache.
> Ich selbst habe es ja schon angedeutet: Nicht viel, da es dann um mehr
> als nur ums Spielen zu gehen schein (vielleicht um Ehre,
> aber das hatten wir ja schon).
Ehrgeizige Verkrampfungen habe ich bei solchen Veranstaltungen schon gelegentlich erlebt, und vielleicht habe auch ich auf jemanden irgendwann so gewirkt, weil das Empfinden darüber durchaus abgestuft sein kann. Eine Partie ohne Spaß am Tisch betrachte ich als verlorene Zeit, unabhängig von der Platzierung im Spiel. So mir also niemand den Spaß nachhaltig raubt, bewerte ich Ehrgeiz und Siegeswille keinesfalls negativ, ich setze ihn sogar bei allen voraus. Mit Spaß meine ich dabei nicht unbedingt die Fröhlichkeit der anwesenden Charaktere sondern auch die Freude über einen spannenden Spielverlauf.
Ein Beispiel von den Mannschafts-Meisterschaften in Herne: ein Mitspieler hat einst in einem Spiel konfus und ohne erkennbare Strategie gespielt, andere in ihrer Spielentwicklung unvorhersehbar beeinträchtigt (Königsmacher-Syndrom) und selbst natürlich den Letzten gemacht. Oder sollte ich sagen: DAS Letzte. Am Ende jubelte er sinngemäß "Hurra, wir wollen Letzte werden." - was für ein A..L..!! Da konnte ich mich über meinen guten zweiten Platz so garnicht freuen und hatte nur Wut im Bauch. Bei einem anderen Spiel im selben Turnier bin ich souverän Letzter geworden, hatte aber 90 Minuten eine spannende und unterhaltsame Partie.
Erfahrung aus Nürnberg vom Samstag: nur nette Leute an meinen Tischen! Regeln wurden respektiert, nicht diskutiert. Natürlich wurde auch mal voreilig oder unüberlegt gebaut, aber dann war das eben so - keine Diskussionen. Leider wollte es der Modus, dass ich viermal an Dreiertischen spielen mußte, was dem tollen Nürnberg-Siedler-Spiel fast den Rest gibt - das fand ich und auch meine Mitspieler wirklich nicht toll, hatte aber einen rein organisatorischen Hintergrund. Dumm gelaufen...
Ich kann verstehen, dass einzelne negative Erfahrungen einem den Spaß an Turnieren auf Dauer verleiden können. Ich lasse mich davon aber nicht abschrecken, da dies die Ausnahme neben vielen positiven Erfahrungen und schönen Begegnungen ist. Also, Spieler, nicht den Kopf in den Sand stecken sondern weiter mitmachen!!!
PS: auf unserer (noch etwas spartanischen) Website findet Ihr einen Bericht und viele Fotos aus Nürnberg.

