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Spielen im Computerzeitalter

Das ehemalige spielbox-Spielerforum
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Steffi

Spielen im Computerzeitalter

Beitragvon Steffi » 2. April 2002, 15:21

Hallo. eigentlich ist dies vielleicht nicht das richtige Forum, doch vielleicht hat sich der/die ein oder andere vielleicht auch schon einmal gefragt, wie sich das Spielen verändert hat,(entwickelt) im Hinblick auf die Einführung des Computers. Computerspiele sind bei Kindern und Jugendlichen ein weit verbreitetes Thema. Da ich mich im Rahmen einer Studienarbeit damit befasse, würde ich es schön finden, wenn jemand wüsste woher ich infos über die unterschiedliche Wahrnehmung von "realen" und "virtuellen" Spielen finden kann. Im Bereich der Computerspiele gibt es eine Menge, doch für das traditionelle Spiel fehlen mir noch einige Dinge. Ich hoffe das mir jemand weiterhelfen kann.

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Marten Holst

Re: Spielen im Computerzeitalter

Beitragvon Marten Holst » 2. April 2002, 16:05

Moinle Steffi,

> Hallo. eigentlich ist dies vielleicht nicht das richtige
> Forum,

Nicht? Wieso? Es ist ganz klar richtig. Und ich denke auch, dass Du hier auf Deine Frage Antwort erhalten wirst - vielleicht sogar "mehr, als Dir lieb ist". Leider habe ich im Moment keine Zeit, daher nur eine kleine Anmerkung: vielleicht kannst Du noch etwas präzisieren, was Du wissen willst, bevor die Romans, Volkers, Carstens und Wiesiealleheißens vierstellige Kilobytezahlen an Texten produzieren - haben wir andere Spiele, jetzt, wo es Computer gibt? Gibt es Spiele, die der Computer völlig übernommen hat? Bekommt man keine Spieler mehr zusammen? Oder was meinst Du?

Und irgendwann demnächst kommt dann Antwort.

Hilfsbereite Grüße
Marten (beschäftigt sich gerne bei universitären Aufgaben, so lange es nicht die eigenen sind)

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Steffi

Re: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Steffi » 2. April 2002, 17:06

Vielen dank Marten! Ja du hast recht. konkreter..
Also was ich Suche: Eine Genaue Definition von real und irreal im Spiel. Sowohl im normalen Spiel, als auch im Computerspiel. Denn im Computerspiel wird von einem Realitätsverlust gesprochen. Auch, da das Computerspiel zum größten Teil Aspekte der "Gewalt" beinhaltet, spricht man in der Wissenschaft davon, das Versuchsspieler im Anschluss an virtuelle Kämpfe weniger Mitgefühl zeigten. sprich, die Aggressionen steigern würden. Was aber ist wenn unsere Kinder ganz "normale" Spiele wie Cowyboy und Indianer.. oder mit Zinnsoldaten spielen?Inwieweit verlieren die Kinder und Jugendlichen den Bezug zur Realität.?Desweiteren interessiert mich wie sich unsere "normalen" Spiele verändert haben, mit der Einführung des Computers. Das heißt, wenn wir Siedler von Catan anschauen, so kann man sehen, das sie dieses Spiel erweiterbar gemacht haben. Wenn es mal langweilig wird oder schon zu oft gespielt wurde, kauft man die Erweiterung. Im Hinblick dazu das Computerspiel,hier scheint gerade dieses von einem ins andere Level zu kommen, und nicht zu wissen wie, ein Anreiz dieser Spiele zu sein.Warum haben Eltern und Pädagogen keine Sorge, wenn Kinder Plastikwaffen haben? Oder wenn sie Rollenspiele spielen? Was unterscheidet das Virtuelle ERLEBEN und SPIELEN von dem Realen ERLEBEN und SPIELEN?
genauer kann ich es leider nicht formulieren;-)
Also dann ich bin gespannt!! Gruß an Marten

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Michael Andersch

Re: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Michael Andersch » 2. April 2002, 17:12

Steffi schrieb:
>
> Desweiteren interessiert
> mich wie sich unsere "normalen" Spiele verändert haben, mit
> der Einführung des Computers

Hallo Steffi,

bin gerade etwas in Zeitdruck, deswegen antworte ich auf die schnelle nur auf eine Randerscheinung:
Mit Einführung des Computers sind m.E. die Spiele grafisch schöner und aufwendiger geworden. Eine positive Entwicklung also.

Schöne & aufwendige Grüße,
Micha

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Bettina

Rollenspiel

Beitragvon Bettina » 2. April 2002, 17:32

Steffi schrieb:
> Warum haben Eltern und
> Pädagogen keine Sorge, wenn Kinder Plastikwaffen haben? Oder
> wenn sie Rollenspiele spielen? Was unterscheidet das
> Virtuelle ERLEBEN und SPIELEN von dem Realen ERLEBEN und
> SPIELEN?


Hallo Steffi,

ich denke zunächst nicht, dass sich Eltern und Pädagogen keine Sorgen machen, wenn Kinder Plastikwaffen haben. Oder besser ausgedrückt: sie sind nicht begeistert von diesen Spielen.
Mir geht´ s jedenfalls so.
Ganz extrem war es zu beobachten, als der Golfkrieg ausbrach. Plötzlich hatten keine Kinder mehr Spielzeugwaffen im Kindergarten dabei (wir hatten damals einen sogenannten Spielzeugtag, an dem Kinder ihr eigenes Speilzeug mitbringen durften).

Aber
Auch Gewalt und Waffen sind Realität und die müssen die Kinder spielerisch verarbeiten. Wir erschrecken darüber.
Wenn also Kinder "Räuber und Gendarm", "Polizei", "Gangster" oder ähnliche Rollenspiele spielen ist das nicht "bedenklich".
"Früher" benutzte man dazu Stöcke, heute Plastik-Spiel-Waffen.
Aber es wird "nur" gespielt. Der Erschossene tut nur so, als sei er tot. Und das wissen die Kinder sehr gut, wenn sie solche Spiele spielen ("Du wärst jetzt tot gewesen.") und wenn ich dann Hand auf der Brust seufzend niedersinke, wissen sie sehr genau, dass ich wieder aufstehe und keine Wunde habe.

