Montag, 20.6.2011 | Spieleabend #28
Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und allen Lamas, dass ich Spieleabende veranstaltet und trotzdem keine Berichte geschrieben habe. Ich habe gesündigt in Pöppeln, Würfeln und Karten durch meine Schuld, durch meine Schuld durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, alle Heiligen Gottes und euch, Lamas, das Oberlama, das Frankenlama, das Schwarzlama und alle anderen Lamas der Lamagemeinde, für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.
Und für alle, denen sich die Kirchensprache nicht sofort erschließt: "Sry, Mann! Wegen den Berichten und so, ich hatte echt voll den Stress. Und dann ist das ein bisschen eingeschlafen. Soll aber nicht wieder vorkommen, okay?" Und jetzt im vollen Ernst: Es tut mir echt Leid. Nachdem ich nach der langen Nacht der Spiele einfach keinen Bericht schreiben konnte, ist die ganze Tradition iwie eingeschlafen und ich habe das Schreiben der Berichte immer weiter nach hinten verschoben. Aber nur wer Buße tut, dem können die Sünden vergeben werden! Darum will ich mit diesem Bericht einen Anfang machen, natürlich wieder regelmäßig (fast) live aus dem Keller berichten und auch die noch fehlenden Berichte mit der Zeit wieder einarbeiten. Dich, Basti, würde ich bitten, die einzelnen Berichte, die verspätet kommen, dann einfach kurz entsprechend weit nach hinten zu verschieben. So bleibt die richtige Reihenfolge gewahrt. Ihr seht also: Ich bin bereit, meine Fehler einzugestehen und werde euch nicht nochmal enttäuschen, dass Anfragen wie die von Basti kommen. Nein, natürlich haben wir diese beinahe heilige Tradition nicht aufgegeben! Aber wie wurden vor schwere Proben gestellt. Aber bevor ich jetzt wieder sinnlos auf Gerald schimpfe, sei nur so viel gesagt, dass er zeitweilig Montagabends etwas anderes vorhatte und so die Runde auf 3 geschrumpft ist. Und zu dritt kann so ein Abend natürlich eher platzen als zu viert - Schließlich brauchte seit den Osterferien jetzt immer nur einer abzusagen, und der klassische Montagabend war Geschichte.
Aber ich habe schon wieder mehr als 300 Wörter nur rumgelabert. Jetzt will ich zum eigentlichen Geschehen des letzten Montagabends am 20.6.2011 schreiten. Und ja, ich hätte diesen Bericht auch lieber bei einem leckeren Getränk welcher Art auch immer (Achtung: Interpretationsfreiraum!) im Garten verbracht, aber nein, stattdessen fliegen draußen die Blätter von den Bäumen und ich denke, die Spielemesse stände vor der Tür. Also gleich mal einen Tee gemacht. Tja, Juni ist eben nicht automatisch Sommer, erst recht nicht, wenn gerade Sommerbeginn war! Soll man nicht meinen...
Philip war pünktlich. Kackdreist. Dabei ist es beim Montagabend doch gute Sitte, zu spät zu kommen. Naja, was will man machen, ich konnte ihn ja nicht draußen stehen lassen, nur weil er pünktlich war! Wir also in der Küche noch ein bisschen geklängert (Niederrhein-Slang für geplaudert) und auf Christopher gewartet. Und als er dann kam, hatte er nicht nur eine Chips-Tüte und Cola dabei, sondern auch noch eine 1A-Ausrede für seine Verspätung. Wer die nicht hören will, weil sie rein gar nichts mit dem Montagabend zu tun hat, der möge bei
BÖÖH! weiterlesen. Christopher war vorher also noch kurz einkaufen gewesen, aber als er sich gerade wieder aus dem Supermarkt seines Vertrauens hinausbegeben wollte, da kam plötzlich ein ominöser Kapuzenträger um die Ecke und entriss Christopher die Süßigkeiten. Der war natürlich erstmal perplex, merkte aber dann, dass der Mann etwas von ihm wollte: "Ich habe ein Problem. Ich muss ein Rätsel lösen, aber ich schaffe es nicht und nun bist du meine letzte Hoffnung!" Dass das völlig unlogisch war, weil im Supermarkt noch etwa fünfzig andere Leute umherschwirrten und auch sonst Schaag keine Geisterstadt ist, bemerkte Christopher natürlich erst später. Denn zum Zeitpunkt der Handlung war sein einziges Ziel, seine gerade erstandenen Waren zurückzugewinnen. Und so erkundigte er sich nach dem Rätsel, in der frohen Hoffnung, durch eine kluge Lösung wieder zu Chips und Cola zu kommen. Und so erzählte