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Stefan-spielbox

re: Turniere

Beitragvon Stefan-spielbox » 12. Juli 2000, 14:16

Hallo !
Also ich kann in meiner bescheidenen Karriere nur auf zwei Turnierteilnahmen verweisen. Da wäre zum einen die 1. Kölner Formula Dé Open und Grenadier '99 (ASL). Das sind zwar schon sehr spezielle Turniere (insbesondere ASL) aber Turnier ist Turnier, deshalb hier mal meine Erfahrungen.
1. Alle Turniere wurden in lockerer, gelöster Atmosphäre abgehalten und das obwohl natürlich gespielt wurde um letztendlich zu gewinnen. Übersteigerter Ehrgeiz war eigentlich nirgends zu finden, aber ein Turnier sollte man schon etwas ernster nehmen als die monatliche Spielrunde im Freundeskreis. Die eigene Spielweise sollte natürlich darauf ausgerichtet sein, seine Spiele zu gewinnen. Wer Spiele kaputt"spielt" um bewußt Letzter zu werden oder andere nach vorn zu bringen, ist dort fehl am Platze.
2. Die Regeln zu Formula Dè sind recht eindeutig und über die Sonderregeln zum Turnier gab es eigentlich nix zu diskutieren. Bei diesem Turnier also keine Probleme oder Diskussionen. Etwas anderes war das naturgemäß beim ASL-Turnier. Ich behaupte mal, daß kaum ein Turnierteilnehmer die Regeln zu ASL perfekt beherrscht hat. Das kann man aber auch wohl kaum erwarten. Hier kam es hin und wieder zu Diskussionen und Fragen zur Regelauslegung, aber alle wurden entweder durch Fachleute oder (bei kleineren Disputen) durch einen freundschaftlichen Würfelwurf gelöst. Das letzte Wort sollte aber immer der Turnierleiter oder eine andere neutral Person haben, dann gibt's wohl keine Schwierigkeiten.
3. Warum ein Turnier? Du hast zwei Punkte angesprochen: das Spiel als Herausforderung und Spielen um Kontakte zu knüpfen bzw. ein paar nette Stunden (oder Tage) zu verbringen. Ich bin der festen Überzeugung, daß BEIDE Punkte in einem Turnier zu verwirklichen sind. Besonders bei ASL, bei dem die Spieleranzahl doch recht klein ist, ist man froh jemanden kennenzulernen der die gleiche "Macke" hat. Wenn man dann noch herausfindet, daß derjenige nur 1000m Luftlinie von einem entfernt wohnt, ja dann hat sich die Teilnahme wohl wirklich gelohnt. Abgesehen davon, auch mal gegen Leute zu spielen die aus anderen Ländern kommen und die man sonst wohl nicht mal einfach so zu einem Spiel herausfordern kann. Hinzu kommt, daß man die Regeln dort verdammt gut lernen kann und durch erfahrenere Spieler auf Spieltaktiken oder Fehler im eigenen Spiel hingewiesen wird (lernen durch leiden). Die letzten Punkte sind schon recht ASL-spezifisch, aber nach dem Spiel ist immer Zeit für den ein oder anderen Schnack und das ein oder andere Bier (oder was auch immer). Das galt auch beim Formula Dé Turnier. Ich hatte jedenfalls großen Spaß auf beiden Turnieren. Auch wenn das Spiel vorbei war ;)
PS: Über mein Abschneiden bei den Turnieren halte ich bewußt den Mantel des Schweigens

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Andy

re: Turniere (+ Fairness)

Beitragvon Andy » 13. Juli 2000, 19:29

Hallo Hartmut,
> Erfahrung aus Nürnberg vom Samstag...
Wenn du (wie ich) am Samstag dort warst, hast du vermutlich "Siedler von Nürnberg" und nicht das Standard-Siedler gespielt.
Beim Nbg.-Siedler gab es ja zum Glück die Reihenfolge tauschen-bauen nicht.
Was spricht denn eigentlich beim Standard-Siedler degegen, gleichzeitig 3 Straßen ungetauscht und die vierte mit 4:1 getauschen Rohstoffen zu bauen??
Ich hatte beim Turnier auch ein paar nette Runden; unfair gespielt (so wie im Beitrag v. 11.7. von Peter berichtet) wurde nie.
Gruß Andy ;-)

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Hartmut

re: Turniere (+ Fairness)

Beitragvon Hartmut » 13. Juli 2000, 23:47

Du hast recht, ich habe nur Samstag gespielt (für Sonntag hat's auch nicht gereicht). Aber der Unterschied der verschiedenen Regeln (Basisspiel, Varianten) ist mir bekannt.
> Was spricht denn eigentlich beim Standard-Siedler degegen, gleichzeitig 3 Straßen ungetauscht und die vierte mit 4:1 getauschen Rohstoffen zu bauen??
Nichts außer der Umstand, daß es so nicht in den Originalregeln steht. Mit Freunden daheim hält man es wie man es will. Im Turnier muß man sich den von der Turnierleitung festgelegten Regeln fügen. Und wenn es heißt "Bis auf ... gelten die Originalregeln" dann eben auch diese. Ansonsten könnte ich auch fragen: was spricht denn dagegen, daß ich eine soeben gekaufte Entwicklungskarte sogleich einsetzen kann? Nichts, außer die O.-Regeln. Und wenn es die Turnierregel erlaubt hätte, hätten wir es so gespielt.
Und mal nebenbei: bietet diese Einschränkung (erst Tauschen, dann Bauen) nicht ab und zu mal Anlaß zu ungehemmter, den Spaß fast aller am Tisch sitzenden Spieler bereichernder Schadenfreude? Wenn einer noch tauschen wollte und nun - arm ist er ja eh nicht - mit deutlich mehr als 7 Rohstoffen eine Runde vor dem Räuber zittern muß? Ich sag's ganz offen: mir gefällt's!!! Schon deswegen würde ich die Originalregel nicht leichtfertig kippen.


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