In den Computerspielen sieht das meiner Meinung nach (und ich bin "nur" Erzieherin, kein Wissenschaftler) ganz anders aus. Da fliesst rotes Blut, manchmal recht viel. Da steht niemand wieder auf, da ist er wirklich tot und zwar in allen Einzelheiten gut erkennbar, dank immer besser werdender Grafiken (ob das wirklich besser ist?).

Ich hoffe, ich habe jetzt nicht "am Thema vorbei" geantwortet :-?

Gruss
Bettina (hat im Hort inzwischen einige Kinder, die lieber mit ihr am Tisch spielen, als allein vor dem PC :-)) )

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Markus Barnick

RE: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Markus Barnick » 2. April 2002, 19:52

"Steffi" hat am 02.04.2002 geschrieben:
> Vielen dank Marten! Ja du hast recht. konkreter..
> Also was ich Suche: Eine Genaue Definition von real und
> irreal im Spiel. Sowohl im normalen Spiel, als auch im

also was mir immer wieder auffällt: Im Brettspiel sitze ich mit menschlichen Gegenern zusammen, habe Interaktion, kann Grübeln, knobeln, habe Spaß, den ich auch mit den anderen Teile und sehe auch gleich deren Reaktion.

Das kann der Computer nicht.

Im Brettspiel tu ich was mit meinen Freunden, fördere die Kommunikation, das Mineinander-Sein usw...
Vor dem Computer vereinsamt das. Wie das mit Internetspielen ist, weiß ich noch nicht so recht. Scheint ein Zwischending zu sein.

Markus Barnick
http://www.Barnick.de/spieler.htm

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Dieter Niehoff

Re: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Dieter Niehoff » 2. April 2002, 20:23

Wenn Du auf der Suche nach wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema bist, solltest Du auf jeden Fall das riesige Deutsche-Spiele-Archiv in Marburg anzapfen. Die sind dort nach wie vor DIE Zentralstelle für Themen dieser Art in Deutschland. Die Archivierung ist dort sehr differenziert. Nicht nur Spiele, sondern insbesondere Aufsätze aus Fachzeitschriften und zahlreiche Fachbücher mit Spielethematik findest Du dort.

Dieter Niehoff
(Vor etlichen Jahren habe ich dort mal einige Tage verbracht um ebenfalls für einer "Spiele-Arbeit" zu recherchieren.
Netter Nebeneffekt: Die Abende in dieser wunderschönen Stadt mit vielen tollen Kneipen. Aber wie gesagt, das ist schon einige Jahre her.)

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Volker Kaiser

RE: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Volker Kaiser » 2. April 2002, 21:11

> also was mir immer wieder auffällt: Im Brettspiel sitze ich
> mit menschlichen Gegenern zusammen, habe Interaktion, kann
> Grübeln, knobeln, habe Spaß, den ich auch mit den anderen
> Teile und sehe auch gleich deren Reaktion.
>
> Das kann der Computer nicht.

Eine Netzwerkparty kann sehr wohl Kommunikativ sein. Zwei Teams, die sich Gegenseitig "bekämpfen". Da gilt es gemeinsame Strategien zu entwickeln, um den Gegner, das andere Team zu schlagen. Die dabei entstehende Aggression richtet sich dabei nur gegen die Spielfigur nicht gegen die steuernde Person (zumindest bei mir).

Ich weiss nicht, ob die Action-Shooter das Indianer-spielen ersetzen, da sie einfach andere Altersklassen ansprechen. Mit 12, denke ich, ist Indianer einfach vorbei und da fängt es mit Netzwerkspielen erst richtig an.

Was hab ich eigentlich zwischen 12 und 20 gespielt ? ;-)

Nachdenklich stimmen mich jedoch die Eltern, die auf Grund von Zeitmangel ihre Kinder mit Fernsehen und Spielkonsole versorgen (am besten bei Oma). Der Computer bietet den Kindern heute ein Spielpartner, der alles macht, was man will und wenn er langweilig wird, kauft man ein neues Spiel. Wenn die Kinder dann nicht fähig sind soziale Kontakte zu knüpfen, muß man sich nicht wundern.


so long
Volker

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Gustav der Bär

Re: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Gustav der Bär » 2. April 2002, 22:43

Steffi schrieb:
> Also was ich Suche: Eine Genaue Definition von real und
> irreal im Spiel. Sowohl im normalen Spiel, als auch im
> Computerspiel.

Real ist im Spiel - wie überall auf der Welt - das, was es wirklich gibt: Ein Würfel, den ich in die Hand nehmen kann, um damit zu würfeln, ist real. Irreal ist das, was es nicht gibt: Ein Würfel, der 12 Meter Kantenlänge hat und 250 Tonnen wiegt und den ich in die Hand nehmen kann, um damit zu würfeln, ist irreal.

Ich vermute, du suchst nach einer Definition des Begriffspaares: real - fiktiv. Real sind das Spielbrett und die Warenkarten in CIVILIZATION, fiktiv sind das Mittelmeer, das auf dem Spielbrett abgebildet ist, und die Seuche, die durch den Austausch von Warenkarten in eine anderen Nation (die natürlich ebenfalls fiktiv ist, da es sich real nur um Pappmarker auf einem Pappbrett handelt) eingeschleppt werden kann. Gehen deine Überlegungen in diese Richtung?

> Denn im Computerspiel wird von einem
> Realitätsverlust gesprochen. Auch, da das Computerspiel zum
> größten Teil Aspekte der "Gewalt" beinhaltet, spricht man in
> der Wissenschaft davon, das Versuchsspieler im Anschluss an
> virtuelle Kämpfe weniger Mitgefühl zeigten. sprich, die
> Aggressionen steigern würden.