der mysteriöse Zeitgenosse seine Geschichte: Sein Herr sei mit ihm nach Ägypten gereist, um dort an eine Führung in einer Pyramide zu machen. Aber als sie sich in der Pyramide verliefen, stießen sie auf einen völlig dunklen Raum, an dessen Seite aber drei verschiedenfarbige Glühlampen angebracht waren, was man gerade noch erkennen konnte. Bevor aber der Kapuzenlakai hinterher konnte, trennte den Herrn und den Diener auch schon eine Wand. Der Handlanger bemerkte in dem Vorraum zu dem beleuchteten Raum drei Hebel, aber darüber stand eine Warnung in Altägyptisch, die er dank seines Crash-Kurses an der Uni natürlich problemlos entziffern konnte: Wenn nach zweimaligem Probieren trotzdem der falsche Hebel betätigt würde, um den benachbarten Raum in der richtigen Farbe zu erleuchten (rot), würde die ganze Pyramide explodieren. Da der Diener aber keine Ahnung hatte, wie das Problem zu lösen sei, und auch der Hinweis, dass der Meister im Nachbarraum ihm durch die dünne Wand einen einzigen Tipp geben dürfe, ihn nicht weiterbrachte, reiste er kurzerhand nach Schaag, stellte das Rätsel Christopher und der wusste auch auf Anhieb Bescheid: "Ach, das ist einfach: Betätige einfach den linken Schalter, warte fünf Minuten, lege ihn wieder um und betätige dann den mittleren Schalter. Fordere dann deinen Meister auf, dir zu sagen, welche Lampe heiß ist und welche brennt, und schon weißt du, welchen Hebel du als drittes anschalten musst, damit die Wand sich wieder öffnet und ihr eure Führung fortsetzen könnt!" Der Kapuzenträger verbeugte sich, dankte, und drückte Christopher die Chips und die Cola wieder in die Hand. Schnell wollte er sich auf den langen Weg nach Ägypten machen, um seinen Meister zu befreien. Klar, dass Christopher da ein paar Minuten Verspätung hatte, dafür hatten wir natürlich Verständnis. Schließlich hatte er ein schwieriges Rätsel gelöst und einem Menschen das Leben gerettet. Und nun konnte es auch endlich losgehen mit dem Spieleabend.
BÖÖH!Das erste Spiel, das wir vor der Kürung des Spiel des Jahres in einer Woche einfach nochmal gespielt haben mussten, war
Qwirkle. Leider habe ich ja bisher von der normalen Nominierungsliste erst ein Spiel hier herumfliegen, aber auf die anderen bin ich auch zugegebenermaßen nicht sonderlich wild. Die verbotene Insel soll bitteschön bloß nicht SdJ werden, weil wir dann ein SdJ hätten, was wegen der Wertung nicht am Montagabend gespielt werden kann. Außerdem glaube ich ohnehin, dass der Ottonormalspieler von einem SdJ erwartet, dass es, wie man so schön sagt, kompetitiv ist. Aber wir haben ja auch Qwirkle gespielt, dementsprechend hier ein paar Worte zum Spielverlauf: Wer das Spiel kennt, weiß, dass es durchaus Spaß machen kann, aber auch einen recht hohen Glücksfaktor besitzt. Oft genug sind im Sack 3 Steine, mit denen man sofort einen Qwirkle machen kann, und wenn man den dann zieht, sind das gut und gerne 10 geschenkte Punkte. Klar gehört auch ein bissl Kalkulation und Übersicht dazu, und mir macht es auch Spaß, aber wenn der Gegner immer nur "rumluckt" und man selbst etliche Steine gesammelt hat, die einen Qwirkle vollenden könnten, wenn der fehlende Stein nur käme, dann aber trotzdem der Gegner gewinnt, frustet das. Von nüchterner Planung kann hier, trotz der abstrakten Aufmachung, nicht die Rede sein. Und so war dann auch die Anzahl der Qwirkles entscheidend für den Sieg: Philip mit nur einem Qwirkle und zwei Tauschvorgängen, für die man ja gar keinen Punkt erhält, wurde mit Abstand Letzter, ich mit zwei Qwirklen Zweiter und Christopher mir drei Qwirklen Erster. Ein nettes Spiel, das allerdings recht lange dauert, obwohl man hier wirklich "immer dasselbe" macht. Aber mit nur zwei Steinen von jeder Sorte wäre das Balancing wahrscheinlich nicht so dolle gewesen. Trotzdem muss man einfach bemängeln, dass es von der Tiefe her zwar ein gutes Aufwärmspiel ist, aber von der Dauer her iwie doch nicht. 3 Punkte für den ganzen Spaß, und weil ich auf Platz 1 gelost wurde und Philip an den Kopf des Tisches und Christopher dann mir gegenüber, werden die Punkte auch genauso aufgezählt

