Beitragvon Wolfgang Ditt » 11. Juli 2000, 18:32
Hallo Peter,
nachdem ich die Veranstaltung als ausgesprochen gelungen betrachtet habe, las ich deinen Bericht mit Schrecken.
Auch mir hat man in Nürnberg untersagt, eine soeben gelegte Straße umzulegen, obwohl noch nicht weiter geschehen war. Einige Spieler sind da sehr verbissen und "kulant sein" gehört dann nicht mehr zu ihrem Repertoire. Weitere Erfahrungen, insbesondere derart, dass mit solchen Regelauslegungen versucht wird, sich einen gravierend Vorteil zu verschaffen, habe ich nicht gemacht. Ich kenne dies aber aus der Vorrunde zur 2. Deutschen Meisterschaft. Dort ist es meiner Tochter (damals 8! Jahre) passiert, dass sie am 4:1-Tausch gehindert wurde, weil sie bereits gebaut hat.
Weil dieses Problem häufiger in der Vorrunde auftrat, habe ich als Schiedsrichter in underem Turnier in Rheda den Spielern gleich meine Auslegung mitgeteilt: handeln mit der Bank ist auch in der Bauphase gestattet, ausgenommen ist die Nutzung eines soeben in Betrieb genommenen Hafens und der Kauf einer Entwicklungskarte verbietet den Tausch ganz. Meine Logik dahinter ist ganz einfach: wenn die Spieler danach verfahren, kommt dabei immer ein Spielstand heraus, der mit den Regeln übereinstimmt; nur das Handling wurde vereinfacht. Der Hafen muss herausgenommen werden, weil er einen Vorteil bietet und die Entwicklungskarten beeinflussen die Entscheidung, z. B. kann ich mit einem Straßenbau eher Holz und Ziegel tauschen. Nachdem die Spieler die Interpretation des Schiedsrichters kannten, gab es während des gesamten Turniers keinen einzigen Streitfall.
Wie du sehen kannst, hätte ich in dem von dir geschilderten Fall anders entschieden. Wenn ich deine Beschreibung richtig lese, hat der "Sieger" ihn noch dazu ermuntert mit dem Bauen zu beginnen. Mir liegt der Gedanke nahe, dies als "grobe Unsportlichkeit" zu werten, was dann die Disqualifikation zur Folge hätte...
Mir sind auch noch andere Umgereimtheiten in den Entscheidungen zu Ohren gekommen, kenne sie aber nur aus zweiter Hand. Im Nachhinein waren einige Schiedsrichter wohl nicht so souverän wie sie es für ein solches Turnier hätte sein sollen.
Nun zu deiner Frage der Ehre. Leider gibt es immer wieder einige Spieler - ich betone: eine Minderheit - denen jedes Mittel für den Erfolg recht ist. Mir ist zugetragen worden, dass ein weiterer Deutscher Sielder-Meister sich durch mehrfaches Mogeln in seiner Spielegruppe geoutet hat...
Ich unterscheide beim Spielen zwischen der freundlichen und der harten Art. Als Beispiel bei den Siedlern sei angeführt, dass ich einem Spieler alle meine Rohstoffe xy gebe und anschließend das Monopol für xy ausrufe; eine reguläre Spielweise, die ich auf Turnieren für berechtigt halte, im privaten Kreis - erst recht mit Kindern - nicht.
Wolfgang