Na ja, was will man schon erwarten, wenn man Pädagogen zuhört? Pädagogik ist halt die Wissenschaft davon, wie man Kindern den Spaß verdirbt - und wenn ein Pädagoge erst mal heraus gefunden hat, dass Kinder irgend etwas besonders gern mögen, muss er gleich einen Aufsatz über dessen Schädlichkeit schreiben.

"Das Computerspiel" beinhaltet zum größten Teil Aspekte der Gewalt? Welches denn? Das mag wohl für Spiele wie "Quake" gelten (die ohnehin nicht an Kinder und Jugendliche verkauft werden dürfen), aber sicher nicht für die zahlreichen und bei allen Altersgruppen beliebten Sport-Simulationen oder Aufbau-Strategiespiele.

Wer glaubt, dass Spiele, in denen Gewalt einen bestimmten Stellenwert hat (was bei historisch-politischen Simulationen wie "Caesar" oder "Age of Empires" ja auch gar nicht anders sein kann) die Gewalttätigkeit in der Welt steigern, muss sich im Umkehrschluss auch bereit finden, die These aufzustellen, dass es vor Erfindung der Computerspiele weniger Gewalt auf der Welt gab. Dabei lehrt uns die Geschichte, dass Gewalt für die Menschen des Mittelalters eine wesentlich alltäglichere Erfahrung war, als für uns heute.

Und wie sieht´s heute in den Ländern aus, in denen schon seit Generationen Kriege oder Bürgerkriege toben? Verbringen da die Kinder ihre Freizeit vor dem Computer? Wohl kaum: Sie sind meist zu arm, um Computer zu besitzen, ganz zu schweigen davon, dass es in (zum Beispiel) Afghanischen Bergdörfern meist noch nicht einmal elektrischen Strom gibt. Gibt es also mehr Gewalt da, wo an Computern gespielt wird? Im Gegenteil: Die Muße zum Computerspiel gibt es eben genau da, wo Gewalt nicht den Alltag bestimmt.

Kinder, die an Computern spielen, bieten daher keinerlei Anlass zur Sorge, sondern eher zur Freude: Dass sie es überhaupt tun können, bedeutet nämlich, dass sie in einer stabilen Ordnung aufwachsen, die ihnen den Luxus und die Sicherheit zum Spiel gibt.

> Warum haben Eltern und
> Pädagogen keine Sorge, wenn Kinder Plastikwaffen haben? Oder
> wenn sie Rollenspiele spielen?

Haben sie doch! Zeig mir ein glückliches Kind, dass Spaß an einem Spiel findet, und ich zeige dir zehn Pädagogen, die mit dem Finger drauf deuten und dabei den Untergang des Abendlandes beschreien.

Auf Xuntheit!
Gustav der Bär
(Peter Gustav Bartschat)

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Steffi

Re: Rollenspiel

Beitragvon Steffi » 2. April 2002, 22:50

Hallo Bettina,
vielen dank, nein keineswegs gingen deine Anmerkungen am Thema vorbei.
Mir geht es da ähnlich mit den Spielzeug Waffen, ich finde das kein Spielzeug, aber viele sehen das leider anders.
Das die Gewalt im Computerspiel realistischer sei, weil man Blut sieht und die Person auch wirklich umfällt und nicht mehr aufsteht.. das ist eben die Frage.. können Kinder und Jugendliche tatsächlich begreifen das es noch ein Spiel ist?
Wo es doch soviel mehr realistisch ist?
Oder ist es einfach nur "super toll" zu sehen wie einer nicht mehr aufsteht den man abgeschossen hat. Den anderen tatsächlich zu besiegen. Sich selbst mehr zu beweisen?
Was macht es attraktiver diese Gewaltspiele am Computer zu spielen, statt auf einem Brettspiel oder in einem Rollenspiel? Ja sicher die Grafik, der Sound und was sonst noch? Soll das alles sein?
Hört sich sicher so an als sei ich Gegner dieser PC Spiele, nein ich denke es ist einfach eine Entwicklung des Spiels. Aber was macht es mit den Usern? Im vergleich zum normalen Spiel?
Hilft mir mich über das Thema in viele Richtungen zu unterhalten, so komme ich eventuell auf die ein oder andere wichtige Sache.

Dankend Steffi

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Gustav der Bär

Von der Dramatik des Nichtaufstehens

Beitragvon Gustav der Bär » 2. April 2002, 23:09

Steffi schrieb:
> Oder ist es einfach nur "super toll" zu sehen wie einer nicht
> mehr aufsteht den man abgeschossen hat.

Für mich klingt das eigentlich ziemlich langweilig: Zuzusehen, wie einer NICHT aufsteht. (Das erinnert mich an den Film "Sleep" von Andy Warhol, denn angeblich noch nie jemand von Anfang bis Ende gesehen hat.)

Ich bezweifle doch sehr, dass jemand, der ein aktionsreiches Spiel spielen will, sich so was lange anschaut.

Der Spaß dürfte eher in der Herausforderung des schnellen und präzisen Reagierens auf simulierte Gefahrensituationen liegen - und daraus folgt natürlich, dass ein Spieler sich kaum die Zeit nehmen wird, lange auf einen reglosen Körper zu starren und dabei wasauchimmer zu empfinden.

Auf Xuntheit!
Gustav der Bär
(Peter Gustav Bartschat)

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Steffi

Re: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Steffi » 2. April 2002, 23:13

Hallo Gustav, vielen dank für deine ausführlichen Anmerkungen, werde dir morgen näher dazu antworten..habe keine Zeit mehr.
Doch deine Ansätze waren schon sehr treffend. Stimme dir in vielen Dingen zu.
Bis dann

Steffi

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Jens-Peter Schliemann
Spielkamerad
Beiträge: 28

Re: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Jens-Peter Schliemann » 3. April 2002, 00:03

Hallo Steffi,

Prof. Jürgen Fritz (Sozialpädagoge) an der FH Köln hat sich mit Spiel in unterschiedlichsten sozialpädagogischen Richtungen beschäftigt. Früher mehr mit dem Brettspiel und heute viel mit dem Computerspiel. Er ist wahrscheinlich die wichtigste Referenz, die du für deine wissenschaftliche Arbeit nutzen kannst!