118:82:137 -> 1:0:3 Wenn es nach Philip ginge, käme Qwirkle nie mehr an einem Montagabend auf den Tisch, aber es geht nunmal nicht nur nach Philip

Also muss er mitspielen. Beim nächsten Spiel war es übrigens ebenso, dem kann unser Freund Philip auch nicht so viel abgewinnen wie Christopher und ich, aber eben weil wir beiden es doch recht lieb gewonnen haben bei der
Langen Nacht der Spiele #
2, wurde es auch am letzten Montag wiedergewählt. Und zwar handelte es sich um...
Strasbourg. Aber Vorsicht: Das g denkt man nicht mit. Bzw. spricht man nicht mit, aber weil diesen Bericht sowieso niemand laut liest, habe ich gleich die Form gewählt, die näher an der Realität liegt: Das g
denkt man nicht mit

Das Spiel musste nochmal kurz rekapituliert werden, weil es in der LNdS um 5 Uhr nachts neu erlernt wurde, aber trotzdem waren die Grundzüge schnell wieder drin und die erste hinterlistige Bietrunde um Adel und Klerus konnte beginnen. Ein thematisch wunderbar aufgemachtes Spiel, bei dem man, wenn man auf dem absteigenden Ast ist, trotzdem noch Spaß satt am Spielmaterial haben kann. Ihr müsst mir übrigens verzeihen, wenn ich heute zu viel rezensiere, aber bei neuen Spielen muss halt erstmal die Meinung raus, bevor ich beschreiben kann, wie unsere spezifische Partie verlief. Und seien wir ehrlich: Was will man bei einem Spiel wie Qwirkle auch groß beschreiben? Da ist ja doch jedes Spiel gleich... Aber hey: Nicht weitersagen!

Die erste Runde brachte für mich gleich den Klerus, schließlich war einer meiner Aufträge, fünf Männeken an Kapellen zu bauen. Dementsprechend musste ich a) meine Leute dahin bauen, wo Kapellen von den Mitspielern hingesetzt wurden oder b) die Kapellen dahin bauen, wo ich meine Leute zuvor hingesetzt hatte. Und weil ich lieber selbst über mich bestimmen wollte, habe ich einfach so häufig wie möglich versucht, den Bischofssitz einzunehmen! Außerdem musste ich drei Leute in eine Reihe setzen, was auch nicht wirklich schwer zu verwirklichen war. Die Mitspieler haben nämlich iwie vermutet, ich müsste vier Leute im Quadrat setzen und haben so das ein oder andere Mal die falschen Felder „gesperrt“ - Zu meinem Vorteil

Nun auch mal zu den Aufgabenkarten der Mitspieler und zum Verlauf des gesamten Spiels: Philip musste sowohl ans 5er als auch ans 6er-Gebäude zwei eigene Leute bringen, was er auch geschafft hat, obwohl schnell offensichtlich war, was seine Ziele sind. Ich konnte mich dann noch an die freien Plätze beim 5er/6er setzen und auch nochmal gute Punkte abgreifen, leider war Christopher genauso schlau, sodass ich jeweils nur einen Platz besetzen konnte... Am 2er Gebäude blieb übrigens fast alles frei, nicht so am 3er. Denn das hatte Christopher gewählt, um seinen Auftrag zu verwirklichen, drei Leute an ein Gebäude seiner Wahl zu setzen. Und bis wir das gerallt hatten, war es schon deutlich zu spät... Jedoch der andere Auftrag von Christopher war letztendlich spielentscheidend: Er sollte nämlich, so steht es im Anleitungsbeiblatt, die meisten Familienmitglieder
im Stadtgebiet gesetzt haben. Und dieses „im Stadtgebiet“ interpretierte er so, dass er wohl in einem Viertel seiner Wahl, bspw. bei den Rüstungsschmieden, die meisten Leute bräuchte. Für Philip und mich war aber ganz klar, dass mit Stadtgebiet die ganze Stadt Strasbourg gemeint sei. Christopher verteufelte die Regel, ich würde diesen angeblichen Fehler aber eher seinem Sprachgefühl zuschreiben, denn „im Stadtgebiet“ ist einfach etwas völlig anderes als „in einem Gebiet der Stadt“. Na gut, jetzt wissen wir es ja und das Missverständnis wird nicht wieder vorkommen. Und klar – wenn man fest mit 9 Punkten gerechnet hat, und diese werden dann zu -3, dann ist man vom Sieg schon ziemlich weit entfernt. Christopher war also aus dem Rennen, was diese schöne Partie Strasbourg anging. Aber nicht, weil er das Spiel nicht in seiner Gesamtheit begriffen hätte. Die Regeln sind nämlich spätestens nach dem zweiten Spiel allen bekannt und Strasbourg würde von mir aus sofort in den Reigen der Klassiker aufgenommen. 69:53:41 war jedenfalls der Endpunktstand, womit ich gehörig in Führung ging. Übrigens ein 5:3:0 in Montagabendpunkten ausgedrückt. Und bei dem nun folgenden Spiel war ich mir sicher, auch nicht mehr ins Verderben gerissen werden zu können. Denn es handelte sich um...
Dominion! Schnell mal ein Setup aus Basis und Intrige ausgewählt, und ich glaube 4 Karten waren auch noch zufällig, denn niemand nimmt freiwillig den Holzfäller mit in ein Setup

