Hallo zusammen,
trotz Suche in den üblichen Medien habe ich noch keine Rezi o.ä. zu Hazienda gefunden habe, Kommentare wie "verwendet nur bekanne Mechanismen und ist daher langweilig" halte ich für wenig hilfreich. So versuche ich hier mal mein erstes eigenes PEEP zu schreiben.
Spielziel ist es, in einer Zwischen- und Endwertung auf der Kramerleiste (das Spiel ist ja auch von Kramer) möglichst viele Punkte abzustauben und dort am Ende vorn zu stehen. Diese gibt es für Herden und für Gebiete, auf denen eine Haziendasteht, außerdem für Wasser, an welches Ländereien und Herden angrenzen sowie für Märkte, die man mit einer seiner Herden erreicht hat (je mehr Märkte, desto mehr Punkte; 1-2-4-9-15-etc. oder so ähnlich). Pro zehn Pesos gibt´s zum Schluss auch noch einen Punkt.
Es gibt Landschaftskarten, Tierkarten und Pesos. Die Pesos haben das gleiche Format wie die anderen Karten, man kann also alles zusammen auf der Hand halten, was ich sehr praktisch finde. Die Grafik der Karten ist bei den Tieren recht gut gelungen, bei den Landschaften wäre eine deutlichere Unterscheidbarkeit von Gebirge, Hügelland und Sumpf wünschenswert (wer kennt nicht die Spieleabende im leichten Dämmerlicht).
In jedem Zug hat man insgesamt drei Aktionen frei und wählt diese aus folgenden Möglichkeiten:
a) Karten kaufen (offene oder verdeckte vom Stapel; auch mehrmals möglich).
Die verdeckten Karten kosten zwei, die offenen drei Pesos. Bei dieser geringen Differenz kann es sich durchaus lohnen, auch mal ein oder zwei offene Karten zu kaufen.
b) Plättchen anlegen (Landschafts- oder Tierplättchen; auch mehrmals möglich). Man begint mit Landschaftsplättchen auf vorgegebenen Feldern, wobei man ein eigenes Plättchen auf ein Feld legt, zu dem man die passende Landschaftskarte abgeben kann. Weitere abgelegte Plättchen müssen nicht an bisherige eigene Landschaftsplättchen angrenzen, allerdings zählen Gebiete bei der Wertung erst ab mindestens drei Landschaftsplättchen. Wer also einen Markt am anderen Ende des Spielplans erreichen möchte, kann dort auch ein neues Gebiet anfangen. Wenn sich dort jedoch schon die Konkurrenz breit macht, sollte man möglichst schnell die erforderlichen drei Landschaftsteile zusammenbringen. Die Tierplättchen werden in der Pampa (nicht auf vorgezeichneten Landschaften) an eigene Gebiete oder an eigene Tiere der gleichen Art angelegt. Mit den Tieren kann man ins Innere des Spielplans vordringen. Mit Landschaften geht dies nur im Ausnahmefall. Wichtig ist es, mit den Tieren die auf dem Spielplan vorgegebenen Märkte zu erreichen, das bringt Geld (für alle Tiere der Herde und für angrenzende eigene Gebiete). Unsere erste Partie war hier noch recht harmonisch, aber durch das Abrängen anderer Herden von Märkten sowie das Eingrenzen anderer Gebiete hat das Spiel auch einiges an kompetitivem Potential. Besonders gut finde ich die Lösung, die Plättchen auf Vorder- und Rückseite mit unterschiedlichen Spielerfarben bzw. Tieren zu bedrucken. Das reduziert die Materialmenge erheblich.
c) Hazienda einsetzen (kostet 12 Pesos; auf Gebiet oder auf Herde; nur einmal pro Zug)
Die Hazienda bringt bei den Wertungen pro Landschaft ihres Gebietes oder pro Tier ihrer Herde zwei Punkte. Man sollte unbedingt rechtzeitig ein bis zwei der hübschen kleinen Holzhäuschen einsetzen, von denen es insgesamt nur neun im Spiel gibt. Hier gilt das Prinzip "Wenn weg dann weg". Besonders ärgerlich ist es, eine große Herde mangels Hazienda nicht werten zu können.
d) Wasserplättchen einsetzen (kostet 12 Pesos; nur einmal pro Zug)
Die Wasserplättchen decken ein, zwei oder drei Felder ab und bringen bei der Wertung für jedes angrenzende Tier- und LAndschaftsplättchen einen Punkt. Man kann die Wasserplättchen relativ früh legen mit dem Risiko, dass Mitspieler ihre Herden dann auch an diesen See heranführen, oder zunächst zwischen den Herden Platz lassen, um später eine Wasserstelle anzulegen mit dem Risiko, dass es das passende Plättchen dann nicht mehr gibt.
e) Ernten (Ernteplättchen auf eigenes Gebiet setzen; nur ein Plättchen pro Gebiet, nur einmal pro Zug)
Das Ernten bringt pro Landschaftsplättchen des beernteten Gebiets einen Peso, ist also eine Möglichkeit, schnell an Kohle zu kommen, wenn gerade kein Markt erreichbar ist.
Die Zwischenwertung erfolgt am Ende der Runde, in der die erste Hälfte des Tierkarten-Nachzugstapels aufgebraucht ist. Man kann das Eintreten also gezielt beeinflussen, wer weiter hinten sitzt, hat damit den geringeren Unsicherheitsfaktor (die anderen müssen immer damit rechnen, dass der Letzte die noch ausliegende Karte kauft). Spannend ist, ob man vor der Zwischenwertung noch seine wertungsrelevanten Aktionen durchführen kann. Zudem gibt die Zwischenwertung einen Hinweis, auf wenn man sich bei möglichen "Blockadeaktionen" konzentrieren möchte.
Fazit:
Das Material ist übersichtlich, stabil und schön gestaltet. Bei einer Spieldauer von ein bis eineinhalb Stunden zu dritt wurde es uns nicht langweilig, das Spiel war immer im Fluss. Altbekannte Spielmechanismen wurden sinnig verknüpft in einer wie ich finde harmonischen und thematisch passenden Umsetzung. Was in einzelnen Beiträgen schon bemängelt wurde ist das Problem der Optimierung des Umsatzes von Pesos in Siegpunkte ("Welche Aktion bringt mir letztlich wie viele Siegpunkte?"), das vor allem kurz vor der Wertung auftreten kann. Bei uns war das kein Problem, und es wurde ja auch schon oft genug diskutiert, dass es eben Intuitivspieler und statistische Optimierer als "Archetypen" gibt. Das Spiel bietet sicher beiden etwas. Wenn es nicht schon so spät gewesen wäre, hätte ich gern noch eine zweite Partie gespielt. Aus meiner Sicht eine klare Kaufempfehlung!
So, das war sicher der längste Fred, den ich hier jemals eingestellt habe. Ich hoffe, es kann jemand etwas damit anfangen und ich war nicht allzu konfus.
Grüßle (bzw. adios),
Immanuel