Im Brettspielbereich herrscht sicherlich im Vergleich zum Computerspielbereich einen Ethos vor, Gewalt nicht verherrlichen zu wollen. Dies hat traditionelle Gründe, dass das Brettspiel in der Allgemeinheit sehr gerne als Familienspiel genutzt wird und vor allem der Ravensburger Verlag sowie die Jury 'Spiel des Jahres', die die Nachkriegsentwicklung des Brettspiels am stärksten geprägt haben, dies immer konsequent vertreten haben.

Grüße

Jens-Peter

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Jost Schwider

RE: Rollenspiel

Beitragvon Jost Schwider » 3. April 2002, 06:37

"Steffi" hat am 02.04.2002 geschrieben:

> Das die Gewalt im Computerspiel realistischer sei, weil man
> Blut sieht und die Person auch wirklich umfällt und nicht
> mehr aufsteht..

Ist das wirklich realisitischer? Das sind doch "nur" gezeichnete Personen, im Gegensatz zu den TV-Nachrichten, wo echte Opfer gezeigt werden.

> können Kinder und Jugendliche tatsächlich begreifen das
> es noch ein Spiel ist?

Definitiv ja! Man sollte hier die "Kleinen" aus keinen Fall unterschätzen!

> Oder ist es einfach nur "super toll" zu sehen wie einer
> nicht mehr aufsteht den man abgeschossen hat.

:-? [i]Den[/i] möchte ich sehen, der dafür im Spiel Zeit findet... ;-)
BTW: In vielen Spielen verschwinden die Opfer nach einigen Sekunden...

> Was macht es attraktiver diese Gewaltspiele am Computer
> zu spielen, statt auf einem Brettspiel oder in einem
> Rollenspiel?

Der PC gibt ein "richtiges" Echtzeit-Feedback, im Gegensatz zum Rollenspiel, wo alles lang und breit erklärt werden muss (keine Action). Und ein Brettspiel als Gewaltspiel zu bezeichnen, käme mir nie in den Sinn. Oder zählt Schach auch schon als ein solches?

> Soll das alles sein?

Nein, s.o.! Der Action-Anteil macht aus dem Spiel eine körperliche und geistige Herausforderung: [i]Bin ich schnell genug, die Lage richtig einzuschätzen und sinnvoll zu reagieren?[/i]

> Aber was macht es mit den Usern?

Nichts, außer sie zu erfreuen.

Viele Grüße
Jost aus Soest (sprich: "joost aus soost")

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Jost Schwider

RE: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Jost Schwider » 3. April 2002, 06:37

"Markus Barnick" hat am 02.04.2002 geschrieben:

> also was mir immer wieder auffällt: Im Brettspiel sitze ich
> mit menschlichen Gegenern zusammen,

100% ACK.

> habe Interaktion,

Bei (guten) Action/Rollenspiel-Games aber auch.

> kann Grübeln, knobeln, habe Spaß,

Gilt alles auch für PC-Games.

> den ich auch mit den anderen Teile

Siehe Netzwerk- und Multi-Player-Spiele.

> und sehe auch gleich deren Reaktion.
> Das kann der Computer nicht.

Teilweise schon, s.o.!

> Vor dem Computer vereinsamt das.

[i]Das[/i] ist jetzt aber sehr allgemein gehalten. Viele aus unserem Spielekreis mögen sowohl Brett- und Kartenspiele, als auch PC-Spiele.

BTW: Es ist interessant, wie die Spieleinteressen sich am Tisch und auf dem PC gleichen; Ich bin in beiden Fällen ein "Strategiker" oder auch mal "Rollenspieler".

> Wie das mit Internetspielen ist, weiß ich noch
> nicht so recht.

Probiere es doch einfach mal aus. Du magst doch Vinci? Dann schau mal hier rein:
http://user.cs.tu-berlin.de/~nieser/vinci/index.html

Viele Grüße
Jost aus Soest (Online-Vinci-Spieler)

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Bettina

Realitaet im PC-Spiel

Beitragvon Bettina » 3. April 2002, 08:52

Jost Schwider schrieb:
> > Das die Gewalt im Computerspiel realistischer sei, weil man
> > Blut sieht und die Person auch wirklich umfällt und nicht
> > mehr aufsteht..
> Ist das wirklich realisitischer? Das sind doch "nur"
> gezeichnete Personen, im Gegensatz zu den TV-Nachrichten, wo
> echte Opfer gezeigt werden.

Nachrichten sind sicher noch realistischer.
Aber die Grafiken bei den PC-Spielen werden immer besser, sprich realistischer. Mit "Comic-Figuren" hat das nicht mehr viel zu tun.

> > können Kinder und Jugendliche tatsächlich begreifen das
> > es noch ein Spiel ist?
> Definitiv ja! Man sollte hier die "Kleinen" aus keinen Fall
> unterschätzen!

Das mache ich in keinem Fall.
Andererseits gab es schon Fälle, in denen Jugendliche Amok gelaufen sind, weil es ja "nur" ein Spiel ist!?

> > Oder ist es einfach nur "super toll" zu sehen wie einer
> > nicht mehr aufsteht den man abgeschossen hat.
> :-? [i]Den[/i] möchte ich sehen, der dafür im Spiel Zeit
> findet... ;-)

Das ist ein wichtiger Aspekt. Ich denke nicht, dass manch PC-Spiel wegen der Gewalt gespielt wird, sondern um Schnelligkeit, Fingerfertigkeit, Reaktion u.ä. zu erleben.