Naja, im Zentrum des Spiels stand jedenfalls der Dieb, mit dem Christopher zwar am Anfang nur unsere Decks leerfegte (vom Kupfer, versteht sich

), aber später dann doch schnell zur Gefahr wurde, sodass Philip und ich wiederum zurückschlagen mussten. Die Geldkarten wanderten also nur so um den Tisch. An den Anbau kann ich mich auch noch dunkel erinnern, vor allem mir hat er das Deck ansehnlich klein gehalten. Aber wieso der Lakai, der hier bei mir im großen Dominion-Buch steht, das Spiel nicht absolut dominiert hat, kann ich auch nicht sagen. Muss echt eine sehr komische Runde gewesen sein, zumal der Dieb damit völlig machtlos gewesen wäre. Naja, aber aus den widrigsten Umständen heraus, und nach dem Holzfäller/Dieb-Start, das sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen, hat Christopher dieses Spiel trotzdem noch besser beendet als ich. Was für eine Schmach! Aber gut, wenn man sich das Spiel dadurch versauen will, dass man quasi von Anfang an nur Herzogtümer kauft, bitte... Ich habe edel gespielt und edel verloren. 36:25:24 Immerhin kann ich mich damit rausreden, dass Spiele, die nicht zu zweit absolviert werden, ohnehin viel glückslastiger sind, das weiß man ja. Trotzdem hat es bestimmt eine Woche gedauert, bis ich diese derart peinliche Niederlage überwunden hatte. Das schreit nach Rache...

Und die Abendpunkte waren noch schlimmer (0:3:1), denn diese führten bei genauem Überlegen dazu, dass...
ich nicht mehr alleiniger 1. war! Nein! Und das wegen Dominion, meiner Paradedisziplin. (Bitte verzeiht, wenn ich mich in diesem Punkt wiederhole, aber das geht auch auf die Nieren!) Wer nämlich gut im Zahlen merken, auch, wenn ellenlange Aufsätze dazwischen liegen, der weiß, dass der Abend 6:6:4 endete, also nicht einmal so peinlich für Christopher, dafür umso gefailter für mich. Aber egal. Wir haben kurz vor der SdJ-Bekanntgabe nochmal die Nominierten gespielt, hatten Spaß, und haben eine verdammt bekloppte Ausrede zu hören bekommen. Wenn sich da jemand zu melden möchte: Ich leite es gerne an Christopher weiter! Und wer jetzt nur noch eine große Frage im Kopf hat, nämlich: „Wieso erscheint dieser Bericht denn erst jetzt?“, dem sage ich: Tja, gute Frage. Und ich habe auch eine gute Antwort: Verpennt! Angefangen zu schreiben, und dann einen Monat liegengelassen. Traurig genug. Aber jetzt habt ihr ihn ja! Endlich mal wieder einen Montagabendbericht! Und – seid euch sicher – ich gelobe Besserung. Irgendwann könnt ihr wieder dienstags gucken und habt neuen Gehirnschmalz von mir in Buchstabenform auf dem Schirm. Hand aufs Erz
Der Siedler
P.S.: Mach zum Teufel nochmal die Smiley-Beschränkung aus!