> BTW: In vielen Spielen verschwinden die Opfer nach einigen
> Sekunden...

Nachdem sie z.B. skelettiert sind. Sicher hat niemand in einem rasanten Spiel Zeit, sich das in Ruhe anzusehen. Aber das Unterbewusstsein speichert viel. Und Kinder haben eine grösses Gesichtsfeld als Erwachsene ;-)

Gruss
Bettina (spielt z.B. [i]Age of Empire[/i] sehr gerne)

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Bettina

Re: Paedagogen

Beitragvon Bettina » 3. April 2002, 09:06

Hallo Gustav,

da muss ich als Pädagogin doch antworten :-D
Auch wenn es vielleicht ein wenig am Thema "Spiel" vorbei geht. Mögen mir die Leser das diesmal noch verzeihen ;-)

Ich gebe Dir im Grossen und Ganzen recht (wunderst Du Dich jetzt :-D ?).
Ich sehe da eine ganz andere Richtung, die mir "Sorge" macht....
Nämlich, dass Kinder oft allein gelassen werden. Mit dem Fernseher, mit dem PC-Spiel usw. Ist ja auch ein toller Babaysitter ;-)


Gustav der Bär schrieb:
> "Das Computerspiel" beinhaltet zum größten Teil Aspekte der
> Gewalt? Welches denn? Das mag wohl für Spiele wie "Quake"
> gelten (die ohnehin nicht an Kinder und Jugendliche verkauft
> werden dürfen),

Und? Schon mal nachgesehen in wievielen Kinderzimmern genau solche Spiele stehen???
Das Verbot macht es ja gerade interessant. Und da sich viele Eltern gar nicht mit ihrem Kind beschäftigen (und deshalb auch nicht wissen, was [i]Quake[/i] ist), kaufen sie vielleicht sogar solche Sachen, wenn´s vom Kind gewünscht wird.

Ich denke, dass Kinder gerade in unserer reizüberfluteten Welt jemanden brauchen, der sie an der Hand nimmt und für sie da ist.

Gruss
Bettina

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Bettina

Auf die Dosierung kommt es an

Beitragvon Bettina » 3. April 2002, 09:19

Hallo Steffi,

auch hier noch einmal der m.M. wichtige Aspekt....
Begleitung des Kindes auch vorm PC.
Z.B. haben wir im Hort zwei PCs stehen. Die Kinder haben pro Woche zwanzig Minuten PC-Zeit. Keines dieser Kinder sitzt dann alleine vor der Kiste. Meistens stehen 4/5 Freunde dabei und spielen (verbal) mit.
Ich weiss jetzt nicht genau welche Spiele der Hort anbietet, aber Quake u.ä. ist nicht dabei ;-)

Bei manch Deiner Fragen solltest Du vielleicht die Kinder fragen :-?

> Das die Gewalt im Computerspiel realistischer sei, weil man
> Blut sieht und die Person auch wirklich umfällt und nicht
> mehr aufsteht.. das ist eben die Frage.. können Kinder und
> Jugendliche tatsächlich begreifen das es noch ein Spiel ist?
> Wo es doch soviel mehr realistisch ist?
> Oder ist es einfach nur "super toll" zu sehen wie einer nicht
> mehr aufsteht den man abgeschossen hat. Den anderen
> tatsächlich zu besiegen. Sich selbst mehr zu beweisen?
> Was macht es attraktiver diese Gewaltspiele am Computer zu
> spielen, statt auf einem Brettspiel oder in einem
> Rollenspiel? Ja sicher die Grafik, der Sound und was sonst
> noch? Soll das alles sein?
> Hört sich sicher so an als sei ich Gegner dieser PC Spiele,
> nein ich denke es ist einfach eine Entwicklung des Spiels.
> Aber was macht es mit den Usern? Im vergleich zum normalen
> Spiel?

Ich kann da als Erwachsener nur phantasieren.
Ich bin auch nicht gegen PC-Spiele, denke aber, dass eine gewisse "Dosierung" ganz gut ist und die Erwachsenen darauf achten, dass das Kind auch noch anderes kennenlernt und nutzt.
Ich erlebe einfach zu viele Kinder, die nichts anderes mehr können. Die sich langweilen, wenn sie nicht am PC sitzen können, die mit sich nichts anzufangen wissen.

Vielleicht startest Du mal eine Umfrage in einer Schule oder einem Hort!? ;-)

Gruss
Bettina (würde mit ihren Kindern rausgehen - bei dem Wetter ;-) )

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Jost Schwider

RE: Realitaet im PC-Spiel

Beitragvon Jost Schwider » 3. April 2002, 10:23

"Bettina" hat am 03.04.2002 geschrieben:

> Nachrichten sind sicher noch realistischer.
> Aber die Grafiken bei den PC-Spielen werden immer besser,
> sprich realistischer. Mit "Comic-Figuren" hat das nicht
> mehr viel zu tun.

Trotzdem: Sie bleiben flach, man kann sie nicht berühren, etc. pp. - eben virtuell.

> Andererseits gab es schon Fälle, in denen Jugendliche Amok
> gelaufen sind, weil es ja "nur" ein Spiel ist!?

Nun ja, solche Fälle werden immer total reisserisch dargestellt.
Tatsächlich kommt sowas vielleicht auf der ganzen Welt 2-3 mal (geschätzt!) jährlich vor, vergleiche das mal mit dem Strassenverkehr.
Solche Kids wären ohne PC-Anreiz sicher auch auffällig geworden...

> Das ist ein wichtiger Aspekt. Ich denke nicht, dass manch
> PC-Spiel wegen der Gewalt gespielt wird, sondern um
> Schnelligkeit, Fingerfertigkeit, Reaktion u.ä. zu erleben.

90% ACK. Nicht zu vergessen: Die witzigen Zöpfe, die immer hin- und herwippen. ;-)

> Bettina (spielt z.B. [i]Age of Empire[/i] sehr gerne)

Ist [i]das[/i] bereits ein "Gewaltspiel"?
BTW: Ich mag es nicht, da es ein Pseudo-Strategical ist (zu hektisch).

Viele Grüße
Jost aus Soest (spielt gerne mit Lara)

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Bettina

RE: Ueberzeugt

Beitragvon Bettina » 3. April 2002, 10:29

Jost Schwider schrieb:
>
> "Bettina" hat am 03.04.2002 geschrieben:
> > Nachrichten sind sicher noch realistischer.
> > Aber die Grafiken bei den PC-Spielen werden immer besser,
> > sprich realistischer. Mit "Comic-Figuren" hat das nicht
> > mehr viel zu tun.
> Trotzdem: Sie bleiben flach, man kann sie nicht berühren,
> etc. pp. - eben virtuell.
> > Andererseits gab es schon Fälle, in denen Jugendliche Amok
> > gelaufen sind, weil es ja "nur" ein Spiel ist!?
> Nun ja, solche Fälle werden immer total reisserisch
> dargestellt.
> Tatsächlich kommt sowas vielleicht auf der ganzen Welt 2-3
> mal (geschätzt!) jährlich vor, vergleiche das mal mit dem
> Strassenverkehr.
> Solche Kids wären ohne PC-Anreiz sicher auch auffällig
> geworden...

Überzeugt :-D ;-)
Übrigens: Während meiner Arbeit im Kindergarten hatte die Verkehrserziehung aus o.g. genannten Gründen einen sehr hohen Stellenwert. Und ich gehe auch nicht bei rot über die Strasse (wenn Kinder in der Nähe sind) ;-)

> > Bettina (spielt z.B. [i]Age of Empire[/i] sehr gerne)
> Ist [i]das[/i] bereits ein "Gewaltspiel"?

:-?
Und wenn : Irgendwo muss ich mein Gewaltpotential doch los werden :-D


Gruss
Bettina (hat heute Hortkinder zu Besuch :-) )

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beat b.

Re: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon beat b. » 3. April 2002, 11:15

hallo

da muss ich nun aber widersprechen. im brettspielbereich soll gewalt nicht verherrlicht werden? dazu zwei punkte:

1. ist es nur schon wegen des mediums einfacher, auf dem pc gewalt 'relistischer' darzustellen. in einem brettspiel können spritzendes blut, abgetrennte körperteile oder ähnliches nun mal in echtzeit dargestellt werden. und genau deshalb wirkt es dann ja auch so (erschreckend?) realistisch. in einem brettspiel ist sowas nicht möglich.

2. was deutsche brettspiele angeht, so gebe ich dir recht. die hiesigen verlage gehen ziemlich zurückhaltend mit dem thema gewalt um. gerade im englischsprachigen raum sieht das jedoch ganz anders aus: cosims (oder weniger edel: kriegssimulationen) erfreuen sich z.b. in den usa grosser beliebtheit. da werden reale und fiktive kriege bis ins detail nachgespielt. wobei man natürlich darüber diskutieren kann, ob das nachspielen z.b. der schlacht von stalingrad gewaltverherrlichend ist. auf jeden fall gibt es, je nach kulturkreis, sowohl bei den brettspielen als auch bei den computerspielen solche, bei denen gewaltanwendung zum ziel führt, als auch andere.


beat

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Stefan-spielbox

Re: Realitaet im PC-Spiel

Beitragvon Stefan-spielbox » 3. April 2002, 12:55

Bettina schrieb:
>
> Jost Schwider schrieb:
> > > Das die Gewalt im Computerspiel realistischer sei, weil man
> > > Blut sieht und die Person auch wirklich umfällt und nicht
> > > mehr aufsteht..
> > Ist das wirklich realisitischer? Das sind doch "nur"
> > gezeichnete Personen, im Gegensatz zu den TV-Nachrichten, wo
> > echte Opfer gezeigt werden.
>
> Nachrichten sind sicher noch realistischer.
> Aber die Grafiken bei den PC-Spielen werden immer besser,
> sprich realistischer. Mit "Comic-Figuren" hat das nicht mehr
> viel zu tun.
>
> > > können Kinder und Jugendliche tatsächlich begreifen das
> > > es noch ein Spiel ist?
> > Definitiv ja! Man sollte hier die "Kleinen" aus keinen Fall
> > unterschätzen!
>
> Das mache ich in keinem Fall.
> Andererseits gab es schon Fälle, in denen Jugendliche Amok
> gelaufen sind, weil es ja "nur" ein Spiel ist!?
>
> > > Oder ist es einfach nur "super toll" zu sehen wie einer
> > > nicht mehr aufsteht den man abgeschossen hat.
> > :-? [i]Den[/i] möchte ich sehen, der dafür im Spiel Zeit
> > findet... ;-)
>
> Das ist ein wichtiger Aspekt. Ich denke nicht, dass manch
> PC-Spiel wegen der Gewalt gespielt wird, sondern um
> Schnelligkeit, Fingerfertigkeit, Reaktion u.ä. zu erleben.
>
> > BTW: In vielen Spielen verschwinden die Opfer nach einigen
> > Sekunden...
>
> Nachdem sie z.B. skelettiert sind. Sicher hat niemand in
> einem rasanten Spiel Zeit, sich das in Ruhe anzusehen. Aber
> Bettina (spielt z.B. [i]Age of Empire[/i] sehr gerne)

was ich fuer ein sehr gutes beispiel fuer ein computerspiel halte, was einfach als brettspiel nicht zu machen ist - da ist einfach der administrative aufwand auf einem brett viel zu gross und der computer hilf einfach toll bei der verwaltung - und der groesste spass ist es, wenn man es tatsaechlich nur mit mehreren menschlichen spielern gegeineinander spielt. dabei dient der computer nur zur verwaltung.

das gleiche wuerde ich mir fuer Roads & Boats auch wuenschen - hier ist mir das brettspiel tatsaechlich zu komplex, da man einfach die ganze verwaltung selber machen muss und dabei immer wieder was durch die lappen geht (weswegen mein spiel demnaechst mal bei ebay enden koennte ;) )



Tschau
Stefan

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Jost Schwider

RE: Ueberzeugt (OT)

Beitragvon Jost Schwider » 3. April 2002, 13:29

"Bettina" hat am 03.04.2002 geschrieben:

>> > Bettina (spielt z.B. [i]Age of Empire[/i] sehr gerne)
>> Ist [i]das[/i] bereits ein "Gewaltspiel"?
>
> :-?

Da fehlte bei meinem Posting definitiv ein Smiley: ;-)

> Irgendwo muss ich mein Gewaltpotential doch los
> werden :-D
> Bettina (hat heute Hortkinder zu Besuch :-) )

:-O Hilfe! Rettet eure Kinder! :-D

Gewaltfreie Grüße
Jost aus Soest (sprich: "joost aus soost")

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Marten Holst

Re: Spielen im Computerzeitalter/genauer

Beitragvon Marten Holst » 3. April 2002, 14:24

Moinle Steffi,

> Also was ich Suche: Eine Genaue Definition von real und
> irreal im Spiel.

Umgeschrieben auf das, was das Xuntheitle geschrieben hat, würde ich annehmen, dass es keine großen Unterschiede zwischen Brett- und Computerspielen gibt (vielleicht mit der Ausnahme, dass "abstrakte" Computerspiele, also solche ohne Thema/Hintergrundgeschichte wohl fast nur als Umsetzungen eben solcher Brett- bzw. Gesellschaftsspiele existieren dürften (Patiencen, etc.). Wenn ich ein "Fürsten von Florenz" erstmalig spiele, dann ist für mich in der ersten Partie die Spielwelt (wenn sie zumindest einigermaßen stimmig ist, wie im obigen Beispiel) "real wahrnehmbar" - ich sehe den Mathematiker vor mir, der durch meinen aufgebauten Park wandert und dabei im Geiste Verkehrsgleichungen von Jacksonnetzen durchackert (nett wäre, wenn er mir die Ergebnisse verriete... ;-)[i][/i]), ich stelle mir die Gebäude vor. Mit zunehmender Spielezahl abstrahiere ich mehr und mehr von der Geschichte auf die Mechanismen.

Was m.E. ein wichtiger Unterschied von Brett- und Computerspielen diesbezüglich ist, ist das Spielmaterial, das bei Brettspielen vorhanden ist - bei Computerspielen nicht. Brettspiele mit nettem Material laden zum freien Spielen ein, seien es Kartenhäuser oder sonst etwas. Wer hat nicht schon diverse Runden erlebt, in der beim Regelerklären die Stäbchen, Plättchen, Karten zur "Quengelware" wurden, und vernünftige, ausgewachsene Menschen rumgealbert haben, Männchen mit anderen Männchen umgeschnippt u.s.w.

Ansonsten hat der Computer sich auf die Brettspielewelt wohl auch dergestalt ausgewirkt, dass er Ansprüche gerade im Bereich "Komplexität" gesteigert hat. Das alte Brettspiel Civilisation war ein Riesenwust an Organisation und Nachhaltearbeit, das Computerspiel stellt es bei weitem in den Schatten, denn am Computer ist es kein Aufwand, für 100 Städte 93 verschiedene Wertzahlen nachzuhalten und ständig zu aktualisieren. Eine menschliche Spielrunde wäre hierzu wohl weder in der Lage noch motiviert. Und da der Computer nun diese Komplexität erst einmal ermöglicht hatte, musste das Brettspiel - im Rahmen seiner Möglichkeiten - nachziehen, was sich in einem deutlichen Qualitätsquantensprung in Mechanismen u.ä. zeigte.

> Sowohl im normalen Spiel, als auch im
> Computerspiel. Denn im Computerspiel wird von einem
> Realitätsverlust gesprochen.

Ein Problem im Computerspiel ist natürlich, wie schon erwähnt, die Möglichkeit der "ausführlichen Bebilderung" von Gewaltthemen. In den in einem anderen Posting erwähnten Cosims nimmt man eben nur Pappplättchen vom Tisch oder dreht sie um, ab Computer kann dargestellt werden, was passierte, wenn es real wäre - ein sterbender Mensch. Und das ist schon etwas anderes, als nur ein Plättchen mit einem "lebenden Männchen" durch eines mit einem "toten Männchen" zu ersetzen.

Interessant in diesem Zusammenhang finde ich allerdings, dass der Realitätsverlust meistens nur auf den Aspekt "Gewalt gegen Menschen" verkürzt wird, dass Kinder/Jugendliche/Erwachsene, die in Quake fünfzig "Frags" (?) erzielt haben, nachher marodierend durch die Straße ziehen. Spiele, die ethisch relevante Themen durchaus auf die Schippe nehmen, werden hingegen nicht als "realitätsverlustfördernd" empfunden. Natürlich kann man im Brett- wie im Computerspiel ein Mafiaboss sein, der auch mal Polizisten mit Geld oder Messern besticht, so lange es eben ein "strategisches" und kein "Actionspiel" ist.

> Auch, da das Computerspiel zum
> größten Teil Aspekte der "Gewalt" beinhaltet, spricht man in
> der Wissenschaft davon, das Versuchsspieler im Anschluss an
> virtuelle Kämpfe weniger Mitgefühl zeigten. sprich, die
> Aggressionen steigern würden. Was aber ist wenn unsere Kinder
> ganz "normale" Spiele wie Cowyboy und Indianer.. oder mit
> Zinnsoldaten spielen?

Das müsste schon jemand selber untersuchen. Ebenso, wie mir oben nicht klar ist, ob nun die Spieler von Gewaltspielen weniger mitfühlend sind, als Nichtspieler, oder die, die gerade gequaket haben brutaler als die, die heute noch nicht?

Ansonsten glaube ich nicht, dass Cowboy- und Indianerspiele durch "Rollenspiele" gleich welcher Art am Computer ersetzt werden können. Wenn ich in einem Computerspiel einen Indianer durch die Prärie schleichen lasse, dann ist es einfach wesentlich abstrakter (und zwar hoffentlich auch für Jugendliche erkennbar), als wenn ich mir selber einen Schild bastele und von Tante Karin ein paar Federn geschenkt bekomme und so durch den Wald laufe, bis es regnet. Hier haben Computerspiele meiner Meinung nach nur in sofern eine "Substitutsfunktion", als sie eben am selben Zeitkonto knabbern und daher das "Rausgehen" seltener wird.

> Inwieweit verlieren die Kinder und
> Jugendlichen den Bezug zur Realität?

Erste Frage: was ist überhaupt die Realität? Ist der Krieg in Afghanistan für mich "real" - oder eben doch nur abstrakt, denn ich lebe dort nicht, kenne niemand Involvierten, und es würde mich sehr wundern, wenn mich das alles irgendwie persönlich beträfe (bitte das jetzt nicht falsch verstehen).

Danach: ja, ich denke, Kinder und Jugendliche verlieren den Bezug zur Realität, je mehr Erlebnisse aus "zweiter Hand" kommen - wer sich selbst schon einmal ein Glas Milch von der Produzentin gezapft hat, der weiß eben, dass Kühe nicht alle lila sein müssen (waren es 30% Vorschulkinder, die das glaubten? Irgend eine Untersuchung gab es da mal). Wer Kühe nur im Fernsehen konsumiert, der weiß es eben vielleicht nicht besser, gerade wenn Eltern sich dann auch nicht weiter darum kümmern. Und hier sehe ich tatsächlich einen "Negativeffekt" des Computerspiels: es gibt viel mehr Möglichkeiten, zu "konsumieren", Bilder zu betrachten, als in einem Spiel, sei es ein "persönliches" Cowboy und Indianer oder ein Brettspiel, bei dem jede Veränderung selbst herbeigeführt wird (durch "tot umfallen", durch umlegen von Plättchen), wodurch vieles weniger erlebt denn konsumiert wird.

> Desweiteren interessiert
> mich wie sich unsere "normalen" Spiele verändert haben, mit
> der Einführung des Computers.

s.o.

> Warum haben Eltern und
> Pädagogen keine Sorge, wenn Kinder Plastikwaffen haben?

Oh doch, das haben sie - allerdings kann man auch aus pädagogisch wertvollen Holzklötzen Städte bauen und die dann "Bumm knall peng" rufend mit Tennisbällen umwerfen, wie ich es früher mit größtem Vergnügen getan habe.

> Was unterscheidet das
> Virtuelle ERLEBEN und SPIELEN von dem Realen ERLEBEN und
> SPIELEN?

Puh. Ein Netzwerkspiel "Quake" scheint mir (mich reizen diese Spiele leider so gar nicht) bei den Spielern keine großen Unterschiede zu all den Waldgeländespielen, die man früher bei den Pfadfindern gespielt hat und jetzt als Jugendgruppenleiter immer noch spielt :-)), zu besitzen - es bilden sich Hierarchien (weniger Dauerhaft als kurzfristig changierend), Untergruppen, schnell entworfene Pläne. Von daher ist der spielerische Aspekt sehr ähnlich.

Ein Unterschied im Spiel (Computer- wie auch Brettspiel) zum "realen" Geländespiel ist sicherlich der, dass persönliche Schwächen und Stärken (der kleine dicke mit der Brille) ausgeglichen werden können, was sowohl positiv (Chancengleichheit, Erfolgserlebnisse) als auch negativ (eben wieder ein "Realitätsverlust", eigene Eigenschaften ignorieren, statt mit ihnen zu leben) sein kann.

Subjektiv würde ich denken, je "begreiflicher" ein Spiel ist (zuerst das "selber spielen" in Wald und Flur, dann Brett-, dann Computerspiele), desto weniger abstrahiert man das Thema vom "Mechanismus" des Spieles, desto mehr "arbeitet" man gedanklich mit und "erlebt" das Spiel - hinterfragt aber auch mehr. Hier, zum Abschluss meiner Meinungssammlung, dann doch noch ein Vorurteil: Computer-shoot'em'up-Spieler dürften zwar meines Erachtens grundsätzlich nicht die Gewalt in ihren Spielen sehen, sondern eben den Mechanismus und die Reaktionstest (sowie auch die Planung des "Lösens" eines Levels), trauen sich aber nicht, den Hintergrund zu hinterfragen, weswegen ihre Reaktionen auf entsprechende Anfragen oft recht "heftig" in dem Sinne ausfallen, dass andere Gedankenen überhaupt nicht als Argumente angenommen werden.

Sonnentägliche Grüße
Marten (der sich fragt, ob der gute Björn L. in diesem Forum mitliest, hallo Björn, falls Du da bist, sag doch mal bitte was qualifiziertes zur Ehrenrettung von Euch Pädagogen ;-)[i][/i])

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Frank Biesgen

Roads & Boats (war: Realitaet im PC-Spiel)

Beitragvon Frank Biesgen » 3. April 2002, 14:34

Hi Stefan!

Stefan schrieb:

> das gleiche wuerde ich mir fuer Roads & Boats auch wuenschen
> - hier ist mir das brettspiel tatsaechlich zu komplex, da man
> einfach die ganze verwaltung selber machen muss und dabei
> immer wieder was durch die lappen geht (weswegen mein spiel
> demnaechst mal bei ebay enden koennte ;) )

Wozu Zeit und Gebühren investieren - teil' mir Deine Mailadresse mit, und ich mache Dir ein Angebot, das Du nicht abschlagen kannst... :D

Gruß FBI


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